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Selbstständigkeit, essentielle Fragen



Filmen als Beruf: Hier geht´s um Themen wie: Tarifliches, Kundenkommunikation, Abnahmen und wieviel man für bestimmte Aufträge verlangen kann
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KOALAFIED
Beiträge: 2

Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von KOALAFIED »

Moin,

ich stehe jetzt kurz davor zum ersten Mal für ein eigenes Projekt bezahlt zu werden und mache mir Gedanken, wann und ob ich mich selbstständig melden soll. Wir realisieren zu zweit Musikvideos, mein Partner als DoP, ich kümmer mich um alles weitere, ergo Regie, Producing, Editing und sonstige Aufgaben. Weitere Projekte auf Bezahlung wären grob in Aussicht, allerdings noch nicht dingfest.

Da wir derzeit auch beide quasi arbeitssuchend gemeldet sind, ist auch die Frage, ob wir gemeinsam eine Firma anmelden sollten, oder jeweils eigene Kleinunternehmen als Freelancer? Wir produzieren eigentlich alle unsere Inhalte unter dem selben Namen, natürlich mit der Intention uns eine Reputation aufzubauen.

Zurzeit bekomme ich lediglich Kindergeld (niedlich oder?), aber der Spaß ist in einem Jahr auch vorbei. Auch wenn Projekte wie gesagt in Aussicht stehen, gehe ich nicht davon aus, dass morgen der Auftragskomet einschlägt und wir ausreichend Geld verdienen, darum denke ich, wäre eine Anlaufzeit mit staatl. Unterstützung nötig.

Meine Frage wäre nun, wie wir da am Besten vorgehen sollten? Ich frage hier, bevor ich überhaupt irgendein Amt informiert habe, da ich bislang fast ausschließlich negative Erfahrungen mit sämtlichen staatl. Institutionen gemacht habe und mal wissen möchte, wie das bei Euch gelaufen ist. Wie gehen wir am Besten vor?

Noch als Randinfo, wir bringen größtenteils hauseigenes Equip mit (drehen auf 5D mark ii, steadicam und div. objektive auch alles privat finanziert) und haben jetzt mehrere Jahre Praktika und kleine Set-Jobs gehustled, der DoP war 1 Jahr an einer Filmschule, ich habe nicht studiert.

Best
Koalafied



Pianist
Beiträge: 8460

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Pianist »

Deine Eltern haben Dir aber einen seltsamen Namen gegeben, Koalafied...

Aber nun gut. Zunächst mal: Du bist in einer ganz typischen Situation, in der sich viele junge Menschen befinden, wenn sie am Übergang zwischen Schule und Beruf stehen, und sich langsam auf das eigene Geldverdienen umstellen müssen. Wir werden hier aus der Ferne keine hundertprozentige Beratung machen können, weil jeder Fall anders gelagert ist und andere Dinge berücksichtigt werden müssen.

Eins kann ich Dir aber auf jeden Fall sagen: Du solltest keinesfalls irgendwelche öffentlichen Gelder kassieren und nebenbei schwarz arbeiten. Wenn das rauskommt, hast Du ein massives Problem, welches Dir bei künftigen Aufträgen immer wieder in die Quere kommen kann.

Lass Dich einfach von den zuständigen Stellen beraten, wie Du sowas am besten angehen kannst, ohne dabei irgendwelche Vorschriften zu verletzen und Dich in eine schlechte Position zu bringen. Du wirst dann feststellen, dass bei Behörden und Institutionen überwiegend ganz vernünftige Menschen arbeiten, die Dir wirklich helfen wollen.

Es ist ja schon mal fraglich, ob Du überhaupt ein Gewerbe anmelden musst, weil in vielen Fällen auch davon ausgegangen wird, dass es sich bei der Filmemacherei um eine künstlerische und damit selbständige Tätigkeit handelt - auch wenn mein Finanzamt das anders sieht und ich fleissig Gewerbesteuer und IHK-Beitrag zahle.

Fakt ist lediglich, dass Du jedes Jahr eine Gewinnermittlung machen musst und auf dieser Basis dann Steuern zahlst, sofern Du über die Freibeträge kommst. Im besten Fall läuft es bald so gut, dass der Verlust des Kindergeldes Dich nicht schmerzen muss... :-)

Wobei ich es echt besser fände, wenn Du erst mal eine solide Basis in Form einer Berufsausbildung oder eines Studiums erwirbst. Du hast es sonst noch schwerer, Dich gegen Mitbewerber durchzusetzen, die Dir in Erfahrung und Auftreten überlegen sind. Aber Du schreibst ganz manierlich, also sollte das zu schaffen sein.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Benutzername
Beiträge: 2535

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Benutzername »

hast du abi? studier. ingenieur ist immer gut. und hör auf mit der traumtänzzerei. da giobt es so viele, die das machen, von wegen videos drehen. studier. ich weiß ja nicht wie alt du bist. aber aus meinen verwandtenkreis ist jemand erst mit über 30 mit seinem studium fertig geworden. ist also nicht so schlimm, wenn du schon 25 bist.
Ihr seht mich vielleicht, ´nen toten Rottweiler Gassi führen, im Park, ohne Kopf, aber mit Nietenhalsband, wie ich ihn anschreie, weil das Mistvieh nicht zu bellen aufhören will.



Jens1967
Beiträge: 206

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Jens1967 »

Da muss ich Benutzername zustimmen. Hör auf zu träumen, nur weil euch jemand einen Fuffi für ein Musikvideo in die Patscher drückt, das auf YouTube zweitausend Klicks generiert.
Studier was, mach eine Ausbildung und die Filmerei nebenher als Nebenerwerb, es ist schon ein Erfolg, wenn ihr euch mit der Gage eure Ausrüstung (mit der Zeit natürlich immer bessere) finanzieren könnt.



maxx miliano
Beiträge: 187

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von maxx miliano »

MACH EINE AUSBILDUNG JUNGE!!!!

