Ihr schreibt, dass Ihr Kurzfilme, Videos und Dokumentarfilme drehen wollt. Das sind Zielformate mit z.T. gegensätzlichen Technikanforderungen. Und ist es noch schwieriger, allroundtaugliche Kameras im Low Budget-Bereich zu finden als in höheren Preisregionen. Vermutlich wäre für Euch eine Kamera wie die Sony FS100/FS700 oder Canon C100/C300 optimal. Der Preisabstand zwischen einer Canon EOS 5D Mark III und FS100 ist nicht groß, 3000 vs. 4000 Euro für den Body. Das wäre eventuell eine Überlegung wert.
Ansonsten, meine 10 Cent zu Eurer Liste:
rgk hat geschrieben:
- Panasonic GH2
- Panasonic GH3
- Blackmagic Pocket Cinema Camera
- Blackmagic Cinema Camera
- Canon EOS 5D Mark II
- Canon EOS 5D Mark III
GH2 oder GH3 (alternativ auch: G6, preiswerter und zumindest der GH2 vorzuziehen): unter den o.g. Kameras die besten für Dokumentarfilm- und Run & Gun-Zwecke. Gründe: Gut aufgelöstes, sauberes/weitgehend artefaktfreies Bild direkt aus der Kamera, das sich im Regelfall ohne Nachbearbeitung gut verwenden lässt, als einzige der o.g. Kameras eingebauter elektronischer Sucher (!), bester kamerainterner Ton (sehr brauchbarer interner Vorverstärker, erstaunlich gute interne Mikrophone), sehr gutes Angebot videotauglicher Objektive fürs Micro Four Thirds-System, gutes Handling ohne Extra-Aufbauten (wie Sucherlupe/EVF, Rig), lange Akkulaufzeiten, kleine Dateigrößen.
Vorteil des Objektivbajonetts: fast alle Foto- und Filmkameraobjektive sind adaptierbar. Nachteil: Kleinbildobjektive werden durch 50% kleineren Chip zu Teleobjektiven während 16mm-Filmobjektive den Bildkreis nicht abdecken und vignettieren.
Nachteil: künstlich wirkende/videoartige Farben, im 8-Bit-Material wenig Spielraum für Color Grading. Begrenzte Dynamik/schnelles Ausfressen von Spitzlichtern.
Blackmagic Pocket Cinema Camera & Cinema Camera: mit Abstand beste Bildqualität ab Werk unter allen o.g.. Nachteil: kompliziertestes Handling, erfordert Zusatzhardware beim Drehen (Sucherlupe/EVF/Fieldmonitor, zwingend UV/IF-Sperrfilter + ND-Filter, zwingend Audio-Preamp oder -Fieldrecorder, bei der großen Cinema Camera zwingend ein großes Rig & externe Stromversorgung, bei der Pocket einen Cage und/oder Minirig zur Befestigung der Aufbauten + viele griffbereite Akkus).
Erfordert zwingend Color Grading-Knowhow in der Nachbearbeitung und, bei Raw- oder Film-log-Aufnahme, händische Belichtungskorrektur jedes einzelnen Clips in der Post.
Bei der Pocket: Extra-Investition in Metabones Speedbooster (z.B. für Weitwinkel) stark anzuraten. Kamerasensor braucht 'gutes' Licht bzw. produziert schlammige Farben bei schlechtem Licht. Fummeliges, menülastiges Bedieninterface. Pixelfehler auf dem Sensor erscheinen 1:1 im Material. Schlechte eingebaute Displays.
Vorteil ggü. Canon mit MagicLantern Raw: Kleinere Dateigrößen auch bei Raw-Aufnahme + ProRes HQ-Aufnahme für noch kleinere Dateigrößen.
Bajonett: MFT bei der Pocket, MFT oder EF bei der Cinema Camera. MFT ist wegen größerer Adaptierbarkeit von Fremdobjektiven vorzuziehen, es sei denn, man hat eine große Sammlung von EF-Objektiven (die an der Cinema Camera teliger werden). Vorteil: Fast alles lässt sich adaptieren, an der Pocket funktionieren auch Super 16/1" Video-Objektive. Nachteil: S16-Objektive sind teuer, Speedbooster-Lösung ist i.d.R. vorzuziehen.
EOS 5D Mark II & III: Kleinbild-/Vistavision-großer Sensor ist je nach Einsatzgebiet Vor- oder Nachteil. (Vorteil: "Fetter" Bildeindruck, Nachteil: extrem schwierige manuelle Schärfekontrolle/extrem wenig Tiefenschärfe bei Offenblende.)
Nachteil: Produziert von allen o.g. Kameras ab Werk das technisch schlechteste Bild. (Extreme Aliasing- und Moiree-Artefakte bei der MKII, weiches Bild/geringe Auflösung von maximal realen 720p bei beiden Kameras, schwacher Codec.) Begrenzte Dynamik beim internen Codec. Schlechte interne Tonaufzeichnung nur noch (negativ) übertroffen von den Blackmagics. Beide Kameras sind Fotokameras und nicht als Hybridkameras (wie GH2 und GH3) konzipiert: fummelige Bedienung im Videoeinsatz. Fehlen von Schärfe- und Belichtungsassistenten im Videomodus.
Mit Magic Lantern: Gleicht viele der o.g. Nachteile aus. Raw-Aufzeichnung nur bei der MKIII auf Blackmagic-Niveau, allerdings nur als Hack mit fummliger Installation, fummliger und extrem nerdiger/technisch überladener Menüsteuerung und fummliger anschließender Konvertierung der Kameradateien ins DNG-Format. Tonaufzeichnung bei Raw-Aufnahme erst seit kurzem und experimentell. Nicht wirklich robust im Sinne einer Technik für den harten Alltagseinsatz (schon allein durchs hohe Risiko von Bedienfehlern) - Einsatz einer Backup- oder B-Kamera fast zwingend. Weil man auf Entwicklersnapshots angewiesen ist: sehr unübersichtliche Entwicklung von MagicLantern mit z.T. veralteten Download-Seiten, Entwicklerversionen bzw. spezifischer Module, die extra installiert werden müssen etc.etc.
Vorteile: Beste Farben direkt ab Werkeinstellung aus der Kamera. Immer noch Quasi-Standard für DSLR-Video, daher großes Angebot von kameraspezifischer Peripherie und Softwaretools. Run&Gun-/Dokumentarfilm-Einsatz (bei nicht-Raw-Aufzeichnung) qua Aufwand im Mittelfeld zwischen GH2/GH3 und Blackmagic.
Und: Beide 5D sind Top-Fotokameras und in ihrer Fotoqualität Klassen über der GH2/GH3. Beste Verfügbarkeit im Handel (GH2/GH3: Consumer-Exoten, daher mittelmäßig, Blackmagic: nur im A/V-Fachhandel), beste Wartungs-/Serviceinfrastruktur, hoher Wiederverkaufswert.
Bajonett: Nachteil - nur Kleinbild-Spiegelreflexobjektive gehen an die Kamera. Vorteil: Nikon, M42, Contax YT, Leica R, Pentax PK sind adaptierbar und zwar (im Gegensatz zu GH2/3 & Blackmagic) ohne Verkleinerung des Abbildungswinkels/ohne Mutation in Teleobjektive.