Bildlauf hat geschrieben: ↑Mi 26 Nov, 2025 14:16
Frage war mehr, ob wenn raw entrauscht wird eine Weichzeichnung des Bildes stattfindet oder eben nicht, weil die noise quasi nur oben aufliegt bzw. nicht "integriert" ist wie bei h264/265 zb.
Mir ist nicht klar, was Du damit meinst.
Sensordaten haben einen Signal- und einen Rauschanteil (Shannon/Weaver-Einmaleins...). Rauschen, das "quasi nur oben aufliegt", gibt es nicht. Im Prinzip ist das wie Wasser, das neben H2O auch alle möglichen anderen Teilchen enthält, wenn es nicht gerade destilliert und in einem Reinraum aufbewahrt wird. Die sonstigen Teilchen "liegen nicht auf", sondern sind Teil der Flüssigkeit. Rauschfilterung ist daher wie Wasserfilterung mit einem Papierfilter.
Beispiel: Wenn Du ein tiefschwarzes Bild hast, das auch Tiefschwarz abbilden soll, und dessen 10bit-Pixelwerte allesamt auf Null stehen, hast Du kein Rauschen im Bild. Wenn Du dann einige dieser Nullen mit Zufallswerten ersetzt, fügst Du dem Bild Rauschen hinzu. Je mehr Nullen Du ersetzt, desto höher das Rauschen bzw. der (unsauber-chaotische) Rauschanteil ggü. dem (sauberen) Signal.
Ein Rauschfilter würde dieses Bild mathematisch analysieren, feststellen, dass seine Werte zu 99% Null bzw. Tiefschwarz sind und die übrigen 1% chaotische Werte enthalten und außerdem gleichmäßig-zufällig über das ganze Bild verteilt sind. Daher würde er davon ausgehen, dass die Werte keine wirkliche Bildinformation enthalten (z.B. nicht etwa irgendeine im pechschwarzen Raum leicht glimmende Lichtquelle) und sie allesamt auf Null setzen bzw. wegfiltern.
Dabei besteht natürlich immer das Risiko, dass doch echte Bildinformation weggefiltert wird, z.B. ein im Gegenlicht leicht sichtbares Haar oder Staubkorn in der pechschwarzen Kammer. Je rechenaufwändiger man daher den Rauschfilter-Algorithmus gestaltet (z.B. auch mit KI-Muster/Objekterkennung), desto geringer das Risiko, dass versehentlich echte Bilddetails weggebügelt werden.
In Kameras mit hochkomprimierten Codecs wie h264/h265 braucht man ein möglichst gut entrauschtes Bild, weil sich das besser komprimieren lässt. (Im Fall des reinschwarzen Bilds könnte man es sogar auf nur 1bit bzw. eine einzige Null runterkomprimieren + noch Metadaten über die Pixelauflösung etc.) Allerdings sind Kamerachips nicht so rechenstark wie z.B. Nvidia-Hochleistungs-GPUs in PCs, weshalb die Rauschfilterung oberflächlicher ist und eher echte Bilddetails killt.
Wenn man Raw aufzeichnet, fällt die Rauschfilterung i.d.R. weg (Ausnahmen sind z.B. Blackmagics BRaw) und man kann mit rechenaufwändigeren Algorithmen wie z.B. denen von Neat Video in der Post entrauschen.
Auch kriegt man natürlich bessere Endqualität bzw. weniger Informationsverlust, wenn das Sensorsignal nicht zweimal hintereinander entrauscht wird (erst in der Kamera bei der h264/h265-Aufzeichnung, dann nochmal in der Post), sondern nur einmal mit allen ungefilterten Sensordaten und dem qualitativ besten (PC-Software-) Rauschfilter - denn alle reale Bildinformation, die der qualitativ schlechtere kamerainterne Rauschfilter bereits gekillt bzw. weggebügelt hat, ist dann bereits verloren.
[Und das können z.B. feine Farbschattierungen, Poren, Haare und sonstige Texturen auf der Gesichtshaut sein, die eine (ggfs. mehrfach hintereinander stattfindende) h264-Codec-Rauschfilterung und -Kompression einfach zu einer monochromen Fläche glattbügelt wie bei roki100's YouTube-Bildbeispiel weiter oben.]