Schule-Schule fertig- Berufsausbildung ( was Dich interessiert und in diese
Industrie 4.0-Schmackes passen kann/wird)- GEH AUF DIE UNI- und filme
nebenher.
Bei mir ist des in drei Linien gelaufen die sich ineinander weben. Filmen und knipsen war da immer, aber auch schon 2003 klar, das es um 2017 eine post-ytube-next-facebook-post-smartphone-welt geben wird, und in der WIRD NICHT DIE QUALITÄT gewinnen ODER GENIALITÄT oder PHANTASIE..
sondern oft der tröge Gummiarsch einer uns aufgezwungenen ..a,b,c,d,....
Y-PROMINENTEN..die selbiges dann in allen Medien zum besten gibt.
Und dann kommst Du mit deinem Kunstfilm? Weißt was ich meine?
und der 120 millionen Blockbuster kämpft auch mit dem Gummiarsch.
Weil alle den auf ihren Devices anstarren, und der Film, welcher?
LERN WAS LAS DICH NET ABBRINGEN BEWAHRE DEINE JUGEND und sie
den Schwachsinn der dann gerade läuft mit einer gewissen Weisheit.

BITTE MACH AUSBILDUNG! Grüsse! :)



Wurzelkaries
Beiträge: 1117

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Wurzelkaries »

Hi,

ich finde hier wurden Antworten gegeben, die Dir evtl. nicht gefallen werden. Aber, das ist die Wirklichkeit, das wahre Leben. Es schenkt Dir keiner was, und auf Dich gewartet hat auch keiner. Also... mach erst mal was, womit Du Deine Brötchen... langfristig und zuverlässig verdienen kannst. Ob das eine Lehre oder ein Studium ist, ist erstmal egal.

Wenn Du dann Kohle übrig hast, kannst Du die Filmerei immer weiter perfektionieren. Und dann so in 10 Jahren, hast Du entweder die Schnauze voll oder es macht immer noch Spass. Dann kannst Du weitersehen.

Ich hatte mich damals, ( lange her ), gegen die Schauspielschule entschieden, weil ich erstens nicht überzeugt war, dass ich damit meinen Lebensunterhalt finanzieren könnte. Es mag an meiner bürgerlichen Erziehung gelegen haben. Doch jetzt habe ich ein Auskommen und kann mir die Filmerei "leisten".

Nimm den Rat an oder denke zumindest ein paar Nächte darüber nach


Beste Grüße

Stefan



7River
Beiträge: 3820

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von 7River »

Ist es nicht besser, so etwas nebenberuflich - mit einem Gewerbeschein als Videofilmer - zu machen? Wenn mich nicht alles täuscht, macht das ein Bekannter von mir auch. Hauptberuflich macht er natürlich was anderes. Jedenfalls wurden andere Videofilmer mal misstrauisch und hätten den fast angeschissen. Das wäre teuer geworden...



j.t.jefferson
Beiträge: 998

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von j.t.jefferson »

hmmm...ich glaub das kann so oder so klappen.
Bei mir hat keiner Film studiert oder sowas in die Richtung als Ausbildung gemacht. Ich hab nur den Quatsch gemacht und kann davon gut leben. Die 24 Stunden Drehs knabbern an nem 35 jährigen Mann halt immer mehr (vorallem wenn dann noch mit Gimbal) aber es läuft.

Erstes Geld hatte ich übrigens mit Wettbewerbs und Festivalfilmchen verdient und mich von Auftragsarbeiten fern gehalten. Ich glaube das versaut einen zu sehr.

Durch mini Förderungen hatte ich die Filme immer auf die Beine gestellt und die Freunde mit denen ich die gemacht hatte, sind jetzt mein Produktionsteam.

Also so kanns halt auch laufen.
Allgemein halte ich sowieso wenig von Leuten die alles nur am Rande oder halbherzig machen. Entweder ganz oder gar nicht. Sonst kommt auch nur halbgare Scheisse am Ende bei raus. Sieht man wunderbar an Schauspielern, die nebenher arbeiten gehen und die die nur den Kram machen. Wer hat wohl mehr Erforlg



Wurzelkaries
Beiträge: 1117

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Wurzelkaries »

j.t.jefferson hat geschrieben:hmmm...ich glaub das kann so oder so klappen.
Bei mir hat keiner Film studiert oder sowas in die Richtung als Ausbildung gemacht. Ich hab nur den Quatsch gemacht und kann davon gut leben. Die 24 Stunden Drehs knabbern an nem 35 jährigen Mann halt immer mehr (vorallem wenn dann noch mit Gimbal) aber es läuft.

Erstes Geld hatte ich übrigens mit Wettbewerbs und Festivalfilmchen verdient und mich von Auftragsarbeiten fern gehalten. Ich glaube das versaut einen zu sehr.

Durch mini Förderungen hatte ich die Filme immer auf die Beine gestellt und die Freunde mit denen ich die gemacht hatte, sind jetzt mein Produktionsteam.

Also so kanns halt auch laufen.
Allgemein halte ich sowieso wenig von Leuten die alles nur am Rande oder halbherzig machen. Entweder ganz oder gar nicht. Sonst kommt auch nur halbgare Scheisse am Ende bei raus.

Bist Du sicher? Nur wenn man nur filmt kommt auch was gares dabei heraus? Da bin ich mir nicht so sicher.



