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Der letzte schöne Tag war gestern....Prädikat "Wertvoll"?.



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Heinrich123
Beiträge: 857

Der letzte schöne Tag war gestern....Prädikat "Wertvoll"?.

Beitrag von Heinrich123 »

Ein Thema das aktueller nicht sein könnte.
Gute Unterhaltung
Sehe das Leben mit Deinen Augen
Zuletzt geändert von Heinrich123 am Mi 11 Feb, 2015 17:37, insgesamt 1-mal geändert.



eko

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von eko »

Beeindruckend wie der Film gemacht ist und bedrückend das Thema.



coke
Beiträge: 173

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von coke »

Ich habe den Film von Anfang bis Ende geschaut und es hat sich gelohnt!

Bevor sich hier die Bluthunde darauf stürzen und sich über Kameraführung, Dialoge, Klischeevorstellungen usw.die Köpfe heiß reden: mein Urteil dazu ist 1+

Heinrich, ist der Film von Dir,
oder wer realisiert sowas? Wo kommen die überzeugenden Schauspieler her? Tolles Projekt.


Grüsse,


coke



7River
Beiträge: 4739

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von 7River »

Unterm Strich ein wirklich gelungener Kurzfilm.



Niko M.
Beiträge: 312

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Niko M. »

Bin auch dran geblieben Heinrich. Trotz einigen Momenten, Sätzen und Szenen, die ich persönlich wahrscheinlich so, nicht in den Film gepackt hätte. Ist natürlich Geschmacksache, und oft hat man auch nicht wirklich eine bessere Alternative auf der Karte.

Es hat mich sogar emotional berührt. Das passiert mir wirklich sehr selten bei Kurzfilmen.
Jeder der sich schon mal an einem Kurzfilm probiert hat weiss, dass der Dreh in der Praxis oft um einiges komplizierter ist als in der Theorie. Und man viele ungewollte Kompromise eingehen muss.

Gibt es noch mehr Infos zur Produktion. Würde mich sehr interessieren...

Das Thema wird in unserer Öffentlichkeit leider so gut wie totgeschwiegen. Wobei sich immer wieder was etwas tut, und auch dieser Doku-Film rauskam. Wo ein junger Filmemacher seine eigene demente Mutter gefilmt hat. Sehr spannend.

Um die breite Masse für dieses Thema zu sensibilisieren, wäre es vielleicht mal einen Versuch wert, eine Art Happy-End Geschichte zu entwickeln und dann zu verfilmen.
Klingt jetzt vielleicht komisch. Es gibt aber grosse Berührungsängste bei solchen Themen. Wenn man es schaffen würde, eine positive Geschichte aus diesem Thema zu machen - wo man sieht wie man mit dementen Menschen auch umgehen kann, sie integriert und nicht "wegschliesst" - würden sich vielleicht ein paar Betroffene ein Vorbild daran nehmen. Und es mal probieren.
Sehr schwierig natürlich, aber vielleicht eine reizvolle Aufgabenstellung für ein nächstes Projekt...?!



Heinrich123
Beiträge: 857

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Heinrich123 »

coke hat geschrieben:Ich habe den Film von Anfang bis Ende geschaut und es hat sich gelohnt!

Bevor sich hier die Bluthunde darauf stürzen und sich über Kameraführung, Dialoge, Klischeevorstellungen usw.die Köpfe heiß reden: mein Urteil dazu ist 1+

Heinrich, ist der Film von Dir,
oder wer realisiert sowas? Wo kommen die überzeugenden Schauspieler her? Tolles Projekt.


Grüsse,


coke
Jep Film ist von uns. Eine Gruppe Kurzfilmbessesener :-)
Meine Aufgabe ist Regie ,Story und Musik und Schnitt.
Die Schauspieler haben wir teilweise in den eigenen Reihen und im Internet gefunden. Katharina ist sogar extra aus Berlin nach Südbaden gefahren für diesen Film. Das größte Problem war der "Gustav" Ich dachte ein Laie bekommt das nie hin und habe gesucht aber leider keinen Schauspieler gefunden der das "Spielalter" hatte. Da kam mir der Peter in den Sinn (ein Hanseat durch und durch) und ich fand er hat das sehr sehr gut gespielt.
Sehe das Leben mit Deinen Augen



Heinrich123
Beiträge: 857

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Heinrich123 »

Niko M. hat geschrieben:Bin auch dran geblieben Heinrich.
Es hat mich sogar emotional berührt. Das passiert mir wirklich sehr selten bei Kurzfilmen.


Gibt es noch mehr Infos zur Produktion. Würde mich sehr interessieren...

!
Hallo Niko,mehr kann ich nicht erreichen wollen als das man von dem Film berührt ist. Solch eine Rückmeldung freut mich ganz besonders.
INFOs zum Dreh: Wir hatten gerade mal 2 Drehtag zur Verfügung.Das heißt Samstag morgen 8 Uhr bis Sonntagabend 19Uhr. Sonntag19Uhr01 hatte es einen Wolkenbruch gegeben. Das heißt, es hat uns gerade so gereicht. Wir waren insgesamt an 5 unterschiedlichen Location (Alles ins Auto und wieder auspacken) Wir haben auch aussen teilweise mit Licht gearbeitet. Die beiden Tage waren vom Licht sehr unterschiedlich. Starke Wolken, dann wieder Sonnenschein und das innerhalb der gleichen Szene. Das hat bedeutet entweder Aufheller raus oder Abschatten. Das war schon ein Dreh der gefordert hat. Aber letztlich haben wir es gut über die Bühne gebracht. Ganz grosse Klasse war dass wir in dem Supermarkt drehen durften. Ich hoffe die INFO ist interessant für Dich.
Sehe das Leben mit Deinen Augen



