roki100 hat geschrieben: ↑Fr 05 Okt, 2018 18:29
Für Composite gibt es leider keine gute OpenSource Projekte (siehe z.B.
https://natrongithub.github.io). Da ist momentan nur Nuke, AfterEffects, Motion und Fusion bestens für geeignet.
das sehe ich eherlich gestanden ein wenig anders. im gegensatz zu den editing-lösungen, scheint mir compositing im freien umfeld mittlerweile ganz gut abdeckt zu sein. das gilt sowohl für die freien ansätze (=natron und blender), wie auch für die wirklich tollen und zum größten teil auch über div. schulangbote einigermaßen frei zugänglichen kommerziellen lösungen (nuke non-commercial, mistika/mamba, flame, fusion).
all diese verschiedenen lösungen haben jeweils völlig anderes gelagerte stärken und schwächen, aber zumindest in einigen dingen sind sie dem fusion -- von dem gegenwärtig fast glauben könnte, es wäre die einzige lösung -- oft deutlich überlegen. natürlich hat fusion auch seine vorzüge, trotzdem arbeite ich bei ernsthafteren compositing aufgaben wesentlich lieber mit nuke non-commercial, und wenn's etwas einfacheres ist, wo auch natron völlig ausreicht, sehr oft auch damit. letztes ist ist vor allem immer dann meine erste wahl, wenn ich irgendwas ausgefalleneres video-spezifisches programmieren muss, für das es noch in keinem der anderen programme eine fertige lösung gibt. dort bewährt sich dann all die offene vorarbeit, die in diesem projekt bereits geleistet wurde.
in meinen augen ist natron auch praktisch die einzige open source video-verarbeitungssoftware, die diesbezüglich wirklich auf dem stand der zeit ist und die dinge in einer weise zuverlässig handhabt, die auch allergrößten qualitätserwartungen gerecht wird. ich weiß, dass mir da sofort wieder einige widersprechen werden, aber genau das würde ich leider dem resolve (und damit auch dem eingebetten fuson) in vielen dingen absprechen. das dinge hat zu viele gravierende bugs und technische mängel in der tatsächlichen technischen umsetzung der bildbearbeitung, als dass man sich darauf genauso sicher verlassen könnte wie bei nuke, natron und mistika.
blender ist wirklich eine ganz andere geschichte, der auch ich relativ gespalten gegenüberstehe. in meinem fall hat das sogar einmal dazu geführt, dass ich dem ton roosendaal in amsterdam bei einem job interview gegenüber gesessen bin, und ihm trotzdem nur ganz offen erklären konnte, dass von blender selbst eigentlich nicht viel halte, was natürlich nicht für alles weitere nicht unbedingt förderlich war -- aber, o.k., wahrscheinlich würde ich es heute wieder ganz gleich handhaben. ;)
trotzdem verwende ich blender immer wieder für einzelne projekte, weil es sehr oft einfach keine brauchbare od. auch nur ansatzweise erschwingliche oder funktinierende alternative dazu gibt. das war vor zwei jahren so, als wir an einem größeren projekt für planetariumskuppelprojektionen gearbeitet haben, und gegenwärtig, wo wir an .ilda animationssequenzen für laser-projektoren aus prozedural generierten machine learnig visualsierungen basteln, die mit üblichen lasershow-gestalltungsmittel einfach nicht zu machen wären, ist es schon wieder die naheliegendste praktische lösung.
genau solche sachen kann man einfach fast nur mit derartigen freien mitteln realisieren, die sich viel leichter an ungewöhliche anforderungen anpassen lassen bzw. auf deren basis man ausgesprochen effizent mit eigener programmierarbeit aufbauen kann.
dabei macht's allerdings gar keinen so großen unterschied, ob man dass nun im rahmen künstlerischer projekte im kleinen rahmen macht, oder in der industriellen fertigung entsprechender bekannterer software produkte. in wahrheit basiert doch z.b. auch resolve auf einem anteil von mind. 90% an freien software ausgangskomponenten. alle bauen wir mittlerweile darauf auf! in der hinsicht gibt's wirklich keine großen unterschiede zwischen freier und closed source projekten. der wirklich bedeutsame unterschied ist ausschließlich darin zu sehen, wie viel die einzelnen akteuere in diesem spiel auch wieder an die community zurückgeben.
