Dem kann man, absolut gesehen, nur beipflichten. Allerdings wäre herauszuarbeiten und zu benennen, worin diese Kernwerte bestehen.WoWu hat geschrieben:Mir ging es in meinen Beiträgen auch gar nicht so sehr um die große Politik sondern darum, dass die Werte (und ich meine nicht die Finanziellen) Europas, also der Staaten seit Jahrhunderten gewachsen sind und Europa für mich eine weltweit agierende, auch moralische, Instanz sein könnte. (Konjunktiv)
Humanismus?
Ein viel beschworenes Ideal. Nach soziologischer Definition von Wert lässt sich dieser beim Betrachten einer Gesellschaft ableiten aus dem Status, den ein Individuum oder eine Gruppe hat durch Erfüllung bestimmter Normen. Ganz klar hat bei uns derjenige den größten Status, der Macht und/oder Geld hat.
Der Wert wäre: es ist erstrebenswert, reich, erfolgreich und einflussreich zu sein.
Ein humanistischer Wert wäre (das ist einfach): der Mensch steht im Mittelpunkt - Slogan und Leitbild praktisch aller karitativer Organisationen, sonst ein absurder Satz, wohl kaum die Norm.
Es sei denn, man sähe den Menschen als des Menschen Wolf. Wir sind ausbeuterische Raubtiere. Als Nationen streben wir den Vorteil gegenüber anderen Nationen an, denn sonst gereichte uns das zum Nachteil.
Der Mensch, ein kurzfristig planendes, egoistisches Arschloch, steht im Mittelpunkt. Die Norm schon, aber nicht, was mit Humanismus gemeint war.
Aber war es vor der EU anders? Oder vor dem globalen Kapitalismus, der ja irgendwie die Fortsetzung des klassischen Kolonialismus unter dem Mäntelchen des freien Welthandels ist?
Solche Werte wären ja zum Beispiel die Würde des Menschen und sein Recht auf Leben. Wie irgendein Denker mal treffend gesagt hat, ist der Satz Die Würde des Menschen ist unantastbar nicht nur aus Sicht der Kläger, der Opfer zu sehen. Wer als freier Bürger in einer angeblich zivilisierten Gemeinschaft zusieht, wie Flüchtlinge ertrinken, büßt Würde ein. Oder, krasser: der Folterer hat noch weniger Würde als der Gefolterte.WoWu hat geschrieben:Die Werte Europas sind verkommen zu Ausbeutung und die EU, wie sie derzeit existiert ist es nicht wert, bewahrt zu werden.
Sie betreibt Kolonialismus unter dem Mäntelchen von Humanismus und einem Wertekanon, der so falsch ist, wie er nur sein kann.
Ich hoffe, dass sich Europa wieder auf seine Werte besinnt.
Merkel hat mit ihrer - rückblickend diplomatisch eher ungeschickten - Willkommensbotschaft für die Flüchtlinge diese Werte beschworen. Es lag an der nationalen Verweigerung der Einzelstaaten, nicht am Dachkonstrukt EU, dass die Aktion ein Rohrkrepierer wurde.
Und was die Werte betrifft, die England gegen die EU ins Feld führt, sie lassen sich zusammenfassen in Fremdenfeindlichkeit und Protektionismus (der, obwohl kein schöner Wert, innerhalb der EU viel effektiver funktioniert, wie deine eigenen Beispiele zeigen). Es wird nicht einen Deut mehr Demokratie in England geben nach dem Brexit. Premierministerin May, zuvor klare Brexitgegnerin, wurde eingesetzt, um den Schlamassel wegzuwischen, soweit das möglich ist. Und was die "Transparenz" betrifft. wie kann ein Land, das sich so effektiv isoliert hat, international noch anders Einfluss zurückgewinnen als durch noch mehr Gemauschel hinter verschlossenen Türen?