Benutzername
Beiträge: 2535

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Benutzername »

wenn du folgendes (David Lynch 'Good Day Today') hinbekommst, rein von deiner kreativität her, dann versuch es, aber bitte immer noch mit einem zweiten standbein - so was wie ein uni-studium. die medien sind übersättigt mit durchschnittlicher ware. kamera drauf halten kann jeder. kreativ kann nicht jeder. wenn du ein genie bist, dann mal los. ansonten ruiniere dir nicht dein leben wegen traumtänzerei.



ist wie mit der currywurst. ich mache eine super currywurst. habe die mal für einen kumpel gemacht. der sagte, die wäre besser als die in der pommesbude. mache ich jetzt deshalb eine pommeswude auf, nur weil ich eine super currywurst machen kan? nein! ich werde filmemacher.
Ihr seht mich vielleicht, ´nen toten Rottweiler Gassi führen, im Park, ohne Kopf, aber mit Nietenhalsband, wie ich ihn anschreie, weil das Mistvieh nicht zu bellen aufhören will.



j.t.jefferson
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Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von j.t.jefferson »

Wurzelkaries hat geschrieben:
j.t.jefferson hat geschrieben:hmmm...ich glaub das kann so oder so klappen.
Bei mir hat keiner Film studiert oder sowas in die Richtung als Ausbildung gemacht. Ich hab nur den Quatsch gemacht und kann davon gut leben. Die 24 Stunden Drehs knabbern an nem 35 jährigen Mann halt immer mehr (vorallem wenn dann noch mit Gimbal) aber es läuft.

Erstes Geld hatte ich übrigens mit Wettbewerbs und Festivalfilmchen verdient und mich von Auftragsarbeiten fern gehalten. Ich glaube das versaut einen zu sehr.

Durch mini Förderungen hatte ich die Filme immer auf die Beine gestellt und die Freunde mit denen ich die gemacht hatte, sind jetzt mein Produktionsteam.

Also so kanns halt auch laufen.
Allgemein halte ich sowieso wenig von Leuten die alles nur am Rande oder halbherzig machen. Entweder ganz oder gar nicht. Sonst kommt auch nur halbgare Scheisse am Ende bei raus.

Bist Du sicher? Nur wenn man nur filmt kommt auch was gares dabei heraus? Da bin ich mir nicht so sicher.
Also ich kenne Leute die es nicht so machen aber---naja---die sind zweigleisig geblieben. Vielleicht besser so?! Kenne es halt nur so. Vielleicht kann mich jemand vom Gegenteil überzeugen :)

Aber bei den Kurzfilmen wo ich hin und wieder für umme antanze und wo die Regisseure usw das nicht hauptberuflich machen, merkt mans direkt.
Von Abschlussfilmen rede ich erst gar nicht...die sind einfach nur eine einzige Katastrophe...oft. Da merkt man, dass da viel Theorie in die Leute gequetscht wird und alles in "über"Professionalisierung erstickt.

Meine Freundin macht da hin und wieder noch Maske und rafft auch nicht wie langsam und träge da bei den Drehs alles abläuft.



Benutzername
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Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Benutzername »

j.t.jefferson hat geschrieben:Allgemein halte ich sowieso wenig von Leuten die alles nur am Rande oder halbherzig machen.
franz kafka hat auch nur nebenbei geschreiben. immer schön nach der arbeit. und in meinen augen in das der mit abstand genialste autor, der hier mal auf dem planeten war. und das hat auch nichts mit geschmack zu tun, sonder mit der der tatsache, dass er der einzige autor ist, der die sprache, in der er geschrieben hat, wie kein zweiter beherrscht hat.

und hier gehts auch nicht um leute, die etwas machen, sondern um das fertige produkt. kafka war ein genie. und das nach der arbeit, also nur nebenbei.
Ihr seht mich vielleicht, ´nen toten Rottweiler Gassi führen, im Park, ohne Kopf, aber mit Nietenhalsband, wie ich ihn anschreie, weil das Mistvieh nicht zu bellen aufhören will.



j.t.jefferson
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Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von j.t.jefferson »

Gewonnen :D

Gutes Beispiel :)
Aber ich glaube wenn man nur Film macht, lernt man mehr als wenn mans nur am WE macht oder in Freizeit. Kamera ist halt auch ne handwerkliche Sache die von der Praxis lebt. Ich lerne auch bei jedem Dreh was neues dazu.

Vorallem wie willste beim Bachelor Studium noch nebenbei filmen? Geht doch gar nicht. Vielleicht seh auch das auch zu eng.

Trotzdem brauch ich meine min. 3 Drehtage in der Woche um mich wohl zu fühlen und muss jedes mal was neues ausprobieren...und wenn es auch nur dazu da ist um mit dem Team was neues auszuprobieren :)



Wurzelkaries
Beiträge: 1117

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Wurzelkaries »

j.t.jefferson hat geschrieben:Gewonnen :D

Gutes Beispiel :)
Aber ich glaube wenn man nur Film macht, lernt man mehr als wenn mans nur am WE macht oder in Freizeit. Kamera ist halt auch ne handwerkliche Sache die von der Praxis lebt. Ich lerne auch bei jedem Dreh was neues dazu.

Vorallem wie willste beim Bachelor Studium noch nebenbei filmen? Geht doch gar nicht. Vielleicht seh auch das auch zu eng.

