Kaum zu glauben (und normalerweise wäre ich der letzte, der einen "Tatort" empfiehlt), aber... Dieser "Tatort" ist IMHO ausgezeichnet hinsichtlich Geschichte, Regie, Kamera/Bildgestaltung und Schauspieler. Eigentlich kein "Tatort", sondern ein kleiner Spielfilm, der auch im Programmkino oder auf Filmfestivals laufen könnte:
https://www.ardmediathek.de/ard/player/ ... r-und-dich
Hier wird im Prinzip die gleiche Geschichte erzählt wie in Nabokovs "Lolita", aber psychologisch wesentlich stimmiger (und auch viel drastischer) als in den doch ziemlich schwachen Verfilmungen des Romans von Kubrick und Adrian Lyne. Wenn man penibel ist, könnte man in dem Subplot mit der Mutter des Täters auch noch Anleihen bei "Sideways" sehen (toller Film übrigens...).
Die beiden Hauptdarsteller laufen zu echter Hochform auf. Ziemlich beeindruckend, wie dieses Thema - und die Dynamik zwischen den beiden Figuren - größtenteils ohne Klischees erzählt wird, und auch ohne Bösewichtzeichnung, sondern mit vielen Differenzierungen der Opfer-/Täterbeziehung. Dass da eine Frau Regie führte, mit einem unsentimentalen Blick, scheint da doch einen Unterschied gemacht zu haben. (Das Drehbuch, das sehr präzise erzählt, wie sich der Täter in eine ausweglose Situation bringt, sollte ich dabei nicht auch unerwähnt lassen.)