bibbabodd hat geschrieben: ↑Di 22 Jun, 2021 16:34 MEIN THEMA IST DIE FRAGE NACH HARDWARE
Ich habe den Eindruck, du suchst immer noch nach einer Wunderkamera, die gleichzeitig viel Schärfentiefe und viel Lichtempfindlichkeit bietet. Die gibt es nicht. Die Physik lässt sich nicht überlisten.
Es ist also ganz normal, dass man für bestmögliche Schärfentiefe "an die Grenzen gehen" muss – egal mit welcher Sensorgröße. Insofern finde ich auch die Hinweise auf Kameras mit kleineren Sensoren nicht ganz zielführend. Alles, was man mit denen machen kann, kann man auch mit größeren Sensoren erreichen – indem man weit genug abblendet. Natürlich kommt da irgendwann die Beugungsunschärfe ins Spiel und reduziert die Schärfe – aber das passiert an Kameras mit kleineren Sensoren ganz genauso, sobald man vergleichbar große Schärfentiefe erreicht. Diese Werte verhalten sich proportional.
Wenn man die Crop-Faktoren zwischen den Sensorgrößen kennt, kann man es sogar ausrechnen. Für Schärfentiefe und Beugungsanfälligkeit lässt es sich sehr genau ausrechnen, für das Rauschverhalten des Sensors zumindest näherungsweise (man geht dazu von technisch vergleichbaren Sensoren aus, also dieselbe Technologie und dieselbe Generation – da gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen Sensorfläche und Rauschverhalten).
Für einen Vergleich multipliziert man Brennweite und Blendewert mit dem Cropfaktor, den ISO-Wert allerdings mit dem Quadrat des Cropfaktors. So kriegt man Äquivalente für alle drei Werte und kann Kameras mit unterschiedlichen Sensorgrößen besser vergleichen.
Beispiel:
Wir vergleichen eine Kamera mit mFT-Sensor (Crop 2 gegenüber KB-Format) und mit 1/2,3"-Sensor (Crop 6,2 gegenüber KB-Format). Direkt zwischen diesen beiden Kameras haben wir also einen Cropfaktor von 3,1.
Wenn man an der mFT-Kamera mit 25 mm Brennweite, Blende 11 und ISO 800 arbeiten würde, bräuchte man für ein vergleichbares Ergebnis am 1/2,3"-Sensor 8 mm Brennweite, Blende 3,5 und einen ISO-Wert von 80 (alle Werte gerundet).
Die Vergleichsrechnung gilt übrigens auch für das Thema Beugungsunschärfe. Laut Faustregel sollte man eine KB-Kamera höchstens auf 16 oder im Notfall mal auf 22 abblenden. Dementsprechend liegt die Grenze für mFT-Kameras bei Blende 8 bzw. 11 und für die 1/2,3"-Kamera bei Blende 2,6 bzw. 3,5.
In der Praxis wird an den Kleinsensor-Camcordern auch häufig auf 5,6 oder 8 abgeblendet. Das würde in Sachen Beugungsunschärfe Blende 34 bzw. 50 am KB-Format entsprechen. Und so erklärt sich dann auch, warum hier zwangsläufig Schärfe verlorengeht.
(Profi-Videokameras hatten immer schon eingebaute Graufilter, um genau das zu vermeiden. Bei einigen Canon-Camcordern gab es sogar eine Automatik, die ab Blende 4 mit dem Einschwenken der Graufilter begann und so erst mal ein weiteres Abblenden erübrigte.)
Wenn das jetzt alles zu komplex war, hier die verkürzte Equipment-Empfehlung:
Kauf keine neue Kamera, bleib lieber bei deinem mFT-System und blende so weit ab, dass du die gewünschte Schärfentiefe erzielst. Mit einem kleineren Sensor würdest du nichts gewinnen. Um die Beschäftigung mit den Grundlagen (Einfluss von Brennweite, Blende und Distanz auf die Schärfentiefe) kommst du eh nicht herum.