Frage von FriedrichNietzsche:Hallo,
als passionierter Hobbyfilmer bitte ich in aller gebotenen Demut um einen Profi-Tipp.
Ich habe mir vor etwa einem Jahr die kleine Handcam Sony DCR HC 40 zugelegt. Nun habe ich seitdem so manches zusammengedreht und geschnitten, was für den Hausgebrauch und den einen oder anderen Schenkelklopfer bei Bekannten ausreichend war.
Nun plane ich aber zusammen mit einem Bekannten und unbedeutendem Statistenpöbel für die nächsten Semesterferien ein kleines Filmprojekt. Entstehen soll ein Kurzfilm, der auch halbwegs nach Film und nicht nach die witzigsten Homevideos von RTL2 aussieht.
Mit der HC40 wohl kaum realisierbar. Ich spiele nun mit dem Gedanken mir die semiprofessionelle VX 1000 gebraucht zuzulegen, weil das mein Budget gerade noch erträgt.
Ist das sinnvoll, meine recht neue HC 40 zu verkaufen und mir gebraucht zehn Jahre alte Technik zuzulegen? Ist das qualitativ ein großer Sprung? Mit sendefähiger Qualität hat mein bisher Produziertes recht wenig gemein... Trotz großer Bemühungen mit Licht, Stativ, etc.
Mit freundlicher Bitte um Einschätzungen,
FriedrichNietzsche
Antwort von AndyZZ:
Ich würde es nicht machen! Zehn Jahre sind eine sehr lange Zeit. Du weißt nicht, was die VX1000 alles mitgemacht hat. Wenn dann such dir eine gebrauchte VX2000 oder besse VX2100, sollte es für eine neue nicht reichen.
Erwarte aber bitte nicht, dass deine Filme jetzt gleich zehnmal besser werden. Natürlich macht gehört ein gutes Bild und ein guter Ton zu einem guten Film. Aber die eigentliche Kunst steckt in Regie, Kameraführung, Drehbuch, Schauchspieler... Die Technik ist nur Mittel zum Zweck.
Antwort von FriedrichNietzsche:
;-) Schon klar, dass davon der Film nicht "besser" wird. Die Frage bezieht sich rein auf die Bildqualität.
Ich habe auch nicht vor, die erste VX 1000 zu kaufen, die "95 vom Band gelaufen ist. Aber leider müsste ich wohl ein gewisses Risiko eingehen, wenn es denn, wie schon in meinem ersten Beitrag erfragt, wirklich ein positiver Qualitätssprung wäre, da mein absolutes Maximum bei 1000€ liegt.
Ich bitte um weitere Einschätzungen - Danke!
Antwort von Anonymous:
Hi,
bedenkenswert (neben den üblichen Risiken eines Gebrauchtkaufs):
- die Standardausführung hat kein DV-in (AV-in auch nicht)
- Lichtempfindlichkeit wird widersprüchlich beurteilt (bei der VX 2100 dagegen
unumstritten)
Bei Ebay werden übrigens zur Zt. zwei VX 1000 unter 1000 Eur angeboten.
Eine Alternative vielleicht auch Sony TRV 900.
Gruss
ph
Antwort von FriedrichNietzsche:
Hallo,
erstmal danke für deine Meinung.
Mit DV-in und AV-in hast du recht, das hab ich mir auch schon angelesen. Denke aber nicht, dass ich diese Eingänge benötige. Will das komplette Rohmaterial per Firewire auf den PC übertragen und erst dann bis zur ertigstellung bearbeiten, das habe ich bisher auch so gemacht. Wüsste nicht, warum ich dann nochmal das Material auf die Kamara übertragen müsste.
Die beiden bei ebay habe ich auch schon im Auge... Danke für"s Nachsehen.
Was für mich eben noch interessant wäre ist eine Einschätzung in Sachen Bildqualität bzgl. Alte Profi-Technik vs Neue Amateur-Technik.
Meine DCR-HC40 war - in diesem Amateursegment - auch bei Stiftung Warentest Testsieger; ich kann aber wirklich nicht behaupten, mit der Bildqualität, d.h. Schärfe, Farben und Kontrast richtig zufrieden zu sein.
Mit Bitte um weitere Beiträge und Einschätzungen
FriedrichNietzsche
Antwort von Anonymous:
Hi
im Hinblick auf Farbtreue und Kontrast bringt ein drei-Chip-Camcorder nach meiner Erfahrung eine deutliche Qualitätsverbesserung gegenüber einem 'Einchipper'. Meist haben die auch eine bessere Optik und relativ mehr Chipfläche pro Pixel - was der Schärfe und der Lichtempfindlichkeit zugute kommt. Vermutlich gilt dies auch noch für Antiquitäten wie die VX 1000 - solange man über SD redet.
