transsib hat geschrieben: Bei Sprechern wie Rolf Schult klingt das so locker, natürlich, kühl und trotzdem fesselnd.
Im Gegensatz also zu verkrampft, unnatürlich, aufgeregt und trotzdem einschläfernd. Nehmen wir deine Stimme, die einen vorformulierten Text abliest. Was stört dich an ihr? Nur sehr wenige Menschen mögen die eigene Stimme vom Band. Dialekte und Akzente sind natürlich meistens irritierend, also solltest du kritisch hinhören und auch kleine mundartliche Abweichungen erkennen und versuchen auszumerzen. Als nächstes kommt die Glaubwürdigkeit. Du referierst nicht oft vor Publikum? Dann könnte ein sehr elaborierter Sprachstil, der sich gut stumm liest, von dir vorgelesen, leicht gestelzt und unglaubwürdig klingen. Das liegt aber mehr am Text als an dir. Verkürze die Sätze, vereinfache die Formulierungen.
Wie bei Rolf Schult ist es bei Christian Brückner (Synchronstimme von Robert de Niro) neben seiner charakteristischen - und keineswegs "perfekten"! - Heiserkeit vor allem der lakonische Grundton, über dem auch kleinste Stilmittel (pausieren, den Ton heben, Raunen, ein leichtes amüsiertes Glucksen) eine dramatische Wirkung entfalten. Unaufdringlich und glaubwürdig. (Lies diesen Abschnitt mal laut, er kann unmöglich gut vorgetragen werden.)
Es sollte also nicht Ziel sein, einem perfekten Vorbild nachzueifern, sondern eher, die Stärken der eigenen Stimme zu finden und zu trainieren, ohne ihre Einzigartigkeit zu verleugnen. Und Texte zu schreiben, die einfach, direkt und offen sind. Denn nur ein sehr guter Schauspieler kann mit seiner Stimme "lügen".
Im Interesse der Ehrlichkeit: Meine Stimme gefällt mir auch nur bedingt. Seit ich mich häufiger als Kommentator höre, erkenne ich, was für ein aufgeblasener Aufschneider ich bin. Es ist nicht zu ändern. Mit ein bißchen Selbstironie kommt diese pompöse Art aber ganz gut an. Glaubwürdiger, als versuchte ich kramphaft, locker zu sein (Paradoxon bemerkt?).
Außerdem ist meine Stimme etwas zu hell. Pitchen kommt nicht in Frage. Aber ich filtere die nächstgelegenen Frequenzen aus dem Hintergrundaudio, was zur Folge hat, daß die Mischung ausgewogener klingt. Auch kann ich mir dadurch das Absenken des Pegels sparen. Der ist für mich vergleichbar mit einer giftgrünen Bauchbinde.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...