@ roki
Mit den hüpfenden Damen musst Du Dich noch ein wenig gedulden, ich teste das zur Zeit nur an relativ unspektakulären Motiven :) Das ich zu OpenEXR gekommen bin liegt einfach daran, dass dies das Standard-Zwischenformat im ACES Workflow ist. Und ja, Open EXR Dateien verwendet man auch im VFX Bereich, dann allerdings lieber in einer photometrisch linearen Variante wie z.B. ACESgt, was einem Gamma von 1.0 entspricht. Für's Graden, oder am Set verwendet man die logarithmischen Varianten von ACES, also ACEScc oder ACEScct, weil das dem natürlichem Verhalten des menschlichen Sehens entspricht und die Regler beim graden dann auch 'natürlicher' reagieren. ACEScct ist eine etwas verfeinerte Variante von ACEScc die mehr einer traditionellen log-Kurve entspricht, weil sie in den Schatten flacher wird. Dadurch kann man beim graden eher den Effekt schleiriger/milchiger Schwärzern beim anheben der Schatten erzeugen, wie es Coloristen von traditionell gescanntem Filmmaterial gewohnt waren und es bei manchen Looks gefragt ist.
Die eigentliche Idee von ACES ist branchenübliche Standards/Workflows einzuführen, die herstellerübergreifend und frei zugänglich sind. Sozusagen ein Leitfaden an den sich alle am Prozess beteiligten halten sollen. Insbesondere natürlich für Cinema-Applikationen. Dabei hat man vor allem im Auge über den gesamten Bearbeitungsprozess die hohe Qualität des Ausgangsmaterials zu erhalten. Also z.B. geeignete Formate zur Archivierung zu haben (ACES AP0) die quasi den gesamten sichtbaren Bereich abdecken und auch bei einem Remaster Jahre später, wenn z.B. bessere Displaytechnologien (wie HDR oder erweiterte Farbräume) vorhanden sind, verwendet werden können. Zum Arbeiten verwendet man ACES API, was einen erweitertem REC2020 Farbraum entspricht, denn da würde ein übermäßig großer Farbraum beim graden eher ein Nachteil, als ein Vorteil sein.
Wenn man wie ich alleine an den eigenen Projekten und vorwiegend mit Consumer Kameras arbeitet, dann braucht man kein ACES. Das Resolve Color Management (RCM) ist sehr gut und mehr als ausreichend für alle Anwender. Nur ist es eben resolve-spezifisch und unterstützt nicht alle Formate (z.B. nicht das ProRes RAW der Nikon). Ich interessiere mich einfach für das Thema und für verschiedene Workflows die ich selber beherrschen möchte, um eben nicht auf einen anderen 'Fachmann' angewiesen zu sein. Also den gesamten Prozess verstehen, von der Aufnahme bis zu den verschiedenen Formen der Wiedergabe. Andere interessiert das nicht, oder sie brauchen es nicht, auch gut :) Aber sobald man nicht mehr alleine und mit verschiedenen Kameras und Departments arbeitet, wird der Workflow und der Umgang mit dem Material recht wichtig, damit es eben keine Fehler im Verarbeitungsprozess gibt.
VG
Es geht doch nichts über ein solides Halbwissen.