Die neueren HDV-Einchipper setzen dagegen anscheinend neue Massstäbe
(vgl. bspw.
https://www.slashcam.com/camcordercmd-i ... -HV10.html)
Gruss
Lou A. Salomé
Antwort von FriedrichNietzsche:
Danke, du Liebe meines Lebens für deine Einschätzung ;-)
Antwort von Axel:
Als Besitzer der VX1000 und VX2000, gelegentlicher Benutzer anderer Can/Pan 3-Chipper und der FX1 sowie begrenzten Erfahrungen mit diversen handtellergroßen Einchippern (Son/Can/JVC) kann ich die Bedeutung von 3CCds nur bestätigen. Es ist gerechtfertigt, von einem Qualitätssprung zu sprechen.
Die 1000er hat keine nennenswerte Lowlight-Performance, wenn sie auch zu ihrer Zeit die pansige Canon XL1 dadurch geschlagen hat, daß einfach die Farben in schwachem Licht noch besser waren. Wie auch immer, ohne - für heutige Verhältnisse - satt Licht gibt es nur noch die Wahl zwischen Gain-Rauschen und Tunnelatmosphäre (wenn man nämlich den Gain wegdreht). Darauf muß man gefaßt sein, für Reportagen mit XL kann man Aufnahmen neuer Cams einfach nicht mehr mit denen der 1000 zusammenschneiden.
Macht Licht, und meine Empfehlung gilt hundertprozentig.
Eine andere Frage ist der Preis. Geht der über 800 €, würde ich lieber noch ein bißchen drauflegen und mir was -ähem -
etwas Neueres kaufen, an deiner Stelle.
Antwort von Anonymous:
Hallo Axel,
danke auch für deinen Erfahrungsbericht.
Ne neue Kamera dieser Klasse kommt definitiv nicht in Frage. Bei ebay gehen die 1000er für etwa 850€ weg, ne 2000er für ca. 1150.
Du hast beide Camcorder. Ist die vx 2000 deiner Meinung nach soviel qualitativ hochwertiger wie preislich (prozentual gesehen) teurer? (<-- fragwürdige Formulierung, aber ich hoffe, du weisst was ich meine...)
Habe leider wirklich ein beschränktes Studentenbudget, aber hohe Ansprüche, was gelegentlich schlecht vereinbar ist ;-)
Wenn die 1000er für schlecht belichtete Situationen nahezu ungeeignet ist und die 2000er das um Längen besser meistert, muss ich wohl auf den nächsten Geburtstag oder den plötzlichen Tod eines bisher unbekannten Erbonkels warten...
Am einfachsten wärs natürlich die 1000er mal antesten zu können, vielleicht wär ich unverwöhnter Ein-Chip-Cam Benutzer dann trotzdem ausreichend begeistert.
Antwort von FriedrichNietzsche:
Der letzte Beitrag war natürlich von mir, dem lieben Herrn Nietzsche.
Antwort von Anonymous:
Fritzchen,
auch wenn wir gelegentlich rivalisiert haben, möchte ich nochmal auf meinen Tip mit der TRV 900 zurückkommen. Die ist zwar auch alt, hat aber ein ziemlich gutes Lowlight-Verhalten - kein Grieseln auch bei fast völliger Dunkelheit (ich weiss das, weil ich sie selbst nutze - neben meinem Einchipper trv 20). Die gibts gelegentlich auch bei ebay. Ich hab sie fast unbenutzt für rd. 600 Euros bekommen.
Dein Paule
Antwort von Anonymous:
PS
http://www.bealecorner.com/trv900/
Antwort von Axel:
Wenn die 1000er für schlecht belichtete Situationen nahezu ungeeignet ist...
Ich sprach von einer Reportagesituation, wenn du das Licht nicht kontrollieren kannst. Beispiel: Gleichzeitiger Einsatz der 1000 und 2000 bei der Dokumentation einer Schnittmesse in einem großen Foyer (spärliches Tageslicht, die diversen Softwarekartons gezielt beleuchtet und gleißend helle Displays). Gain bei beiden Cams auf 3dB begrenzt (noch kein störendes Rauschen). Die 1000 zeigt nur noch, was direkt beleuchtet ist, manuelle Schärfe, da"s dem Autofokus zu dunkel ist (der ansonsten gut funktioniert und nicht "pumpt"). Die 2000 zeigt alles, so, wie man"s sieht, und sogar der AF kann noch.
Filmst du aber geplant und machst Licht, dann gibt es keinen Unterschied. Anderes Beispiel: Theaterbühne, modernes Ballett. Der Beleuchter hat alles gegeben: Verfolgerspots auf die Tänzer (teilweise im
Gegenlicht!), viele ständig wechselnde dramatische Lichtsituationen. Belichtung und Fokus manuell. Die Schwärze außerhalb des Lichtkegels ist gewollt. Hier hat die 2000 dann keinen Heimvorteil mehr. Was das für dich bedeutet, wirst du selbst wissen.
... und die 2000er das um Längen besser meistert, muss ich wohl auf den nächsten Geburtstag oder den plötzlichen Tod eines bisher unbekannten Erbonkels warten...
