Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Di 26 Apr, 2022 09:12
Ich frage mich immer, für wie viele Anwendungsfälle es denn tatsächlich zwingend notwendig ist, das Material noch während des Drehens irgendwo hin zu schicken?
Diese "immer schneller und schneller" ADHS Spirale, die sich da in letzter Zeit dreht, führt bestimmt nicht zu besseren Ergebnissen, sondern eher zu immer mehr beliebigem schnell zusammengeschustertem Material.
Ich versuche gern den Blick zu erweitern... Als Beispiel nur mal das Stichwort: Sportveranstaltungen.
Wo du früher mindestens einen Sat-Uplink benötigtest um EIN Signal zu verteilen - werden heute bereits viele Kameras dediziert noch mit einer LiveU oder ähnlichen Technik ausgestattet und "funken" die Signale live an die entsprechenden Empfänger (z.B. in den Schnitt) wo die Signale mit kaum wahrnehmbarer Verzögerung auflaufen.
Und diese Empfänger können dann an beliebiger Stelle stehen, etwa in der Produktionsfirma oder einem Sender wo dann parallel an Zusammenschnitten gearbeitet werden kann oder was auch immer für Ausspielwege gewünscht sind.
Man bekommt also neben den kabelgebundenen Quellen bzw. dem PGM-Out noch weitere schnittfähige Quellen angeliefert - und das nicht erst nach Ende der Veranstaltung wenn das Material angeliefert wird sondern bereits währenddessen.
Der produktionstechnische "Vorteil": Es werden weniger Menschen am Ort des Geschehens benötigt - insbesondere bei Auslandsproduktionen ist das durchaus ein Kostenargument wenn die Postproduktion in der Homebase erfolgen kann - zumindest rechnen das Produktionen mittlerweile ganz gern so auf. Ausfälle und technische Probleme sind bei solchen Remote-Lösungen dagegen eher problematisch da weniger Personal vor Ort auch weniger Support bedingt.
Und ja: Das ist nicht erst seit der NAB 2022 gängige Produktionspraxis - besonders auch in Skandinavien oder dem Baltikum/osteuropäischen Raum habe ich das in den letzten Jahren zunehmend erlebt. Dort ist "streaming straight out of camera" in einigen Bereichen schon ziemlich verbreitet.
Übrigens: in modernen Streaming Lösungen stecken i.d.R. mehrere SIM Karten verschiedener Hersteller die ihr Material per Bonding durch die Luft schicken - das klappt häufig besser als man denkt - selbst wenn das Handy kaum Empfang hat.
Es eröffnet darüber hinaus ja durchaus auch Optionen - ich habe da immer Hoffnung auch in Hinblick auf die lokale Berichterstattung... so wie die Dritten Programme früher häufig mal dritt,-oder viertklassige Sportveranstaltungen etc. begleiteten (nicht nur Fußball) ist dies heute mit solch smarten Lösungen bei einem verhältnismäßig geringen Produktionsaufwand theoretisch wieder realisierbar.
Aber auch klar: Sowas sollte immer abgewogen werden ob es sich wirklich lohnt und sinnvoll ist für den jeweiligen Bereich. Für alles was weniger zeitkritisch ist sind solche Lösungen zwar "nice to have" - aber eigentlich überbewertet.