musicmze hat geschrieben: Wenn ich es "nur" übersetzen lasse, kann ich entspannt Untertitel draus basteln und es bei Bedarf noch Einsprechen, oder Einsprechen lassen.
Untertitel sind etwas Anderes als gesprochener Text. Untertitel müssen oft bewusst etwas verknappt sein, während man im gesprochenen Englisch fast alle Details von der Vorlage übernehmen kann. Die meisten Sätze sind auf Englisch trotzdem noch etwas kürzer als auf Deutsch.
Jott hat geschrieben:Mach Untertitel. Ist in den USA völlig normal,
Normal mag es sein, aber beliebt sind Untertitel deswegen noch lange nicht. Es gab in den USA vor Jahren mal Befragungen unter Käufern spanischsprachiger Film-DVDs, die man zwischen Untertiteln und englischer Synchronfassung umschalten konnte: Mehr als die Hälfte der Leute sah sich die Filme nicht mit Untertitel, sondern in der Synchronfassung an.
Im Grunde "ticken" die amerikanischen Zuschauer wohl nicht viel anders als die deutschen. Mag sein, dass das Interesse an fremdsprachigen Filmen in Amerika insgesamt nicht so groß ist (wegen des großen Angebots an englischsprachigen Originalfilmen); fremdsprachige Sachen sind dort fast nur was für Intellektuelle und Filmfreaks - und dort dominieren, wie bei uns, die Untertitel-Fans.
Wenn schon bei szenischen Produktionen der amerikanische "Normalo" lieber eine Synchronfassung hört als Untertitel mitzulesen, dann gilt das erst recht für eine Doku, wo es ja nicht mal um Lippensynchronität geht. Man kann den deutschen Kommentar komplett gegen einen englischen austauschen und bemerkt dann keinen Unterschied zu einer Doku, die von vornherein auf Englisch produziert wurde. Auch Voiceover bei Interviews ist in Amerika üblich; sieht man jeden Tag in den Nachrichten auf CNN.
Wenn man nicht gerade eine Aussprache wie die von Günther Oettinger hat, spricht auch nichts dagegen, den Kommentar im Sinne der Authentizität selbst einzusprechen. In der englischsprachigen Welt sind Stimmen mit Akzent etwas sehr Normales und Alltägliches; die Amerikaner finden das sogar interessant (wobei für den Amerikaner alles ein "Akzent" ist, was von der amerikanischen Standardsprache abweicht - egal, ob jemand eine Südstaaten-Aussprache, einen finnisch-ungarischen Einschlag oder perfektes Oxford-Englisch von sich gibt). Nur muss es eben gut verständlich bleiben - also die berüchtigte Oettinger-Aussprache wäre kontraproduktiv.
Wenn die eigene Aussprache zu heftig schlecht ist, könnte man auch tricksen und den Text von einem anderen Deutschen einsprechen lassen, dessen Stimme einen ähnlichen Klang wie die eigene hat, aber der die englische Aussprache besser hinbekommt. Das klingt dann immer noch authentisch genug. ;)
Untertitel für eine Doku wären ein billiger Ersatz. Es ist halt schon deutlich weniger Aufwand als eine zweite Sprachfassung. Aber ich bin sicher, dass ein gesprochener englischsprachiger Kommentar insgesamt mehr Interessenten anlockt.
Auf amerikanische gesetzliche Regelungen bezüglich Barrierefreiheit wird man bestimmt nicht achten müssen, wenn man von Deutschland aus einen Film ins Netz stellt.
jk86 hat geschrieben:Meine Freundin könnte das machen. Die hat Anglistik studiert und schon Bücher übersetzt.
Ich würde das vorzugsweise von einem amerikanischen Muttersprachler, der Deutsch als Fremdsprache beherrscht, übersetzen lassen - oder zuerst selber grob ins Englische übersetzen und dann von einem Muttersprachler korrigieren lassen.
Es gibt Seiten im Netz, wo man Kontakt zu Übersetzern und Korrekteuren aus aller Welt aufnehmen kann. Da sind auch oft Studenten und andere Nicht-Profis darunter, die das billiger machen als ein zertifizierter Übersetzer. Hauptsache, es kommt ein umgängliches (im Zweifelsfall amerikanisches) Englisch dabei raus, mit dem die Zielgruppe was anfangen kann.