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Marktsituation für selbstständige Videoproduzenten/Kameraleute/Cutter



Der Joker unter den Foren -- für alles, was mehrere Kategorien gleichzeitig betrifft, oder in keine paßt
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nic
Beiträge: 2028

Re: Marktsituation für selbstständige Videoproduzenten/Kameraleute/Cutter

Beitrag von nic »

Man kann jetzt noch so sehr von seinen eigenen zwischenmenschlichen, handwerklichen, fachlichen oder kreativen Fähigkeiten überzeugt sein, letztlich muss man doch zugeben: man kann Erfolg nicht wirklich planen, ein großer Teil ist abhängig von Zufall und Glück.



domain
Beiträge: 11062

Re: Marktsituation für selbstständige Videoproduzenten/Kameraleute/Cutter

Beitrag von domain »

Ein Stehaufmännchen mit besten Kontakten ist z.B. Georg Riha, denn im Jänner 2009 wurde über Rihas Dienstleistungsfirma Ultimate Pictures mit Passiva von rund 3,9 Mio. Euro ein Insolvenzverfahren eröffnet, 2016 ist er aber mit der neuen Serie "Über Österreich" wieder höchst aktiv geworden, mit 66 also noch keine Rede von Ruhestand.
http://derstandard.at/2000036144031/Sei ... esterreich

"STANDARD: Die Nachfrage nach Inhalten ist in Zeiten der multiplen Abspielmöglichkeiten hoch wie nie. Spüren Sie rosige Zeiten im Produktionsschaffen?
Riha: Per saldo ja. Auf der anderen Seite bleibt der Werbekuchen aber der gleiche, weil der Sendebetrieb auch viel fragmentierter geworden ist und jeder seine Sendefläche füllen will und großteils überhaupt kein Geld für Qualität überhat. Wenn ich mich zurückerinnere, was man vor 20 Jahren an Gagen bekam, und daran denke, was heute angeboten wird, das ist oft obszön. Das ist meine Kritik an der gesamten Gesellschaft: Eine kleine Gruppe macht ihr Ding, und die anderen werden immer mehr unter Druck gesetzt. Ganz wenige können sich da behaupten."


In dem Artikel spricht er u.a. auch über die Schwierigkeiten, mit Drohnen in Österreich zu filmen, was dazu führte, dass nur ganz wenige Luftaufnahmen damit erfolgten.



Pianist
Beiträge: 9032

Re: Marktsituation für selbstständige Videoproduzenten/Kameraleute/Cutter

Beitrag von Pianist »

7nic hat geschrieben:Man kann jetzt noch so sehr von seinen eigenen zwischenmenschlichen, handwerklichen, fachlichen oder kreativen Fähigkeiten überzeugt sein, letztlich muss man doch zugeben: man kann Erfolg nicht wirklich planen, ein großer Teil ist abhängig von Zufall und Glück.
Da hast Du selbstverständlich vollkommen Recht. Bei mir war es auch so, dass ich schlichtweg mehrmals im Leben zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, mit den richtigen Leuten ins Gespräch gekommen bin, und die dann ihr Vertrauen in mich gesetzt haben.

Aber man kann die Chancen auf Glück und Zufälle einfach dadurch erhöhen, dass man viele Möglichkeiten nutzt, mit Leuten in Kontakt zu kommen. Wer sich einfach hinsetzt und wartet, wird wohl vergeblich warten.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



nic
Beiträge: 2028

Re: Marktsituation für selbstständige Videoproduzenten/Kameraleute/Cutter

Beitrag von nic »

Pianist hat geschrieben: Aber man kann die Chancen auf Glück und Zufälle einfach dadurch erhöhen, dass man viele Möglichkeiten nutzt, mit Leuten in Kontakt zu kommen. Wer sich einfach hinsetzt und wartet, wird wohl vergeblich warten.

Matthias
Und da hast du selbstverständlich vollkommen Recht. Das darf man, auch wenns gerade sehr gut läuft nicht vergessen.

Es ist ein schmaler Grat zwischen zu viel und zu wenig Auslastung.



Pianist
Beiträge: 9032

Re: Marktsituation für selbstständige Videoproduzenten/Kameraleute/Cutter

Beitrag von Pianist »

7nic hat geschrieben:Und da hast du selbstverständlich vollkommen Recht. Das darf man, auch wenns gerade sehr gut läuft nicht vergessen.

Es ist ein schmaler Grat zwischen zu viel und zu wenig Auslastung.
So ist es. Man kann zum Beispiel dann ganz schnell in die Falle tappen, wenn man über Wochen und Monate extrem viel zu tun hat, aber in dieser Zeit so mit den aktuellen Projekten beschäftigt ist, dass man keine Zeit hat, sich um die Akquisition neuer Projekte zu kümmern.

