Tonaufnahme und -gestaltung Forum



24 Mikrophone für Sprachaufnahmen im Hörvergleich



Fragen zur Tonaufzeichnung, Ausrüstung (Mikros etc.), aber auch zu gestalterischen Aspekten.
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berlin123
Beiträge: 1245

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von berlin123 »

Warum hast du im Bild oben eigentlich nur die Neumann und M. Gefell dabei?

p.s. sorry für meine Nachlässigkeit, aber ich kann das gerade nicht auf guten Lautsprechern hören: reicht mein MKH50 auch für gute Sprachaufnahmen, oder muss ich doch nochmal ein Neumann kaufen?

p-p.s. In einem anderen Vergleich hab ich neulich das 102 und das 103 im Vergleich gehört, und das 102er hat mir sogar besser gefallen.



freezer
Beiträge: 3556

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von freezer »

Frank Glencairn hat geschrieben: Mo 16 Dez, 2024 13:09 ... und nicht vergessen, das richtige Weinglas dabei zu benutzen, weil der Wein aus nem anderen Glas natürlich völlig anders schmeckt ;-)
Wennst mal wieder in Graz bist, lade ich Dich auf einen guten Rotwein ein - aus einem Zalto-Burgunderglas. Du wirst den Unterschied tatsächlich schmecken.
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Pianist
Beiträge: 8982

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Du kannst mit einem MKH 50 sehr gute Sprachaufnahmen machen, da besteht keinerlei Zweifel.

Und der Grund, warum nicht alle Mikrofone auf dem Gruppenfoto sind: Ich hatte nie alle Mikrofone gleichzeitig da, sondern habe an vier oder fünf verschiedenen Tagen aufgenommen, so über zwei Monate verteilt. Einige waren ja geliehen oder gemietet.

Auf dem Foto ist im Prinzip mein Eigenbestand plus M 49v, M 149 und U 67. Mehr Platz im Bild wäre eh nicht gewesen, so dass ich meine Kleinmembraner sowieso weggelassen habe.

Matthias
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TheBubble
Beiträge: 2013

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von TheBubble »

Ich finde solche Vergleiche interessant (obwohl ich Audio an sich nie besonders spannend fand), aber eine Frage, die in meiner Vorstellung an sich die entscheidende Frage sein müsste, bleibt für mich praktisch immer unbeantwortet: Welches Mikrofon nimmt den Ton so auf, wie man ihn vor Ort hören würde? Damit man ihn, theoretisch, irgendwann exakt so wiedergeben kann?

Und ergänzend: Spielt eine "Realitätsnähe" derzeit überhaupt eine Rolle, wenn schon fast jedes Paar Kopfhörer gefühlt leicht anders klingt (und Lautsprecher sowieso)?



Pianist
Beiträge: 8982

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Diese Frage wird in der Tonmeisterei seit Jahrzehnten diskutiert. Die einen wollen die Realität "scannen", die anderen einfach eine schöne Aufnahme machen, die gut klingt. Daher ist diese Frage schlichtweg nicht zu beantworten. Das Ohr hört nun mal anders als jedes Mikrofon. Beziehungsweise ist die Frage schon zu beantworten, nämlich dass es sowas nicht gibt.

Und das klärt dann auch Deine zweite Frage: man kann immer nur versuchen, eine Lösung zu finden, die für möglichst viele Hörsituationen funktioniert. Was die Leute dann am Ende wirklich hören, darauf hat man ja ohnehin keinen Einfluss, außer man ist selbst für die Hörsituation verantwortlich.

Ist aber das gleiche mit dem Bild, weil man ja nie weiß, wie die Leute ihren Monitor oder ihren Fernseher wirklich eingestellt haben.

Matthias
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TheBubble
Beiträge: 2013

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von TheBubble »

Pianist hat geschrieben: Di 17 Dez, 2024 09:32 Ist aber das gleiche mit dem Bild, weil man ja nie weiß, wie die Leute ihren Monitor oder ihren Fernseher wirklich eingestellt haben.
Völlig richtig, vor allem früher waren das teils richtige Katastrophen.

Trotzdem habe ich bei Displays immerhin eine Möglichkeit auf einen genormtes Ausgabegerät mit genormten Farbraum, Helligkeitskurve, usw. hinzuarbeiten. Das geht sogar bereits mit recht geringem Aufwand los (einfach selbst ein vom Werk aus kalibriertes Display verwenden), aber ja, man kann sich auch hier hineinsteigern und Dinge wie die genormte Umgebungsbeleuchtung umsetzen.

Nur beim Ton ist es für mich gefühlt anders, mir fehlt eine vergleichbare Festlegung, die die Richtung vorgibt und an der man sich orientieren kann.