Trotzdem brauch ich meine min. 3 Drehtage in der Woche um mich wohl zu fühlen und muss jedes mal was neues ausprobieren...und wenn es auch nur dazu da ist um mit dem Team was neues auszuprobieren :)
Also ich geb Dir schon auch recht. Je mehr man macht desto mehr lernt man und desto mehr Praxiserfahrung bekommt man. Im Umkehrschluss muss das aber nicht bedeuten, dass der , der nur einmal im Monat filmt, per se schlechte Filme macht. Aber es dauert natürlich länger, handwerklich was passables abzuliefern.



j.t.jefferson
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Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von j.t.jefferson »

Oh--ganz überlesen das es um Musikvideos geht.

Dann würde ich sagen drehen drehen drehen. Die Bildsprache ändert sich da so schnell. An den TO: drehen die Banger Dinger und auch für andere Labels...lasst euch nicht kaputt machen.

Ich glaube wir sind da schon ziemlich gut dabei in Deutschland aber alt will man damit nicht werden. Man kann da viel ausprobieren aber Budget mäßig stößt man irgendwann auch an die Grenzen. Wir sind da zwar schon im 5 stelligen Bereich aber es ist echt hart verdientes Geld.

Da werden Videos an einem Tag gedreht und müssen 3-4 Tage später komplett fertig sein. Ich habe schon einige Regisseure erlebt denen das irgendwann zu viel war.

Stell dir vor du bist auf einem Dreh und kriegst währenddessen einen Anruf, dass man am nächsten Tag in die Türkei fliegt und am Abflug Tag noch ein Carnet besorgen muss. Dann kommt beim Dreh ne Anti Terror Einheit, weil keine Drehgenehmigung da ist und mit Pump-Guns und Pistolen rumgefuchtelt wird. Einen Tag später fliegt die Drohne jemanden ins Zimmer, wieder Bullen usw.

Überlegt euch zweimal das mit den Musikvideos.
Ich hab halt bisschen Erfahrung durch Drehs in Pakistan mit Talibans (WDR) sammeln dürfen aber kann daruaf im nachhinein verzichten.

Wenn das eucht alles aber nix ausmacht und ihr trotzdem Bock drauf habt: Viel Erfolg :)



Benutzername
Beiträge: 2535

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Benutzername »

j.t.jefferson hat geschrieben:Trotzdem brauch ich meine min. 3 Drehtage in der Woche um mich wohl zu fühlen und muss jedes mal was neues ausprobieren...und wenn es auch nur dazu da ist um mit dem Team was neues auszuprobieren :)
das nennt man dann drogensüchtig. ;)
Ihr seht mich vielleicht, ´nen toten Rottweiler Gassi führen, im Park, ohne Kopf, aber mit Nietenhalsband, wie ich ihn anschreie, weil das Mistvieh nicht zu bellen aufhören will.
Zuletzt geändert von Benutzername am Do 10 Dez, 2015 21:33, insgesamt 1-mal geändert.



j.t.jefferson
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Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von j.t.jefferson »

Arbeitssucht bitte



wp
Beiträge: 807

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von wp »

Streng genommen war Kafka ja auch Amateur.

Bei allen kreativen Prozessen würde ich die Reflektion unbedingt zum Schaffensprozeß hinzuziehen, im Grunde hockt niemand 12 Stunden nonstop hinterm Schreibtisch.

Musikvideos? Warum nicht.
wie in der Werbung: Publikum und Zielgruppen ändern sich schnell; ich würd mir eine Zeitspanne setzen, vielleicht 15 Monate, und danach Bilanz ziehen.
auf jeden Fall würde ich mir einen Plan B überlegen.



LIVEPIXEL
Beiträge: 167

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von LIVEPIXEL »

KOALAFIED hat geschrieben:Moin,

darum denke ich, wäre eine Anlaufzeit mit staatl. Unterstützung nötig.

Meine Frage wäre nun, wie wir da am Besten vorgehen sollten? Ich frage hier, bevor ich überhaupt irgendein Amt informiert habe, da ich bislang fast ausschließlich negative Erfahrungen mit sämtlichen staatl. Institutionen gemacht habe.
Best
Koalafied
Da warst du beim Amt wohl nicht nett gewesen!? Spaß beiseite! Als ehemaliger Betriebsrat bei einem Medienunternehmen mit mehr als 1100 Mitarbeiter war immer wieder der/die eine oder andere dabei mit den Sprung in die Selbständigkeit. Ich habe mit finanziellen Hilfen für Existenzgründerinnen und Existenzgründer über die Ämter nur Gutes gehört, zumindest sind Krankenkasse und existenzielle Kosten abgesichert.

Natürlich wir ab einem bestimmten Umsatz gegengerechnet doch die Sicherheit ist für einen längeren Zeitstrahl vorhanden. Einfach zum Amt dein Produkt gut verkaufen, wichtig gleich eine ordentliche Buchhaltung mit in die Präsentation einbinden und zu deinen Gunsten verhandeln, ist bestimmt kein Fehler zumal die Ämter ja selbst im Medienbereich ausbilden Lassen. Wichtig ist gleich beim richtigen Fach - Berater terminieren und nicht am Schalter mit einer Kurzberatung, Drau dich!

https://www.arbeitsagentur.de/web/conte ... TBAI485480
Netter Gruß
*************



j.t.jefferson
Beiträge: 998

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von j.t.jefferson »

Was der Kollege oben sagt und nie von einem Kunden abhängig machen.
Musikvideo ist immer super zum ausprobieren um das ganze dann sauber in der Werbung zu machen.



Benutzername
Beiträge: 2535

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Benutzername »

j.t.jefferson hat geschrieben:Musikvideo ist immer super zum ausprobieren um das ganze dann sauber in der Werbung zu machen.
und von der werbung zum film. viele filmregisseure haben in der werbung ihren anfang genommen.
Ihr seht mich vielleicht, ´nen toten Rottweiler Gassi führen, im Park, ohne Kopf, aber mit Nietenhalsband, wie ich ihn anschreie, weil das Mistvieh nicht zu bellen aufhören will.