Axel
Beiträge: 17083

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Axel »

Niko M. hat geschrieben:Das Thema wird in unserer Öffentlichkeit leider so gut wie totgeschwiegen.
Das Thema ist eines der größten Tabus unserer Leistungsgesellschaft. Da man es langsam aber sicher nicht mehr völlig totschweigen kann, arbeitet man fieberhaft daran, es zu problematisieren. Es zu einem Thema zu machen, das man einfach so erörtern kann. Wie Müllentsorgung, Mindestlohn, Gleichstellung. Problematisierung ist eine besonders ausgeklügelte Form des Widerstands, wie ihn jeder von sich selbst kennt, wenn man sich vor unliebsamen Auseinandersetzungen (mit seinem Selbstbild!) drücken will.
Niko M. hat geschrieben:Um die breite Masse für dieses Thema zu sensibilisieren, wäre es vielleicht mal einen Versuch wert, eine Art Happy-End Geschichte zu entwickeln und dann zu verfilmen.
Das kann man machen. Der Film könnte dann zwei mögliche Antworten finden:
1. Der Respekt, die bewusste und politisch korrekte Nicht-Ausgrenzung von Menschen mit Demenz, ist eine Minimalforderung dafür, dass wir unsere Zivilisiertheit bewahren. Das wird jeder einsehen und unterschreiben. Jawohl, ich sehe ein, dass es keine Gruppe in unserer Gesellschaft gibt, die einen noch niedrigeren Status hat. Nun kommt es darauf an, wie wir mit ihnen umgehen. In dem Film käme es dann zum Happy End, wenn sich die Gutmenschen in ihrer Großherzigkeit und zur Schau getragenen Humanität suhlen und innerlich selbst auf die Schulter klopfen. Darauf einen Dujardin ...
2. Der Film könnte davon absehen, das Problem bei den Demenzkranken zu sehen. Tatsächlich gibt es genügend Betroffene, die peu à peu ihre Alltags- und Zukunftsängste verlieren, parallel mit ihrer Fähigkeit, im Alltag zu funktionieren. Der Mann in diesem Film gehört zur relativen Mehrheit, der Menschen, die ihre Menschlichkeit irrigerweise (das ist der Punkt) mit ihrer Denkfähigkeit gleichsetzen und deren spürbarer Verlust für sie die Katastrophe schlechthin ist. So denken natürlich auch 99% der Nicht-Dementen. Wie die anderen Figuren des Films, die sich mit absurden Konflikten gegenseitig plagen, möchte Gustav "ernst genommen" werden - ohne noch zu verstehen, wozu und was dieser Wunsch überhaupt bedeutet. Demenz hat auch durchaus eine freundliche, heitere Seite, die man allerdings nur würdigen kann, wenn man auch die Leistungsköder, hinter denen wir uns alle abhecheln, erheiternd findet. Es wäre dann ein Happy End für einen Menschen auf der Zielgerade ins Nirvana ...
Niko M. hat geschrieben:Klingt jetzt vielleicht komisch. Es gibt aber grosse Berührungsängste bei solchen Themen. Wenn man es schaffen würde, eine positive Geschichte aus diesem Thema zu machen - wo man sieht wie man mit dementen Menschen auch umgehen kann, sie integriert und nicht "wegschliesst" - würden sich vielleicht ein paar Betroffene ein Vorbild daran nehmen. Und es mal probieren.
Sehr schwierig natürlich, aber vielleicht eine reizvolle Aufgabenstellung für ein nächstes Projekt...?!
Ich stimme zu. Die Gefahr liegt in der Unterstützung des Tabus. Deine Formulierung "wie man mit diesen Menschen auch umgehen kann" riecht für mich nach dem Appell an das kollektive Gewissen, das ich in Version 1 des Happy-End-Films skizziert habe. Es darf nicht darum gehen, ob wir nett zu "diesen Menschen" sind, sondern woran wir unsere eigene Menschlichkeit festmachen. Um des Zerrbildes willen, das wir von uns selbst haben, sehen wir die Probleme vorzugsweise bei anderen.



Heinrich123
Beiträge: 857

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Heinrich123 »

Sehr interessanter Ansatz.
Mir gefallen die Diskussionen die über den Film entstehen.
Filmerherz was willst Du mehr :-)
Sehe das Leben mit Deinen Augen



Herbie
Beiträge: 213

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Herbie »

Hallo Heinrich,

auch ich habe mir den Film von Anfang bis Ende angesehen.