Pianist
Beiträge: 8982

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Das geht meiner Meinung nach nur über den Erwerb eigener Hörerfahrung. Ausgangspunkt könnte dann sein, wie andere es machen, denen man gute bis sehr gute Ergebnisse zutraut. Also beispielsweise öffentlich-rechtliche Hörspiel- oder Feature-Produktionen der jeweiligen Kulturwellen. Oder bei klassischen Konzerten könnte man sich mal anhören, wie ein Wiener Neujahrskonzert klingt, oder eine Übertragung der Berliner Philharmoniker aus der "Digital Concert Hall".

Ich diskutiere meine Aufnahmen ja auch mit Leuten auf recording.de und da kommen wir im Regelfall alle unabhängig von einander zu annähernd gleichen Ergebnissen. Und weltweit auf gearspace.com ist es praktisch genauso. Es gibt da also schon allgemein gültige Grundlagen.

Matthias
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ruessel
Beiträge: 10213

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von ruessel »

Welches Mikrofon nimmt den Ton so auf, wie man ihn vor Ort hören würde?
Kunstkopf.
Gruss vom Ruessel



Pianist
Beiträge: 8982

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Hier noch mal ganz kompakt zwei Aufnahmen, die zwei unterschiedliche Klangcharakteristiken abdecken: Das M 990 mit moderner Kapsel löst etwas feiner auf, hat obenrum einen etwas seidigeren Glanz, macht meine Stimme allerdings auch ein wenig "hauchiger". Das M 92.1s hat eine traditionelle M7-Kapsel und macht meine Stimme etwas "kerniger", was ihr vor allem in einer kompletten Mischung mit Atmo und Musik bei der Durchsetzung hilft.

Es kommt also immer auf das jeweils gewünschte Klangbild und den Einsatzzweck an. Das Rauschniveau beim M 92.1s ist etwas höher, bei einer Solo-Aufnahme kann man das aber mit Izotope leicht verschwinden lassen, ohne das Nutzsignal anzugreifen.

Beide Mikrofone haben einen Röhrenverstärker und einen großen Ausgangsübertrager. Beides wirkt sich sehr positiv auf den Klangreichtum aus. Das bekommt man mit transformatorlosen Mikrofonen mit Transistorverstärker nicht hin, auch wenn das MT 71s oder das M 930 wirklich sehr gut sind.

Matthias
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freezer
Beiträge: 3556

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von freezer »

TheBubble hat geschrieben: Di 17 Dez, 2024 09:27 Ich finde solche Vergleiche interessant (obwohl ich Audio an sich nie besonders spannend fand), aber eine Frage, die in meiner Vorstellung an sich die entscheidende Frage sein müsste, bleibt für mich praktisch immer unbeantwortet: Welches Mikrofon nimmt den Ton so auf, wie man ihn vor Ort hören würde? Damit man ihn, theoretisch, irgendwann exakt so wiedergeben kann?

Und ergänzend: Spielt eine "Realitätsnähe" derzeit überhaupt eine Rolle, wenn schon fast jedes Paar Kopfhörer gefühlt leicht anders klingt (und Lautsprecher sowieso)?
Das Problem beginnt halt schon dabei - was möchtest Du aufnehmen? Und wie wiedergeben?
Bei Sprache will man in der Regel eine gute Verständlichkeit und Transparenz aber auch eine Schönungfärbung des Stimmklangs.

Bei der Stereowiedergabe über Lautsprecher gibt es ein akustisches Übersprechung vom linken Lautsprecher, der zuerst das linke Ohr erreicht und etwa 200 µs später das rechte Ohr, wobei in beiden Fällen Beugung um den Kopf sowie Interaktionen mit den Ohrmuscheln auftreten. Für eine zentrierte Phantomquelle geschieht natürlich auch der umgekehrte Weg. Die 200 µs Verzögerung zwischen dem benachbarten und dem gegenüberliegenden Lautsprecher sowie die akustische Summierung verursachen eine Einkerbung in der Frequenzantwort um 2 kHz sowie Welligkeiten in der Impulsantwort oberhalb dieser Frequenz.
Mikrofone mit Präsenz-Peaks im 2-kHz-Bereich gleichen das aus. Mischt man diese aber in 5.1 Surround, so tritt das Stereoproblem nicht auf - es gibt nur den echten Center und kein Phantom-Center. Dann klingt die selbe Stimme plötzlich zu schrill.

Bei einem Schlagzeug brauchst Du ein Mikrofon welches die schnellen Übergänge der Transienten aufzeichnen kann. Regiert das zu träge, klingen die Transienten verwaschen.

Ein komplexes Klangereignis wie zB ein großes Orchester benötigt eine großen Aufwand bei der Raumakustik und Mikrofonierung. Da reicht ein Stereopaar nicht aus. Zudem hört der Zuschauer vor Ort je nach Sitzposition das Orchester völlig anders. Die jeweiligen Abstände zu den Instrumentengruppen, die Raumreflexionen sind ganz stark an den Sitzplatz gebunden.
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Pianist
Beiträge: 8982

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

So isses. Deshalb gibt es ja auch die sehr umfangreichen Tonmeister-Studiengänge in Berlin und Detmold. Gibt es in Österreich sowas auch?

