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Veroberflächlichung in Filmen?



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JanHe
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Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von JanHe »

Im Folgenden vertrete ich keine feste Meinung, sondern versuche nur Argumente und Anregungen
für eine Diskussion zusammenzutragen……

Wenn ich mir einen Trailer für eine neue Komödie ansehe, fallen mir meist 2 typische
Symptome auf:
● Musik, Musik stoppt, Schauspieler sagt etwas vorgeblich Witziges, worüber ich leider nicht
lachen kann, weil ich nicht den Kontext kenne, Musik setzt wieder ein (lauter)
● ab Mitte des Trailers kommt ein (inhaltlicher) Schnitt, die fröhliche Gitarrenmusik setzt aus
und macht Platz für eine nachdenkliche/ruhige Musik und schließlich eine dritte fröhliche Musik


Vielleicht ist eine Kritik an der Stromlinienförmigkeit der Komödien-Trailer ja auch total unangebracht:
1. Die Trailer werden m.W. von Vertrieben angefertigt/in Auftrag gegeben, die v.a. auf
den kommerziellen Erfolg aus sind und somit den Hauptstrom (»Mainstream«) bedienen müssen.
2. Im Fall des hier kritisierten Trailers (Link weiter unten) soll es sich ja auch um eine Repräsentation
handeln, und vielleicht will der Film ja einfach nur etwas schwachsinnig sein und kopfentlastende Unterhaltung
anbieten. Dann wäre jeder Versuch eines »künstlerischen Trailers« eher albern und unangebracht.


Andererseits könnte man doch argumentieren, dass dies die Oberflächlichkeit in unserer
Gesellschaft widerspiegelt.
Wozu braucht man so viele verschiedene Lieder? Ist dies nicht eine reine Reizüberflutung? Sollte ein Lied
nicht ein Gefühl oder eine Botschaft vermitteln? Wenn ja, wie kann dann nur eins von beiden ankommen, wenn
so viele verschiedene Lieder aneinandergefügt werden?

Wozu die Aufregung? Komödien sollen eben Lacher erzeugen und dazu braucht es eben vieler neuer »Inputs«,
was sich entsprechend auch in der Musik widerspiegelt. Anders wäre es vielleicht völlig langweilig?

Nicht nur reduziert sich die Hauptstrom-Musik (das Wort muss man vielleicht
nur häufiger hören, damit es normal klingt) auf immer wiederkehrende einfache Melodien, auch ist
eine Dynamik (laut-leise) kaum zu finden in modernen Pop-Liedern.

In welchen Musikgenres außer Klassik hat oder hatte man denn eine komplexe(re) Melodie
und große Dynamik?


Bei dem Umgang mit Smartphones sieht man häufig, dass die Benutzer es nur benutzen,
um ein Gefühl zu bekommen. Nicht etwa, weil sie tatsächlich etwas nachgucken müssten.
Summiert auf einen ganzen Tag erhält man eine große Menge an Gefühlen, was m.W. das Gehirn umgewöhnt,
viele Reize empfangen zu müssen, um Glückshormone auszusenden. Will man der Nachfrage des
Gehirns nachkommen, muss man die Frequenz der Reize erhöhen, was wiederum eine Qualitätseinbuße ergibt,
da bspw. Filme, bei denen man sich länger konzentrieren muss, weniger Reize (im Sinne von: da kommt jetzt
etwas komplett neues) entstehen. Es sind m.E. also nicht nur die technischen Möglichkeiten, die schnellere
Schnitte erlauben, sondern auch die Nachfrage nach ihnen.


Kritisierter/verteidigter Trailer → https://www.facebook.com/video.php?v=10153118434010664
Ähnlich, aber doch irgendwie anders (musikalisch eingängiger) und insgesamt gut (?) →



JanHe
Beiträge: 474

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von JanHe »

Nachtrag: Ich begebe mich wieder (gerne) ins Gebiet der pauschalen Gesellschaftskritik. Aber ich möchte – entsprechende Reaktionen vorwegnehmend – bemerken, dass Totschlagargumente wie (mit dem Verweis auf Smartphones) »Schon die alten Griechen beklagten sich über die Jugend.« nicht greifen. Die technologischen Umstände haben die Gesellschaft so weit umgekrempelt, dass wir es bei den Ü50ern mit der ersten Generation in der Menschheitsgeschichte zu tun haben, die sich die Frage stellen muss: Wollen wir, dass die Menschheit überlebt? Ich spreche von Atomwaffen, platzhaltend für jegliches technologisches Novum. Auch Smartphones zähle ich dazu. Alte Argumente greifen nicht mehr und insofern halte ich auch eine Revision des Kulturstands für angebracht.

Vielleicht findet Ihr meine Argumentation unschlüssig, dann widerlegt sie bitte. Ich bin auch nur hier um dazu zu lernen. :)



domain
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Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von domain »

Pendel schwingen immer hin und her.
Momentan ist es so wie es ist, kann aber auch wieder ins Gegenteil umschwingen, also eine Modeangelegenheit. Auch die sozialen Netzwerke sind ein vorübergehender Hype.
Kenne einige Jugendliche, die sich nach ihrer Sucht schon ziemlich davon abgenabelt haben.



Niko M.
Beiträge: 312

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von Niko M. »

JanHe hat geschrieben:Die technologischen Umstände haben die Gesellschaft so weit umgekrempelt, dass wir es bei den Ü50ern mit der ersten Generation in der Menschheitsgeschichte zu tun haben, die sich die Frage stellen muss: Wollen wir, dass die Menschheit überlebt?
Ein Kollege von mir würde folgendes dazu sagen:

"Alles läuft zyklisch in diesem Universum. Auch Zivilisationen sind nicht ausgenommen. Es kommen und gehen riesige Imperien. Das wird wohl immer so sein.

Ich glaube, dass viele denken sie seien davon ausgenommen oder unsere Zeit wäre etwas Besonderes auf diesem Planeten.

Unser Planet hat schon viele Kaiser, Pharaonen etc. kommen und gehen sehen. Irgendwann bricht jedes Imperium zusammen. Und dieser Zusammenbruch muss anscheinend jedes Mal so heftig und rasant geschehen, dass im Nachhinein kaum brauchbare Aufzeichnungen oder Überlieferungen zurück bleiben die den Untergang erklären würden."



JanHe
Beiträge: 474

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von JanHe »

Niko M. hat geschrieben:"Alles läuft zyklisch in diesem Universum. Auch Zivilisationen sind nicht ausgenommen. Es kommen und gehen riesige Imperien. Das wird wohl immer so sein."
Ich glaube, dass viele denken sie seien davon ausgenommen oder unsere Zeit wäre etwas Besonderes auf diesem Planeten.
Gutes Argument, Danke! Zum Thema Untergang von Zivilisationen (und unserem evtl. Untergang): Human and nature dynamics (HANDY): Modeling inequality and use of resources in the collapse or sustainability of societies – Safa Motesharrei, Jorge Rivas, Eugenia Kalnay
domain hat geschrieben:Pendel schwingen immer hin und her.
Momentan ist es so wie es ist, kann aber auch wieder ins Gegenteil umschwingen, also eine Modeangelegenheit. Auch die sozialen Netzwerke sind ein vorübergehender Hype.
Kenne einige Jugendliche, die sich nach ihrer Sucht schon ziemlich davon abgenabelt haben.
Widerspruch! Ich stimme eher Nikos vorgebrachter Argumentation zu. Um bei Deiner Formulierung zu bleiben, würde ich überspitzt sagen, dass unsere Zivilisation eine »Modeerscheinung« ist, die sich jetzt nun einmal an einem entscheidenden Punkt befindet (Punkt im Sinne von: ~250 Jahre), wo sie sich dem Ende zuneigt.



domain
Beiträge: 11062

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von domain »

Eigentlich gibt es nur zwei Hauptübel: das unnatürliche Bevölkerungswachstum und der Wirtschaftswachstumsirrglaube allgemein. Die Politker haben noch nicht begriffen, dass es kein ewiges Wachstum geben kann. Insofern könnte Europa und besonders Griechenland beispielgebend sein: Nullwachstum und trotzdem leben.
Sollen alle anderen ein Wirtschaftswachstum haben und ihre Metropolen in Smog versinken und an Wasserknappheit zugrunde gehen, aber wir nicht.
Europa wird mit Nullwachstum wieder einmal beispielgebend sein.
Ich merke übrigens schon, dass das der Begriff Entschleunigung eine immer größere Rolle zu spielen scheint und zwar nicht nur im Leben, sondern auch im Film.