Grosse Klasse, der Kurzfilm, das ist euch echt super gelungen.
Gruß
Herbie



Niko M.
Beiträge: 312

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Niko M. »

Axel hat geschrieben:
Niko M. hat geschrieben:Klingt jetzt vielleicht komisch. Es gibt aber grosse Berührungsängste bei solchen Themen. Wenn man es schaffen würde, eine positive Geschichte aus diesem Thema zu machen - wo man sieht wie man mit dementen Menschen auch umgehen kann, sie integriert und nicht "wegschliesst" - würden sich vielleicht ein paar Betroffene ein Vorbild daran nehmen. Und es mal probieren.
Sehr schwierig natürlich, aber vielleicht eine reizvolle Aufgabenstellung für ein nächstes Projekt...?!
Ich stimme zu. Die Gefahr liegt in der Unterstützung des Tabus. Deine Formulierung "wie man mit diesen Menschen auch umgehen kann" riecht für mich nach dem Appell an das kollektive Gewissen, das ich in Version 1 des Happy-End-Films skizziert habe. Es darf nicht darum gehen, ob wir nett zu "diesen Menschen" sind, sondern woran wir unsere eigene Menschlichkeit festmachen. Um des Zerrbildes willen, das wir von uns selbst haben, sehen wir die Probleme vorzugsweise bei anderen.
Auf theoretischer Ebene stimme ich dir voll und ganz zu.
Man kann sein wahres und ganzes Ich nicht objektiv und vollständig wahrnehmen.
Vielen scheint es zu "reichen", eine Sache als Problem zu definieren. Die Poltik und Medien machen es vor.
Nur aus Selbstschutz oder weil manchen Menschen evtl. auch keine anderen Möglichkeiten zur Verfügung stehen ?
Nur wenige gehen einen Schritt weiter und machen sich intensive Gedanken darüber, woran sie ihre Menschlichkeit festmachen, oder haben das Bedürfnis diese für sich selbst definieren zu wollen oder diese als Notwendigkeit wahrzunehmen.

Welchen Einfluss eine, im positivem Sinne naiv und bewusst gelebte Menschlichkeit haben kann, braucht sehr viel Vorstellungsvermögen oder muss besser noch, erlebt und erfahren werden, glaube ich.

Es fehlen in meinen Augen auch feste Vorstellungen darüber, welche langfristigen Konsquenzen eine solche, für das individuelle Selbstempfinden und die Verhaltensnormen der Gesellschaft mit sich bringen kann.

Stattdessen geht es vielen eher darum, vor sich selbst und auch anderen zu rechtfertigen, warum man sich in diesem, Demokratie genannten Kapitalismus, kein Mitleid leisten kann und warum man nur mit Ellenbogen vorwärts kommt.

Es ist alles sehr sehr komplex und es gibt glaube ich keine einfachen, allgemeinen Lösungen für den Umgang mit solchen Veränderungen eines Menschen, den man schon so lange kennt.
Jeder Mensch ist so anders und hat ganz unterschiedliche Möglichkeiten, Fähigeiten und Talente.
Ob es also nur 2 Möglichkeiten für ein "positiven" Film darüber giben kann, glaube ich dewegen nicht zwangsläufig.

Auf praktischer Ebene habe ich die Erfahrung gemacht, dass für viele Menschen ein netter Umgang und gespieltes Mitgefühl etc. das maximal Erreichbare ist.
Die "Fähigkeit" zur Empathie scheint nach meiner Forschung und Erfahrung eher etwas Angeborenes zu sein.
Man kann Dinge wie Rücksicht und Verständnis zwar üben und auch leben, aber ob man lernen kann, dies auch zu empfinden, glaube ich momentan nicht.

Wie kann man also einen beispielsweise eher logischen und rationalen Menschen dazu bewegen, sich ehrenhaft verhalten zu wollen, und sein Herz mehr zu gebrauchen als nötig ... ?



Axel
Beiträge: 17083

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Axel »

Niko M. hat geschrieben:Wie kann man also einen beispielsweise eher logischen und rationalen Menschen dazu bewegen, sich ehrenhaft verhalten zu wollen, und sein Herz mehr zu gebrauchen als nötig ... ?
Das Herz ist alles, was ihm bleibt, wenn er einst selbst den Verstand verlieren sollte. Es ist auch, was bereits jetzt seine Menschlichkeit ausmacht. Das Herz ist der körperliche und seelische Motor, der Verstand "nur" eine Systemerweiterung, die Gedanken überwiegend noch nicht einmal seine eigenen.

Ich weiß nicht, ob es in dem Film darum gehen sollte, für Mitleid mit anderen zu werben.

Mit Erwartungshaltungen spielen. Denn Leuten den Teppich unter den Füßen weg ziehen. Wie in diesem Kurzfilm, der hier schonmal verlinkt war.



Starshine Pictures
Beiträge: 2657

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Starshine Pictures »