Von daher ist es gut, wenn man irgendwann nicht mehr darauf angewiesen ist, sich zum Beispiel an zeitintensiven Ausschreibungen zu beteiligen, sondern wenn man weiß, dass die Chance relativ hoch ist, auf ein abgegebenes Angebot auch den Auftrag zu bekommen. Dann muss man abends vielleicht mal schnell ein Angebot schreiben und mailen, bevor man am nächsten Tag wieder unterwegs ist.

Es ist übrigens gar nicht schlecht, wenn ein gewisser Anteil des Umsatzes nicht durch direkte Geschäftsbeziehungen zu den Endkunden gemacht wird, sondern wenn da ein paar Agenturen zwischenhängen. Da sitzen die Leute täglich am Schreibtisch und können vieles abfedern. Dafür können sie sich ja auch gerne einen Aufschlag genehmigen. Vorteil: Dann ist schon klar, dass z.B. ein Film gemacht werden soll, und es steht vielleicht sogar schon ein Budget fest, so dass man selbst nur noch das passende Angebot schreiben muss. Die wissen ja aus Erfahrung, was wie viel kostet, und welcher Realisator dafür passend ist.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Starshine Pictures
Beiträge: 2657

Re: Marktsituation für selbstständige Videoproduzenten/Kameraleute/Cutter

Beitrag von Starshine Pictures »

Man muss natürlich auch dazu sagen dass du mit der Auswahl deiner Hauptklientel einen goldenen Schachzug gemacht hast. Du arbeitest viel für Ministerien, Institute, Deutsche Bahn etc. Die Leute, die dir die Aufträge erteilen, geben nicht ihr eigenes erwirtschaftetes Geld für dich aus, sondern das sind Beamte die über Steuergelder verfügen. Und wie man weiss gibt man fremdes Geld schneller aus als das eigene. Zudem kommt noch dass Beamte praktisch überhaupt keine Motivation haben Geld zu sparen. Es kostet eben was es kostet. Und weil der Nettigkeits- und Zufriedenheitsfaktor auch noch passt kannst du so fürstliche (und gerechtfertigte) Gagen verlangen und bekommst sie auch noch. Da sucht keiner nach einer anderen günstigeren Alternative.


Grüsse, Stephan
*Aktuell in Vaterschaftspause*



Pianist
Beiträge: 9032

Re: Marktsituation für selbstständige Videoproduzenten/Kameraleute/Cutter

Beitrag von Pianist »

Starshine Pictures hat geschrieben:Da sucht keiner nach einer günstigeren Alternative.
Also ehrlich gesagt - ich bin vermutlich die günstige Alternative... :-)

Wenn man manchmal erfährt, was Mitbewerber so aufrufen, dann bin ich da immer noch am Ende des unteren Drittels. Man kann ja nicht nur die Tagessätze vergleichen, sondern letztendlich zählt ja, welche Summe unter dem Strich steht. Und da wird mir immer wieder bescheinigt, dass ich ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis habe.

Übrigens: Beamte haben sehr wohl Veranlassung, jede Geldausgabe auf Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Denen sitzt auch die Innenrevision und der Bundesrechnungshof im Nacken. Und vor allem: Wenn sie bei einem Projekt etwas sparen, ergeben sich dadurch neue Möglichkeiten für andere Projekte.

Ähnlich ist es bei Großkonzernen. Auch dort wird hart verhandelt, und es kommt dann bei jeder Auftragsvergabe noch mal der berühmte Anruf, wo man gefragt wird, ob man damit einverstanden ist, wenn zwei Prozent Skonto bei Bezahlung innerhalb von 14 Tagen gezogen werden. Dann sage ich immer, dass es mir zwar lieber wäre, wenn sie erst in vier Wochen, dafür aber die volle Summe bezahlen, aber insgeheim ist das natürlich schon eingepreist und ich willige ein.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Lutz Dieckmann
Beiträge: 775

Re: Marktsituation für selbstständige Videoproduzenten/Kameraleute/Cutter

Beitrag von Lutz Dieckmann »

Matthias,

da bin ich völlig bei Dir. Das mag in der Schweiz anders sein (siehe Starshine) aber ich habe immer und mache immer noch die gleiche Erfahrung wie Du. Auch ich habe (und arbeite noch) viel für den Staat in meinem Leben und gerade dort wird genau geschaut. Von wegen die Beamten nicken alles ab.
Auch bei großen Konzernen ist es so. Das einzige was noch mehr zählt als der Preis ist die Qualität der Arbeit. Daran erinnern Kunden sich. Auch wenn es manchmal Jahre dauert bis sie wiederkommen. Und ein Vorteil des Alters und der langen Liste an Produktionen ist, man wird immer besser bezahlt und bekommt immer größere Produktionen. Ich nehme an, das ist bei Dir genauso. Ich hab z.B. unter meiner E-Mailadresse immer einen Link zu meiner Vita, die ich auch pflege. Das macht echt was aus. Wenn es Dich interessiert poste ich sie hier mal, aber ich will mich nicht aufdrängen.

