Hier noch mal das Link zu DOF (kein Schreibfehler!).
http://www.dofpro.com/faq.htm
Dort ist u.a. beschrieben, wie man in der Post die Schärfentiefe manipulieren kann.
Wer es mal probieren möchte, alle erforderliche Software gibt es als Trial:
Man benötigt für mindestens ein Bildobjekt neben den zweidimensionalen X/Y-Koordinaten (Breite/Höhe) auch Z-Werte (Tiefe). Z repräsentiert den physischen Abstand vom Objektiv zum Objekt.
Bei dreidimensionaler Computergrafik ist das kein Problem, da liegen alle drei Werte für jeden einzelnen Bildpunkt vor. Aus denen lässt sich problemlos eine 3D-Graumaske errechnen (z.B. 3DSMax, siehe auch FAQ/Tutorial bei DOF Pro). Mit der kann man jede beliebige Schärfentiefe darstellen.
Bei zweidimensionalen Bildern kann man mit Hilfe von Pintrackern (z.B. Boris Continuum) oder besser Matchmovern (z.B. Realviz) aus verschiedenen Bildern durch Messen der Veränderung der Parallaxen Z-Werte berechnen. Das geht, wenn sich die relative Position von Objekten über mehrere Bilder verändert. Matchmoving erfordert einen schnellen PC. Und die Berechnung
eines Bildes mit DOF Pro dauert dann selbst auf einem schnellen Rechner etwa 5-10 Minuten.
Hat man keine Z-Werte kann man Tiefenschärfe simulieren. Z.B. durch das Isolieren eines Bildobjektes per Maske und die Bearbeitung des anderen Bildteils mit einem Unschärfefilter (typisch ein gaussscher, siehe Beispielfotos unten).
Viele Editing- und FX-Programme enthalten eine Vielzahl von mehr oder weniger "passenden" Masken oder Maskierungstools. Je nach Bildobjekt kann man die Maske z.B. per Pintracker an das Bildobjekt heften, die Maske passt sich dadurch der Bewegung und perspektivischen Veränderung des Objekts in bewegten Bildern mehr oder weniger an. Das geht relativ einfach und schnell, taugt aber eher für einfache geometrische Objekte und weniger für z.B. Menschen.
Hat man keine "fertige" Maske oder hat das Bildobjekt nicht die erforderlichen kontrastreichen Konturen geht es nur mit Handarbeit. Die Maske muss dann Bild für Bild an das Objekt angepasst werden, u.U. auch mehrere Masken per Bild (5 Min bis zu Stunden per Bild).
In dem YouTube-Beispiel weiter oben liegt vermutlich eine weiche radiale Maske im unteren Bildbereich auf der Höhe des Balls. Ich nehme deshalb mal an, der Papierkorb ist in der bearbeiteten Version zum Teil scharf und zum Teil unscharf, obwohl die gesammte Fläche den selben Abstand zum Objektiv hat.
Da der Ball nur den unteren Bildbereich deckt lässt sich das Ganze aber im Laufe von wenigen Minuten und realistischer mit den meisten Editing-/FX-Softwaren erzielen. Das Gleiche gilt für die Farbsättigung.
Wie Alex beschrieben hat, ist Schärfentiefe eher ein künstlerisches Werkzeug. Sie lässt sich mit kleinen Objektiven, wie sie in Hobbycamcordern verwendet werden, nur begrenzt erzielen und in der Post mit existierender Software bei Bildern mit viel Veränderung/Bewegung nur relativ aufwendig und nur in etwa simulieren.
Ich kenne keine Software, die automatisch eine objektgenaue Tiefenschärfe berechnen und verfolgen kann. Software kann bislang ohne menschliche Hilfe halt nur in begrenztem Umfang Objekte erkennen, z.B. Gesichter, aber keinen Papierkorb.