Apple versus Avid von rob - 9 Mar 2007 10:47:00
Interessantes Schlaglicht auf eine uralte Debatte: Wer baut das bessere Schnittsystem: Apple oder Avid. Hier meldet sich ein Ex-Avid-Cutter zu Wort, der zu Final Cut Pro gewechselt ist und entsprechend Apples Software favorisiert - interessanter Weise nicht weil Final Cut von den Featuren her das bessere Schnittprogramm sei, sondern weil Apples Produktpolitik geradliniger und das Programm einfacher sei.
Also ich denke auch, dass in Zukunft die NLE Hersteller sich mehr auf Integrität konzentrieren sollten. Avid sollte vllt auch mit anderen Herstellern wie Autodesk, Eyeon oder Maxon enger zusammer arbeiten um eine bessere und attraktive Integrität zwischen den Programmen zu erhalten. Damit könnte Avid gegenüber Apple Punkten. Ansonsten geht es Avid langsam aber sicher an den Kragen. Sicher, der Media Composer ist und bleibt noch die Nr1 aber für das Geld überlegt man sich dann vllt doch lieber in eine andere Schnittlösung zu investieren. Schließlich hat die Konkurrenz mit FCP, Premiere und Co. mächtig aufgeholt.
Dass man bei Avid mehr Optionen hat ist in meinen Augen kein Manko. Von FreeDv bis zum Adrenaline ist für jeden was dabei.
Nun ja, ich bin inzwischen auf den Mac Pro geswitched und hätte theoretisch die Wahlmöglichkeit (wer am PC sitzt, hat ja keine Option auf FCP) zwischen beiden Schnittlösungen, aber nachdem ich mir FCP mal etwas näher anschauen konnte, wüßte ich auch nicht unbedingt, warum ich zu diesem Programm wechseln sollte.
Sicher, wenn ich Neueinsteiger wäre und Avid nicht kennen würde, hätte ich´s mit FCP sicher einfacher, aber letztlich ist es nur eine Gewöhnungsfrage - schneiden kann man mit beiden Lösungen.
Der große Vorteil von FCP und dem Studio Bundle ist aber ganz klar das Preis/Leistungsverhältnis, denn das ist wirklich kaum zu toppen. Hier spielt Apple alle Trümpfe aus und das kann eine Firma wie Apple einfach nur, weil die eben in erster Linie von den Hardwareverkäufen leben.
Bei Apple ist das auch nur ein kleiner Teil des Produktportfolios - Avid ist in dem Bereich eher spezialisiert. Daher verstehe ich das Chartposting auch nicht: dass Apple an der Börse höher bewertet ist, sagt ja wohl mal gar nichts aus (da spielen ja wohl ganz andere Faktoren eine Rolle).
Trotzdem muß Avid natürlich aufpassen: der Media Composer als Software only ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung, aber mit 5k Euro nicht unbedingt ein Schnäppchen. Für 5k Euro bekommt man einen Mac Pro inkl. FCP Studio und hat noch genug für eine Decklink übrig. Es wird also immer schwerer aus betriebswirtschaftlicher Sicht noch Argumente für Avid zu finden.
Die vielen Produktversionen bei Avid empfinde ich jetzt auch nicht wirklich als schlimm und die UB für Intelmacs steht kurz vor der Veröffentlichung.
Ich glaube Sinn der Links war zu zeigen, wie sich die Aktienkurse in den letzten Jahren verändert haben und nicht um die Unternehmen absolut miteinander zu vergleichen. Veränderungen der Aktienkurse bei Apple rühren zwar nicht unmittelbar aus FCP und Videoprodukten her, sind aber ein ganz guter Indikator, wie es dem Unternehmen mit Produkten und Innovationen geht, wie der Trend aussieht. Und solchen Trends folgen auch Profis ein Stück weit. Eine Firma wie Apple, die ständig wächst, neue Leute anwirbt und expandiert, wird auf Dauer auch genügend neue Cutter o. ä. an sich binden. Eben weil das Zeug immer beliebter wird. Dieses Image und den Trend hat Avid nicht.