Adam
Beiträge: 1112

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Adam »

Zwei Beispiele:

1) Ich habe studiert (Dip.Ing) und kann mit drei Tagen Arbeit pro Woche mein Leben finanzieren - nicht Reichtum, aber ein Leben.
D.h. ich habe viel Zeit für Hobbys/Freunde.
Und: Ich könnte auch Vollzeit arbeiten, wenn es finanziell notwenig wäre oder es mich reizen würde.
--> Ordentliche Aubildung ermöglicht es, stellt man es richtig an (! Das ist die Kunst!), auch als erwachsener Mensch noch viel zeit für hobbys zu haben. Und mit den richtigen Hobbys kann man dann auch noch Geld verdienen (und natürlich versteuern)

2) Sehr guter Freund - sehr erfolgreicher Filmschaffender/Fotograf (nicht berühmt erfolgreich, aber glücklich im Leben und finanzell sehr erfolgreich, nebenbei auch noch verdammt viel Freizeit=Hobbys+Freunde)
Er hat alles dafür getan seinen Traum, den er hatte seit er 14 Jahre alt war, zu verwirklichen. Hat sichvon ganz unten hochgearbeitet jede Chance ergriffen und alles was er lernen konnte dankend an- und aufgenommen.
Und nebenbei hat er immer sein eigenes Geld verdient, schon als Jugendlicher. Nix Taschengeld, Arbeitslosengeld....

So. Jetzt hast Du zwei Beispiele mehr.
Entweder ne ordentliche Ausbildung/Studium (am besten erst die Ausbildung, dannn das Studium = bester Mitarbeiter, bestes Gehalt) oder mit aller Kraft für einen Traum arbeiten. Aber dafür muss man schon den richtigen Charakter haben. Das liegt nicht jedem.

Was Dir vielleicht noch weiter hilft:
Überleg Dir wieviel Geld Du mit Mitte dreissig benötigen wirst. Sagen wir mal mindestens 1500. -aber eigentich schon 3000.- oder mehr monatlich auf dem Konto (Kinder, Haus, Auto, Urlaub, Versicherung...).
Du kannst jetzt überlegen (oder nen Brutto-Netto-Rückwärtsrechner nutzen) wieviel Du da verdienen musst, um das als Angesteller zu bekommen.
Die 1500.- bekommst Du schon mit ner einfachen Ausbildung im Einzelhandel, nach 10 Jahren Berufserfahrung. Oder sogar mehr.
Die 3000.- auf dem Konto sind schon nicht mehr ganz so selbstvertändlich, aber durchaus im Bereich des Möglichen. (z.b. Industriedesigner, Chemiker, Biologe, Datenbankspezialist...)

Und jetzt rechne Mal durch ob Du das erreichen kannst, als selbstständiger Fimemacher.
Ja, klar geht es. Mein Beispiel oben verdient wesentlich mehr.
Aber das ist eher die Ausnahme als die Regel, es gibt genug Freelancer die mit 30 oder 40 Jahren immer noch selbstausbeuterisch arbeiten (also 300 Stunden und mehr im Monat, wenn sie ehrlich rechnen würden) und damit gerade so über die Runden kommen.
Überleg wieviel Du da pro Stunde verdienen müsstet. Denk dran, dass Du nicht (wie ein Angestellter) täglich 8 bezahlte Arbeitstunden hast, denk dran, dass Du im Krankheitsfall kein Geld bekommst (ausser Du hast eine schweineteure private Versicherung dafür).
So woher kommen z.B. 7000 brutto im Monat? Bei vielleicht 10 Arbeitstagen? 700 pro Tag? Nicht selbstverständlich, aber möglich.
Dazu kommen dann nochmal viele, viele Arbeitsstunden und Tage, die keine Einkommen direkt erbringen.
Und was beibt von den 7000.- nach Steuern, Versicherungen, privater Altervorsorge.....?

Als Selbstständiger benötigst Du ja alleine an die 1000.- im Monat für Krankenversicherung und das ansparen für die Altersversorgung.
Bedenke die 40% Steuern....
Da musst Du dann schon Kunden auftuen, die Dir regelmäißg(!) mindestens 10.000 oder besser noch einiges mehr jeden (!) Monat bezahlen.
Und Du musst Dich selbst und ständig darum kümmern, dass die Kunde bleiben und neue dazu kommen.

Sudierst Du was ordentliches, findest nen guten Job (kein großes Problem), dann ist Deine Krankenversicherung geregelt, Deine Altersversorgung und Du musst Dich nicht mehr darum kümmer Arbeit heran zu schaffen. Allerdings hast Du dann als Vollzeit-Arbeitnehmer kaum noch Freizeit, wenige Freunde und kaum noch Hobbys.
Das ist die Regel, von der es auch noch Ausnahmen gibt.


Lange Rede kurzer:
Entweder Du hängst Dich extrem rein, tust alles (und noch mehr) für die Selbstständigkeit. Und zwar selbst und ständig und selbstfinanziert.
Oder Du machst ne ordentliche Ausbildung.
Und findest dann den Weg trotz dem Angestellten-Dasein noch viel Freizeit zu haben.

