Frank B. hat geschrieben:Junge Leute können nicht spielen. Sie haben keinerlei Erfahrung und wirken eindimensional. Man mag Filme nur mit jungen Gesichtern machen können, aber die sind nicht gut. Sie sind schwach und langweilig.
Man sagte früher gern ("ich habe irgendwo gelesen"), im Alter wechsle ein Schauspieler ins "Charakterfach". Das Wort Charakter ist in diesem Zusammenhang nicht so sehr als Einheit von Rolle und Kernpersönlichkeit zu verstehen ("Das muss man ihr lassen, sie hat Charakter!"), sondern mit den
characters aus Zeichentrick/CGI - Filmen. Ein altes Gesicht ist nicht mehr Raw, es ist Jpeg, voll entwickelt. Es tendiert dazu, Falten zu werfen, die eine bestimmte Palette an Gefühlen in karikaturhafter Überdeutlichkeit zeichnen. Hat jemand zum Beispiel besonders ausgeprägte Lachfältchen seitlich der Augen, kann man mit absoluter Sicherheit sagen, dass er viel lacht.
Das heißt aber nicht, überhaupt nicht, dass dieser Mensch nun dazu verdammt wäre, fröhliche und gütige Rollen zu spielen, denn eine Rolle gegen den
Typ zu besetzen ist meist eine gute Idee. Es ist nämlich noch nicht gesagt,
worüber dieser Mensch gelacht hat oder ob nicht sein gütiges Gandhi-Lächeln ein jahrzehntelang eingeübtes Täuschungsmanöver war. Solche Verschiebungen kommen im echten Leben auch dauernd vor.
Wie dem auch sei, die Palette der Rollen, die ein alter Schauspieler glaubwürdig verkörpern kann,
wird enger, dafür bringt er für eine zu ihm passende Rolle genau die Patina mit, die eine Menge erzählerischen Aufwand überflüssig macht. Er ist außerdem ein wandelnder Faktor für den berühmten "Filmlook", worüber man noch seitenlang diskutieren könnte.
7River hat geschrieben:Brotherhood (2010), The Outsiders, Die rote Flut (80er), American Pie, Herr der Fliegen, School of Rock, Systemfehler, She 's the man, Als Junge ist sie Spitze (1985), Ferris macht blau, High Lane, ... Fällt mir momentan so ein.
Dakota Fanning in Krieg der Welten und Haley Joel Osment in The Sixth Sense sind Beispiele dafür, wie sogar Kinder absolut intensiv spielen können. Sie sind natürlich - wen wundert's? - auf Kinderrollen festgelegt.
Was passiert, wenn ein jüngerer Mensch sein älteres Selbst spielen soll? Citizen Kane, Little Big Man, Benjamin Button, noch ein paar andere.
Ich würde mal pauschal sagen, es geht gründlich in die Hose. Make up - egal ob analog oder digital - kann nicht die Falten simulieren, die das echte Leben schreibt. Das ist nicht die Schuld der Darsteller, die sich methodisch ("method acting") auf die Rolle vorbereiten:
handicap suit, drei Stunden darin lassen deine Haltungen und deine Bewegungen sehr schnell altern, du entwickelst sogar bereits Schonhaltungen, Ausgleichbewegungen (z.B. schlurfenden Gang oder nur Kopf- statt Öberkörperdrehungen).
Nur ein echtes altes Gesicht überzeugt.