Na ja, aber man darf nicht vergessen, was diesen Run der Apple Aktie einst auslöste: ich kann mich noch gut erinnern, dass AAPL bei $12 stand und alle die FA schon tot gesehen haben. Damals habe auch ich ein Investment geschäut, weil mir irgendwie nicht klar war, wo da noch was herkommen soll (eine fatale Fehlentscheidung). Tja, dann kam der iPod (der ja zunächst kein Erfolg war), danach der G5 und eben mit der Vorstellung dieses Prozessors ging´s kontinuierlich aufwärts (mit einem einhergehenden Hype um den iPod).
Es mag also sein, dass es Apple im Moment ziemlich gut geht und die sicher noch einiges in Petto haben, aber ob das mit FCP etwas zu tun hat, wage ich mal zu bezweifeln. Avid ist im Schnittbereich nach wie vor Industriestandard und auch an ProTools beißt sich die Konkurrenz seit Jahren die Zähne aus (immer wieder witzig, was da jedes Mal als ProTools Killer verkauft wird - Apple hat ja angeblich auch einen solchen Killer als Nachfolger von Logic in der Entwicklung) und ich behaupte mal: so schnell ändert sich da auch nichts.
Andererseits gibt es natürlich schon das Problem, dass immer mehr Firmen allein auf Grund des Preises Entscheidungen treffen und hier ist das große Plus bei Apple (verbunden mit der Wahlmöglichkeit bei der Hardware). Die Avid Sachen sind zwar rock solid (das kann ich von Apple Software nicht unbedingt behaupten, wenn ich nur mal an das Logic Debakel denke, mit dem ich hier ständig kämpfen muß), aber eben auch sehr teuer und man darf natürlich schon die Frage stellen, ob das noch gerechtfertigt ist.
Ich finde z.B auch die Unterscheidung MC (Software only) und Avid Xpress nicht sehr sinnvoll: Avid sollte Xpress einstampfen und den MC für 2k anbieten und ich bin mir ziemlich sicher, dass das den Verbreitungsgrad deutlich erhöhen würde. Damit würden sie aber all denen vor den Kopf stoßen, die einen Haufen Geld in den MC gesteckt haben und denen der Premiumanspruch wichtig ist - meiner Meinung nach war das also nur eine Marketingentscheidung.
Hier gilt wohl der Spruch, was nichts kostet ist nichts. Außerdem will man den MC Anwendern die 6stellig investiert haben nicht auf die Füße treten. Dieser Satz sollte eigentlich auch bei Kunden mit kleinen Applikationen berücksichtigt werden, gilt für beide Unternehmen. Immerhin sind 10 Mio. Anwender auch eine Bank und Kleinvieh macht auch Mist ! Ich bin aber auch der Meinung eine Software MC für 2k und AL für 0,5k wären die Lösung. Bei FCP gibt es sicherlich noch einiges an Hausaufgaben und AVID darf sich auf keinen Fall ausruhen. Kunden wollen durchgängig in HD arbeiten und das nicht erst Jahre nach der Anschaffung Ihrer Camcorder. Enttäuscht bin ich natürlich von der Performance der AVID Aktie und begeistert von Apple. Seit der Pinnacle-Übernahme geht es nur noch bergab. Die letzen Übernahmen waren alle keine wirklichen Highlights. Hier fehlt es dem Board einfach an Mut, die nötige Innovation- und Kommunikationsbereitschaft. Apple hingegen sprüht voller Innovationsfreude. Alle Karten werden richtig ausgespielt. Der Name wird plötzlich geändert. 2007 trägt Apple – um seine Produktpalette besser zu repräsentieren – nicht mehr den Namen Apple Computer, Inc. sondern nur noch Apple Inc. Das iPhone und Apple TV treiben die Apple-Aktie in die Höhe, an der New Yorker Börse schnellte der Kurs auf 92,57 US-Dollar hinauf. Damit erreichte Apple den zweithöchsten Stand der vergangenen 52 Wochen. Bei der aktuellen Marktlage wäre Avid u.a. mit dem Kauf von Magix gut beraten. Die anschliessende Marktbereinigung wäre dann nur noch ein Kinderspiel. Apple TV ist z.B. nicht mehr als ein Showcenter BJ 2002 mit HDD und den richtigen Anschlüssen. Hier verschläft Avid einen ganz grossen Deal. Die Schlagzeilen bestimmen neben Apple aktuell auch Google/Youtube, Amazon/Tivo oder Skype/Joost.