Für schönfärbende Sprach- und Gesangsaufnahmen nutzt man ja gerne Großmembranmikrofone, während man für perkussive Instrumente lieber Kleinmembranmikrofone nimmt, wegen der höheren Impulstreue. Aber es gibt auch Leute, die bei Sprachaufnahmen die Kleinmembraner bevorzugen. Im Prinzip kann man sogar mit einem KM 184 gute Sprachaufnahmen machen, wenn man es sinnvoll bearbeitet.

Matthias
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freezer
Beiträge: 3556

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von freezer »

Pianist hat geschrieben: Di 17 Dez, 2024 14:13 So isses. Deshalb gibt es ja auch die sehr umfangreichen Tonmeister-Studiengänge in Berlin und Detmold. Gibt es in Österreich sowas auch?
Ja, die Kunstuni Graz bietet das zum Beispiel. Von dort kommen auch immer wieder interessante Spin Offs. Der Audioplugin-Hersteller Sonible ist so eines und hat seinen Sitz in Graz.
https://www.kug.ac.at/studium/studienan ... ningenieur
https://www.sonible.com/de/about-us/

Als AKG noch ein eigenständiges Unternehmen war, kamen viele der Ingenieure von der Kunstuni Graz bzw. TU Graz. Nachdem Samsung die Fertigung aus Österreich wegverlegt hatte, machte sich das AKG Team selbstständig:
Austrian Audio war geboren.

In Wien ist das ähnlich.
Einer der wichtigsten Anbieter von symphonischen Sample-Bibliotheken kommt aus Wien:
https://www.vsl.co.at
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Pianist
Beiträge: 8982

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Wie siehst Du das als österreichischer Medien-Unternehmer eigentlich? Wenn Du jetzt ein neues Mikrofon in Deinen Sprecherraum hängen wollen würdest – läge Dein besonderes Augen- und Ohrenmerk dann auf dem OC 818, weil Du es gut findest, ein österreichisches Mikrofon zu nutzen? Oder wäre Dir das total egal? Und weißt Du zufällig, wie der ORF in dieser Hinsicht tickt?

Immerhin gibt es ja nicht so viele Länder auf der Welt mit eigenen Mikrofonherstellern. Den anderen kann es sowieso wurscht sein.

Analog dazu könnte ich mir vorstellen, dass in Wien und anderen österreichischen Städten auch deutlich mehr Bösendorfer-Flügel im Einsatz sind als Steinway oder Bechstein.

Matthias
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Blackbox
Beiträge: 735

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Blackbox »

"Welches Mikrofon nimmt den Ton so auf, wie man ihn vor Ort hören würde?"

Eine eins zu eins Reproduktion des Klangs vor Ort ist in aller Regel aus guten Gründen überhaupt nicht wünschenswert, von der prinzipiellen Nicht-Machbarkeit mal ganz abgesehen.
Gerade im Musikbereich geht es darum mit tontechnischem Können und ggf. mit musikwiss. Expertise eine Klangwelt zu schaffen, die sich am Inhalt und der ästhetischen Qualität des 'content' orientiert.
Es gab vor allem mal zu Beginn der CD-Zeit Versuche puristisch zB aus der 10. Reihe Mitte eines Konzertsaals xy mit nur zwei Mikrofonen möglichst auch noch im 'natürlichen' Ohrabstand ohne spätere Dynamikbearbeitung (96dB-DR Digitaleuphorie) aufzunehmen. Da die Ergebnisse - wie zu erwarten - unbefriedigend und konsumentenuntauglich ausfielen, verschwanden solche Experimente dann schnell wieder im Kuriositätenkabinett.
In der Regel sollten Aufnahmen (etwa im klassischen Bereich oder akustischen Jazz etc.) hörbar machen was in der jeweiligen Komposition/Interpretation passiert (also zB die Partitur hörbar repräsentieren incl. der Hornstimme, die 'live' oft im Raumbrei untergeht, etc.), es soll eine für die Musik adäquate Raumillusion erzielt werden mit ansprechendem Umhüllungsgrad, die Dynamik soll ästhetisch passend und Wohnzimmertauglich eingegrenzt werden, usw.
All das ist eher das Gegenteil von dem Ansatz mit 'idealen' Mikrofonen einen Ohrersatz vor Ort aufzustellen.
Wie oben schon geschrieben ist bei all dem die grundlegende Problematik der diversen Lautsprecherwiedergaben zu berücksichtigen, teils ist auch Monokompatibilität wichtig.
Das üblich gewordene Stereo hat neben vielen erheblichen Vorteilen auch, wie oben schon beschrieben, einige spezifische Nachteile, und das Ideal von 'unverfälschter Wiedergabe' ist da eh nicht zu erreichen.
Das geht am besten bei den zwei Extremen, nämlich der unterschätzten Mono Wiedergabe, und andererseits in immersionsfähigen Räumen mittels Wellenfeldsynthese (Hochschule Detmold hat nen interessanten WFS-Konzertraum mit >300 Lautsprechern) oder mittels umfangreicher Surroundinstallation (9.1.4, 9.2.6, etc.)

