Frank Glencairn hat geschrieben:Tatsächlich hat die Schweiz genau 7 Verträge, und die hat sie zu ihrem Vorteil ausgehandelt.
Des weiteren gings der Schweiz auch schon vor 1998 gut, die Grenzen waren nicht "dicht", sondern jeder der einen Pass hatte, konnte nach belieben ein und aus reisen. Ich kann mich auch nicht an "stehende Laster" an der Grenze erinnern, und ich bin in den 90er Jahren einmal die Woche in die Schweiz gefahren.
Womöglich ist du auch nur zu jung, aber - auch wenn es dir unglaublich vorkommt - es war vor 1989 kein Problem in der Schweiz einen BMW, VW, Fiat Cadillac oder Mercedes zu kaufen, und außerhalb der Schweiz waren Schokolade und Schweizer Uhren auf dem freien Markt erhältlich.
Ich weiß ja nicht, wie du zählst, aber ich kann ja mal anfangen: Dublin III, technische Handelshemmnisse, Schengen, öffentliches Beschaffungswesen, Landwirtschaft, Landverkehr, Luftverkehr, Forschung, Zinsbesteuerung, Betrugsbekämpfung, Landwirtschaftliche Verarbeitungsprodukte, Personenfreizügigkeit, Umwelt, Statistik, Media, Ruhegehälter, Bildung. Auf diesen Gebieten hat die Schweiz bilaterale Abkommen mit der EU, in meinen Augen ist das eine Mitgliedschaft light, ähnlich wie bei Norwegen.
Des weiteren: Wir haben nicht mehr 1989! Hier mal eine Übersicht, wie sich die Anzahl der Handelsabkommen entwickelt hat, seit 1990 sprunghaft!
http://ftavis.com/#2014_Worldwide (ist auch visualisierungstechnisch interessant). Wer glaubt, da mit protektionistischen Modellen bestehen zu können, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt.
@Rudolph: Natürlich gibt es einen Zusammenhang zwischen freien Waren- und Personenverkehr. Illegale Einwanderung lässt sich nur durch Grenzkonrollen stoppen und natürlich stehen dann halt auch die Laster. „France Stratégie“ hat geschätzt, dass Grenzschließungen im Zuge der Flüchtlingskrise 110 Mrd. gekostet hätten.
Zu dem Argument: Schweiz zeigt, dass man ja nicht Teil der EU sein muss, um davon profitieren zu können: Da fehlt mir irgendwie die Weitsicht, dass es dafür aber auch Länder geben muss, die so etwas wie eine EU begründen, damit andere die Rosinen picken können. Ich kenne die Schweiz gut, viele meiner Freunde arbeiten dort, in erster Linie Ärzte und Architekten. Ich finde es sehr bedauerlich, dass dieses Land extrem vom Zuzug hochqualifizierter Europäer und von Binnenmarkt profitiert, aber immer noch so tun will, als sei es eine protektionistische Insel. Ich denke auch, dass die EU den Menschen das Gefühl geben muss, dass sie die Einwanderung kontrolliert. Das geht nur über ein Maßnahmenpaket: Sicherung der Außengrenzen - Einwanderungsgesetz - Asylantragsmöglichkeiten in Herkunftsländern - Verteilung von Flüchtlingen in ganz Europa. Meine Meinung ist, dass die Schweiz dies mitgestalten sollte, anstatt sich einzukapseln und sich von der SVP vor sich her treiben zu lassen. Für ein so reiches Land finde ich die Aufnahmebereitschaft für Flüchtlinge, vom humanitären Gesichtspunkt aus betrachtet - mit Verlaub - armselig.
Axel hat geschrieben:Das Problem ist nicht der Klüngel oder die Betonköpfigkeit der EU-Politiker. Es sind die Nationalstaaten, die nicht in der Lage sind, nachhaltige, langfristige und gemeinsame Strategien zu befürworten und mitzutragen. Tatsache ist: sie sind schon jetzt kaum noch von Bedeutung, global gesehen nicht mehr als "Regionen", die bald wie vor Zeiten Napoleons sich gegenseitig behindern. "Groß"britannien wird das bald zu spüren kriegen.
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