Genau das isses: es geht um die Wahrung des Premiumanspruches. Die Unterschiede zwischen MC und Xpress sind schon da (vollwertige Timewarp und Timeramp Effekte, Keyer, stylishere Oberfläche mit erweiterten Shortcuts im MC u.a.), aber sie sind meiner Meinung nach nicht so gravierend, dass das 3k Euro Preisdifferenz rechtfertigen würde. Man kann im MC glaube ich auch mehr HD Ströme gleichzeitig streamen, aber viel mehr ist es auch nicht (außer das die Plugins gut das doppelte kosten, im Vergleich zu Xpress - siehe z.B. die Sapphire Plugins von Genarts).
Wenn Avid diese Einstellung beibehält und Apple FCP weiter ausbaut (das Media Management ist beispielsweise in Avid um einiges besser), dann könnte Avid in der Tat Probleme bekommen (die sie sicherlich bereits haben).
MC für 2k und Avid Liquid - zumindest wäre das ein guter Anfang für eine breitere Kundenbasis. Ist sicherlich ein großes Risiko für Avid so einen Schritt zu gehen, aber wenn sie gar nichts machen, gehen sie irgendwann unter (ich denke bei solchen Sachen immer an den Fall SGI - einstige Jubelfirma und nun weg vom Fenster, trotz guter Produkte). Letztlich entscheidet der Markt darüber, was sich durchsetzen wird.
Bin auf jeden Fall mal gespannt, was die neue Version 5.7 an Neuerungen bringt - vielleicht hat Avid ja schon dazugelernt ;-) .
In einigen Punkten ist Liquid in der Tat fortschrittlicher als Xpress (Bezierkurven gibt´s in Xpress bis heute nicht), aber vielleicht gibt´s ja einige Anpassungen mit dem nächsten Release.
WAs wäre wohl, wenn das nächste FCP auch auf Windows laufen würde?
Mich würde es freuen, denn dann gäbe es auch einen richtigen Wettbewerb zwischen Avid und Apple.
Beatfabrikant hat geschrieben:WAs wäre wohl, wenn das nächste FCP auch auf Windows laufen würde?
Mich würde es freuen, denn dann gäbe es auch einen richtigen Wettbewerb zwischen Avid und Apple.
Ein Mißverständnis. FCP ist vollkommen in das Mac-OS eingebunden. Selbst wenn die Geschlechtsumwandlung (oder besser Kastration) gelänge und FCP auf Windows so liefe wie auf Macs, bedeutete dies höchstens das Ende von Premiere. Avid ist ja ohnehin sehr vielgestaltig.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...
Das Problem bei Avid ist: Die sind zu starr. Europa zählt nicht, es gibt nur den amerikanischen Kunden. Und sie ruhen sich tatsächlich auf ihrem Erfolg aus bzw. vertrauen darauf, das ihre Produkte für immer marktführend bleiben.
Damit Avid sich auch mal was aus Europa anhört, mussten sich schon viele Sendeanstalten, die Avid nutzen zusammen tun, um als eine Stimme aufzutreten.
Außerdem öffnet sich Avid nicht anderen Produkten, ähnlich wie Microsoft. Wenn man einen Sender komplett mit Avid Technologie betreibt, ist man quasi abhängig von Avid. Und wenn man dann neue Features braucht und in Europa wohnt, hat man pech. Daher werden von Sendern dann eben für Erweiterungen gar keine Avid Produkte eingesetzt, sondern andere, offene Softwareprodukte, die über die Export Funktion von Avid dann doch mit dem System zusammenarbeiten. So z.B. VPMS (Video Managemant Preview System) womit die Redaktion an ihren PC's Videos vorschneiden können. Sowas gibts auch von Avid, aber das System ist wohl nicht offen.