Ähnlich wie beim Bild (wo soll die Schärfe/Unschärfe liegen ...) sind jedenfalls immer Entscheidungen zu treffen wie das künstliche Produkt 'Tonkonserve' passend mit möglichst guter Illusion gestaltet bzw. gegenüber einer vermeintlich 'echten' vor-Ort Zweiohrenrealität um-gestatet werden soll.
Kunstkopfaufnahmen musikalischer Aufführungen kommen den Realwahrnehmungen prinzipiell zwar u.U. am nächsten, aber die Einschränkungen sind doch recht groß:
- klingt über Lautsprecher schlecht
- klingt bei jedem Hörer komplett unterschiedlich, es sei denn es wurde eine individuelle HRTF angefertigt und in die Wiedergabekette integriert
- Verbesserungen der klanglichen Schwächen von zB Reihe10 Mitte sind nicht möglich, das Horn etwa bleibt stumm, Direktheit/Tiefenstafflung ist unbefriedigend usw.
Kommt Film dazu wird's zusätzlich unpraktisch, etwa wenn es bei Nahaufnahme der Oboistin leider keinen wahrnehmbarer Oboenklang auf die Ohren gibt.
Interessant ist das m.E. eher für Hörspiele, oder für Sachen, die eingens für Kunstkopfaufnahme konzipiert sind (was dann aber ebenfalls meist ziemlich artifiziell ist), sowie für Anwendungen für seheingeschränkte Personen, die dann idealerweise eine individuelles HRTF-file an die Hand bzw. auf's Ohr kriegen.
Kurzum:
bis auf Ausnahmen ist es überhaupt nicht der Job des Tonschaffenden 1zu1 Abbilder einer vor-Ort Realität zu schaffen, sondern es geht immer um Gestaltung/Interpretation, also Neugestaltung, dieser 'Klangquellen-im-Raum-Realität'.
Dabei allerdings ist es höchst hilfreich Mikrofone zur Hand zu haben, die möglichst verzerrungsarm und frequenzlinear mit möglichst präziser (also kalkulierbarer) Richtcharakteristik und Transiententreue Schall in Strom umwandeln können.
Wissen und Erfahrung rund um den Einsatz der 'färbenden' Mikrophone bei Multimikrofonierung und Sprecher:innen-aufnahmen ist allerdings auch sinnvoll und (zB im Pop/Rock) teils notwendig, da der Sound schon mal eine gewissen Richtung kriegt, und sich bestimmte Mikrofonauswahlen nicht im Nachhinein umbearbeiten lassen (Z.B. Bändchen vs. Tauchspule, etc.). Die angestrebten Frequenzbereiche für das jeweilige Instrument können durch Mikrofonauswahl etwas vorgeformt werden, der HiHat kann penetrante Schärfe genommen oder gegeben werden usw.
Die Nichtlinearitäten oder die träge Transientenübertragung einiger Mikrofone kommen dann den Zielvorstellungen schon mal etwas entgegen, man kriegt das dann quasi 'out of the box', was ansonsten mühsam mit PlugIns nachgebaut werden müsste, wobei ja der übertriebene Einsatz von PlugIns den Sound nicht gerade besser macht.



Pianist
Beiträge: 8982

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Ja, sehr schön zusammengefasst. Und am Ende macht ja auch zuhause die private Hörsituation einen Unterschied. Da müsste der Raum dann auch recht groß und akustisch behandelt sein, damit er mitspielt. Ob es übrigens so eine erstrebenswerte Lösung wäre, in Reihe fünf einen KU-100 hinzustellen, und dann zu hoffen, dass man zuhause mit einem offenen Kopfhörer dasselbe hört, was man als Zuhörer im Saal gehört hätte, da melde ich zumindest Zweifel an.

Wenn jemand eine entsprechende Aufnahme hat, von mir aus auch mit einem Ohrwurm, dann höre ich mir das gerne an. Muss nur mal schauen, welcher meiner zahlreichen Kopfhörer überhaupt ein offenes System hat, die werden eher geschlossen sein.