JanHe
Beiträge: 474

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von JanHe »

domain hat geschrieben:Ich merke übrigens schon, dass das der Begriff Entschleunigung eine immer größere Rolle zu spielen scheint und zwar nicht nur im Leben, sondern auch im Film.
Worauf wir schleunigst zurückkommen sollten, wenn wir nicht im Off-Topic landen wollen. ;-)

Vielleicht als Überleitung: Ich war letztes Jahr bei Pigor & Eichhorn und die haben dort auf der Bühne einen Schweige-Rekord aufgestellt. Für 2-3 Minuten sagten weder sie etwas, noch durfte das Publikum etwas murmeln. Bereits nach einer Minute fing in der letzten Reihe eine junge Frau (Post-Pubertät) an, »Langweilig!« zu rufen, woraufhin sie ein paar vereinzelte Lacher erntete. Auf die Meta-Ebene gebracht: Manche Leute werden schnell ungeduldig, wenn es die Künstler mal ruhiger angehen. Daher die Fragestellung, hätte ein Film wie Kubricks 2001 (um ein Extrembeispiel zu nennen!) überhaupt eine Chance beim Publikum?

Hab' letztens Free Rainer mit Bleibtreu gesehen und er meinte, man müsse das Publikum einfach wieder umgewöhnen an den guten Geschmack (dort auf's TV-Programm bezogen). Vielleicht wird es einen Bewusstseinswandel geben, vielleicht wird alles noch »schlimmer«. Wer kann das schon sagen?

Aber um auf meinen Eingangspost zurückzukommen: Werden die Filme – neben der offensichtlichen Schnitthäufung – »oberflächlicher«?



JanHe
Beiträge: 474

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von JanHe »

Vielleicht sollten wir erst einmal den Begriff »oberflächlich« definieren. Meiner Meinung nach ist es genau das, was ich bereits andeutete: Wenn man das Gehirn auf häufige Reize gedrillt hat, sodass Glückshormone nur noch bei solchen Dingen ausgeschüttet werden können, die ich »oberflächlich« nenne, denn tiefergehende Reize sind nicht mehr erreichbar, da der Weg zu ihnen als »langweilig« empfunden wird.

Gibt sicherlich schönere Definitionen, aber inhaltlich habe ich es wohl ganz treffend ausgedrückt… ?



Axel
Beiträge: 17057

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von Axel »

domains Zeitalter der Entschleunigung muss aus seiner subjektiven Wahrnehmung kommen. Wie (u.v.a.) der Dokumentarfilm Speed - Auf der Suche nach der verlorenen Zeit eindrücklich belegte, dreht sich unsere Erde gesellschaftlich gesehen immer schneller. Kino benötigt zum Beispiel gar keine Exposition der gesamten Handlung mehr, es reichen erzählerische Topoi, auch in einzelnen Szenen bis hin zu Einstellungen oder Einzelbildern. Die Erzählungen werden einerseits "dichter", andererseits aber auch "oberflächlicher". Denn die Masse von komplexen Strukturen (> Chaos-Theorie) lässt die der scheinbaren Vielgestaltigkeit zugrunde liegende Einfallslosigkeit erkennbar werden. Es gibt unzählige Arten, eine Geschichte zu erzählen, aber nach einer gewissen Gewöhnung merkt man, dass es keine originellen Geschichten sind. > Selbstähnlichkeit. Hierzu veröffentlichte der Autor (Taxi Driver) und Regisseur Paul Schrader mal einen Artikel, der den Nagel auf den Kopf trifft >narrative exhaustion.

Das Publikum findet sich mit Ersatzbefriedigung ab, nicht weil es (wie ich damals schrieb) durch die Bank verblödet ist, sondern weil das echte, intensive, das eigentliche Bedürfnis nur über Schmerzen erfahren werden kann. Soll jetzt kein buddhistischer Exkurs werden, aber Leben bedeutet nun mal eher Leiden als Betäuben. Schlechtes Kino ist Morphium für das Volk.

Ben Stillers Tropic Thunder beginnt mit Kinotrailern, die die handelnden Figuren (selbst durch die Bank Schauspieler und noch-nicht-mal Selbstdarsteller!) in ihrer Fake-Welt vorführen:


Das Publikum gluckste zustimmend. Es ist jedoch dasselbe Publikum, das sich immer wieder auf diesen verlogenen Kitsch einlässt.
JanHe hat geschrieben:Wenn man das Gehirn auf häufige Reize gedrillt hat, sodass Glückshormone nur noch bei solchen Dingen ausgeschüttet werden können, die ich »oberflächlich« nenne, denn tiefergehende Reize sind nicht mehr erreichbar, da der Weg zu ihnen als »langweilig« empfunden wird.


Der Hormonhaushalt hat nur in einem sehr beschränkten, behavioristischen Sinn mit Glück zu tun. Langeweile ist für einen romantisch (ein Schimpfwort in meinen Augen) gestimmten Geist das Unwohlsein bei mangelnder Ablenkung. Ein Zyniker dagegen langweilt sich, wenn er merkt, dass er unterhalten werden soll. Gutes Erzählen erreicht aber beide. Denn einer grundlegenden Tatsache entkommt niemand: Geschichten sind unser Leben. Wenn wir aufhören, mit ihnen zu spielen, sterben wir.



Frank Glencairn
Beiträge: 26509

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von Frank Glencairn »

Hochinteressanter Vortrag über Glückshormone, Gehirnfunktion und Digitale Demenz

https://www.youtube.com/watch?v=FnDEF7A ... 9&index=66



Funless
Beiträge: 5940

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von Funless »

In Richtung vorhandener, respektive immer stärker werdender Oberflächlichkeit der "Mainstream" Filme driftete bereits dieser Thread vom letzten Sommer ab.

Eigentlich hat sich meine Meinung hierzu nicht sonderlich verändert.
Funless has spoken!
.........................................................
"The enemy of art is the absence of limitations."
(Orson Welles)
.........................................................
No Cenobites were harmed during filming.



Niko M.
Beiträge: 312

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von Niko M. »

Funless hat geschrieben:In Richtung vorhandener, respektive immer stärker werdender Oberflächlichkeit der "Mainstream" Filme driftete bereits dieser Thread vom letzten Sommer ab.

Eigentlich hat sich meine Meinung hierzu nicht sonderlich verändert.

Ohne weiter über "the bigger picture" nachzudenken, kann man deine Sicht der Dinge gut nachvollziehen - und die Oberflächlichkeit für gewisse Menschen sogar als etwas rein Positives bewerten.
Mich würde noch etwas anderes sehr interessieren, da du deine Herkunft angedeutet hast.
Wurdest du dann so erzogen, oder wurde es dir so vorgelebt, den sozialen und gesellschaftlichen Status zu akzeptieren wie er ist?



Axel
Beiträge: 17057

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von Axel »

... müssen wir hier die Argumentation entkräften, dass Filme einen negativen Einfluss auf die Gesellschaft haben. Sie haben nämlich überhaupt keinen Einfluss.
Gerade wird spekuliert, ob dieser argentinische Film, oskarnominiert und mit baldigem deutschen Starttermin, einen Einfluss hatte (ab 1:43):
Zuletzt geändert von Axel am Sa 28 Mär, 2015 14:30, insgesamt 1-mal geändert.



Niko M.
Beiträge: 312

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von Niko M. »

Axel hat geschrieben:Wie auch immer: Sind dämliche Filme schuld an der Verblödung des Publikums (wenn ja, gehören sie verboten?)? Sind Gewaltfilme schuld an mehr Gewalt in unserer Gesellschaft. Müssen sie strenger zensiert werden?