800 € nannte ich für die 1000er als Grenze. Das Preis/Leistungsverhältnis der 2000er - auch im Vergleich zu modernen Cams - hätten mich eher auf 1500 € tippen lassen. Ein Unterschied von nur 300 € würden mich dazu bringen, den Erbonkel noch zu Lebzeiten derartig ekelhaft anzuschleimen, daß dieser vor Rührung die 300 Kracher rausrückt.
Noch ein Wort zu DV-in, ein praktisches Beispiel: Du hast ein Projekt abgeschlossen, das, sagen wir, 30 Minuten dauert. DVD ist das Ausgabemedium. Auf deinem Player und vielleicht noch auf dem eines Mitstreiters gefällt dir der Film. Nun geht ihr zu einem HiFi-Heini, der den besten Player, den besten TV/Beamer und die allerbeste Tonanlage hat. Da wird euch klar, daß es noch einiges zu korrigieren gibt (meist vor allem bei der Tonmischung). Hier würde es euch wenig nützen, wenn ihr ein Tape des fertigen Films hättet, ihr braucht die Rohmaterialen und Original Projektdateien, die ihr hoffentlich noch auf Platte habt. Je nach Umfang und Komplexität können 30 Minuten leicht 50 GB oder mehr belegen. Diese wollt ihr ja nicht für alle Ewigkeit auf einer Festplatte lassen. Also, nachdem der Film für euch endgültig fertig ist, ist ein DV-Tape einfach das ideale Archivierungsmedium.
Außerdem ist das Abspielen eines Films direkt von der Cam eine optimale Methode, um einen Film einem größeren Publikum (Beamer, E-Cinema) vorzuführen.
Ältere Seriennummern der VX1000 lassen sich aber auch freischalten: Google.
Antwort von Anonymous:
@ Paul: Danke für deinen leidenschaftlichen Einsatz für die TRV900. Hab mich schon ein wenig eingelesen und - was mir deutlich leichter fiel - Bilder angesehen, so muss ich doch leider einen fehlenden Handgriff beklagen, den ich schon als wichtig erachte. Besser groß und griffig, als klein und fummelig... Wobei deine Ausführungen zur Effektivität in schlecht beleuchteten Situationen mein reges Interesse gefunden haben, da mein nicht hoch genug einzuschätzendes Drehbuch schon viele düstere Szenen vorsieht. Danke für den erneuten Denkanstoß.
Mögest du aber trotzdem ungeklärterweise von einem Berg stürzen.
@ Axel: Danke für deine genaue Verhaltensbeschreibung der Kameras in den verschiedenen Lichtsituationen. Ich habe eigentlich ausschließlich vor, in geplanten, d.h. vorbereiteten Szenarios zu drehen - aber "geplant düster"... Welche Schlussfolgerung ziehe ich daraus? Dann wohl trotzdem besser die vx2000, oder?
PS:Wenn mir mein - wie erwähnt - bislang unbekannter Erbonkel paradoxerweise schon bekannt wäre, würde ich schon längst in einem neckischen Matrosenanzug als kleiner Steppke nervös über Zehen und Fersen wippend vor ihm stehen und Weihnachtslieder zum Besten geben. Nicht zu vergessen, der übergroße Lolli in meiner Hand.
Dann muss ich wohl doch nackt putzen gehen... ;-(
Antwort von FriedrichNietzsche:
D"oh! Oben. Ich.
Antwort von Anonymous:
fehlenden Handgriff beklagen, den ich schon als wichtig erachte
wozu, wenn das Ding bei Deinem Dreh i.d.R. auf einem Stativ steht? Interessanter ist m.E. die Möglichkeit einer Fernsteuerung (via LANC), die man ggf. am Schwenkhebel des Stativs befestigen kann.
P.
... und Fritzchen ... fluche nicht immer ... macht einsam
Antwort von FriedrichNietzsche:
Tja, da hast du eigentlich recht... Griff kann nicht das Entscheidungskriterium sein.
Hab jetzt nochmal meinen Vermieter kontaktiert, der beim BR arbeitet. Der meint, ich soll auf jeden Fall eine Sony VX nehmen, er hat sowohl mit der 1000er als auch der 2000er nur sehr gute Erfahrungen gemacht. Wenn ich mir ne ältere kaufen will, dann nur die VX. Gelten ja eigentlich überall als Standard. Also wenns für den BR reicht, sollte es auch meinen Ansprüchen qualitativ genügen.
Das heisst ich spare bis März auf ne VX2000, um auch ja nichts falsch zu machen... Kostet beim Händler (2 Jahre Garantie...!) ca. 1500€
Danke für Eure Tipps und Anregungen!
Antwort von Markus:
Hallo zusammen,
hier wird immer wieder die Low Light Performance als Qualitätsmerkmal eines Camcorders genannt... doch bei genügend Licht wäre dieser Parameter völlig uninteressant.
Neben der Bildgestaltung und Dramaturgie spielt vor allem (auch) das Licht eine entscheidende Rolle dabei, ob die Szenen wie "Pannanshow" oder "Film" wirken.
So gesehen wäre das Geld vielleicht besser in einem Lichtkoffer angelegt als in einem anderen Camcorder?!