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Infoseite // Nosferatu Nachtszenen-Technik



Frage von Frank Glencairn:




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Antwort von Frank Glencairn:





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Antwort von Axel:

Sehr spannende Informationen, danke. Sowohl wenn es darum geht, natürliches Sehen bei Mondlicht zu simulieren als auch wenn es darum geht, es in Alles in Allem glaubwürdiger Weise als Darstellung von Mondlicht zu verkaufen, wurde eine Eigenschaft von skotopischem Sehen hier nicht erwähnt: Schärfentiefe. Die Zapfen drängeln sich in der fokussierbaren Sehgrube, die Stäbchen in der Fixfokus-Peripherie. Das teilt sich unterschwellig mit. Das ist auch der Grund, warum Brandon Lis echte Vollmondaufnahmen seiner Freundin nicht echt aussehen: sDoF durch Nahaufnahme bei f1.4. …

Und trotz des immensen Aufwands, den Blaschke für die Nosferatu-Nacht betrieb - faszinierend von einem technischen Standpunkt aus betrachtet - wirkt das mehr fake als Deakins‘, Freisers und Messerschmidts Ansatz. Es gibt ja, wenn man den Film im Kino gesehen hat, eine erhebliche Hürde: die für mich sehr grundlegende contrast ratio wird durch den Scheiß Kontrast im Kino leider untergraben. Keine Angst vor Schwarz, natürlich nicht, Angst ist immer schlecht, aber sehe ich subjektiv die Nacht überhaupt als Schwarz? Ein Dusk oder Dawn-for-Night, mit vermindertem Kontrast für eine achselzuckend „realistische“ Darstellung und ein brutal theatralisches Chiaroscuro für einen dramatischen Effekt, das scheinen mir gute Alternativen zu sein.

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Antwort von markusG:

Axel hat geschrieben:
Es gibt ja, wenn man den Film im Kino gesehen hat, eine erhebliche Hürde: die für mich sehr grundlegende contrast ratio wird durch den Scheiß Kontrast im Kino leider untergraben.
Hab den Film in zwei unterschiedlichen Kinos geschaut, und nur in den einem (ein Multiplex) ist mir das negativ aufgefallen.

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Antwort von Axel:

Das mit dem grauen Schwarz ist nicht das Hauptproblem. Fast der gesamte Film sieht von der Bildgestaltung her nicht nur einfach „digital“ aus, sondern wie forciertes GCI. Die in Franks Clips besonders oft wiederholten Szenen - der vor dem dunklen Wald wartende Hutter, die Kutsche im Mondschein auf dem Weg zum Schloss, Graf Orlocks Schatten hinter dem Vorhang - das alles hätte gut und gerne von A.I. erzeugt worden sein können. Meine Super-8-Kumpane aus dem Schulfilmclub waren sich seinerzeit mit mir einig, dass Herzogs Nosferatu „amateurhaft“ gemacht war. Die teilweise dokumentarisch schwenkende Weitwinkelkamera, die zu erahnende „Kaiser Filmleuchte 1000 W“ in der Zimmerecke, das und anderes erinnerte uns an unsere eigenen Bemühungen, und wir waren entschlossen, es besser zu machen. Wenn wir damals den Eggers-Film hätten sehen können, hätten wir gesagt: das ist es! So muss das aussehen!

Aber wir waren dumme Blagen. Wie alle frühen Herzogs hat auch dieser Film etwas handwerklich Hemdsärmeliges, zumal nach heutigen Standards. Aber er ist der bessere Nosferatu, weil er seinen Inhalt ernst nimmt, während Eggers bloß großkotzig covert.

Kürzlich sah ich ein Video zur Kritik des modernen Looks:

Und das ist mE bedenkenswert. Das Was muss vor dem Wie kommen, der Inhalt vor der Form. Der Set und die durch Props, Kostüme und Beleuchtung erzeugte Emotion sind es, worum es geht. „I stopped believing in the world of the film“. Ja, das gilt für viele moderne Filme. Prozessierte Pampe. Genauer: prozessiert aussehende Pampe. Egal, ob Purismus dahinter stand oder krudes Fix-it-in-post.

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Antwort von cantsin:

Axel hat geschrieben:
Und das ist mE bedenkenswert. Das Was muss vor dem Wie kommen, der Inhalt vor der Form. Der Set und die durch Props, Kostüme und Beleuchtung erzeugte Emotion sind es, worum es geht. „I stopped believing in the world of the film“. Ja, das gilt für viele moderne Filme. Prozessierte Pampe. Genauer: prozessiert aussehende Pampe. Egal, ob Purismus dahinter stand oder krudes Fix-it-in-post.
Jepp, geht mir genauso. Wobei die Schuld IMHO im starken Einfluss der visuellen Kultur von Comics in Amerika liegt. Fast alle Genre-Filme sehen heute aus wie digital animierte graphic novels.