Klare Antwort: Nein! Filme sind nur Ausdruck des gesellschaftlichen Unterbewusstseins.
Also ich halte dich für einen der gebildetsten Menschen hier im Forum, aber so einfach und verallgemeinernd kann man das doch nicht ausdrücken.
Gewalt in Filmen fördert bei vielen die allmähliche Akzeptanz von Gewalt. Die Hemmschwelle wird heruntergesetzt.
Ein Gehirn hat ähnliche Eigenschaften wie ein Muskel. Ohne Training und Herausforderung wird es schwächer.
Frank Glencairn hat geschrieben:Hochinteressanter Vortrag über Glückshormone, Gehirnfunktion und Digitale Demenz
Axel hat geschrieben: müssen wir hier die Argumentation entkräften, dass Filme einen negativen Einfluss auf die Gesellschaft haben. Sie haben nämlich überhaupt keinen Einfluss.
Auch hier muss ich aus meiner Erfahrung heraus widersprechen. Durch Filme werden Weltbilder geschaffen, von klein auf.
Man bekommt erzählt was richtig und falsch ist (die bösen Indianer, Japaner, Deutschen, Terroristen etc.)
Es werden Fakten geschaffen von geschichtlichen Ereignissen oder Vorfällen, die nie die ganze Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählen. Sondern nur die westliche Perspektive abbildet.
Man glaubt als Kind, Liebe sei etwas Ständiges und Ewiges.
Man glaubt oder akzeptiert mit der Zeit die "vom Tellerwäscher zum Milliardär" Illusion.
Durch Filme über die Börse bekommt man den Eindruck, dass es zwar ein paar schwarze Schafe gibt, aber im grossen und ganzen ist alles in Ordnung.
Und es wird sehr viel Angst gemacht, ein Mittel zur "Kontrolle".
Nimm z.b. "Der weisse Hai". Danach ging das Schlachten los, gross angelegt. Die Hawaiianer haben unendlich darunter gelitten, da es heilige Tiere für sie sind. Es gab politische Konferenzen deswegen usw.
Auch die Angst vor dem Islam wird massiv geschürrt, damit Amerika Akzeptanz für ihre Aussenpolitik erhält.

Axel hat geschrieben:Wäre es so, dass Kulturprodukte für irgendwas verantwortlich zu machen wären, müsste man zuallererst die Bibel verbieten ...
Richtig, aber nicht nur. Geht aber trotzdem nicht. Ausser es würden Ausserirdische kommen, die uns aufklären. Dann müsste man es nicht verbieten..
Axel hat geschrieben:Ist also dieses schlechte Kino harmlose Unterhaltung, wie Funless anscheinend meint?

Ja, absolut. Ein Film selbst richtet keinen Schaden an.

Aber er bildet den Schaden ab! Und sorgt dafür, dass eine Mehrheit ihn für normal oder sogar gut hält.


Also richtet er doch Schaden an.
Ich war 5 Monate in Asien unterwegs. Immer mehr Jugendliche dort tragen Shirts von Gangsta Rap Darstellern, und fahren auf Gangsta Filme ab. Viele Kopieren dieses Verhalten, weil es sie Stärker macht nach aussen.
Sie haben jetzt Internet und Devices dafür. Und das wird noch "schlimmer"...
In Afrika das Gleiche !
Ohne diese Filme und dem Gangsta Rap, der von weissen gemacht wurde - Keine Ahnung?
Aber es hat Einfluss...
Axel hat geschrieben:Verbote bringen da nichts. Es wäre, als würde man das Träumen zensieren (Träume sind bekanntlich das Produkt einer Zensur, unterdrückt man noch das Träumen, wird der Mensch krank, psychisch und physisch).
Ich bin auch gegen Verbote, aber für Richtlinien...
Und über Träume weiss man so gut wie gar nichts, das wird sich wohl auch nicht ändern.



Axel
Beiträge: 17057

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von Axel »

Niko M. hat geschrieben:Gewalt in Filmen fördert bei vielen die allmähliche Akzeptanz von Gewalt. Die Hemmschwelle wird heruntergesetzt.
Ich kann meinem Nächsten nicht in den Kopf gucken. Ich selbst weiß, dass Gewalt immer der falsche Weg ist und verzichte darauf, aber ich habe und hege diverse Gewalt- und Zerstörungsphantasien. Diese halte ich für Vorstellungen, von denen ich mir nicht sicher bin, ob sie irgendwie in mir selbst und von mir selbst erzeugt wurden, die aber verdächtige Ähnlichkeit mit vielem haben, was ich im Kino mal gesehen habe. Zwischen diesen Vorstellungen und meiner äußeren Gewaltfreiheit vermute ich einen Zusammenhang. Akzeptiere ich meinen Mr. Hyde, dann bleibt er ein Schattenwesen.

Als Kind erlebte ich Gewalt als Opfer. Ich hatte - ich schwöre! - bis dahin noch nie einen wirklich brutalen oder grausamen Film gesehen, aber die Verletzungen erschufen Gewaltwünsche, die heute nicht nur nicht jugendfrei, sondern absolut unverfilmbar wären. Hätte mich in dieser zum Glück relativ kurzen Phase ein brutaler Film zum echten Täter werden lassen?

Im Gegenteil. Horrorfilme trösteten mich. Es gab Geschichten von monströsen Dingen, sie mussten in der menschlichen Natur liegen. Es hatte doch ganz klar keinen Zweck, vor ihnen kreischend wegzulaufen, denn dann kriegten sie einen.
Niko M. hat geschrieben:Durch Filme werden Weltbilder geschaffen, von klein auf.
Man bekommt erzählt was richtig und falsch ist (die bösen Indianer, Japaner, Deutschen, Terroristen etc.)
Lüge und Film, ein unzertrennliches Paar. Aber die Lüge wird ja nur verbreitet und geglaubt, weil sie sowieso bereits als Stammtischtatsache etabliert ist. Und weil die Menschen, auch die dümmsten, ahnen, dass Film immer auch eine billige Illusion ist, nehmen sie das dann weniger ernst und ziehen es oft sogar eher in Zweifel, als stünde es in der BILD. Kein Mensch glaubt einer Filmlüge, es sei denn, er hat sie vor dem Film bereits geglaubt.

Folter beispielsweise sollte durch Filme wie Taken oder Serien wie 24 salonfähig gemacht werden. Hat es funktioniert? Obama räumte ein, im Krieg gegen den Terror seien ein paar Leute gefoltert worden ("Yes, folks"). War jemand überrascht? Hat es, außer denen, die schon vorher alarmiert waren, irgend jemanden alarmiert?

Du müsstest schon ein Beispiel nennen, was irgendwie deine Theorie schlüssig macht.



domain
Beiträge: 11062

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von domain »

Zu Filmen im weiteren Sinne gehören ja auch veröffentlichte Gewaltvideos von Jugendlichen an Jugendlichen und auch Propagandavideos vom IS: wir haben dich begnadigt, du wirst nur enthauptet und nicht gesteinigt.
Wir haben auch viel gerauft in der Schule aber ein ungeschriebenes Gesetz war, einen bereits am Boden Liegenden in Ruhe zu lassen und ihm nicht noch mit genagelten Schuhen ins Gesicht zu treten, er hatte ohnehin schon verloren.
Eine allgemein zunehmende Gewaltbereitschaft ist m.E. schon zu beobachten.
Glaube, dass div. Videospiele und Filme die Reizgrenze heruntersetzen und die vorexerzierte Hemmungslosigkeit fördern.



Niko M.
Beiträge: 312

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von Niko M. »

Axel hat geschrieben:
Niko M. hat geschrieben:Gewalt in Filmen fördert bei vielen die allmähliche Akzeptanz von Gewalt. Die Hemmschwelle wird heruntergesetzt.
Ich kann meinem Nächsten nicht in den Kopf gucken. Ich selbst weiß, dass Gewalt immer der falsche Weg ist und verzichte darauf, aber ich habe und hege diverse Gewalt- und Zerstörungsphantasien. Diese halte ich für Vorstellungen, von denen ich mir nicht sicher bin, ob sie irgendwie in mir selbst und von mir selbst erzeugt wurden, die aber verdächtige Ähnlichkeit mit vielem haben, was ich im Kino mal gesehen habe. Zwischen diesen Vorstellungen und meiner äußeren Gewaltfreiheit vermute ich einen Zusammenhang. Akzeptiere ich meinen Mr. Hyde, dann bleibt er ein Schattenwesen.
Den eigenen Mr. Hyde, den wir alle in uns haben, zu akzeptieren halte ich für etwas ganz ganz wichtiges.
Aus meiner privaten und "therapeutischen" Erfahrung heraus, muss ich aber leider sagen, dass Menschen sehr befremdlich reagieren, wenn man über diesen Umstand spricht oder dies behauptet. Da es erstmal zusätzlich verunsichert, und es für viele der nur schwer zu erreichenden und so wichtigen Selbstliebe im Weg steht.
Nur wenige Menschen ertragen es, sich ihrer Schattenseiten bewusst zu sein und sich in der Konsequenz als quasi nicht "Fehlerfrei" zu akzeptieren. Leider!

Gewaltfantasien können viele Gesichter haben, gehören aber wohl irgendwie zu uns sagt man.
Filme haben da sicher schon Viele bei der Ausübung ihrer Fantasien inspiriert.
Beispiel: Cowboy und Indianer spielen. Da wird im Spiel kaltblütig gemordet und geraubt usw. Die Kinder kopieren das was sie im TV gesehen haben.
Es setzen sich Bilder fest und Vorurteile.
Mord bekommt etwas spielerisches...

