Dass solche Diskussionen auch immer so eine Eigendynamik entwickeln, da komme ich ja kaum noch hinterher.
Jetzt hab' ich doch noch mein Notbukk hochgefahren, denn mit'ner ordentlichen Tastatur tippt es sich doch weitaus komfortabler (Was man nicht alles für die slashCAM Gemeinde tut).
Da hier schon wieder so viele Antworten geschrieben wurden, will ich mal versuchen meinen diesbezüglichen Senf einigermaßen nachvollziehbar auf die Reihe zu bringen.
domain hat geschrieben:Eine allgemein zunehmende Gewaltbereitschaft ist m.E. schon zu beobachten.
Dem stimme ich persönlich nicht zu und teile hier Axels Anmerkung hierzu ...
Axel hat geschrieben:Schade (trotz Prof. Dr. Dr. Spitzer), dass es vor zweihundert, dreihundert Jahren noch kein Internet gab. Wir hätten den Satz bei Google eingeben können und ihn in jedem Jahr gefunden, wie ihn jemand kopfschüttelnd niederschreibt. Wie kommt es bloß, dass jede Generation glaubt, ihre sei die verkommenste und verrohteste?
... voll und ganz.
Niko M. hat geschrieben:domain hat geschrieben:Wir haben auch viel gerauft in der Schule aber ein ungeschriebenes Gesetz war, einen bereits am Boden Liegenden in Ruhe zu lassen und ihm nicht noch mit genagelten Schuhen ins Gesicht zu treten, er hatte ohnehin schon verloren.
Sehr gutes Bespiel, das eine Menge zu diesem Thema auf den Punkt bringt.
 
Auch hier bin ich anderer Meinung. Denn dieser ach-so-hoch-gelobte-und-nun-verloren-geglaubte "Kodex" ist Evolutionstechnisch gesehen die eigentliche kurzweilige Trenderscheinung und wird äußerst gerne als Alibi Argument für die "früher war ja alles besser Mentalität" hergenommen.
Es mag ja sein, dass in vielen von uns der innigste Wunsch besteht, dass wir uns (schon am besten Morgen) in eine Asimov'sche Gesellschaft entwickeln. Und es mag 
vielleicht sogar sein, dass es irgendwann einmal passieren wird. Aber ich wage zu bezweifeln, dass dies noch zu Lebzeiten von irgendeinem von uns eintreten wird. Selbst die Enkel unserer Enkel werden darüber diskutieren, wann es denn mal endlich soweit ist.
JanHe hat geschrieben:Axel hat geschrieben:domain hat geschrieben:Eine allgemein zunehmende Gewaltbereitschaft ist m.E. schon zu beobachten.
Schade (trotz Prof. Dr. Dr. Spitzer), dass es vor zweihundert, dreihundert Jahren noch kein Internet gab. Wir hätten den Satz bei Google eingeben können und ihn in jedem Jahr gefunden, wie ihn jemand kopfschüttelnd niederschreibt. Wie kommt es bloß, dass jede Generation glaubt, ihre sei die verkommenste und verrohteste?
 
Du stimmst also nicht mit meiner Argumentationskette in Beitrag #2 überein? Es ist doch kaum zu leugnen, dass die technologischen Umstände die Gesellschaft stärker verändern als es jemals zuvor etwas getan hat. Stärker noch als die Industrialisierung… und ich meine gar nicht die Gewalt, sondern die Veränderung der Gesellschaft im Allgemeinen.
 