Habs nun auch mal geschafft anzuschauen. Danke erst mal fürs posten! Wie du siehst waren deine Bedenken unbegründet hier zerfetzt zu werden. Zunächst einige Tipps fürs nächste Mal, danach zum Inhalt.
Mir sind die wenig attraktiven bis teilweise unpassenden Kameraperspektiven aufgefallen. Ihr könntet ein deutlich besseres und höherwertiges Seherleben schaffen wenn ihr euch an den jeweiligen Locations mehr Gedanken macht wie ihr eure Handlung in aussagekräftigen und gefälligeren Bildern einfangt. Bei dem Thema kann man ganz viel bei den Fotografen lernen. Über Bildwirkung, Gestaltung, Aufbau etc., vor allem Goldener Schnitt und Tiefenwirkungen. Oft hätte es gereicht die Kamera ein bisschen zu verrücken und schon sehe es besser aus. Ton ist gut, Grading neutral, passt.
Mit dem Thema habt ihr euch einen ziemlichen Brocken raus gesucht. So etwas gut unterhaltend und gleichsam noch mit einer Message rüber zu bringen ist sehr schwer. Habt ihr aber geschafft, trotz Laienschauspielern, wie man an der niveauvollen Diskussion hier im Forum sehen kann. Ich habe nach meiner Ausbildung knapp 10 Jahre in diversen Pflegeheimen gearbeitet, auch einige Jahre davon auf einer geschlossenen Demenzabteilung. Ich bin also quasi Profi auf dem Gebiet ;) Für die Angehörigen ist die Situation am Schwierigsten. Für die Betroffenen selbst auch, aber nur zu Beginn der Krankheit. Am besten lässt sich die Situation für alle Beteiligten mit Humor ertragen. Humor hilft ungemein beim Umgang mit dem Verschwinden der ursprünglichen Persönlichkeit. Demenzkranke sind deshalb ja trotzdem noch Persönlichkeiten, aber eben oft komplett andere als sie es gesund waren. Nahen Angehörigen fällt es oft schwer los zu lassen, die neue Situation zu akzeptieren und mit ihr umzugehen. Die Dame am Ende eures Filmes zwigt tatsächlich die typischen Gedanken einer solchen Angehörigen. Ihnen muss klar gemacht werden dass eine private Versorgung der Erkrankten einen nahezu ausnahmslos ausbrennt und verzweifeln lässt. Sie brauchen die Rückmeldung dass sie keine schlechten Kinder sind nur weil sie angespannt bis hin zu innerlich aggressiv sind. Die Betreuung von Demenzkranken im häuslichen Umfeld ist für Angehörige nahezu nicht bewältigbar. Das Risiko dass es zu Gewalt (wie die Ohrfeige bei euch) kommt ist immer gegeben! Deshalb rate ich jedem der Betroffen ist für seine dementen Angehörigen einen Heimplatz zu organisieren, wenn möglich mit speziellen Demenzabteilungen. Dort sind die Fachkräfte routiniert im Umgang mit Verrücktem und lassen eher Dinge zu die woanders nicht möglich sind. Es gibt viele Möglichkeiten die Erkrankten nach ihren (!) Bedürfnissen zu betreuen, nicht nach unseren Massstäben. Für uns mag eine Bushaltestelle im Gang eines Pflegeheimes befremdlich und erniedrigend wirken, für den Demenzkranken stellt das Warten aber eine Aufgabe dar. Oder mit dem ehemaligen Bauer morgens um 5 Uhr mit einem Eimerchen Brotkrumen im Aufenthaltsraum breit werfen um die Hühner zu füttern. Das macht sie zufrieden, und niemand kommt auf die alberne Idee zu sagen dass hier kein Bus fährt! Der fuhr hier doch schon immer!


Grüsse, Stephan von Starshine Pictures
*Aktuell in Vaterschaftspause*



Heinrich123
Beiträge: 857

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Heinrich123 »

Tja, Heimplatz gibt es gravierende Unterschiede. Ein Verwanter von mir war in einem Heimplatz, das würde ich als absoluten Horror bezeichne. Das erste was die Angehörigen gefragt wurden ob sie einverstanden sind das dem Patienten eine Magegensonde gelegt werden darf. Das vereinfacht die Versorgung. Klar ist mühselig einen Demenzkranken zu füttern. Die Patenten wurden am besten im Zimmer "aufbewahrt" das Rahmenprogramm eigentlich nicht vorhanden. Es war ein warten auf das sterben.
Das genaue Gegenteil habe ich in einem anderen Heim erlebt in das er letztlich umgelegt wurde. Die Pflegekräfte hatten immer frische Lebensmittel im Angebot (Obst,Gemüse) nahmen sich Zeit für die Patienten. 2 mal die Woche wurde ein Liederabend veranstaltet an dem eine der Pflegekräfte Gitarre spielte.Die Demenzkranken wurden auf dem Stand abgeholt auf dem sie waren. Dennoch hat sich mein Verwander sehr schwer getan. Er wollt immer wieder nach hause.
Sehe das Leben mit Deinen Augen



Axel
Beiträge: 17083

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Axel »

Heinrich123 hat geschrieben:Dennoch hat sich mein Verwander sehr schwer getan. Er wollt immer wieder nach hause.
Zuhause, das ist dann eventuell schon nicht mehr Maiglöckchenweg 15, dritte Etage links, sondern irgendeine vage Vorstellung von Vertrautheit, Geborgenheit und Selbstbestimmtheit. Die für uns reale Welt (ich formuliere es bewusst relativ) besteht in einem bestimmten Stadium nur noch aus verwirrenden Zeichen aus einer anderen Welt.

Es gibt einen sehr guten Dokumentarfilm, in dem eine Dame Klartext redet, als Mehrteiler auf Youtube:


Ein nicht besonders gut ausgebildeter Sozialarbeiter begleitet die Heldin des Films irgendwann zu ihrer alten Wohnung, da sie ja immer "nach Hause" will. Aber sie verbindet nichts mehr damit. Die ganzen Verknüpfungen unseres Geistes, die uns bedeutsam erscheinen, waren nie das Eigentliche.