Wenn man dann im Film jemand sieht, der aus Rache andere Menschen umbringt und dabei verdammt cool rüberkommt (John Wick z.B.) - stört das nur wenige. Die grosse Masse feiert es. Das Gehirn wird blockiert, die Gewalt relativiert.
Das heisst nicht, dass sie sich dann auch so verhalten werden, aber Filme wie Gandhi werden sie sich dann eher nicht antun - oder als cool bezeichnen.
Und sie werden sich mit ihren Freunden nicht darüber unterhalten wie denn die Welt gewaltfreier werden könnte.
Axel hat geschrieben:Als Kind erlebte ich Gewalt als Opfer. Ich hatte - ich schwöre! - bis dahin noch nie einen wirklich brutalen oder grausamen Film gesehen, aber die Verletzungen erschufen Gewaltwünsche, die heute nicht nur nicht jugendfrei, sondern absolut unverfilmbar wären. Hätte mich in dieser zum Glück relativ kurzen Phase ein brutaler Film zum echten Täter werden lassen?
Vielleicht, vielleicht nicht.
Mir geht es mehr um die unterbewusste Massenwirkung auf die Akzeptanz von Gewalt - und das gleichzeitige Verdrängen von Friedensthemen und Alternativen zur Gewalt.
Im TV und den Printmedien wird ein Krieg gegen Putin immer wieder propagiert.
Das hätte vor 15 Jahren noch für einen Skandal gesorgt. Und die Objektivität der Presse wäre überall in Frage gestellt worden. "Nie wieder Krieg" stand mal für die deutsche Identität.

Gewalt in Filmen wird aber nicht mehr in Frage gestellt. Das war früher anders.

George Andrew Romero erzählt in einer Doku wie das Publikum damals (1970) im Kino auf den Film "Die Nacht der lebenden Toten" regiert hat.
Da wird einem klar, dass das Gehirn der Masse mit der Zeit ganz schön abstumpft.
Niko M. hat geschrieben:Durch Filme werden Weltbilder geschaffen, von klein auf.
Man bekommt erzählt was richtig und falsch ist (die bösen Indianer, Japaner, Deutschen, Terroristen etc.)
Axel hat geschrieben:Lüge und Film, ein unzertrennliches Paar. Aber die Lüge wird ja nur verbreitet und geglaubt, weil sie sowieso bereits als Stammtischtatsache etabliert ist. Und weil die Menschen, auch die dümmsten, ahnen, dass Film immer auch eine billige Illusion ist, nehmen sie das dann weniger ernst und ziehen es oft sogar eher in Zweifel, als stünde es in der BILD. Kein Mensch glaubt einer Filmlüge, es sei denn, er hat sie vor dem Film bereits geglaubt.
Du schliesst sehr stark von dir auf andere. Denn all das trifft nicht auf die grosse Masse zu.
Und es ist naiv zu glauben, dass Filme nicht zur Manipulation gedreht werden. Darüber gibt es dutzende Bücher und Dokus. Es ist aber auch offensichtlich wenn man selber darüber nachdenkt...
Riefenstahl ist nur ein Beispiel. Die amerikanischen Soldaten-Helden-Geschichten dienen auch einem Zweck. Das ist alles kein Geheimnis mehr.
Axel hat geschrieben:Folter beispielsweise sollte durch Filme wie Taken oder Serien wie 24 salonfähig gemacht werden. Hat es funktioniert? Obama räumte ein, im Krieg gegen den Terror seien ein paar Leute gefoltert worden ("Yes, folks"). War jemand überrascht? Hat es, außer denen, die schon vorher alarmiert waren, irgend jemanden alarmiert?
Eben, das meine ich doch. Es kommt im Kino oder TV, dadurch wird der Aufschrei verhindert.
Axel hat geschrieben:Du müsstest schon ein Beispiel nennen, was irgendwie deine Theorie schlüssig macht.
Habe ich zur Genüge, und es gibt noch so viele mehr.



Niko M.
Beiträge: 312

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von Niko M. »

domain hat geschrieben:Wir haben auch viel gerauft in der Schule aber ein ungeschriebenes Gesetz war, einen bereits am Boden Liegenden in Ruhe zu lassen und ihm nicht noch mit genagelten Schuhen ins Gesicht zu treten, er hatte ohnehin schon verloren.
Sehr gutes Bespiel, das eine Menge zu diesem Thema auf den Punkt bringt.



JanHe
Beiträge: 474

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von JanHe »

Funless hat geschrieben:In Richtung vorhandener, respektive immer stärker werdender Oberflächlichkeit der "Mainstream" Filme driftete
bereits dieser Thread vom letzten Sommer ab.

Eigentlich hat sich meine Meinung hierzu nicht sonderlich verändert.
Du meinst, dass manche Filme auch einfach nur Ventil sein sollen? Dem stimme ich zu – so gesehen brauchen wir vielleicht
sogar »oberflächliche« Filme. Du hattest die Überwachung angesprochen: Ist das nicht der gleiche Schuh? Die Überwachung und Verletzung
der Privatsphäre ist erst einmal in Ordnung – Problem ist nur, dass die Menschen keine Verantwortung für sich und die Gesellschaft übernehmen
können/wollen.

Vielleicht ist die Debatte über Überwachung und oberflächliche oder gewaltvolle Filme so, als wenn man den Berg für den Absturz der Passagiermaschine
verantwortlich machen.
Axel hat geschrieben:Sind dämliche Filme schuld an der Verblödung des Publikums (wenn ja, gehören sie verboten?)? Sind Gewaltfilme schuld
an mehr Gewalt in unserer Gesellschaft. Müssen sie strenger zensiert werden?

Klare Antwort: Nein! Filme sind nur Ausdruck des gesellschaftlichen Unterbewusstseins.
Anders ausgedrückt: In jedem von uns steckt ein kleiner Space Odyssey oder Tree of Life? Dem würde ich zustimmen,
denn die fundamentalen Fragen unserer Existenz beschäftigen jeden irgendwie…
Niko M. hat geschrieben:
Axel hat geschrieben:Sind dämliche Filme schuld an der Verblödung des Publikums (wenn ja, gehören sie verboten?)?
Sind Gewaltfilme schuld an mehr Gewalt in unserer Gesellschaft. Müssen sie strenger zensiert werden?

Klare Antwort: Nein! Filme sind nur Ausdruck des gesellschaftlichen Unterbewusstseins.
Also ich halte dich für einen der gebildetsten Menschen hier im Forum, aber so einfach und verallgemeinernd kann man das doch
nicht ausdrücken.
Gewalt in Filmen fördert bei vielen die allmähliche Akzeptanz von Gewalt. Die Hemmschwelle wird heruntergesetzt.
Ein Gehirn hat ähnliche Eigenschaften wie ein Muskel. Ohne Training und Herausforderung wird es schwächer.
Der Schuldbegriff ist aufgetaucht: Schuld kann nur jemand sein, der eine freie Entscheidung traf. Ohne jetzt das Fass des Determinismus
öffnen zu wollen, kann man wohl sagen, dass ein Film keine Entscheidung trifft. Somit verlagert sich die Schuld doch auf den Zuschauer:
Lässt er sich beeinflussen? Oder: Ist dem Regisseur seine Verantwortung bewusst? Hat ein Regisseur eine Verantwortung? Eigentlich nicht,
denn der Zuschauer muss selbst entscheiden, wie er den Film aufnimmt. Was gewaltsame Filme betrifft: Niemand zwingt einen, sich diese
anzusehen.

Gehen wir also davon aus, dass wir Menschen uns gerne in die Oberflächlichkeit zerren lassen, so wäre es doch völlig fehlgedacht, die »bösen
Filme« oder die »böse digitale Technologie« zu verfemen. Die Masse wird immer in die eine Richtung laufen, auch wenn wir die arte-Produktionen
um das Zigfache erhöhen.

Vielleicht sind die Dinge einfach so, wir können sie nicht ändern und sollten uns nicht daran die Zähne ausbeißen?
Axel hat geschrieben:Lüge und Film, ein unzertrennliches Paar. Aber die Lüge wird ja nur verbreitet und geglaubt, weil sie sowieso bereits als
Stammtischtatsache etabliert ist. Und weil die Menschen, auch die dümmsten, ahnen, dass Film immer auch eine billige Illusion ist, nehmen
sie das dann weniger ernst und ziehen es oft sogar eher in Zweifel, als stünde es in der BILD. Kein Mensch glaubt einer Filmlüge, es sei denn,
er hat sie vor dem Film bereits geglaubt.