warum soll BMD die spezifikation von BRAW nicht offen legen können, wo doch selbst so akteure wie adobe, die sich nichteinmal dem großen demokratisierungsanspruch und der bekehrung der welt durch gratis software verpflichte fühlen, DNG von anfang an offenlegen konnten? -- wovon ja BMD vor einigen jahren noch ganz gut zu profitieren wusste. jetzt aber, wo sie selbst in einer ähnlichen lage sind, dringt plötzlich nichts mehr nach außen...
ich finde es ja grundsätzlich auch ganz toll, dass BMD seine produkte wenigstens so günstig unters volk streut und nach langem bitten und betteln mittlerweile auch die linux-ausgabe nicht nur im einsatz bei wirklich bedeutsamen high end kunden nutzt, sondern wenigstens ansatzweise auch einem breiteren anwendungskreis zugänglich macht. allerdings muss ich auch gestehen, dass mir die entsprechende dumpingpreis-politik bzw. der druck, der damit auf alle anderen wertvolle kleineren konkurrenten und softwareschmieden ausgeübt wird, nicht unbedingt nur gefällt. in dem punkt gehts mir -- um bei euren obigen vergleichen zu bleiben --, wie mit den handgepfückten bio-äpfeln am bauernmarkt, die mir persönlich zwar in der regel auch zu teuer sind, weshalb ich die meinigen dann doch wieder lieber in proletarischer solidaritär mit den arbeitenden massen durch die schlange vor den supermarktkassen schiebe, aber trotzdem schätze ich es durchaus, dass es diese exklusiveren marktnischen und erwerbsfelder weiterhin gibt. im übrigen kann man ja selbst von den oft sehr eingeschränkten schulversionen der betreffenden high end lösungen eine ganze menge lernen, was einen wenigstens ein bisschen kritischer zu urteilen erlaubt bzw. jene qualitätsabstriche und mängel klarer erkennen lässt, unter denen leider nicht nur die günstigen supermarktangebote sehr oft leiden.
die haltung von alex und frank, wonach man unbedingt alles immer als einzelner von grund auf selbst machen müsste, nur weil man offene systeme benutzt, und der deren freiheiten doch bis zum maximum ausschöpfen müsste, damit ihr sinn auch praktisch aufgeht, halte ich für reichlich weltfremd.
nur weil ich lieber mit linux arbeite, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht den allergrößten teil meiner zeit auch nur damit zubringe, ganz passiv all die schätze zu verwenden, die andere bereits geschaffen haben. das wenige, dass ich selbst gelegentlich dazu beitrage, damit einzelne fehler bereinigt werden od. etwas, dass es noch nicht gibt, selbst zu entwicklen, ist wirklich fast vernachlässigbar. es ist nur die unglaubliche größe des entsprechenden entwicklerkollektivs bzw. das sinnvoll aufeinander aufbauenden vorgehens das das ganze immer wieder zum erfolg führt.
natürlich habe auch ich immer wieder für einzelne anwendungen auf kommerzielle lösungen zurückgreifen müssen, weil es dafür lange keine freien alternativen gab -- bspw. irgendwelche elektronik entwicklungswerkzeuge od. virtualisierungslösungen (vmware). aber fast überall, wo dann irgendwann das interesse groß genug wurde, um tatsächlich brauchbare freie alternativen zu schaffen, sind relativ schnell lösung herausgekommen, die einfach deutlich angenehmer zu nutzen sind oder besser funktionieren als ihre kommerziellen gegenstücke. für viel geld würde ich heute bspw. in puncto virtuallisierung die freien ansätze nicht mehr gegen die kommerziellen angebote tauschen wollen!
dass es diesbezüglich in puncto video-software noch immer relativ düster aussieht, hat meines erachtens hauptsächlich damit zu tun, dass wir die bedeutsamkeit dieses arbeitsfelds einfach völlig überschätzen und sich in wirklich nur sehr wenige dafür interessieren bzw. in wahrheit wohl auch kaum ein großes geschäft damit zu machen ist. auf grund dieses umstand sollte es doch eigentlich keiner großen überzeugungungsanstrengungen bedürfen, das anwender einsehen, wie wichtig kompatibiltät, offen schnittstellen und der unbehinderte austausch zwischen verschiedenen anwenungen gerade hier sein sollte. ich kann wirklich nicht verstehen, warum derartige ganz vernünftige zugänge so wenig gehör finden, und statt dessen nur mehr die identifizierung mit den interessen einzelner hersteller den ganzen entsprechenden diskurs dominieren.