Heinrich123
Beiträge: 857

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Heinrich123 »

Ja, das Ganze hat viele Facetten.
Für mich war bei dem Film auch sehr wichtig einfach aufzuzeigen. Es gibt einen Punkt im Leben da wird es nicht mehr besser. Da läufst Du auf die Katastrophe zu. Da ereignen sich Ereignisse aus denen kommst Du nicht mehr raus, Da gibt es Handlungen die Du nicht mehr korrigieren kannst. (Rechtfertigung der Tochter vor sich selbst- erinnert irgendwie fatal an die Aussage vom Papst mit dem schlagen von Kinder) Man versucht es zu rechtfertigen. Es gibt aber keinen mehr der einem verzeihen kann. Man muß sich selbst verzeihen (können).
und....
....für jeden von uns gibt es den letzten schönen Tag.
und...
auch für jeden von uns war er irgendwann .....gestern.
Sehe das Leben mit Deinen Augen



Jensli

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Jensli »

Kippt das jetzt hier ins Depressive? Sorry, ich muss da mal reingrätschen. ;-)

Furchtbar. Hier mal etwas erheiterndes, ganz im Stile von Heinrichs erstem Film mit dem jungen Paar von der Bushaltestelle. An diesem Beispiel sieht man wieder ganz deutlich: Inhalt und gute Schauspieler sind alles, Kameratechnik und anderer (Foren-) Schnickschnack völlig marginal. Jeder von uns hier hätte diesen Film mit seiner Kamera drehen können, wenn, ja - wenn.... :-)

Anschauen, Spaß haben. Gänsehaut bekommen. In diesem Sinne schöne Grüße aus dem sonnigen Frankfurt.

https://vimeo.com/channels/staffpicks/53219652



Axel
Beiträge: 17083

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Axel »

Jensli hat geschrieben:Kippt das jetzt hier ins Depressive?
Also nicht von meiner Seite. Heinrich123 hat alles gut und richtig dargestellt. Mein Einwand dagegen, einen versöhnlichen Film mit Happy End zu machen, um "Berührungsängste" zu berücksichtigen, richtete sich gegen ein Friede-Freunde-Eierkuchen-Vehikel, verlogen und daher aus meiner Sicht wirklich depressiv. Dann lieber einen Splatter-Film Silvio bei den Zombies, Bezug nehmend auf Berlusconis Verurteilung, Besserungsdienst in einem Altenheim machen zu müssen als Strafe für BungaBunga mit Minderjährigen ...



Heinrich123
Beiträge: 857

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Heinrich123 »

:-). Der Link ist gut :-)
Sehe das Leben mit Deinen Augen



Heinrich123
Beiträge: 857

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Heinrich123 »

Nochmal danke an alle für die guten Rückmeldungen und dass sie sich den Film in voller Länge angetan haben :-)
Sehe das Leben mit Deinen Augen



Heinrich123
Beiträge: 857

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Heinrich123 »

Hallo FranB. Ich habe die Elemente die für diesen Film gedacht waren rüber genommen. So sind jetzt alle Meinungen in einem Threat

itel: Re: Du und ich und ich und Du und er
Autor: Frank B. vom: Do 05 Feb, 2015 21:57
Also, ich weiß nicht. Der Film ist gut gemacht, aber du hast so ne Art manche Dinge so leicht übertrieben zu moralisieren und zu detailiert zu erklären. Das ist nicht so mein Ding. Also, ich bin schon auch pathetisch und halte viel von Gefühlen und Regungen, auch von (Er-) Mahnungen hin und wieder. Aber irgendwie anders. Ich kann es gar nicht so erklären, ich habe nur irgendwie das Gefühl, dass du in deinen Sachen trotz tiefgehender Themen nicht richtig in die Tiefe kommst. Es wirkt zu sehr abgehandelt und erklärend auf mich. Dir fehlt vielleicht etwas der Mut, deinen Zuschauern eigene Gefühle zuzugestehen. Das ist aber gerade bei diesem Thema sehr wichtig. Hier muss der Betrachter nicht so stark gelenkt werden. Du sagst deinem Zuschauer eine mehr oder weniger verborgene Botschaft. "Sieh hin, denk nach, ich habe etwas erkannt, was du erst erkennen musst." Ich glaube, davon solltest du ein Stück weg kommen. Jedenfalls würde mich das mehr ansprechen.
Als Beispiel für das was ich meine würde ich die Stelle nennen, in der die Tochter, nachdem sie ihren Vater geohrfeigt hat in eine wahre Erklärungswut und -flut gerät. Das hätte ich versucht anders zu lösen. Leise, dezent, über Blicke, Tränen, Berührungen (diese Sachen waren ja auch da aber eben auch dieser enorme Erklärbedarf). So ähnlich wie in der Szene, in der der alte Herr abwesend und eingepisst auf der Bank sitzt und sich das Mädchen seiner annimmt. Das war ganz gut gemacht. Jeder versteht auch ohne Erklärungen, was in der Tochter nach der Ohrfeige vorgeht. Das ist eine Parallele zu deinem ersten Film hier. Und wenn es einer nicht versteht, dann kannst du es ihm auch nicht erklären. Ansonsten war der Film sehr gut. Die Dialoge wirkten teilweise sehr gestelzt und unnatürlich, aber das waren ja sicher auch keine Profischauspieler.

Zuletzt bearbeitet von Frank B. am Do 05 Feb, 2015 22:15, insgesamt einmal bearbeitet



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Antworten mit Zitat direkter Link zum Beitrag

Titel: Re: Du und ich und ich und Du und er
Autor: 7River vom: Do 05 Feb, 2015 22:10
Zum ersten Film: Die beiden hätten sich am Ende auch verabreden können. Hätte schon ausgereicht...

Der zweite Film behandelt ein Thema, dass ich, wenn ich ehrlich bin, in einem Kurzfilm so noch nicht gesehen habe. Die Dialoge wirkten ein wenig unnatürlich, liegt natürlich auch daran, dass es eine Amateurproduktion ist und Laiendarsteller sind. Aber ansonsten hat mir der Film gefallen. Mal was ganz anderes... Daumen hoch.