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Antwort von Valentino:

Axel hat geschrieben:
Und trotz des immensen Aufwands, den Blaschke für die Nosferatu-Nacht betrieb - faszinierend von einem technischen Standpunkt aus betrachtet - wirkt das mehr fake als Deakins‘, Freisers und Messerschmidts Ansatz. Es gibt ja, wenn man den Film im Kino gesehen hat, eine erhebliche Hürde: die für mich sehr grundlegende contrast ratio wird durch den Scheiß Kontrast im Kino leider untergraben.
Habe den Film im Dolby-Cinema in München gesehen und noch nie so ein extremes Schwarz außerhalb einer Demo bzw. Fachmesse gesehen. Gerade die Szenen im Schloss waren „pitch-black“ und damit noch mal deutlich gruseliger. Ein weiterer Pluspunkt der Produktion, die Dialoge sind auch in der „britischen“ OV sehr gut zu verstehen und nicht das typischen Nolan Gemurmel. Vom typischen Vision3 500T Korn sieht man Ende aber nichts mehr. Da hätte man auch mit einer Sony oder ARRI drehen können.
Mein vorletzter Dolby-Cinema Besuch in Esslingen war Dune2 und da hat leider jemand vom Personal den Ton herunter gedreht oder die Subwoofer ausgeschaltet, den bei den Würmern hat es nur noch leicht gewummert :-(
Gibt es eigentlich im Norden und Westen von DE auch Dolby-Cinemas?

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Antwort von Axel:

War kein Dolby-Kino, das stimmt.

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Antwort von tom:

Vielleicht auch interessant, ein Vergleich der drei Versionen:

https://www.youtube.com/watch?v=_2mmlIe8u4M

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Antwort von cantsin:

tom hat geschrieben:
Vielleicht auch interessant, ein Vergleich der drei Versionen:

https://www.youtube.com/watch?v=_2mmlIe8u4M
Für mich sieht die Herzog-Version am besten aus. Und gerade, weil sie zwischen historisch-realistischen und fantastischen Bilder nahtlos übergeht, und die Farben und locations wirklich klasse sind. Hätte ich nicht gedacht.

Scheint ja zu bestätigen, was in dem YouTube-Video weiter oben gesagt wird (dass heutige Kinofilme an exzessiv übertriebenem Color Grading leiden).

EDIT, ich lese gerade in Wikipedia: "As was common for West German films during the 1970s, Nosferatu the Vampyre was filmed on a minimal budget and with a crew of just 16 people." Wow. Das damalige Budget war 2,5 Million DM, was heutigen, inflationsbereinigten 3,7 Millionen EUR entsprechen.

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Antwort von Axel:

Zwei fun facts.

Da wir von der Darstellung von Nacht sprechen, ist der Beleuchtungsstil 1922 High Key für Tag und - teilweise- Low Key für Nacht. Heißt: Betonung von Schatten. Nicht egal, ob sie von Sonne oder Mond erzeugt wurden, aber unvermeidlich, da man Nacht, Außen nicht filmen konnte. Die korrekten Versionen des Originals auf Youtube sind entweder orange-gelb (Tag) oder blau (Nacht) eingefärbt.

In der 1922-Version ist das Haus in „Wisborg“, das Orlock gekauft hat („Schloss Grünewald“) das mittlere dreier Häuser an der Trave mit unterschiedlich hohen Spitzgiebeln. Diese Häuserfront - alte Salzspeicher - muss Murnau und Galeen grafisch in den expressionistischen Kram gepasst haben. Aus einem Fenster in der Mitte peept Orlock die gegenüber wohnende Ellen. 54 Jahre später fand Herzog diese Häuser in bestem, d.h. wohl aus denkmalschützenden Gründen tadellos renoviertem Zustand vor und platzierte Klaus im weiß lackierten Rahmen desselben Fensters. Der kleine Axel kannte bereits etliche Beispiele dieser Art von Denkmalschutz. Für ihn wirkte das Haus modern. Dem alten Axel will es nicht einleuchten, warum man nicht mit etwas ockerfarbener Pappe die Fensterrahmen kaschiert hatte. Für 5 DM hätte man glaubwürdig machen können, was Hutter/Harker dem Grafen in beiden Versionen zuvor gesagt hatte: Das wollen Sie kaufen? Aber das ist eine Ruine!
Gut fand ich dagegen schon damals, dass die Pest-Särge aus unbehandeltem Holz (IKEA-Modell „Klaus“) waren. Patina nur da, wo sie Sinn macht.

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Antwort von Frank Glencairn:



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