Matthias
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ruessel
Beiträge: 10213

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von ruessel »

Ein komplexes Klangereignis wie zB ein großes Orchester benötigt eine großen Aufwand bei der Raumakustik und Mikrofonierung. Da reicht ein Stereopaar nicht aus.
Habe ich schon öfters gepostet, ein DIY Stereopaar, direkt aufgenommen 2014 auf einer Canon XHA1 Kamera, klingt doch nicht schlecht. Davon wurden damals sogar CDs gepresst (von der Audiotonspur der Kamera):

Konzert für Klarinette und Orchester KV 622 Allegro:



Konzert für Klarinette und Orchester KV 622 Adagio:


[/quote]
Gruss vom Ruessel



Pianist
Beiträge: 8982

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Das klingt wirklich nicht schlecht, aber ich hätte schon so das eine oder andere Fragezeichen bezüglich der Verteilung der Phantomschallquellen auf der Stereobasis. Und ich wundere mich, dass da ziemlich viel Nachhall genau aus der Mitte kommt. Ist der nachträglich hinzugefügt worden?

Matthias
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rabe131
Beiträge: 443

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von rabe131 »

Pianist hat geschrieben: Di 17 Dez, 2024 16:04 Wie siehst Du das als österreichischer Medien-Unternehmer eigentlich? Wenn Du jetzt ein neues Mikrofon in Deinen Sprecherraum hängen wollen würdest – läge Dein besonderes Augen- und Ohrenmerk dann auf dem OC 818, weil Du es gut findest, ein österreichisches Mikrofon zu nutzen? Oder wäre Dir das total egal? Und weißt Du zufällig, wie der ORF in dieser Hinsicht tickt?

Immerhin gibt es ja nicht so viele Länder auf der Welt mit eigenen Mikrofonherstellern. Den anderen kann es sowieso wurscht sein.

Analog dazu könnte ich mir vorstellen, dass in Wien und anderen österreichischen Städten auch deutlich mehr Bösendorfer-Flügel im Einsatz sind als Steinway oder Bechstein.

Matthias
In der Staatsoper in Wien hatten sie früher für alles das AKG C414 verwendet, jetzt vor allem auch Schoeps aus der Colette-Serie. Ja, es stehen dort überall Bösendorfer-Flügel. Aber wenn
das nicht so üppig (staatlich) finanziert wäre, würde das wohl keiner sonst bezahlen.



rabe131
Beiträge: 443

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von rabe131 »

Ergänzend: die Ö1 Hörfunk Leute laufen immer noch mit dem AKG C1000s herum.
Ist wohl nicht immer das Preisschild, was eine Sache interessant macht.



BildTon
Beiträge: 50

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von BildTon »

Pianist hat geschrieben: Mi 04 Dez, 2024 07:05 Meine beiden Lieblingsmikrofone, also das M 990 und das M 92.1s, rauschen ja etwas mehr, aber das kann man getrost ignorieren.

Matthias
Vielen Dank Matthias für deine große Mühe und das exakte Arbeiten.

Für mich als Laien klingen eigentlich alle Aufnahmen mit den Handy Lautsprecher sehr professionell. Darf ich fragen, was der Vorteil bei deinen Lieblingsmikrofonen, also das M 990 und das M 92.1s, ist?

Vielleicht sollte ich auch die Aufnahmen mit einem hochwertigen Kopfhörer anhören.



Pianist
Beiträge: 8982

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

BildTon hat geschrieben: Di 17 Dez, 2024 23:38 Darf ich fragen, was der Vorteil bei deinen Lieblingsmikrofonen, also das M 990 und das M 92.1s, ist?
Aus meiner Sicht decken beide Mikrofone zwei sehr unterschiedliche Klangsignaturen ab, und dies jeweils am oberen Ende der Qualitätsskala.

Das M 990 hat die Kapsel des M 930, also eine moderne Entwicklung aus den 90er Jahren, die mit einer Mylar-Membran bespannt ist. Diese Kapsel zeichnet sich durch eine sehr feine Auflösung, Offenheit und hohe Transparenz aus. Also im Vergleich beispielsweise zum U 87 ist es, wie wenn man einen Vorhang wegzieht, auch wenn der nur dünn und seidig ist. Der Übertrager und die Röhre machen das Signal wärmer, schöner und runder im Vergleich zum M 930, welches (wie beispielsweise das Neumann TLM 107) ein wenig "kühl" wirkt. Allein schon der Übertrager macht da einen großen Unterschied, daher produziert Mikrotech Gefell das M 930 seit vielen Jahren auch in einer Variante mit Übertrager, dann heißt es M 930 Ts (für trafosymmetriert). Aber schon mit einem gewöhnlichen M 930 bekommt man schönere Aufnahmen hin als Beispielsweise mit einem neuen TLM 103, welches man erst mal 20 Jahre liegenlassen müsste, damit es nicht mehr so nervig klingt. Das Sprecher-Ensemble des WDR hat das M 930 zum Lieblingsmikrofon gewählt.

