Ich habe meine Steadicam auch selbst basteln können zusammen mit einem Kollegen. Und die Ergebnisse sind der helle Wahnsinn. Ich
Ich würde gerne meine Erfahrungen ein wenig dokumentieren, da wir bis zur Perfektion auf einige Probleme gestoßen sind, denen man natürlich, wenn man es vorher weiß, ausweichen kann.
Zunächst einmal hatten wir den Vorteil, dass wir den Chef eines Alu-Unternehmens kannten, und im Container für Restaluteile unbegrenzt wühlen durften.
Wichtig ist, dass die Gelenke des Federarms gut gelagert sind. Einfache Schrauben zerscheuern ziemlich schnell das Alu und die Arme verkannten und neigen sich nach links, wo das Gewicht am meisten drückt.
Um dieses Problem ohne teure Nadellager zu lösen, und da es bei einer Normalen MiniDV-Cam wie Sony VX1000 eh ausreicht, haben wir in die Alustangen zunächst löcher gebort, dann gesägte Edelstahlhülsen eingeschoben und Edelstahlstifte mit dem Gewindeschneider bearbeitet, so dass wir passend auf beiden Seiten Muttern aufschrauben konnten - an diesen Enden haben wir dann die Federn diagonal gespannt, mit Schraubhaken und Flügelmuttern um die Spannung der Federn variieren zu können. (Zugfedern von Obi). Für die Schwenkschrauben haben wir etwas edlere Buchsen verwendet, die man im Metallhandel für á 5 EUR bekommt. Diese sind selbstfettend gegossen. Die Federarme laufen großartig mit ein paar Sprühern WD-40. Wir haben dadurch keine Verkantungen mehr. Für die Hauptstange haben wir uns dann aber ein Kugellager besorgt, aus dem Metallschrott. Die Stange ist 2 in 1 und nach oben und unten verstellbar. Eine Steadicam sollte von der Horizontalen in die Vertikale in 3 Sekunden kommen. Das ist die perfekte Gewichtsbalance. Unten ist der Bleiakku und der TFT-Monitor. TFT-Monitore sind günstig ab ca. 80 EUR erhältlich. Jedoch Vorsicht - viele TFTs bei ebay sind totaler Schrott und haben keine gute Hitnergrundbeleuchtung, so daß man im freien eigentlich garnichts sieht, vor allem bei Sonne - 130 EUR sollte man schon hinblettern, am besten ein 16:9 Display, (
www.elv.de oder
www.conrad.de)
Eine Weste sollte möglichst über Schultern, Brust und Bauch laufen, weil das Gewicht einem sehr zu schaffen machen kann und der Winkel gerade sein muss um das System am besten auszunutzen.
Weiche Schrittfolgen muss man sich antrainieren - das ist einfach ganz wichtig - die Kamera sollte oben bestenfalls in alle vier Richtungen verschiebbar sein - damit man dem genauen Mittelpunkt möglichst nahe kommt. Es ist aber nicht gesagt, dass man NUR mit der perfekten Materialbalance gute Bilder bekommt.
Der definitive Unterschied zu einer "Handheld"-Steadicam ist, dass eine in der Hand gehaltene Konstruktion beim Laufen IMMER unkontrolliert rechts/links-Bewegungen macht. Bei einer federgestützten Konstruktion mit Gelenken ist dies nur bei schlechter Gewichtsverteilung der Fall, oder bei schlechter Lagerung. Beim Laufen wankt man automatisch nach rechts und links, das FullRig-System gleicht das aus.
Wichtig ist, man muss das Gefühl bekommen, die Cam ist ein Teil vom Körper. Schwenks und Fahrten sind Objektorientiert, aber zugleich sollte man es beherrschen zu Beginn einer Fahrt langsam zu beschleunigen und zum Ende abbremsen - das ganze wird sehr ästhetisch, wie ein Tanz.
Der Gesamtkostenpunkt ohne Kamera, mit Material, TFT und Akku beläuft sich bei ca. 200 EUR.
Ich übe es oft an einer breiten langen Treppe bei uns im Dorf an der Kirche. Mein Kollege geht, läuft oder rennt die Treppe hoch, oder runter und ich verfolge ihn, laufe um ihn herum und versuche ihn immer in der richtigen Bildposition zu haben.
Für objektnahe Fahrten verwende ich einen 0,5x Weitwinkel von Raynox oder einen 0,7x. Auch ohne Weitwinkel lässt sich einiges bewerkstelligen, es wirkt jedoch immer etwas unruhig, weniger wegen eventuellen Wacklern, eher deshalb, weil das Menschliche Auge ja auch eine Art Weitwinkel besitzt und desahlb dichte lange Kamerafahrten etwas unnatürlich für das Auge wirken. (so erkläre ich mir das) Natürlich kommt dazu, dass je größer der Weitwinkel ist, desto feiner sehen die Fahrten aus.
Wichtig auch - sollte es Dich mal auf den Boden wickeln - Aua !
In der Nähe von Wasser ohne ein System zu filmen, bei dem man durch einen Knopfdruck die ganze Weste öffnen kann, ist lebensgefährlich. Auch auf Erhöhungen zu laufen, ist mit ganz bedrohlichen Risiken verbunden - aber ist ja klar...
Aber ein "Full-Rig"-System zu bauen, sollte niemanden scheuen - die Ergebnisse sind meilenweit von allem anderen entfernt - Du kannst die Treppen runterspurten und es sieht aus wie Fliegen. Du kannst, jenachdem wie lang der Federarm ist, einen Kran auf einem Dolly simulieren und eine Vorwärtsfahrt von oben nach unten machen - Du kannst direkt am Boden entlangfilmen, indem Du das Ding einfach umdrehst und im Schnittprogamm wieder richtig drehst. Es bieten sich so geile Möglichkeiten.
Das einzige Problem bei mir ist - ich brauche ein anständiges Projekt :-D
Bisweilen sind es auch Hochzeitsvideos und ein paar eigene Clips, die aber zusammenhangslos sind und nicht durchplant. Ich würde auch gern etwas machen, mit Darstellern aus Theater und Co., mit geplanten Einstellungen und Story ...
Liebe Grüße,
Dani