Auf Ridley Scotts Prometheus hatte ich mich lange gefreut. Von etlichen Klassikern aus anderen Genres abgesehen (z.B. Thelma & Louise oder Gladiator) hat Scott zwei Science-Fiction-Werke gedreht, die ohne Übertreibung unter den vier wichtigsten aller Zeiten rangieren: Blade Runner und Alien. Die anderen beiden dürft ihr euch aussuchen.
Der Titel spielt auf die griechische Sage vom Titan Prometheus an, der die Menschen aus Ton knetete, ihnen Leben einhauchte und auch sonst ein olympisches Ärgernis war. Den Göttern dieser Zeit schwante, dass Menschen Ärger bedeuteten. Dieser Teil der Sage spielt offenkundig auf die zahlreichen grässlichen Untaten an, die von den griechischen Sagenhelden in der Folge verübt wurden.
Ein gottähnlicher Muskelmann, marmorblass, stürzt zu Beginn in einen Wasserfall. Ein Virus scheint seinen Körper rasant zerfallen zu lassen. Dies scheint eine Anspielung auf jene griechische Götterklamotte zu sein, über die sich gewiss die meisten halbwegs Halbgebildeten via Google vorm Kinobesuch informiert hatten. Na, das kann ja heiter werden!
Zunächst aber findet 2089 ein Forscherpärchen eine Höhlenmalerei, die endlich die Theorien Erich von Dänikens und Aiman Abdallahs über den Ursprung der Götter beweist, indem sie ein aus fünf oder sechs Kreisen bestehendes Sternbild irgendwo in der Galaxis wiedergibt. Alle sind happy. Doch wir sind nicht zum Vergnügen hier. Als erfahrene Kinogänger wissen wir, dass die überaus grimmige Musikuntermalung auf eine trügerische Freude anspielt. Auch sehen die Götter - ungelenke Neandertalerpfoten hin oder her - nicht so zartgliedrig aus wie die von Spielberg. Zu allem Überfluss ist die Leiterin der Forscher Noomi Rapace, heißt Elizabeth Dingenskirchen, hat quasi also denselben Namen wie in Verblendung. Und hängt einem naiven Kinderglauben an, dass irgendwo "die Götter" leben, die uns erschaffen haben. Dabei fummelt sie an einem Kruzifix um ihren Hals. Ein bisschen beliebig in Glaubensdingen. Ein herber Frauentyp, der dem Unbekannten gegenübertritt, natürlich brünett. Eine Anspielung auf Ripley? Sagt selbst: Ist das überinterpretiert?
In Rekordzeit wird das Forschungsschiff Prometheus gebaut, der Name gedacht als gelehrte Anspielung auf die Erschaffung der Menschheit, wobei man die düsteren Aspekte großzügig ausblendet. Schon Mary Shelleys Roman Frankenstein hatte als Untertitel Ein moderner Prometheus. Unsere echte Marssonde heißt Curiosity. Warten wir mal ab, wie diese Hybris bestraft wird ...
An Bord wacht der Android David (Michael Fassbender), dessen Name entweder der von Ridley Scotts Hamster ist oder anspielt auf ungefähr eine Million Science-Fiction-Davids über die während des langen Flugs zum Ziel im Kälteschlaf in sarkophagähnlichen Kapseln schlummernden Forscher und Astronauten. Er guckt Lawrence von Arabien und kopiert in Frisur und Gehabe den tuntigen Titelhelden, gespielt von Peter O'Toole, dessen Sprüche er auch schonmal zitiert. Als die Menschen erwacht sind, spottet er sanft über deren Ehrfurcht vor ihrem Schöpfer, die vor seinem eigenen ist offenbar nicht der Rede wert.
Der ist der uralte Weyland von der Weyland Corporation, dem Tode nah und- was? Auf der Suche nach Lebensverlängerung, dem Jungbrunnen. Er hat den fragwürdigen Spaß finanziert. Wissenschaft, gesponsort von Geldgeiern, spielt auf irgendwas an. Das Alte-Mann-Makeup für den Schauspieler Guy Pearce ist ein Tiefpunkt der Maskenbildnerei. Es ist dermaßen schlecht, dass es einfach ein Wink mit dem Zaunpfahl sein muss. Winken in 3D ist aber gar nicht so leicht zu deuten, wir haben ja auch immer noch kein 48p.
Zwar gäbe es meiner Meinung nach kaum Spoiler, das Ende ist, obwohl verworren, so doch für Alien-Kenner nicht gerade verblüffend. Aber ich lasse es bei dieser Exposition bewenden, nach der im Prinzip der Rest dazugesponnen werden kann. Nur soviel noch: Lisbeth geht schwanger mit einem Glibberwesen, aber sie kämpft und steht ihren Mann.
Im Ganzen auch nicht schlechter als Aliens vs. Predators I+II. Und immerhin ein Film ohne Russell Crowe.