Das M 92.1s ist technisch fast vollkommen identisch mit dem M 990, bis auf die Kapsel: Da steckt eine traditionelle M7 drin, wie sie damals von Georg Neumann und dem Vater des Microtech-Gefell-Miteigentümers Kühnast entwickelt wurde. Da ist die Membran mit einem PVC-Material bespannt. Das altert über die Jahrzehnte zwar mehr und anders als Mylar, kann dann aber neu bespannt werden. Heute wird die M7 nur noch in Gefell und von Familie Thiersch gefertigt (die liefert sie dann an verschiedene Firmen, die U47-Nachbauten herstellen). Charakteristisch für die M7 ist, dass sie etwas mittenbetonter ist, so wie eine K870/67 im U 87 oder U 67, ohne jedoch ins "Knorzige" abzugleiten. Gleichzeitig gibt sie sie S-Laute extrem sauber wieder. Das sorgt dafür, dass die Aufnahme sich in der Mischung immer ein wenig besser durchsetzt als mit anderen Kapseln.

Es gibt aber noch einen weiteren Unterschied: Die M930-Kapsel ist sehr bass-stark. Das kann in recht kleinen Räumen zum Problem werden, da muss man untenrum sehr präzise EQen, weil selbst ein akustisch gut ausgebauter Raum, wenn er klein ist, zu einer gewissen "Boxigkeit" neigt. Die M7 ist keine ganz so strenge Niere, öffnet sich nach unten hin etwas weiter, betont dafür aber die Bässe nicht so extrem. Daher liefert sie in kleinen Räumen eine sehr saubere Aufnahme, und man kann mittels EQ der Stimme ohne Probleme ein wenig mehr Fundament geben.

Mein Fazit: Weibliche Stimmen nehme ich eher mit dem M 990 auf, und mich selbst und andere Kerle eher mit dem M 92.1s. Da die mechanisch identisch sind, kann man sie auch schnell tauschen, und es reicht eine Aufwärmzeit von 10 Minuten. Muss nur mal schauen, ob es Leute gibt, die sich davon ablenken lassen, dass dann ggf. das bronzefarbere Mikrofon in der silbernen Spinne hängt. Dann muss ich alles wechseln.

Das MT 71s ist jedenfalls sehr nahe dran am M92.1s und das M 930 Ts ist sehr nahe dran am M 990. Also wer keine Röhre haben will, käme auch mit Transistormikrofonen sehr weit. Das M 1030 hingehen ist sehr nahe am M 930 ohne Ts, wirkt bei mir auch ein wenig zu "hauchig".

Nachteil der beiden Röhrenmikrofone: man kann sie nicht einfach an einem Mika-Arm betreiben, weil der eben auf 3pol-XLR festgelegt ist, während man es bei denen ja mit einem 7pol-Großtuchel zu tun hat. Das M 92.1s ist (anders als das MT 71s erstaunlicherweise) trotz Spinne relativ körperschallempfindlich, so dass ich jetzt wieder mein Rollstativ in Betrieb genommen habe, welches ansonsten eher so in Hörspielkomplexen verwendet wird. Damit ist das Mikrofon vollständig vom Tisch entkoppelt. Wenn mal jemand im Stehen sprechen möchte, muss ich eben das Stativ höhermachen, und dann den Tisch hochfahren. Mal schauen, ob mir da noch was einfällt.

Jedenfalls muss man keine Unsummen für ein M 49v, ein U 67 oder gar für diese Telefunken/Neumann-Nachbauten aus den USA ausgeben, die allesamt zwischen 6.000 und 12.000 EUR kosten. Davon wird es definitiv nicht besser.

Matthias
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pillepalle
Beiträge: 10429

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von pillepalle »

Pianist hat geschrieben: Mi 18 Dez, 2024 08:16 Muss nur mal schauen, ob es Leute gibt, die sich davon ablenken lassen, dass dann ggf. das bronzefarbere Mikrofon in der silbernen Spinne hängt. Dann muss ich alles wechseln.
Das ist natürlich ein riesen Problem in jedem Studio... Leute die sich von Mikrofonspinnen ablenken lassen ;)

VG
Es geht doch nichts über ein solides Halbwissen.



Pianist
Beiträge: 8982

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Du ahnst nicht, wovon sich die Leute so alles ablenken lassen. Es gibt eine Gebärdensprachlerin, für die muss ich immer extra die Studiouhr ausschalten gehen, habe sie schon auf einen eigenen Sicherungskreis legen lassen, damit ich nicht immer ein schwarzes Tuch davorhängen muss.

Matthias
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BildTon
Beiträge: 50

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von BildTon »

Pianist hat geschrieben: Mi 18 Dez, 2024 08:16
Mein Fazit: Weibliche Stimmen nehme ich eher mit dem M 990 auf, und mich selbst und andere Kerle eher mit dem M 92.1s. Da die mechanisch identisch sind, kann man sie auch schnell tauschen, und es reicht eine Aufwärmzeit von 10 Minuten.
Oh, als Laie hast du mir gerade einen Einblick in eine Welt von Mikrofon Kenntnis gegeben die mir bisher fremd war. Es ist wahrscheinlich wie man guten Wein speziell zu jedem Essen anders aussucht.