Unterhalte Dich mal mit 30/40-jährigen.
Fast alle werden Dir sagen, dass Zeit das wichtigste ist und sie davon nie genug haben. Nicht genug um Freundschafen zu pflegen und Hobbys zu betreiben.
Du kannst jetz vielleicht noch bis 12h Mittags schlafen, aber mit 35 bist Du dann glücklich über die 2 Wochen im Sommer, in denen Du nicht in der Früh aufstehen mussst.
Denn dann steht Du jeden verdammten Tag erneut um 7h auf, jeden Tag, jeden Monat, jedes Jahr, jedes Jahrzent. Und dann spuckt Dich das Leben mit 67 aus und sagt:; Herzlichen Glückwunsch. Viel Spaß mit den restelichen 10 oder 20 Jahren.
Darum:
Neben der Frage nach Selbstständig vs. Angestellt oder Ausbildung/Studium vs. Hocharbeiten ist doch die Frage: "Wie habe ich in meinem Leben genug Zeit um zu leben" die allerwichtigste.

Viel Erfolg!



Wurzelkaries
Beiträge: 1117

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Wurzelkaries »

Bravo.
Danke für den Beitrag.

Work Life Balance fällt mir hier ein.



pixelschubser2006
Beiträge: 1697

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von pixelschubser2006 »

Eines muss ich aber ganz klar noch ergänzen, und das ist fast schon ein Grund es doch im Mediensektor zu probieren: Die Arbeitsbedingungen in dieser Branche waren früher scheisse, aber heute sind sie überall scheisse. Da kann man auch nach dem Motto leben "wenn schon arbeitslos, dann wenigstens in einem Job, der einem Spaß macht". Ich habe nach meiner Fernsehtechniker-Lehre (über 20 Jahre her...) versucht, über den Umweg Lokaljournalismus in den Broadcast-Bereich zu kommen und habe das sogar geschafft.

Bin zwar nicht wie vereinbart als Volontär bei n-tv gelandet, sondern beim von der gleichen Agentur betreuten QVC in der Sendeabwicklung. Da mir das Geld zuwenig war und ich an die Kamera wollte, bin ich nach einem dreiviertel Jahr abgehauen. Um es kurz zu machen: Als Freelancer würde ich diesen Job heute mit Kusshand machen (aber nur für die hohen Gagen, die tatsächlich bezahlt werden, nicht für mein lausiges Volo-Gehalt...) und MAZen beim Homeshopping zu bedienen ist nicht so grausam wie als Kreativer am Ofen in der Schmiede zu schuften. Auch wenn ich darüber mal anders gedacht habe.

Auf der anderen Seite: Ich verdiene heute meinen Lebensunterhalt mit Videoüberwachung (Hauptjob) und IT / Mediengestaltung (eigenes Gewerbe). Trotz zweier Kinder lasse ich das träumen nicht und nutze die Auftragsflaute bei meinem Arbeitgeber, um meine Videoproduktion voranzutreiben. Ich kann es einfach nicht lassen.

Mein Fazit: Es ist hart, aber wenn der Scheissjob genauso hart wie der Traumjob ist, dann kann man auch den Traumjob machen. Das Leben als Kleinunternehmer ist immer hart, alles was hier kalkuliert wurde (und im Wesentlichen auch zutrifft) gilt für Pizzabäcker, 1-Mann-Kurierdienste und Computer-Ich-AGs genauso.



Jens1967
Beiträge: 206

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Jens1967 »

Etwas wurde noch gar nicht genannt: Talent!
Wissen wir denn, wie sich der TO hinter der Kamera, als Regisseur, Kameramann, Cutter, Colorist, etc, so anstellt? Ob er zündende Ideen für neue Looks hat, ob er vielleicht sogar Trends setzt? Oder ist er nur einer von den unzähligen Hippstern mit Wollmützchen, die sich mit einer Star Wars-mäßig aufgeriggten Canon 5D obercool vorkommen, aber nur Schmonz abliefern (wie 98% von denen)?
Aber da er sich nicht meldet, will er das wohl alles gar nicht hören, wer weiss...



KOALAFIED
Beiträge: 2

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von KOALAFIED »

Ach Leute ...

Erstmal vielen Dank für die zahlreichen Meinungen, damit habe ich insbesondere in der kurzen Zeit nicht gerechnet. Ich denke aus einigen Parolen konnte ich herausdeuten, dass hier oft voreilige Schlüsse gezogen worden sind. Vielleicht weil ich "jung" bin und hier eventuell auch jeden Tag solche Threads entstehen, vielleicht auch einfach nur weil ich meinen Hintergrund kaum erläutert habe. Jedenfalls schätze ich die ehrlichen Antworten.

An all jene die "was richtiges lernen" für sinnvoll halten: Haltet ihr es nicht selbst für etwas paradox, wenn man es für "sicherer" hält, lieber in ein Angestelltenverhältnis zu gehen, als sich einfach selbstständig zu machen? Als Arbeitnehmer arbeite ich letztendlich nur unter jemandem anderes, der selbstständig ist. Wo bitte ist so ein Job -egal in welcher Branche- sicherer als die eigene Selbstständigkeit? Wie naiv kann man sein, um heutzutage noch an irgendeine Form von Rentenversicherung zu glauben? Leute die so vor 50 Jahren gedacht haben, gehen jetzt Flaschen sammeln und wer glaubt ernsthaft, in 50 Jahren wäre die Situation eine bessere?

Ein Angestelltenverhältnis kann ich nicht skalieren. Ich werde immer das gleiche Geld verdienen, immer den gleichen Urlaub haben, mich immer nach anderen richten müssen, vielleicht durch XX Jahre in der Branche mal 500€-1000€ mehr im Monat verdienen, aber das war's. Bessere Arbeitsbedingungen und geregelte Arbeitszeiten sind außerdem kein Argument für irgendwas, wenn ich etwas mache, was ich nicht machen will und dementsprechend darunter leide. Wieso sollte ich so einen Lebenskompromiss eingehen, bevor ich es überhaupt versucht habe? Weil 15 Leute in einem Internetforum denken, die Chancen wären zu gering? Dann sind es ja folgerichtig auch die selben geringen Chancen für alle anderen und wenn die meisten Leute so denken wie ihr, hab ich gute Karten.
:D Kleiner Spaß.

