Josef49 hat geschrieben: denn an regionalen Logistikunterschieden (zum Nachteil Europas) kann es wohl nicht liegen.
Schauen wir mal kurz drauf:
Für einen (üblicherweise sehr kleinen) Teil der Gesamtproduktion müssen lokale technische Anpassungen nach Gesetzeslagen, Standards und Vorgaben geplant, entwickelt, produziert und konfektioniert werden (leicht verständlich z. B. Netzteile), Prüfungen und Zertifikate müssen durchgeführt und erworben werden (meint Themen wie Technische Sicherheit nach lokalen Standards, Betriebssicherheit, Verbraucherschutz, GS-Zeichen, TÜV, usw.), Produktbezeichnungen müssen auf Begriffsbedeutungen und Markenschutz geprüft und ggf. geändert werden, Dokumentation und Verpackung werden lokalisiert (Übersetzen, produzieren, konfektionieren), lokale Lager und Distributionswege für Produkte, Zubehör und Ersatzteile müssen im Land errichtet und verwaltet werden (Einfuhr, Zölle, Steuern, Händlernetze, Werbung, usw.) und zwar für die Lieferung und Abrechnung nach lokalem Recht (Handelsgesetze, Steuersystem), Service ist gemäß Gesetzen und betriebseigenen Konventionen bereitzuhalten (Rücknahmen, Garantiefälle, Reparaturen). Und alle, die daran arbeiten, wollen was dran verdienen, was lokal auch sehr unterschiedlich ist (Löhne, Lohnnebenkosten, Händlermargen, Steuern).
Für all das sind Spezialisten erforderlich, die sich mit den Gegebenheiten des lokalen Marktes auskennen und alles fehlerfrei umsetzen können.
Wenn ein Händler oder Hersteller mit seinem Produkt im Wettbewerb eines lokalen Marktes ernsthaft antreten möchte, genügt es eben nicht, mal kurz das Ding zu importieren und den Preis von Dollars nach Euros umzurechnen, so wie es der Privatmann macht. Das geht vielleicht ein Stück weit mit Christbaumkugeln aus China, aber nicht mit Hightech.
Es wird aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen in den Ländern und abhängig vom Produkt dem Hersteller kaum möglich sein, einen »fairen« und gleichzeitig weltweit einheitlichen Preis für sein Produkt zu verlangen. Natürlich könnte er die höheren Kosten, die in restriktiven oder kleinen lokalen Märkten von der Produktion bis zur Garantie entstehen, auf alle Produkte weltweit umlegen, aber wäre das fair?
Selbst dann, wenn es ihm gelänge, könnte er nicht sicherstellen, dass weltweit alle Händler das in einen (währungsbereinigt) identischen Verkaufspreis münden lassen. Den Zwang kann er nicht ausüben. Der »Netto-Preis« (ohne Verkaufs- oder Mehrwertsteuern) ist ja nicht der Einkaufspreis des Händlers.
Schon innerhalb eines Landes gibt es dasselbe Produkt doch oft zu sehr unterschiedlichen Preisen. Daran sind wir doch längst gewöhnt und niemand regt sich auf. Im Gegenteil: Wir mögen es und profitieren täglich davon! Nur: Wer unterschiedliche Preise und die auch noch möglichst weit unter UVP mag, darf sich nicht ärgern, wenn der Nachbar genau dasselbe Röckchen im Outlet 50% billiger erstanden hat. Oder unsere Mitmenschen in den USA das eine oder andere rein nominell ein paar Euros billiger bekommen, dafür aber Probleme mit der Gesundheitsvorsorge, mit sozialer Absicherung, mit Tarifverträgen und Kündigungsschutz haben.
Zudem: Preise sind nicht »fair.« Das würde viele weitere Überlegungen einschließen müssen. Beispielsweise müsste es ja auch voraussetzen, dass schon die Entlohnung der Arbeiter in den Produktionsfirmen fair wäre, oder der Preis am Nutzen für den Verbraucher bemessen wird (was sehr unterschiedlich sein kann), oder an seinem Einkommen oder an umweltbelastetenden Faktoren in der Produktion, oder oder oder. Usw. Was meint denn »fair«?
Ich meine, man sollte den Ruf nach »fairen« Preisen nicht automatisch mit dem (sehr menschlichen, sehr natürlichen) Wunsch nach »möglichst billig« verwechseln.
Preise sind Angebote in einem dedizierten Markt. Mehr nicht.
Beste Grüße,
Reiner