Deine Mikrofone kosten ungefähr etwa 3000 Euro pro Stück.

Wie siehst du denn die YouTube und Podcast Szene wo oft neben einem speziellen Gamer Bürostuhl auch ein großes Mikrofon zu sehen ist. Shure SM 7 dB für etwa 500 Euro oder etwas günstiger von Rode.

Warum verwenden die YouTube Sprecher nicht die von dir genannten Mikrofone?

Vielleicht geben YouTube Stars nur 300 Euro aus und Tonstudios 10 mal mehr?

Oft habe ich bei YouTube Sprecher auch den Eindruck, dass das Mikrofon umso größer sein muss je niedriger die fachliche Kompetenz der sprachlichen Inhalte ist.
:-)



Pianist
Beiträge: 8982

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Ja, das ist so... :-)

Irgendwann auf der Tonmeistertagung hat der ehemalige Schoeps-Chefentwickler Wuttke mal ein Foto eines gigantisch großen Mikrofons mit riesigem Einsprachekorb gezeigt. Und im zweiten Foto war zu sehen, wie jemand den Korb abgedreht hat – und darunter dann ein winziges MK 41 zum Vorschein kam.

Zu Deiner Frage: das SM7B scheint beliebt zu sein, weil es nicht besonders teuer ist, und außerdem allgemein bekannt ist, dass es bei vielen Privatsendern im Einsatz ist. Und warum ist es dort häufig im Einsatz? Weil es sich in der Regel um gemietete Büroräume mit minimalem akustischen Ausbau handelt. Solche nahe besprochenen dynamischen Mikrofone kommen besser mit nicht idealen Räumen klar als hochwertige Kondensatormikrofone, bei denen man schon so 20 bis 40 cm Abstand halten sollte. Aber dafür muss der Raum eben auch sehr gut sein.

So total verkackt hat in meinem Vergleich das SM7B ja auch nicht.

Man muss doch aber immer auch an den wirtschaftlichen Aspekt denken. Wenn Privatleute oder gemeinnützige Organisationen Podcasts aufnehmen, dann können und wollen die natürlich keine Unsummen für Mikrofone ausgeben, zumal deren Räume ja in der Regel auch nicht perfekt sind. Wenn man als Filmer immer gute Aufträge hat, und einen gut ausgebauten Sprecherraum im eigenen Haus hat, dann kann man auch ein wenig mehr Geld für ein paar Mikrofone ausgeben. Wobei mir schon klar ist, dass das eine Form von Luxus ist, den ich eher für mich selbst und einige wenige Feinschmecker treibe. Ich käme mit einem Mikrofon der 1.000-Euro-Klasse genau so gut klar.

Vermutlich würde sich keiner beschweren, wenn ich am Schnittplatz und im Sprecherraum jeweils ein OC 818 oder ein BCM 104 hätte. Wobei ich das österreichische Produkt dann schon fast vorziehen würde. Ich könnte in den Sprecherraum auch ein zweites MT 71s hängen (eins habe ich am Schnittplatz für die schnellen Sachen) und alle wären zufrieden.

Matthias
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Darth Schneider
Beiträge: 24040

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Darth Schneider »

An alle Mikrofon Profis, kennt jemand das da ?

Spielt natürlich in einer ganz anderen Preisklasse.;)
Aber ich finds schon spannend.
Schaut mal es da alles dabei ist…
https://techstudio.ch/products/comica-v ... -48khz-32b

Gruss Boris



Pianist
Beiträge: 8982

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Finde ich auf jeden Fall besser als diese kleinen Kästlein, die die Leute sich jetzt immer anstecken oder gar in der Hand halten. Da ich zum Angeln jedoch zwischen MKH 416, MKH 50, MKH 8060 und MK 41 wählen kann und fast nie ohne mein SQN aus dem Haus gehe, wäre das für mich nicht so richtig interessant.

Klanglich kann ich es nicht beurteilen, man hört ja die ganze Zeit nur diese fürchterliche KI-Stimme.

Matthias

(das könnte übrigens eine Lösung für Leute sein, die bisher noch nicht wissen, wie sie O-Ton in ihre Alexa mini bekommen sollen, wenn sie alleine unterwegs sind)
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Darth Schneider
Beiträge: 24040

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Darth Schneider »

@Matthias
Die KI Stimme nervt mich auch brutal, kannst du aber in YouTube auf Original Sprache wechseln.

Und angeln geht schon mit den kleinen Kästchen, man muss einfach ein Richt Mikro an den Sender anschliessen und schauen das der Sender nicht zu nah beim MIK ist, sprich beim Handgriff vom Boompole. Braucht also ein Verlängerungskabel.
Sonst kann es je nach angestöpseltem Mik zu Störungen kommen. Zumindest beim Rode Wireless Pro.