Liebe Grüße
Lutz
Wer wissen möchte was ich so tue: www.ldp.de/ld-vita.html Jede Woche neue Live-Streams zu Videothemen auf www.hd-filmschule.de.



Pianist
Beiträge: 9032

Re: Marktsituation für selbstständige Videoproduzenten/Kameraleute/Cutter

Beitrag von Pianist »

Ach, schreib das hier ruhig mal rein. Ich habe zum Beispiel im vergangenen Jahr mehrere kleine Unteraufträge an Leute hier aus dem Forum erteilt, weil ich total ausgelastet war und die mir dadurch meine Spitzenlast abgenommen haben. Das hat alles super geklappt, und daher würde ich das auch in Zukunft so machen, wenn es eng wird.

Noch mal zum "Auftraggeber Staat" zurück: Das öffentliche Vergaberecht ist ja ziemlich kompliziert. Da gelten je nach voraussichtlichen Kosten verschiedene Grenzwerte für verschiedene Vergabearten.

Allerdings muss man sagen, dass das öffentliche Beschaffungswesen nicht gerade besonders auf die Anforderungen für den Einkauf von gestalterischen Leistungen ausgelegt ist, weil in unserem Fall ja auch die Persönlichkeit des Filmemachers von Bedeutung ist. Formal sind die Behörden gezwungen, die gleichen Verfahrensweisen einzuhalten, wie bei der Beschaffung von Kopierpapier.

Dann kommt noch hinzu, dass die meisten Behörden wenig Erfahrung mit der Beschaffung von Filmleistungen haben, und das merkt man dann eben schon an unzureichenden Formulierungen in der Leistungsbeschreibung. Also stellt man Nachfragen, die dann wiederum samt den Antworten allen anderen Bietern zur Verfügung gestellt werden, damit niemand benachteiligt ist.

Für einen mittelgroßen Einzelauftrag würde ich mir das nicht mehr antun. Da ist es schon praktischer, wenn sowas innerhalb von mehrjährigen Rahmenverträgen abgewickelt werden kann, die man entweder selbst errungen hat, oder die als große Agenturpakete vergeben wurden, und man dann projektbezogen dazugeholt wird.

Insgesamt finde ich das alles jedenfalls sehr viel transparenter als die Einkaufspolitik der Fernsehanstalten, wo man letztendlich nie weiß, warum irgendjemand ein schlechtes Feature machen durfte, man selbst aber immer gesagt bekommt, dass es keine passenden Sendeplätze gäbe oder man nicht mit genug Zuschauerinteresse rechnet.

Daher habe ich beim Fernsehen schon laaaaange nichts mehr angeboten. Das würde ich nur machen, wenn ich mal eine Auftragsflaute habe, aber das gab es seit Ewigkeiten nicht.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Lutz Dieckmann
Beiträge: 775

Re: Marktsituation für selbstständige Videoproduzenten/Kameraleute/Cutter

Beitrag von Lutz Dieckmann »

Ja dann mach ich mal und häng es an meine Signatur gleich dran. Macht es einfacher.

http://ldp.de/ld-vita.html
(für alle die wissen wollen was ich so treibe)

Liebe Grüße
Lutz
Wer wissen möchte was ich so tue: www.ldp.de/ld-vita.html Jede Woche neue Live-Streams zu Videothemen auf www.hd-filmschule.de.



miscetc
Beiträge: 35

Re: Marktsituation für selbstständige Videoproduzenten/Kameraleute/Cutter

Beitrag von miscetc »

Jetzt bin ich spät dran, aber das war sehr interessant zu lesen. Danke an alle die ihre Erfahrung hier ausgetauscht haben.

Scheint dass man sich in DE Kunden und Aufträge noch viel mehr über Kontakte erarbeiten muss. Also ist der Anfang wohl sehr schwer, dafür muss man sicher weniger Gedanken um Konkurrenz machen wenn das Geschäft dann nach ein paar Jahren brummt. Was ich mich gefragt habe, ist Facebook relevant für einige um z.B. Neukunden anzuziehen?

Die genannten Tagesraten sind, im Vergleich zu GB, ziemlich gut. Das macht Hoffnung.



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