An jene die zu einer gängigen Ausbildung oder einem medienrelevanten Studium raten: Ich habe in den letzten 3 Jahren keinen einzigen erfolgreichen Kameramann, Produzenten oder Regisseur getroffen, der studiert hat. Keinen. Einzigen. Wo sind diese ganzen erfolgreichen Absolventen? Ich frag mich das immer wieder. Die erfolgreichsten Leute die mir bekannt sind, haben nicht mal mehr eine Ausbildung gemacht und sich stattdessen simpel hochgearbeitet, früh gewusst was sie wollten und nicht ihre Zeit mit systematischen Theorie-Berufsbildern verschwendet. Die 29-jährigen Master-Studenten der audiovisuellen Medien, Mediendesign FHs oder Medienwissenschaftler konnten in der Praxis ungefähr nichts, was ich mit Anfang 20 nicht ohne ein Studium konnte.

Mich hat noch nie irgendwer, irgendwo gefragt, ob ich studiert hätte. In der echten Welt hat sich dieses "hol dir einen Abschluss!"-Gerede in dieser Branche für mich noch nie bestätigt, auch wenn ich das schon 1000 mal in Foren gelesen habe. Ist schon komisch. Erst recht wenn ich die überaus bombastische Masse an ideenlosen, hingerotzten Musikvideos, aber auch Filmen und Werbung sehe, mache ich mir nicht sonderlich große Sorgen, denn Skill ist scheinbar nicht alles, was zählt. Ansonsten wären diese Mengen an schlechten Werken auch unerklärbar.



Jott
Beiträge: 21834

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Jott »

Wenn du rechnen kannst, mach dich selbständig. Kann ein traumhaftes Leben werden. Natürlich musst du besser sein als andere. Dafür gerne auch teurer. Viel teurer. Nur dann wird's was mit dem traumhaften Leben. Die Billigen haben keine Chance, denn immer ist ein anderer noch billiger.

Ich hatte das Glück, dass mir ganz am Anfang ein sehr guter Steuerberater den Kopf gewaschen hat, was Tagessätze angeht. Ohne den Mann wäre ich gleich wieder pleite gewesen.



Pianist
Beiträge: 8460

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Pianist »

KOALAFIED hat geschrieben:Wo sind diese ganzen erfolgreichen Absolventen?
Hier! :-)

Ich kann Dir definitiv sagen, dass ich ohne mein Studium der Politikwissenschaft den allergrößten Teil meiner Aufträge nicht bekommen würde. Ohne mein Studium wäre ich nicht in der Lage, diese vielen unterschiedlichen hochkomplexen Themen so weit zu durchdringen, dass ich darüber vernünftige Filme machen könnte. Und ich wäre auch nicht in der Lage, meine Filmtexte so zu schreiben, dass sie von den Fachleuten häufig ohne Änderungswünsche oder nur mit minimalen Änderungswünschen akzeptiert werden. Dabei geht es um Themen, wo man theoretisch jedes einzelne Wort auf die Goldwaage legen könnte.

Ich behaupte einfach mal: Ohne einen breiten Bildungshintergrund kann man sowas nicht machen, weil man schlichtweg vollkommen überfordert wäre. Und das merken die Auftraggeber sofort.

Machen wir mal ein konkretes Beispiel: Du hast den Auftrag, einen Film über die Früherkennung von Herzrhythmusstörungen mit dem Ziel einer besseren Schlaganfall-Prophylaxe zu machen. Da hast Du es dann mit Ärzten, Professoren und (wenn es um die Finanzierbarkeit geht) auch mit Gesundheitspolitikern zu tun. Wie möchtest Du mit denen auf Augenhöhe kommunizieren, wenn Du weder was gelernt, noch was studiert hast?

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Adam
Beiträge: 1112

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Adam »

Nagut, wenn Du esunbedingt versuchen willst:
Ruf (!) beim Finanamt Deiner Gemeinde an.
Erklär denen, dass Du kein(!) Gewerbe anmelden möchtest, sondern gerne filmst und Dich nun immer mal wieder Leute fragen, ob Du das für Geld machen kannst.
Erkläre, dass Du ja gerne ein ehrlicher Mensch bist und dass es da im Jahr nicht nur um 100.- aber keinensfalls um viele tausende geht und Du darum gerne eine legale Rechnung schreiben möchtest.
Sag ihnen, dass Du das als Freiberuf (!) machen möchtest und daher eine Steuernummer brauchst.

So hat es bei mir funktioniert. Kein Gewerbe, freiberufliche Tätigkeit!

Dann gibt es eine Steuernummer, Du musst nur die ganz einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung machen (keine echte betriebliche umfängliche Buchführung).

Deine Einnahmen meldest Du jedesmal beim Arbeitamt, die verrechnen das dann.
Anfangs werden es eh nur ein paar hundert sein. So bekommst Du weiter ein ALG, nur eben gekürzt.
Am Ende vom Jahr/anfang vom nächsten machst Du die einfache Steuererklärung (dafür gibts Progamme, die seh gut funktionieren)

Wenn's gut läuft verdienst Du im Jahr mehr als das ALG, dann bist Du bei +/-0 Euro, aber Du hast es selber verdient.

Nur Rechhnung schreiben und nebenbei ALG ohne die Einnahmen zu melden wird böse schief gehen. Aber das ist Dir wahrscheinlich klar.