Bei dem da oben ist halt der Vorteil das der Sender im MIK schon drin ist…..Man spart sich ein Kabel und das geht wahrscheinlich ohne Störungen.
Gruss Boris



Pianist
Beiträge: 8982

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Sowas gab es übrigens schon vor 30 Jahren, nur zu deutlich anderen Preisen. Ich habe gerade den Hersteller vergessen, war das Audio Ltd.? Das sind kleine Sender gewesen, die den Durchmesser eines Schoeps-Kleinmembranmikrofons gehabt haben und mit denen zusammengesteckt wurden. Sowas hatte zum Beispiel Hans Meiser in der Hand, als er "Notruf" moderiert hat, mit einem Softie drüber.

Matthias
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berlin123
Beiträge: 1245

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von berlin123 »

Pianist hat geschrieben: Mi 18 Dez, 2024 09:20
Zu Deiner Frage: das SM7B scheint beliebt zu sein, weil es nicht besonders teuer ist, und außerdem allgemein bekannt ist, dass es bei vielen Privatsendern im Einsatz ist. Und warum ist es dort häufig im Einsatz? Weil es sich in der Regel um gemietete Büroräume mit minimalem akustischen Ausbau handelt. Solche nahe besprochenen dynamischen Mikrofone kommen besser mit nicht idealen Räumen klar als hochwertige Kondensatormikrofone, bei denen man schon so 20 bis 40 cm Abstand halten sollte. Aber dafür muss der Raum eben auch sehr gut sein.

So total verkackt hat in meinem Vergleich das SM7B ja auch nicht.
Beim SM/7B geht es sicher auch um den typischen Klang. Joe Rogan hat bestimmt keine finanziellen Engpässe oder Schwierigkeiten mit dem Aufnahmeraum bei über 30 Millionen Abonnenten auf Spotify und Youtube. Trotzdem ist das SM7B ein Markenzeichen von ihm.
Screenshot 2024-12-18 at 18.39.05.jpg
Auch bei Talk Radio Legende Howard Stern kommt das SM/7B neben anderen Klassikern für Gäste zum Einsatz. Er selber benutzt im Moment glaube ich das TLM 103.
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Pianist
Beiträge: 8982

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Das TLM 103 dürfte das meistverkaufte Neumann-Mikrofon sein, davon gibt es schon weit über 100.000 Stück. Das, was ich mir ausgeliehen hatte, trägt eine Seriennummer im 3.000er-Bereich und ist ungefähr 25 Jahre alt. Ich hatte selbst ja auch mal eins.

Problem beim TLM 103: zumindest an hochwertigen Mikrofonvorverstärkern verhält es sich extrem nervig, schiebt wahnsinnig von unten und macht sehr scharfe S-Laute, außerdem werden dadurch so kleine unerwünschte Geräusche überbetont, die man beim Sprechen manchmal macht. Das kriegt man dann kaum vernünftig ausgeregelt, ohne dass man die Regelung hört. An billigeren Geräten scheint es nicht ganz so schlimm zu sein. Aber nun kann man ja nicht heute ein TLM 103 kaufen und es dann erst mal 25 Jahre liegen lassen, bis es durch Alterung etwas zahmer geworden ist. Das geliehene hat mir klanglich sehr gut gefallen.

Daher muss man beim TLM 103 wirklich vorsichtig sein. Viele lassen sich eben davon leiten, dass es ein extrem niedriges Eigenrauschen hat, und dass die Kapsel von der K 870/67 abgeleitet ist, also vom U 67 und U 87. Neulich hat den Klang mal jemand als "vulgär" bezeichnet.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Cinemator
Beiträge: 977

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Cinemator »

@Matthias: Mal eine Nebenfrage: Hast du Erfahrungen mit modernen Röhren Micros bei der Instrumentenabnahme direkt vor einem Röhren Combo? Es geht mir um R&B Music, die möglichst betont vintage-mäßig klingen soll. Bringt hier ein Röhren Mikro einen Zugewinn oder ist es eher Voodoo? Bei Gesang soll es ja so sein.



Pianist
Beiträge: 8982

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Da fehlen mir die Erfahrungen, aber ich denke mal, im Recording-Forum würden einige sagen, dass sich das lohnt.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Cinemator
Beiträge: 977

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Cinemator »

Danke, werde ich mal vorbeischauen…



Pianist
Beiträge: 8982

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Wenn Du Dich gerne auf englisch mit Leuten rund um den Globus austauschen möchtest, die sich weltweit mit musikalischen Aufnahmen beschäftigen, ist Gearspace.com auch eine sehr gute Adresse. Hier auf Slashcam ist der gute Ton ja eher ein Nebenaspekt (was man angesichts des immensen Aufwandes für das Bild ja auch verstehen kann).

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



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