Folter beispielsweise sollte durch Filme wie Taken oder Serien wie 24 salonfähig gemacht werden. Hat es funktioniert? Obama räumte ein, im
Krieg gegen den Terror seien ein paar Leute gefoltert worden ("Yes, folks"). War jemand überrascht? Hat es, außer denen, die schon vorher
alarmiert waren, irgend jemanden alarmiert?

Du müsstest schon ein Beispiel nennen, was irgendwie deine Theorie schlüssig macht.
Ich denke, dass Filmlügen einher mit »realen« Lügen gehen müssen, also z.B. Propaganda in den Nachrichten. Filme können dann bestätigend wirken.



JanHe
Beiträge: 474

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von JanHe »

Niko M. hat geschrieben:Den eigenen Mr. Hyde, den wir alle in uns haben, zu akzeptieren halte ich für etwas ganz ganz wichtiges.
Aus meiner privaten und "therapeutischen" Erfahrung heraus, muss ich aber leider sagen, dass Menschen sehr befremdlich reagieren, wenn man über diesen Umstand spricht oder dies behauptet. Da es erstmal zusätzlich verunsichert, und es für viele der nur schwer zu erreichenden und so wichtigen Selbstliebe im Weg steht.
Nur wenige Menschen ertragen es, sich ihrer Schattenseiten bewusst zu sein und sich in der Konsequenz als quasi nicht "Fehlerfrei" zu akzeptieren. Leider!
Genau so ist es! Lies mal The Lucifer Effect: Understanding How Good People Turn Evil – Philip Zimbardo.



Peppermintpost
Beiträge: 2535

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von Peppermintpost »

Der Gewinner schreibt die Geschichte, so ist es und so war es immer.
Zur Zeit sind die Amerikaner noch die Gewinner, also werden die Geschichten so geschrieben das die amerikanische Kultur gut aussieht, wer kann es ihnen verdenken?

Das Film grundsätzlich Propaganda ist sollte ja jedem klar sein, und das industriell erstellte Propaganda einen enormen Einfluss hat dem sich keiner entziehen kann, das ist ja auch klar.

Ich selbst bin von 1967. Ich bin also aufgewachsen als James Bond noch die Russen bekämpft hat. Die Enterprise in friedlicher Mission unendliche Weiten durchsucht hat und John Wayne hat nur die Bösen erschossen die es auch verdient haben.
Kennedy hatte ein paar Jahre zuvor noch stellvertretent gesagt das die Amerikaner alle Berliner sind und meine Eltern wussten noch sicher das Truman uns von Hitler befreit hat.

Als ich das erste mal mit 13 in den USA war, war ich entsprechend begeisert. Endlich im Land der "Brave", eine Gesellschaft der "excellence".
Ja klar, irgendwie war bei denen auch mal irgendwas mit den Indianern nicht so ganz korrekt gelaufen, aber der damals aktuelle President Jimmy Carter war ja zweifelsfrei immer noch einer der Guten.

Das die Amerikaner zu der Zeit schon tausendfach Frauen und Kinder in Vietnam getötet hatten, das Korea ein amerikanischer Krieg war und keiner der UN, das in Mittel Amerika die CIA reihenweise Diktatoren an die Macht geputscht hatte mit tausenden von toten Zivilisten, das die russischen Atomraketen in Kuba nur eine Reaktion auf die amerikanischen Raketen in der Türkei waren, das alles wurde in keinem Film Thematisiert, entsprechend war das alles garnicht geschehen.

Die amerikanische Film Industrie wurde schon immer von der US Regierung gesponsort und entsprechend waren die Inhalte der Filme auch immer eindeutig ausgerichtet. Die Amerikanische Politik wird immer in aktuellen Hollywood Produktionen vorweg genommen. Das Volk wird schon mal "auf Kurs" gebracht, damit keiner die folgende Politik in Frage stellt. Dafür gibt es unzählige Beispiele, selbst in kleinen fast vergessenen Details. Als Reagan noch für sein SDI (Volksmund StarWars) Programm geworben hat drohte in den Hollywood Produktionen die Sowjetische Übermacht aus dem All. Zu Bush Senior Zeiten waren die Russen dann aus dem Focus und die ersten "Diaper Heads" also arabisch anmutende Bösewichte wurden etabliert.
Inzwischen rücken Asiaten immer mehr in den Focus des Bösewichts.
Warum nur?

Aus Asiatischer Sicht stehen die Amerikaner nicht ganz so gut dar. Weder aus sicht der Japaner, noch der Chinesen und schon garnicht aus Sicht der Taiwanesen. Nicht verwunderlich wenn ich mir die Amerikanische Politik der letzten 60 Jahre ansehe. Aber die sind von der Amerikanischen Propaganda Industrie auch nicht ganz so zugeballert worden wie wir in Deutschland und durften ihre eigene Staats verordnete Propaganda geniessen, und die sieht deutlich anders aus.

Der Sieger schreibt die Geschichte und die Filmindustrie ist eines der genutzten Medien. Da ist social Media oder Internet im allgemeinen meiner Meinung nach zumindest ein kleines Gegengewicht um auch mal Propaganda anzusehen die andere Interessen verfolgt.
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leave the gun take the cannoli
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www.movie-grinder.com



Niko M.
Beiträge: 312

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von Niko M. »

JanHe hat geschrieben: Der Schuldbegriff ist aufgetaucht: Schuld kann nur jemand sein, der eine freie Entscheidung traf. Ohne jetzt das Fass des Determinismus
öffnen zu wollen, kann man wohl sagen, dass ein Film keine Entscheidung trifft. Somit verlagert sich die Schuld doch auf den Zuschauer:
Lässt er sich beeinflussen? Oder: Ist dem Regisseur seine Verantwortung bewusst? Hat ein Regisseur eine Verantwortung? Eigentlich nicht,
denn der Zuschauer muss selbst entscheiden, wie er den Film aufnimmt. Was gewaltsame Filme betrifft: Niemand zwingt einen, sich diese
anzusehen.

Gehen wir also davon aus, dass wir Menschen uns gerne in die Oberflächlichkeit zerren lassen, so wäre es doch völlig fehlgedacht, die »bösen
Filme« oder die »böse digitale Technologie« zu verfemen. Die Masse wird immer in die eine Richtung laufen, auch wenn wir die arte-Produktionen
um das Zigfache erhöhen.

Vielleicht sind die Dinge einfach so, wir können sie nicht ändern und sollten uns nicht daran die Zähne ausbeißen?
Jeder Propaganda-Film trifft eine Entscheidung für den Zuschauer.
Das schlimme ist, dass es inzwischen gar keine andere Option mehr gibt, als sich daran die Zähne auszubeißen.
Peppermintsposts Beitrag erwähnt 90% der entscheidenden Fakten, die, wenn überhaupt nur im Nachtprogramm laufen.
Da wird klar, dass man durchaus von Schuld bzw. auch Verantwortung sprechen kann oder sogar muss. Denn nur sehr sehr wenig passiert wirklich zufällig.
Wem man die Verantwortung dann geben will, muss jeder für sich entscheiden...aber irgendjemand ist verantwortlich.
Der Regisseur, der das vorgegebene oder veränderte Drehbuch aus Eigennutz umsetzt ? Der Verfasser oder Umschreiber? Der Auftraggeber des Schreibers? Das Filmstudio? Der Boss oder Gründer des Filmstudios?

Die grosse Masse wird eingelullt und will von all den Hintergründen nichts wissen und vertraut dem Kino, den Mainstream-Medien und den Reuters Meldungen etc.
Dafür gibt es viele Erklärungsmodelle.
Genetisch gesehen, haben sich eher die Menschen fortgepflanzt, die jedem König die absolute Treue geschworen haben und nicht bei Aufständen ums Leben kamen... - Überlebensinstinkt?

Haben Waffenhersteller auch keine Verantwortung? Oder unsere Regierung, die immer wieder Waffen in Krisengebiete exportiert? Upps, das hat sich jetzt die IS unter den Nagel gerissen...so war das nicht geplant. Oder doch???



JanHe
Beiträge: 474

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von JanHe »

Du meinst, man solle es »wenigstens versuchen«? Vielleicht hast Du Recht. Aber was wird dann aus dem Zitat von Benjamin Franklin?