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Antworten mit Zitat direkter Link zum Beitrag

Titel: Re: Du und ich und ich und Du und er
Autor: domain vom: Do 05 Feb, 2015 22:48
7River hat folgendes geschrieben:

Die Dialoge wirkten ein wenig unnatürlich, liegt natürlich auch daran, dass es eine Amateurprduktion ist und Laiendarsteller sind ....

Solange sich jemand in dieser berechtigten Ansicht äußert liegt natürlich ein Hund darin begraben. Liegt auch daran, dass es eine unverkennbare Amateurproduktion ist.
Aber eines muss man auch sagen: diese Art von Filmen hätte vor 35 Jahren noch Staatsmeistertitel im Amateursektor erwerben können und damals war ich Juror.



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sottofellini
Beiträge: 454

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von sottofellini »

Grossartig- habe auch den ganzen Film zu Ende geschau. Die belebte Diskussion darüber ist doch auch so ein positiver Beifang.
Bei uns in der Schweiz gibt es seit wenigen Jahren die Möglichkeit, demente Patienten nach Thailand zu verlegen, wo sie äusserst liebevoll rund um die Uhr von Einheimischen betreut werden.



pixelschubser2006
Beiträge: 1717

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von pixelschubser2006 »

Ich muss bei der Thematik spontan an einen Freund denken, dessen Opa mütterlicherseits kürzlich verstarb, was ihn aber nicht besonders tangierte. Er hat seinem Opa einiges vorgeworfen, weshalb man nicht um ihn trauern bräuchte. Nun, der Mann war schon lange a bisserl merkwüdig (kannte ihn) und steinalt. Dass der Mann vieles von dem, was er tat und sagte, nur aus einer Demenz heraus tat, kam meinem Kumpel nicht in den Sinn. Das gleiche Spiel gab es in der Vergangenheit bei seiner Oma mütterlicherseits (eine herzensgute Frau). Ich finde es einfach beschränkt, seine nahen Verwandten auf sowas zu reduzieren. Aber da rede ich nur gegen Wände. Traurig. Außerdem: Egal was wir unseren Eltern oder Großeltern vorwerfen: Wir sind nur auf der Welt, weil sie uns bzw. unsere Eltern liebevoll gepflegt haben. Spätestens wenn sie alt und sogar dement sind, wird es Zeit, sich dafür zu "revanchieren".



Heinrich123
Beiträge: 857

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Heinrich123 »

sottofellini hat geschrieben:Grossartig- habe auch den ganzen Film zu Ende geschau. Die belebte Diskussion darüber ist doch auch so ein positiver Beifang.
Bei uns in der Schweiz gibt es seit wenigen Jahren die Möglichkeit, demente Patienten nach Thailand zu verlegen, wo sie äusserst liebevoll rund um die Uhr von Einheimischen betreut werden.
Da würde mich doch die Meinung der anderen interessieren. Ist das ne Möglichkeit? So nach dem Moto:Die wissen ehe nicht wo sie sind (bzw. Sind eh in ihrer Welt) und kennen niemanden mehr. Wir geben Opa am Flughafen ab und warten bis der Sarg wiederkommt. Oder ist es immer noch besser als wenn jemand in einem tristen Heim sein da sein fristet? Werden lebensverlängernde Maßnahmen ergriffen damit die "Ware" lange versorgt werden kann? Wer kontrolliert das alles. Werden wir in einer Welt landen in dem in gewissen Länder die Kinder groß gezogen werden (Beste Vorraussetzungen was Bildung angeht) dann übergehen in die Produktiven Länder (unterteilt in Produktion/Logistk/Banken/Vertrieb je nach Eignung ) Dann in Länder in denen aktives Rentnerdasein erwünscht ist um dann letztlich in den Sterbeländer zu enden. Gibt es über sowas schon einen Roman? Sonst setzte ich mich hin und schreibe einen :-) Es fühlt sich pervers an. Globalisieretes Leben
Es lebe die Diskusion
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Axel
Beiträge: 17083

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Axel »

Heinrich123 hat geschrieben:Gibt es über sowas schon einen Roman? Sonst setzte ich mich hin und schreibe einen :-) Es fühlt sich pervers an. Globalisieretes Leben
Es lebe die Diskusion
Es gibt einen (inhaltlich) guten Fernsehfilm:


Wer ein bisschen Ahnung von der Materie hat, weiß, dass dieser Thriller (quasi Planet der Alten Prevolution) lediglich eine Extrapolation der Gegenwart ist. Für politische Weichenstellungen ist es längst zu spät. Wenn auf jeden Arbeitnehmer ein Rentner kommt, ist endgültig Schluss mit lustig.

Dieser Film war ein Paradebeispiel für ein offenes Geheimnis. Er redet Klartext, aber kaum jemand nahm es zur Kenntnis. Das Thema war problematisiert, da kann man ja prima drüber diskutieren.

Bloß, dass es nichts zu diskutieren gibt. Es geht nicht um ein besseres Rentensystem, aus welchen Pfründen man es auch immer kneten wollte. Es geht darum, dass wir heute nach falschen Prinzipien leben. Aber das könnte ich auch der Wand sagen.



Fritz Busch
Beiträge: 17

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Fritz Busch »

Schön... und eine Frage?

Spieln wir Ene Mane Mu mit den Menschen, die 60, 70, 80 werdenß
Du darfst, du net. Dei lebn is foisch, du kummst ins Pensionisten-kz?
Unlängst diese Meldung periphär gelesen, alte Menschen sollen aus
ihren großen Wohnungen damit..
Jo Herschofts zeiten Gfrasta!
Gibts dann glei an Baummaster, der nun des Berlin ferrtig bauert so wias
der depperte aus Brauna de Neandertola eindruckt hot, und flursch schu
sans mit dem und dem und dem obtschüüst ob ins Gas?

