iasi hat geschrieben: ↑Sa 20 Mai, 2023 21:58
Ach - und du denkst also wirklich, dass jeder Kamerahersteller denselben Debayering-Algorithmus auf jeden Sensor anwendet.
Da verschlägt es mir nun die Sprache.
Vor allem hört es sich bei dir so an, als sei das DeBayering-Ergebnis bei allen Sensoren gleich.
ARRI nennt seinen Debayer Algorithm ADA-7.
Und dies ist - um mich selbst zu zitieren - die Basis der Farbbilderzeugung.
Überleg doch mal, wie der Farbwert eines Pixels bei einem Bayer-Sensor ermittelt wird.
Weißt du eigentlich, warum man den Foveon-Sensor so sehr für seine Farbwiedergabe lobt?
Es ist wirklich hanebüchen, dass Du null, aber auch null Ahnung von dem hast, was Du hier seit Jahren schreibst.
Also mal langsam:
- Foveon ist kein Bayer-, sondern ein nativer RGB-Sensor, bei dem überhaupt nichts debayert bzw. gedemosaict werden muss.
- Debayering ist das Interpolieren von Mischfarben aus den monochromen Rot-, Grün- und Blau-Rasterpunkten eines Bayer-Sensors [und zwar ziemlich genauso, als wenn man bei einem mit Farbraster gedrucktem Foto versucht, die Ausgangsfarben wiederherzustellen].
- Beim Debayering-Algorithmus geht es um Heuristiken, um die Mischfarben möglichst gut zu rekonstruieren und möglichst optimale Farbtrennung (bzw. keine Falschfarben, Farbsäume oder fehlende Farbdifferenzierung) zu erzielen. Das hat nichts mit kamerahersteller- oder -modellspezifischen Dingen zu tun, sondern der Algorithmus schlägt sich erst mal nur mit den Rot-/Grün-/Grün-/Blau-Rasterpunkten rum, die bei allen Bayer-Raw-Daten vorliegen.
- Wie u.a.
in Wikipedia nachzulesen, gibt es verschiedene, eingeführte bzw. publizierte Debayering-Algorithmen wie VNG, PPG, AHD und AMaZE.
- Einige Raw-Konverter (wie z.B. alle, die libraw verwenden) erlauben Dir sogar die Auswahl des Debayering-Algorithmus. Wenn Du z.B. Natron statt Resolve verwendest, um Dein Video-Raw zu interpretieren, hast Du dafür ein Auswahlmenü mit diesen und noch mehr Algorithmen. Ja, und tatsächlich kannst Du die dann auf die Bayer-Raw-Daten welcher Kameramodelle und -hersteller auch immer anwenden! Und an der allgemeinen Farbwiedergabe ändert das gar nichts; Unterschiede siehst Du nur in Bilddetails, wenn Du 1:1 auf die Pixel einzoomst.
- Bei Foto-Raw ist das ja sogar ein Geschäftsmodell - dass viele Anwender z.B. auf Capture One oder DxO schwören, weil sie deren proprietäre Debayering-Algorithmen besser finden als z.B. die von Adobe. (DxO z.B. verwendet neuerdings ein Deep Learning-basiertes Verfahren, das Debayering und Entrauschen im selben Schritt erledigt.)
- Was Du für Kamerahersteller- bzw. Kameramodell-spezifische Debayering-Algorithmen hältst, in denen vermeintlich die "Color Science" verborgen liegt, ist die sogenannte "Color Conversion Matrix", die angibt, wie die debayerten/gemischten Farben korrigiert werden müssen. Im Prinzip handelt es sich hierbei um LUTs. Diese "Color Conversion Matrix" kann per EXIF in die Raw-Datei eingebettet werden (weshalb Raw-Konverter wie Resolve, Natron, Rawtherapee und Lightroom auch aus Raws von obskuren Kameras anständige Farben holen), als externe ICC-Profildatei vorliegen oder eben von Herstellern wie Arri und RED mit Blackmagic geteilt werden. In dieser Color Conversion Matrix liegt dann auch die sog. Color Science des Herstellers (die im Deutschen weniger hochtrabend "Farbtechnologie" genannt wird).
- Auch hier gibt es Software-Hersteller, die die Kamerahersteller-Color Conversion Matrix links liegen lassen, selbst Messungen anstellen und ihre eigenen Farbinterpretationen machen. Adobe macht das so in Camera Raw mit den Adobe-eigenen Bildprofilen, ebenso DxO und Capture One, und kleine Hersteller wie Cobalt Color (die Dir im Prinzip nur Color Conversion Matrixes bzw. ICC-Profile für bestehende Kameras und den Raw-Konverter Deiner Wahl anbieten).
- Möglich, dass Blackmagic einen Deal mit Arri hat, so dass ArriRaw mit Arris eigenem Algorithmus debayert wird und dass Resolve unter der Haube den Algorithmus dann switcht. Das hat dann aber nichts mit der Color Science zu tun.