»Those who surrender freedom for security will not have, nor do they deserve, either one.«


In eigenen Worten: Verdient die Masse überhaupt so etwas wie die Wahrheit und des Filmemachers Gutdünken, wenn sie sich nur ihres eigenen, egoistischen Wohlempfindens schert? Oder geht es hier um Gruppen, die wir vor der Masse schützen wollen (Cineasten, Dissidenten, Kinder in Afrika, …)?



domain
Beiträge: 11062

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von domain »

Eine interessante Frage wäre allerdings auch, welche Rolle die z.T überaus grausamen Märchen in der Brüder Grimm-Sammlung für Kinder spielen.

Hänsel und Gretel – Zwei Kinder sollen sterben und verbrennen eine alte Frau.

Schneewittchen – Wie eine Mutter ihre Stieftochter aus der Welt schaffen will, aber:
Sie wollte zuerst gar nicht auf die Hochzeit kommen, doch ließ es ihr keine Ruhe, sie mußte fort und die junge Königin sehen. Und wie sie hineintrat, erkannte sie Schneewittchen, und vor Angst und Schrecken stand sie da und konnte sich nicht regen. Aber es waren schon eiserne Pantoffel über Kohlenfeuer gestellt und wurden mit Zangen hereingetragen und vor sie hingestellt. Da mußte sie in die rotglühenden Schuhe treten und so lange tanzen, bis sie tot zur Erde fiel.

Der liebste Roland – Ein Versehen mit Folgen: Eine Mutter hackt ihrer Tochter den Kopf ab, der Mordanschlag galt eigentlich ihrer Stieftochter. Der Grund: Sie wollte ihr schönes Schürzlein haben.

Vom Machandelboom – Hanibal Lectors Ahnin: Mord, Vertuschung und Menschenfresserei. Fitchers Vogel – Die geheime Metzelkammer im Hause eines Massenmörders

Blaubart – Ein vornehmer Herr, der seine Gattin auf eine tödliche Probe stellt usw.

Axel könnte schon auch recht haben: wir brauchen die bestialische Bestrafung vom Bösen, das formt das innerliche Wertesystem, jedenfalls bei Kleinkindern.



JanHe
Beiträge: 474

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von JanHe »

Tarantino sah die Gewalt in seinen Filmen auch als Katharsis an:

»I do think it's a cultural catharsis, and it's a cinematic catharsis. Even — it can even be
good for the soul, actually. I mean, not to sound like a brute, but one of the things though
that I actually think can be a drag for a whole lot of people about watching a movie about,
either dealing with slavery or dealing with the Holocaust, is just, it's just going to be pain,
pain and more pain. And at some point, all those Holocaust TV movies — it's like, 'God, I just
can't watch another one of these.' But to actually take an action story and put it in that kind
of backdrop where slavery or the pain of World War II is the backdrop of an exciting adventure
story — that can be something else. And then in my adventure story, I can have the people who
are historically portrayed as the victims be the victors and the avengers.«


Andererseits scheint nicht immer ein tieferer Sinn dahinterzustecken:


Ist jetzt schon fast wieder ein anderes Thema (oder doch nicht?), aber selbst wenn gewaltvolle Filme die Zuschauer an Gewalt gewöhnen/»abstumpfen« lassen, hat das negative Auswirkungen für das gesellschaftliche Zusammenleben?
Zuletzt geändert von JanHe am Di 24 Mär, 2015 19:16, insgesamt 1-mal geändert.



Niko M.
Beiträge: 312

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von Niko M. »

domain hat geschrieben:Eine interessante Frage wäre allerdings auch, welche Rolle die z.T überaus grausamen Märchen in der Brüder Grimm-Sammlung für Kinder spielen.

Hänsel und Gretel – Zwei Kinder sollen sterben und verbrennen eine alte Frau.

Schneewittchen – Wie eine Mutter ihre Stieftochter aus der Welt schaffen will, aber:
Sie wollte zuerst gar nicht auf die Hochzeit kommen, doch ließ es ihr keine Ruhe, sie mußte fort und die junge Königin sehen. Und wie sie hineintrat, erkannte sie Schneewittchen, und vor Angst und Schrecken stand sie da und konnte sich nicht regen. Aber es waren schon eiserne Pantoffel über Kohlenfeuer gestellt und wurden mit Zangen hereingetragen und vor sie hingestellt. Da mußte sie in die rotglühenden Schuhe treten und so lange tanzen, bis sie tot zur Erde fiel.

Der liebste Roland – Ein Versehen mit Folgen: Eine Mutter hackt ihrer Tochter den Kopf ab, der Mordanschlag galt eigentlich ihrer Stieftochter. Der Grund: Sie wollte ihr schönes Schürzlein haben.

Vom Machandelboom – Hanibal Lectors Ahnin: Mord, Vertuschung und Menschenfresserei. Fitchers Vogel – Die geheime Metzelkammer im Hause eines Massenmörders

Blaubart – Ein vornehmer Herr, der seine Gattin auf eine tödliche Probe stellt usw.
Je früher man dem menschlichen Geist "Angst macht" und dies mit schrecklichen Bildern und Geschichten noch verstärkt, desto leichter kann man sie später steuern und kontrollieren.
In der Psychologie und Soziologie kein Geheimnis.
Kein Herrscher der Welt kann sich mündige Bürger leisten.
Zu welchem Stand gehörten die meisten Verfasser dieser Geschichten?
domain hat geschrieben:Axel könnte schon auch recht haben: wir brauchen die bestialische Bestrafung vom Bösen, das formt das innerliche Wertesystem, jedenfalls bei Kleinkindern.
Ich bin auch gegen konsequente Verweichlichung etc., aber das ist wirklich nicht nötig. Und ganz alte Schule.
Walt Disney erfüllt diese Aufgabe übrigens heute...lohnt sich mal etwas über ihn zu recherchieren...



Niko M.
Beiträge: 312

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von Niko M. »

JanHe hat geschrieben:Tarantino sah die Gewalt in seinen Filmen auch als Katharsis an:

»I do think it's a cultural catharsis, and it's a cinematic catharsis. Even — it can even be
good for the soul, actually. I mean, not to sound like a brute, but one of the things though
that I actually think can be a drag for a whole lot of people about watching a movie about,
either dealing with slavery or dealing with the Holocaust, is just, it's just going to be pain,
pain and more pain. And at some point, all those Holocaust TV movies — it's like, 'God, I just
can't watch another one of these.' But to actually take an action story and put it in that kind
of backdrop where slavery or the pain of World War II is the backdrop of an exciting adventure
story — that can be something else. And then in my adventure story, I can have the people who
are historically portrayed as the victims be the victors and the avengers.«


Andererseits scheint nicht immer ein tieferer Sinn dahinterzustecken:


Ist jetzt schon fast wieder ein anderes Thema (oder doch nicht?), aber selbst wenn gewaltvolle Filme die Zuschauer an Gewalt gewöhnen/»abstumpfen« lassen, hat das negative Auswirkungen für das gesellschaftliche Zusammenleben?
:) er hasst die Fragen zu der übertriebenen Gewalt in seinen Filmen. Da gibt es noch viele andere Videos dazu.
Bis heute wird er noch verdächtig nervös oder ausweichend aggressiv bei diesen Fragen - und hat bisher keine vernünftige Erklärung geliefert.



Axel
Beiträge: 17057

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von Axel »

domain hat geschrieben:Eine allgemein zunehmende Gewaltbereitschaft ist m.E. schon zu beobachten.
Schade (trotz Prof. Dr. Dr. Spitzer), dass es vor zweihundert, dreihundert Jahren noch kein Internet gab. Wir hätten den Satz bei Google eingeben können und ihn in jedem Jahr gefunden, wie ihn jemand kopfschüttelnd niederschreibt. Wie kommt es bloß, dass jede Generation glaubt, ihre sei die verkommenste und verrohteste?
domain hat geschrieben:Glaube, dass div. Videospiele und Filme die Reizgrenze heruntersetzen und die vorexerzierte Hemmungslosigkeit fördern.
Für wen? Für Glatzkopf Kevin, Prekariat und Opfer zahlreicher Demütigungen (Frustration senkt auf Dauer die Hemmschwelle sehr deutlich), der gerade noch ein Sixpack Bier eingepfiffen hat und drei Stunden am Stück irgendein Ballerspiel gespielt hat? Der rausgeht und mit Mark ein ideales Opfer sieht. Okay, in seinem Spiel wird halt geballert und seine Waffen sind aktuell nur die Fäuste und die Stahlkappen in seinen Stiefelspitzen.