Des is es olso? Gut das i mein eigenen Klon in der Timeline zurück schick
um de Gfraster, die jetzt erst 20zg san obmurkst.. ntürlich a bissi perfide
und sehr fest der loop wird.

Im Kino hoast dw schu mitm Michael Jork geschen... über 30? hop! Lasern.

Was lauft do flosch und wieso galubt jeder dritte jedem zweiten zu sogen
das er net so lebt wie es ein erster gach mol gmocht hätt, aber a vuller
Schass is!

Und deswegen die Frage, Alzheimer als Chipimplantat on demand?
is es des?
Wo is unswer Ethik aufm Weg zu uns heute verloren gaunga.. im
Supermorkt oder in der Wallstreet? Wo?

Des is echt Stoff für mher als nur an guten Film.

PLANET TROTTEL
PLANET TROTTEL teil 2
--drei gibts net--se hom sich selber ogmurkst----



Fritz Busch
Beiträge: 17

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Fritz Busch »

Übrigens-mir taugt der fILM--weil er eben net so a
konstruierter Schass is--der is echter und realer--und
denkts olle draun--wie schnell du old bist und net mher
wast das du mol worst ( für manche a segen--aber für jeden einzelnen
einen Strafe-- do rauch i ma liaba den linken Fuass weg und bin
zwida aber guat do bis 99) Mochts so weiter--ihr hobts
no mher am Kosten..

griass eich :)



Starshine Pictures
Beiträge: 2657

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Starshine Pictures »

Die Sache mit den thailändischen Pflegeheimen ist eine rein finanzielle Geschichte. In der Schweiz kostet ein Heimplatz problemlos 15.000 Franken im Monat für Patienten mit hohem Pflegeaufwand. Wenn jemand kein Geld hat übernimmt die Kosten die Gemeinde. Sollte jemand aber vermögend sein tut das natürlich weh im Portemonaie. Einige haben kein Problem damit im hohen Alter in ein anderes weit entferntes Land zu gehen. Entweder weil sie schon früher weltgewandt waren oder regelmässig Thailand zum ... besucht haben. Ich würde da nicht von "Abschieben" sprechen.

Die Versorgung in Pflegeheimen in der Schweiz ist um einiges besser als in Deutschland. Höherer Personalschlüssel, bessere Ausbildung und ein höhere Wertschätzung der Pflegenden (sozial wie finanziell).
*Aktuell in Vaterschaftspause*



merlinmage
Beiträge: 1097

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von merlinmage »

Dafür überall bekloppte Schweizer, ob das das Heim auffangen kann, wage ich zu bezweifeln ;)



Axel
Beiträge: 17083

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Axel »

Starshine Pictures hat geschrieben:Die Versorgung in Pflegeheimen in der Schweiz ist um einiges besser als in Deutschland. Höherer Personalschlüssel, bessere Ausbildung und ein höhere Wertschätzung der Pflegenden (sozial wie finanziell).
Woher hast du das? Bemisst sich das aus den Kosten von 15000 Franken für einen Pflegefall? Wie schätzt man Wertschätzung ein? Holla, die bringen Kohle, unsere, äh, Schutzbefohlenen! Wusstest du: Es gibt in der Schweiz Altenpflege gar nicht als Ausbildungsberuf. Deswegen gehen viele Pfleger gern dorthin, nicht zuletzt wegen der guten Bezahlung (die sich allerdings durch die höheren Lebenshaltungskosten wieder relativiert). Umgekehrt höre ich, die Schweizer seien im deutschen Bodenseeraum wahre Heuschrecken, kaufen und tanken alles leer und fühlen sich als die Herren.
Fritz Busch hat geschrieben:Wo is unswer Ethik aufm Weg zu uns heute verloren gaunga.. im
Supermorkt oder in der Wallstreet? Wo?
Mit Ethik beschäftigen sich doch Kommissionen, wenn es zu spät ist. Was gefragt ist, ist eine Änderung des Einzelnen. Und im Einzelnen. Den Jugendwahn kritisch hinterfragen (jeder, der ihm verfallen ist). Die Alten nicht aus den Berufen drängen. Selbst nicht auf die Rente warten. Die Alterspyramide steht auf dem Kopf? Nur statistisch. Positiv denken, die Chancen sehen und ergreifen (die Risiken sind uns eh schon über den Kopf gewachsen. Machen wir's wie die Griechen: forget it!). Menschen zählen immer weniger als Arbeitskräfte, fast nur noch als Konsumenten? Fangen wir doch an, echte menschliche Bedürfnisse wahrzunehmen. Unsere zum Beispiel. Dann wissen wir auch, wie wir mit Demenzkranken am besten umgehen. Die brauchen nicht unser Mitgefühl, die brauchen konkret unser Geld, damit ihnen ein Gruselghetto erspart bleibt. Alles andere ist Augenwischerei.