Nur überleg Dir mal, ob sich die Filmerei nicht mit einem Studium/Ausbildung/bezahltem Praktikum verbinden lässt.
Soviel wirst Du ja nicht filmen (zeitlich).
Und wenn Du die Zeit die Du in (vielleicht?) facebook, playstation etc. steckst, in ein Praktikum z.B. bei einem Beleuchter oder einem Tonstudio steckst, kannst Du etwas lernen und nebenbei filmen.
Beleuchter ist übrigens ein guter Tipp, da lernst Du Licht zu sehen. Oder bei einem fotografen, da lernt man Bilder zu komponieren.

Viel Erfolg.



Jott
Beiträge: 21834

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Jott »

Wer die höchst lukrative Welt des Auftragsfilms anstrebt, hat ohne Studium und überhaupt breite Bildung sowie exzellente Fremdsprachenkenntnisse in der Tat ein Problem.

Aber nur da. Bei Musikvideos sollte es egal sein.



Pianist
Beiträge: 8460

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Pianist »

Ich werfe mal noch ein konkretes Beispiel in den Raum: Ich bin als Filmer in ein mehrjähriges Technologieprojekt eingebunden. Im Rahmen dieses Projektes gab es neulich eine Veranstaltung, die von einer Technikfirma aufgezeichnet wurde. Also das übliche Setting: Eine Bühne mit einem Rednerpult, dahinter eine Leinwand, wo die Präsentationen liefen, und die Technikfirma hat das mit drei Live-Kameras aufgezeichnet und live ins Internet gestreamt.

Nun wurde ich gebeten, aus dem Mitschnitt eine kleine Schnittliste mit Highlights zu erstellen, damit die Technikfirma daraus einen Zusammenschnitt machen kann.

Und jetzt kommt das, was ich eigentlich ausdrücken möchte: Derjenige, der da am Bildmischer saß, war durchaus in der Lage, sein Gerät zu bedienen. Technisch war alles prima. Aber er hat eben kein Gefühl dafür gehabt, dass es manchmal besser gewesen wäre, einen Schnitt etwas früher oder später zu machen, um die spätere Bearbeitung zu erleichtern.

Es ist eben ganz schlecht, wenn rund um das erste oder letzte Wort eines relevanten Satzes ein Umschnitt erfolgt, der im Extremfall die Verwendbarkeit des ganzen Satzes verhindert. Ein bis zwei Sekunden kann man natürlich später einen Zwischenschnitt des Publikums weiterziehen, aber mehr wohl nicht.

Und es ist auch nicht schön, wenn man grundlos für viele Sekunden einen Zuhörer reinschneidet, der sich die ganze Zeit im Ohr bohrt.

Also da hat jemand die Tasten gedrückt, der schlichtweg nicht mitgedacht hat. Es reicht eben nicht, nur Tasten drücken zu können. Man muss auch ein Gefühl für inhaltliche Aussagen haben und erkennen, wo die Kernsätze liegen.

Wenn man also weiß, dass jemand nur Tasten drücken kann, muss man ihm jemanden zur Seite stellen, der selbst vielleicht keine Tasten drücken kann, aber genau entscheidet, wann welcher Umschnitt kommen soll. Bildmischer und Bildregisseur sind eben zwei verschiedene Berufsbilder.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



dienstag_01
Beiträge: 13621

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von dienstag_01 »

Super Beispiel.
Ungefähr so, als beschwerte sich der Cutter eines Trailer über den zugrunde liegenden Spielfilm: Die Szenen sind aber vieeeel zu lang ;)

Das einmal geschnittenes Material nie ganz einfach weiterzuverarbeiten ist, liegt nicht an der Unfähigkeit des ersten Schnitts. Nicht immer ;)



Pianist
Beiträge: 8460

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Pianist »

Na eben. Es gibt Leute, die sowas hervorragend hinbekommen. Die drücken einfach rein intuitiv zur richtigen Zeit auf das richtige Knöpfchen, erzeugen damit einen guten Livestream, der obendrein anschließend noch gut zusammenzuschneiden ist.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



dienstag_01
Beiträge: 13621

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von dienstag_01 »

Stimmt, aber dein ganzes Beispiel steht auf dem Kopf ;)

Erstmal gibt es verschiedene Zwecke und da läuft der Schnitt natürlich auch verschieden. Zum zweiten gibt es einen Unterschied zwischen Live-Schnitt und Postproduktion. Oder weisst du immer schon im voraus: in zwei Sekunden kommt die Kernaussage. Und in drei Sekunden bohrt der in der Nase.
Da hast du vielleicht den falschen Auftrag angenommen ;)



Pianist
Beiträge: 8460

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Pianist »

Zumindest sollte man erkennen, dass jemand gerade einen wunderschönen Satz mit einer klaren inhaltlichen Aussage formuliert. Dann darf er gerne so lange im Bild bleiben, bis er diesen Satz mit einem Punkt beendet hat. Da muss man nicht grundlos einen hässlichen Umschnitt auf eine andere Kamera mit gleicher Einstellungsgröße aus anderem Winkel machen.

Und wenn man auf dem Vorschaumonitor sieht, dass da jemand im Publikum sitzt, der sich gerade intensiv mit dem Finger im Ohr herumfummelt, dann sehe ich weit und breit keinen Grund, jetzt unbedingt einen Schuss ins Publikum zu schneiden. Wenn er natürlich erst kurz nach dem Umschnitt zu Popeln beginnt, hat man eben Pech gehabt, und sollte so schnell wie möglich zum Bild des Redners zurückkehren. Dann kann man da später einen anderen Zwischenschnitt drüberdecken.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



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