Ohne die Spielkonsole hätte Kevin Mark nicht krankenhausreif geprügelt?

Für Lehrersohn Torben? Da Ballerspiele süchtig machen, hockt er den halben Tag und die halbe Nacht davor. Er lässt seine (erste) Affaire mit Kirsten einschlafen, sie stiehlt ihm zuviel Spielzeit, und seine Frustrationstoleranz, was ihre zickige Eigensinnigkeit betrifft, ist aktuell nicht sehr hoch. Er isoliert sich sozial, er wird ein Psychokrüppel.

Hm, irgendwie sehe ich in dieser Ausgangsposition nicht, wie es zur exzessiven Gewalt kommt.

Und selbst wenn: Torbens Frustration ist so groß, dass er eine von Vaters Pumpguns borgt und in der Schule ein Blutbad anrichtet.

Die überlebenden Mitschüler erzählen der Presse, er sei eigentlich früher ganz nett gewesen, habe sich aber seit WoW immer mehr isoliert. Die Öffentlichkeit ist empört, denn klar: Ohne die Spielkonsole wäre all dies nicht geschehen!

Ganz anders Herr Müller. Er hat Frau Meier vergewaltigt und geschlagen. Frau Meier trug am Tattag einen Minirock, sie war auf dem Weg in einen Club, unverhohlen in der Absicht, Männer sexuell zu erregen. Man könnte also argumentieren (und hat es in der Vergangenheit häufig getan), dass die Frau ohne Not durch ihr Verhalten die Hemmschwelle des Herrn Müller herabgesetzt habe und darum selbst Schuld sei.

Die Woche darauf trifft Herr Müller auf Frau Schulz. Diese trägt keinen Minirock, sondern Jeans (wiewohl körperbetont) und einen Rollkragenpullover. Durch den Rolli strahlt sie geradezu verletzende Arroganz aus, denn natürlich ahnt der Blick des Kenners doch alles, was er wissen muss. Wieder kommt es zur Vergewaltigung, wieder hatte das Opfer die Tat provoziert.

Was also schützt die Männer? Schleier? Burkas? Dazu müsste die Forschung mal eine Erhebung machen.

Ich bestreite nicht, dass permanente Darstellung von Gewalt (wo? in welchen Filmen? In welchem Milieu?) einen begleitenden Einfluss darauf hat, dass tatsächlich Gewalt ausgeübt wird.

Ich behaupte nur, ihr alle verwechselt das Symptom mit der Ursache. Ohne eine Gesellschaft, in der alles, was man Filmen anlastet, geduldet und gefördert wird, in der durch schlechte, mangelhafte Bildung ("Unbildung"), durch groteske Menschenverbiegung empathische Wesen zu konsumsüchtigen Psychokrüppeln mutieren, gäbe es weder Transformers noch Saw noch Ballerspiele. Wären diese verboten oder (Niko) "Richtlinien entsprechend" (= zensiert), wäre dann irgendwas besser? Hätten wir dann nicht lediglich als Gesellschaft unseren großen Mr. Hyde verleugnet? Wie schon einmal im letzten Jahrhundert, was bekanntlich der Welt nicht gut bekam.



dienstag_01
Beiträge: 14636

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von dienstag_01 »

Niko M. hat geschrieben:Bis heute wird er noch verdächtig nervös
Ja, gaaaaaaaaanz verdächtig.
Und dieser Shakespeare erst, uiuiui. Schulstoff.

Zum Showdown einen TADEL und keine Explosion.
Reicht doch.
Vielen.
;)



JanHe
Beiträge: 474

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von JanHe »

Niko M. hat geschrieben::) er hasst die Fragen zu der übertriebenen Gewalt in seinen Filmen. Da gibt es noch viele andere Videos dazu.
Bis heute wird er noch verdächtig nervös oder ausweichend aggressiv bei diesen Fragen - und hat bisher keine vernünftige Erklärung geliefert.
Was wäre denn eine »vernünftige Erklärung«? Vielleicht sollte man erst einmal einen vernünftigen Beweis eines Zusammenhangs zwischen Gewalt in Filmen und Realität liefern.

Ich habe mir schon den krankesten Sch**ß im Internet angesehen, nicht aus Sadismus, sondern aus der Neugier am Tod. Wie ich mich fühlte? Schrecklich, manche Bilder haben mich tagelang verfolgt, aber dann habe ich mich daran gewöhnt, mit den Bildern umzugehen. Die Neugier ist jetzt weg und ich fühle mich kein bisschen gewalttätiger. Wo sind die Gegenbeweise außer einzelne Amokläufer?



Funless
Beiträge: 5940

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von Funless »

Axels Anmerkungen zum Thema spiegeln meine persönliche Sicht vollkommen wieder.

Ich würde ja eigentlich noch ein bisschen mehr schreiben, ebenso Niko's an mich gerichtete Frage bzgl. Herkunft beantworten.

Aber mit dem iPad im Forum einen Beitrag einigermaßen ansehnlich zu schreiben, finde ich doch anstrengend muss ich (zu meiner Schande) gestehen.
Funless has spoken!
.........................................................
"The enemy of art is the absence of limitations."
(Orson Welles)
.........................................................
No Cenobites were harmed during filming.



domain
Beiträge: 11062

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von domain »

Axel hat geschrieben: Was also schützt die Männer? Schleier? Burkas? Dazu müsste die Forschung mal eine Erhebung machen.
Dazu braucht man keinerlei Forschung. So wie unsere Nonnen mit Jesus verheiratet sind und sogar einen Ehering tragen, so sind die Muslima gottgefällig gegen die Blicke der geilen Mannerleut geschützt, die sowieso nur an Se.x denken und zwar umso intensiver je enger die Burka am Körper anliegt, wie ich es bei den bildschönen Araberinnen in ihren Burkabadeanzügen empfunden habe. Das heizt die Phantasie erst so richtig an.
Verstärkt wurden meine Phantasievorstellungen dann noch durch lange nächtliche Gespräche an der Wasserpfeife mit Beduinen, die von der knallroten Reizwäsche ihrer Frauen sprachen, die sofort mit Abstreifen der Burak erreichbar war.
Es kommt noch hinzu, dass sich Frauen zum Einkaufen nicht mehr hübsch machen und schminken müssen, sondern sich einfach den Umhang überwerfen, der auch den Zwiebelduft vom vorhergehenden Kochen abdämpft.
Aber das reizvolle Anheben und Absenken ihrer Popos auf den Gebetsteppichen in der Mosche wirkte natürlich immer derart unanständig, dass sie bis heute hinter den Männern in der Mosche beten müssen ;-)



JanHe
Beiträge: 474

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von JanHe »

Axel hat geschrieben:
domain hat geschrieben:Eine allgemein zunehmende Gewaltbereitschaft ist m.E. schon zu beobachten.
Schade (trotz Prof. Dr. Dr. Spitzer), dass es vor zweihundert, dreihundert Jahren noch kein Internet gab. Wir hätten den Satz bei Google eingeben können und ihn in jedem Jahr gefunden, wie ihn jemand kopfschüttelnd niederschreibt. Wie kommt es bloß, dass jede Generation glaubt, ihre sei die verkommenste und verrohteste?
Du stimmst also nicht mit meiner Argumentationskette in Beitrag #2 überein? Es ist doch kaum zu leugnen, dass die technologischen Umstände die Gesellschaft stärker verändern als es jemals zuvor etwas getan hat. Stärker noch als die Industrialisierung… und ich meine gar nicht die Gewalt, sondern die Veränderung der Gesellschaft im Allgemeinen. Dass Gewalt in Filmen hiermit etwas zu tun hat, glaube ich allerdings nicht. Zumindest warte ich noch auf die Studie, die eine deutliche Korrelation zwischen Fiktion & Realität aufzeigt. Deswegen halte ich Tarantinos knappe Bemerkungen auch für ausreichend – die Kritik an sich ist völlig subjektiv und unwissenschaftlich. Zu den bisher genannten Beispielen, wie z.B. Der weiße Hai: Es wird immer ein paar Irre geben, die sich durch irgendetwas angestachelt fühlen. Genausogut hätte es ein Comic oder ein Lied getan. Ja, vielleicht sogar Omas Blutsuppe.
Zuletzt geändert von JanHe am Di 24 Mär, 2015 21:56, insgesamt 1-mal geändert.