Starshine Pictures
Beiträge: 2657

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Starshine Pictures »

Ich habe in Deutschland Ausbildung zum Krankenpfleger gemacht, dann 8 Jahre in Deutschland in diversen Pflegeheimen gearbeitet und bin mittlerweile seit 2007 in der Schweiz. Ich kann das also sehr wohl beurteilen. Dass es hier keine sinnlose Altenpflegeausbildung mit niedrigsten Einstiegsvorraussetzung gibt kann ich nur begrüssen. Der Kompetenzoutput der Altenpflegeschulen ist doch recht überschaubar, abgesehen von sehr wenigen Ausnahmen. Da wundert man sich dass einige sogar ihren eigenen Namen schreiben können. Und wenn man die Pflege alter Menschen in die Hände der untersten Bildungsschicht übergibt kann da nichts gescheites rum kommen. Trotz der 10% brauchbarer und motivierter Leute.
*Aktuell in Vaterschaftspause*



Axel
Beiträge: 17083

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Axel »

Du beschreibst die Situation sehr treffend. Was soll man dazu sagen? Es gibt viel zu tun ...



Starshine Pictures
Beiträge: 2657

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Starshine Pictures »

Das kann ich dir ganz einfach runter brechen. Anforderungen rauf, Löhne steigern, Pflegeheimketten die als Aktiengesellschaft operieren abschaffen. Wenn die Versorgung der Alten zur Gewinnmaximierung benutzt wird kann das nur ins Perversion ausarten. Da ist man nicht mehr weit weg von Viehhaltenden Sklaventreibern. Und natürlich dieses riesige Dokumentations- und Bürokratiemonster abschaffen. Die selbe Anzahl Personal soll wegen mangelnder Pflegeleistung nun in der selben vorhandenen Arbeitszeit zusätzlich dokumentieren das sie alles getan haben. Ja glaubt denn wirklich irgend ein sesselfurzender Vollidiot dass das geht? Was ist das Ende vom Lied? Das System ist längst gekippt. Es werden nun Leistungen dokumentiert die nie erbracht werden weil die Doku überprüfbar ist, das Handeln aber nicht. In Deutschland wird so gearbeitet dass man sich im Falle einer Klage problemlos rausreden kann. In der Schweiz arbeitet man so dass man gar nicht erst verklagt wird. Bin ich froh dass ich da weg bin. Mir tut es nur leid um die vielen armen alten Menschen die mit motiviertem und kompetentem Personal noch besser versorgt werden würden. Verrückterweise sehe ich aber die Pflege der sehr aufwändigen Patienten und auch der Dementen als äusserst gut an. Wirklic defizitär wird es bei denen die im Stationsalltag unter gehen, und das sind die fast selbständigen klaren Patienten. Aber nur um es noch ein mal gesagt zu haben: Leiden muss in deutschen Pflegeheimen niemand (ausser dem Personal). Aber es ist noch wirklich viel Luft nach oben. Erst seit dem ich in der Schweiz bin macht mir mein Job wieder Spass.


Grüsse, Stephan von Starshine Pictures
*Aktuell in Vaterschaftspause*
Zuletzt geändert von Starshine Pictures am Di 10 Feb, 2015 23:55, insgesamt 1-mal geändert.



domain
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Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von domain »

Axel:
"Es gibt einen sehr guten Dokumentarfilm, in dem eine Dame Klartext redet, als Mehrteiler auf Youtube
Die ganzen Verknüpfungen unseres Geistes, die uns bedeutsam erscheinen, waren nie das Eigentliche."


Sehr berührendes Filmdokument. Kann man mit Schauspielern einfach nicht realisieren. Auch Till Schweigers „Honig im Kopf“ wirkt dagegen aufgesetzt und unrealistisch.
Das limbische System funktioniert bei Dementen meist ja noch recht gut, obwohl sie oft nicht mal mehr die rationale Intelligenz eines Kea-Papageis haben.
Habe auch schon mit solchen Menschen zu tun gehabt. Bei ihnen kam mir vor, dass sie eigentlich mit starken Gefühlen wachträumen. Genauso träume ich auch. Alle möglichen Bilder werden irrational mit stark bewegenden Handlungen verknüpft.
Wäre vielleicht wirklich eine zwar sehr kostspielige Idee, die Dementen mit einer virtuellen Phantasiewelt zu umgeben, die das Tag-Träumen mit starken Gefühlen ermöglicht.
Die Technik dazu gäbe es ja schon: Bushaltestelle in der Pflegeanstalt, virtuelles Fahren, Besuchen von Orten ihrer Vergangenheit, Bilder aus der Vergangenheit etc.



Axel
Beiträge: 17083

Re: Der letzte schöne Tag war gestern.....

Beitrag von Axel »

Starshine Pictures hat geschrieben:Leiden muss in deutschen Pflegeheimen niemand (ausser dem Personal). Aber es ist noch wirklich viel Luft nach oben. Erst seit dem ich in der Schweiz bin macht mir mein Job wieder Spass.
Ich bin bald mit der Ausbildung fertig und muss mir überlegen, wo ich dann anfangen will. Auf jeden Fall Demenz. Außenstehende können kaum nachvollziehen, dass man dabei wirklich Spaß kriegt. Und jede Menge emotionales Feedback.
domain hat geschrieben:Wäre vielleicht wirklich eine zwar sehr kostspielige Idee, die Dementen mit einer virtuellen Phantasiewelt zu umgeben, die das Tag-Träumen mit starken Gefühlen ermöglicht.
Virtuell sind all diese Fassaden, die ich sehe, wenn ich aus dem Fenster gucke, die Kontoauszüge auf dem Schreibtisch, die slashCAM-Seite auf dem Monitor vor mir. Echt ist Judy, meine Katze. Die guckt mich, zusammengeigelt auf ihrem Katzenbaum, an und denkt, Axel, was machst du da für einen Quatsch!



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