Lutz Dieckmann hat geschrieben:Die Amis machen ein grundsätzlich anderes Licht als wir. Besonders deutlich wurde das kürzlich als ich einen deutschen Ableger von CSI Miami gesehen habe. Das gleiche Set aber die Leute waren nicht in der Lage das gleiche Bild zu erzeugen.
Besonders witzig war in dem Zusammenhang irgendein "Bourne" - Film, der kürzlich im Fernsehen lief und teilweise in Deutschland spielte. Die Amerikaner erkennen das
Deutschland, wie es sich Little Bob vorstellt, natürlich aus jüngeren deutschen Filmen. Also wurde als folkloristische Kennung der visuelle Stil von
Tatort nachempfunden. Ich schaltete zu, und dachte an einen gut geschnittenen deutschen Krimi, bis Matt Damon durchs Bild hetzte.
Natürlich machen sich auch deutsche Filmemacher Gedanken über den Stil. Sie bevorzugen aber offenbar mehr das "Realistische" am Dreh "on location". Die Amerikaner sehen die komplette Story als einen Fake, und manipulieren jede einzelne Aufnahme so rigoros, bis sich eine Außenaufnahme nicht mehr von einer Studioaufnahme unterscheidet. Das ist also nicht nur eine Frage der Technik, sondern auch der zugrunde liegenden Haltung. Und die Amis haben Recht: Film hat mit Realismus nichts zu tun (Abgesehen davon, dass Realismus selbst ein Stil ist, also etwas Künstliches, Gewolltes).
Bezogen auf Video: Sieht man sich eine realistische Aufnahme irgendeines Schauplatzes an, kriegt man das Kotzen und wünscht sich Filmlook. Der aber ist mit Farbkorrekturen alleine nicht zu erhalten. Man muss etwas zeigen wollen, und dazu muss man das objektive
Aufnehmen von Gegebenem grundsätzlich ablehnen. Man muss jede Aufnahme solange technisch manipulieren, bis man alles Zufällige aus ihr rausgeprügelt hat, bis sie zum
Bild geworden ist.
Vorher aber muss man prüfen, ohne Videotechnik im Hinterkopf, ob man das, was man vor sich sieht, mit bloßem Auge bereits mag. (... und es gegebenenfalls ändern, Ausstattung,
Licht, Maske, Kostüme)
(DAS ist das Geheimnis, das der weise Gandalf, an seiner Pfeife schmauchend, wahrt, während die Hobbits vor seinen Füßen herumwuseln, Morpheus´Wahrheitspille.)
Postpro-Filter sind dann nur noch der letzte Schliff, ein bisschen Krötenwurz in den Zauberkessel kann nie schaden.
Checkliste also:
Was will ich
zeigen (und was hat darum im Bild nichts verloren, was fehlt)?
Wie erziele ich die bestmögliche
Wirkung?
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...