Niko M.
Beiträge: 312

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von Niko M. »

JanHe hat geschrieben:
Niko M. hat geschrieben::) er hasst die Fragen zu der übertriebenen Gewalt in seinen Filmen. Da gibt es noch viele andere Videos dazu.
Bis heute wird er noch verdächtig nervös oder ausweichend aggressiv bei diesen Fragen - und hat bisher keine vernünftige Erklärung geliefert.
Was wäre denn eine »vernünftige Erklärung«? Vielleicht sollte man erst einmal einen vernünftigen Beweis eines Zusammenhangs zwischen Gewalt in Filmen und Realität liefern.

Ich habe mir schon den krankesten Sch**ß im Internet angesehen, nicht aus Sadismus, sondern aus der Neugier am Tod. Wie ich mich fühlte? Schrecklich, manche Bilder haben mich tagelang verfolgt, aber dann habe ich mich daran gewöhnt, mit den Bildern umzugehen. Die Neugier ist jetzt weg und ich fühle mich kein bisschen gewalttätiger. Wo sind die Gegenbeweise außer einzelne Amokläufer?
Eine gute und ehrliche Erklärung von Tarrantino wäre z.B: "S e x and Violence sells better."
Zusätzlich bekommt man auch mehr Aufmerksamkeit wenn man etwas übertreibt.
Ich habe fast alle Interviews von ihm gesehen, ihm ist Promotion für seine Filme sehr sehr wichtig.
Man weiss auch z.B dass sich CD's mit dem "parental advisory lyrics" sticker besser verkaufen als die ohne.
Eigentor oder bewusste Anwendung der Psychologie des Reiz des Verbotenen?

Für mich ist das ehrlich gesagt ein ultra komplexes und individuelles Thema, um einfache und verallgemeinernde Aussagen dazu treffen zu können.
Trotzdem habe ich Sorgen, dass dieses Thema unterschätzt werden könnte.
Deswegen habe ich die Wirkung auf die unterbewussten Ebenen angesprochen. Wie Abstumpfung und Akzeptanz. Denn die betreffen die grosse Masse in meinen Augen.

Gewalt macht zwar Menschen nicht einfach zum Killer wenn sie depressiv sind und einen brutalen Film gesehen haben.
Und es kann sogar ausgleichend wirken, je nachdem was man in welcher Situation sieht.

Aber es hat eben auch die oben erwähnte Konsequenzen.
Du sagst ja auch, dass du dich dann daran gewöhnt hast.
Bei nächsten Mal kannst du also "souveräner" mit solchen Bildern umgehen.
Gewalt wird für mich immer natürlicher und löst weniger Entsetzen aus.
Anti-Kriegs Demos werden von den meisten nur noch belächelt.
Man hält sich lieber raus.
Für mich ein Alarmsignal.
Für Leute, die mit Krieg ihr Geld verdienen oder ihre Macht dadurch ausweiten können, ein Gewinn.
Sie müssen nicht mehr vor dem Sicherheitsrat "lügen", sondern nur ordentlich das Feinbild durch die Medien weiter aufbauen.
Über Eine Million tote Irakis, der Grossteil unbeteiligte Zivilisten, löst bei niemand mehr wirkliches Entsetzen aus. In 2015 !!!
Aber "Wir sind Charlie", also die Guten.
Nach alle der Aufklärung über die Kriegsverbrechen der letzten Jahrtausende...kaum Aufschrei oder Entsetzen.

Drohen-Angriffe und Sniper-Videos finden Jugendliche eher cool. Habe selber auch gezockt und kann das daher nachvollziehen. Aber das ist doch schllimm, oder?
Auch der deutsche Bundestag kann sich mit dem Thema Drohnen und Kriegsbeteiligung beschäftigen. Aufschrei gibt es nur kurz.

Wenn man in die Natur schaut, sieht man überall das Gesetz des Stärkeren.
Und das geht aus menschlicher Sicht äusserst brutal zu.
Bei Raubtieren wie auch bei Insekten oder Bakterien. Lebendig gefressen oder ausgesaugt werden usw. da gibt es die verrücktesten Sachen.

Ist gibt in der Tierwelt kein Mitgefühl, keine Rücksicht oder Gerechtigkeit.

Wir sind die einzige Spezies, die dazu im Stande ist oder wäre.
Wir haben alle unsere Schattenseiten, Gewaltfantasien und werden von "animalischen Instinkten" Großteils geleitet. Aber wir können uns darüber bewusst werden und gegen steuern.
Dass man jemandem der am Boden liegt, früher eher nicht noch getreten hat, war eine Art Ehrenkodex. Und als Jungspund hat man beobachtet, dass es die anderen nicht machen, also hat man es auch nicht gemacht.

Wenn heute ein "U-Bahn-Zusammentreten" Video im TV läuft, weiss die Polizei, dass es Nachahme-Taten darauf geben wird. Und sie kamen...
Als die erste Massenvergewaltigung in Indien in den Medien war, gab es die nächsten Tage weitere.

Ich denke die viele Gewalt fördert bei vielen jungen Menschen nicht die wichtige Fähigkeit zur Empathie und Rücksicht, sondern eher die Gleichgültigkeit durch Abstumpfung.



JanHe
Beiträge: 474

Re: Veroberflächlichung in Filmen?

Beitrag von JanHe »

3 Gründe, warum ich anderer Meinung bin:

1. Der Großteil der Menschen hat etwas Böses in sich, völlig unabhängig von bisherigen Erfahrungen. Bitte schau mal in The Lucifer Effect: Understanding How Good People Turn Evil – Philip Zimbardo rein.

2. Viele Menschen fühlen sich von wichtigen Themen wie dem Irakkrieg (oder »Schnee von gestern« wie Bhopal und DU-Munition) kaum angesprochen, weil sie abgelenkt sind. Die meisten Menschen sind doch viel zu beschäftigt mit sich selbst (Selfies, Facebook-Tagebücher & Co.), als dass sie ihr Drumherum und demokratische Partizipation interessieren würde. Gründe? Vielleicht mehrere: Hoher Wohlstand, Wirtschaftsform (Konsumismus), »grenzenlose« technische Möglichkeiten,…… eigentlich nicht rational, denn gerade wenn es einem gut geht, sollte man sich doch um das Wohl der anderen kümmern?

3. Ja, ich habe mich gewissermaßen an die Bilder »gewöhnt«. Was die Gewalt an Tieren angeht: Ich bin seit einem Jahr Vegetarier (18 Jahre alt) und habe die Kognitive Dissonanz überwunden. Ohne jetzt über Vegetarismus reden zu wollen, möchte ich anmerken, dass ich trotz einiger Schlachthausaufnahmen zwar die Neugierde verloren habe, zu sehen, wie es dort abläuft, dafür aber keineswegs weniger empfindlich gegenüber den gezeigten Bildern bin.

Den »hilflosen Tieren« steht man dann doch anders gegenüber als den Mitmenschen. Wenn ein Hund von einem Polizisten erschossen wird, ist die Empörung der Netzgemeinde groß, wenn's ein Schwarzer ist, dann nur, weil man auf die bösen »rassistischen amerikanischen Bullen« zeigen kann…… wie stehe ich jetzt also Gewaltvideos mit Menschen gegenüber? Tatsächlich ist es eine gewisse Gewöhnung, aber es fühlt sich eher so an, als wäre die »Spitze« genommen: Ich bin danach nicht mehr wie gelähmt, kann aber trotzdem nicht genau hinschauen und empfinde Mitgefühl für die Leidenden…

Andererseits zeigen Soldaten in Kriegen Abstumpfung, wodurch sie eher gewillt sind, schreckliche Taten zu vollziehen.

Vielleicht hast Du ein bisschen Recht: Ich zähle mich zu den Menschen, die eingreifen würden, wenn jemand in der Bahn angegriffen wird. Daher bin ich sozusagen »immun« gegen Gewaltbilder. Andere hingegen können vielleicht weniger differenzieren und sehen die Bilder nicht pragmatisch, denken nicht über sie nach.

Dann ist meiner Meinung nach aber eher eine der wichtigsten Institutionen in unserem Leben überhaupt verantwortlich, nicht der Filmemacher: Die Schule. Wenn man in allen Schulen wirklich ausführlich, und nicht typisch oberflächlich über The Lucifer Effect diskutieren würde, wäre die Gesellschaft sicherlich schon ein Stück weiter.

Ich bin einfach dagegen, die Verantwortung vom Konsumenten auf den Produzenten oder gar das Produkt zu schieben. Die Gesellschaft muss sehen, dass sie mit Filmen umgehen kann. Dafür reichen aber nicht Pseudo-Diskussionen über Mobbing, Gewalt etc. in der Schule aus.



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