Auch wenn Deine Frage an Axel gerichtet war, ich für meinen Teil stimme jedenfalls nicht mit Deiner Argumentationskette in Beitrag #2 (
übrigens, hier muss man die Beiträge schon selber zählen oder? In anderen Foren haben die Beiträge tatsächlich eine Nummerierung fällt mir gerade auf ... Wäre mal einen Verbesserungsvorschlag wert) überein, denn ...
JanHe hat geschrieben:Es ist doch kaum zu leugnen, dass die technologischen Umstände die Gesellschaft stärker verändern als es jemals zuvor etwas getan hat.
... ist aus meiner Sicht kein Argument, sondern (D)eine rein subjektive Wahrnehmung der gegebenen Evolution, die aus den gegebenen Umständen resultiert. 
Ich gehe mit Dir jede Wette ein, dass es schon vor 50 Jahren jemanden gab der öffentlich geäußert hat, dass die (damals aktuellen) Umstände die Gesellschaft mehr verändert haben als jemals zuvor und 50 Jahre davor gab es auch jemanden mit solch einem Statement und so weiter und so fort.
Der aus meiner Sicht fehlerhafte Ansatz dieser Diskussion ist, unsere (westlich "zivilisierte") Sichtweise als "Status Quo" anzusehen und alle anderen Sichtweisen sowie Mentalitäten auf diesem Planeten und den daraus resultierenden Unterschieden nicht zu beachten. 
Niko M. hat geschrieben:Wenn man in die Natur schaut, sieht man überall das Gesetz des Stärkeren. 
 Und das geht aus menschlicher Sicht äusserst brutal zu. 
 Bei Raubtieren wie auch bei Insekten oder Bakterien. Lebendig gefressen oder ausgesaugt werden usw. da gibt es die verrücktesten Sachen.
Wann war das bei uns Menschen in den (gerade mal) ca. 200K Jahren denn jemals anders? Selbst heute in unserer (
ich weiß ich wiederhole mich, sorry dafür) westlich zivilisierten Welt geht es nach wie vor so zu. Vielleicht nicht mehr mit Keule, Axt und Speer aber dafür eben mit anderen heute üblichen Mitteln (sei es im Berufsleben, in der Wirtschaft und ja auch bspw. in der Liebe), es gilt nach wie vor das Gesetz des stärkeren.
Und wenn ich dich nicht falsch verstanden habe, findest Du dass Abstumpfung etwas schlechtes ist.
Auch hier bin ich anderer Meinung. Ich persönlich finde nicht, dass es etwas schlechtes ist. Im Gegenteil, ich behaupte sogar die Fähigkeit des Menschen zur Abstumpfung ist sogar eine unschätzbare 
Gabe. Und hätten wir diese nicht, wäre die Spezies "Homo Sapiens" schon vor einigen Jahrtausenden von diesem Planeten verschwunden.
JanHe hat geschrieben:Viele Menschen fühlen sich von wichtigen Themen wie dem Irakkrieg (oder »Schnee von gestern« wie 
Bhopal und DU-Munition) kaum angesprochen, weil sie 
abgelenkt sind. Die meisten Menschen sind doch viel zu beschäftigt mit sich selbst (Selfies, Facebook-Tagebücher & Co.), als dass sie ihr Drumherum und demokratische Partizipation interessieren würde. Gründe? Vielleicht mehrere: Hoher Wohlstand, Wirtschaftsform (Konsumismus), »grenzenlose« technische Möglichkeiten,…… eigentlich nicht rational, denn gerade wenn es einem gut geht, sollte man sich doch um das Wohl der anderen kümmern?
 
Um es salopp und mit Berliner Schnauze zu formulieren: Jezz' mach' ma' nich' so'n Fass uff! ;o)
Dieses ganze Selfie gedöhns und Facegebooke sind nichts weiter als derzeitige Trend- und Selbstfindungserscheinungen der Generation Y (welches noch einige Jährchen andauern wird) und kein Anzeichen für den endgültigen Verfall unseres Kulturstands, welches eine umgehende Revision dessen erfordern würde.
JanHe hat geschrieben:Dann ist meiner Meinung nach aber eher eine der wichtigsten Institutionen in unserem Leben überhaupt verantwortlich, nicht der Filmemacher: Die Schule. Wenn man in allen Schulen wirklich ausführlich, und nicht typisch oberflächlich über The Lucifer Effect diskutieren würde, wäre die Gesellschaft sicherlich schon ein Stück weiter.
Zustimmung. Womit wir jedoch auch dann wieder bei Prof. Dr. Dr. Spitzer wären.
JanHe hat geschrieben:Ich bin einfach dagegen, die Verantwortung vom Konsumenten auf den Produzenten oder gar das Produkt zu schieben. Die Gesellschaft muss sehen, dass sie mit Filmen umgehen kann. Dafür reichen aber nicht Pseudo-Diskussionen über Mobbing, Gewalt etc. in der Schule aus.
Auch hier meine absolute Zustimmung.
Und last but not least (obwohl eigentlich off-Topic):
Niko M. hat geschrieben:Mich würde noch etwas anderes sehr interessieren, da du deine Herkunft angedeutet hast. 
 Wurdest du dann so erzogen, oder wurde es dir so vorgelebt, den sozialen und gesellschaftlichen Status zu akzeptieren wie er ist?
Ich hatte das "Glück", dass ich nicht so erzogen worden bin, lag zugegebenermaßen jedoch auch eher daran, dass meine Eltern mehr mit sich selber beschäftigt waren, als sich über alles was über die rudimentäre Erziehung hinausgeht Gedanken zu machen.
So jetzt geht der Onkel Funless aber ins Bett.