Wenn die bei Avid so weiter machen, könnten sie an ihrer Starrheit eines Tages ersticken...
Irgendwie fehlt hier ein Edit Button, oder bin ich blind?? Naja egal, noch mal zurück zum Thema:
Das es Avid Cutter gibt, die 10 Jahre am Avid gearbeitet haben und danach Final Cut besser finden, wundert mich nicht. Allein der Satz:
"Too many options can make it difficult to make a decision"
sagt so einiges. Ich kenne auch einige Cutter, die besser ein einfacheres System als einen Avid bedienen sollten. Trotzdem verdienen sie Geld mit dem, was sie tun. Es geht nunmal immer um die Balance von Einfachheit und Komplexität. Je mehr ein System kann, desto komplizierter ist. Aber genau das ist ja manchmal oder auch öfter nötig.
Kurzum, über so einen Text kann ich nur lächeln, ich kenne auch Cutter, die von FinalCut auf Avid gewechselt sind. So einen hätte man auch mal befragen müssen, wenn man schon einen öffentlichen Vergleich zieht.
Also ich bin von Premiere auf Avid gewechselt und ich bin begeistert. Gerade die Tatsache, dass man alles individuell nach seinen Wünschen einstellen kann find ich klasse. Allerdings ist das am Anfang überhaupt nicht einsteigerfreundlich. Da wird man quasi von dieser Vielfalt erschlagen aber nach einer gewissen Zeit und nach etlichen Videotutorials wird man immer besser.
Sehe ich auch so: bin von Vegas zu Avid gewechselt und hatte anfänglich einige Schwierigkeiten, gerade auch weil der Workflow sehr rigide vorgegeben ist. Mal eben in der Timeline irgendwas hin und herschieben, wie das in Vegas problemlos geht, ist bei Avid ja zunächst mal nicht möglich - hat aber durchaus auch Vorteile.
Was Hogar bezüglich Europa geschrieben hat, ist sicher ein wichtiger Punkt, der allerdings von vielen amerikanischen Unternehmen vernachlässigt wird (das ist bei Apple ja nicht anders). Es betrifft ja nicht mal Europa allein, sondern alle Pal Gebiete (einschließlich Australien und Asien) und damit ist es eigentlich fast schon nicht mehr entschuldbar, dass wir immer hinten anstehen.
Bestes Beispiel: wie lange gibt es nun schon die Panasonic HVX200E ? Nach wie vor gibt es jedoch keine Möglichkeit 720p50 mit Avid zu bearbeiten, während man beim US Modells keine Probleme hat. Der einzige entschuldbare Fakt ist der, dass auch Apple mit FCP in diesem Punkt noch nicht weiter ist (wie schon geschrieben ist das eben nicht nur ein Avid Problem), aber vom Marktführer erwarte ich eigentlich mehr, als von Apple, bei denen das mehr nebenbei läuft.
Na ja, im nächsten Release scheint 720p50 ja nun endlich implementiert zu sein - man darf also hoffen.
Komisch dass alle Probleme mit 720p haben. Mein 0,049k Programm VDL 07 kanns ;-) Derzeit schneide ich eine Aufführung mit 4 Kamerapositionen, vielleicht nicht so elegant wie in FCP aber es geht relativ einfach.
In der Diskussion sollte folgender Aspekt nicht unterschätzt werden:
Viele Hoch-, Fachhoch- oder berufsbildende Schulen mit dem
Ausbildungsziel "Mediendesigner/-gestalter" o.ä. sind seit Jahren mit
teuersten Systemen und AVID ausgestattet.
Dort kann es nicht mehr darum gehen, was besser sein könnte.
Deren mageres Budget ist nicht für schnelllebige Umdenke geeignet.
Die Absolventen stellen erstmal eine gediegene Avid-Klientel dar.
Wer sich im späteren Berufsleben oder privat für FC entscheidet,
hat beim Umstieg ja keine Probleme.
Eine Prognose für die Entwicklung beider Schnittsysteme und deren
Verbreitung ist für alle hier wohl illusorisch.
Wir selbst reden jedenfalls liebend gerne von der "Gnade der späten Geburt" (FCpro/FCS).
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