Na ja, die Sprachmelodie war aber schon auch eine andere früher.MLJ hat geschrieben: Die Sprecher und Reporter haben damals ganz normal gesprochen mit dem Unterschied, das man da noch deutsch gesprochen hat, also ohne englisch/türkischem "Slang".
nee, nu' definitiv NICHT!MLJ hat geschrieben:… Die Sprecher und Reporter haben damals ganz normal gesprochen …
Quelle: http://forum.magnetofon.de/index.php?topic=2743.0;wap2[...] Wissenschaftlich bin ich diesem recht speziellen psychoakustischen Umstand nie nachgegangen, obgleich er auch mir immer auffiel und zum Nachdenken anregte. Deshalb jedoch kann ich als Halbami anmerken, dass unsere Identifikation dieser Sprechweisen allein mit der Nazipropaganda unzutreffend ist, denn sie treten auch bis weit in die 1950er z. B. in den USA und ihrer charakteristischen (faktisch dialektfreien) Sprechweisen auf, deren Tendenz, konsonatische Qualitäten zurückzudrängen, ja evident ist. Die Ursache im Berlin oder München, Nürnberg oder Braunau zu suchen, düfte daher fehlgehen.
Ich sehe die Herkunft in der begrenzten Qualität der frühen Medien, also dem amplitudenmodulierten Rundfunk (Dynamik entfernungsabhängig, im Idealfall 35 dB; Frequenzgang bis max 4,5 kHz), der Wachsmatrize und dem frühen Lichttonfilm, die als Speicher in Betriebsdynamik und Frequenzgang sämtlich kaum über das Telefon hinauskamen. Nachdem diese Sprechweise um eine sehr geringe Sprechdynamik, also minimale Unterschiede zwischen lautestem und leisestem Nutzsignal, sowie von der Betonung des für das menschliche Ohr empfindlichsten Formantbereiches gekennzeichnet ist (Verfärbung nach e/ä), liegt ohne Zweifel allein das Bedürfnis der Verständlichkeitssteigerung vor, weil bei dokumentarischen Aussagen -z.B. Nachrichten oder einmaligen Informationen- ein Erschließen 'gemeinter' Inhalte aus dem Zusammenhang in der Regel nicht möglich ist.
Verstärker, Mikrofon und Lautsprecher konnten im professionellen Zweig der Medienproduktion schon sehr bald sehr viel mehr, doch war dies ohne Relevanz. Wollte man über das (Speicher-)Medium hinweg beim Hörer verständlich bleiben, musste man eine systemgemäße Sprechweise wählen, was übrigens noch heute gilt, wo uns darüber hinaus aber auch technisches Gerät immens und bis in die Geschmacklosigkeit hinein hilft.
Im Kino kam seinerzeit als weiteres Problem noch die Vermittlung über die Kraft hinzu, die in der damaligen Zeit nicht so mir nichts, dir nichts bereitzustellen war wie heute (abgegebene Verstärkerleistung und Lautsprecherbauarten). Das Problem bestand dort daher aber auch wegen des Lichttones und seiner symptomatischen Engpässe länger. Die Sprecher bis in die späten 1940er, ja in die 1950er hinein waren überdies Jahre in einer Zeit geschult worden, die professionelle Sprecher noch nicht elektroakustisch stützen konnte.
Die Redeweisen Adolf Hitlers und Joseph Goebbels', Hermann Görings und des jeglicher NS-Allüren unverdächtigen Gustav Stresemann -man höre seine Rede zur Eröffnung der kino-photographischen Ausstellung 1924 an- zielen deshalb zunächst einmal auf die direkte akustische Beziehung zwischen Sprecher und Zuhörer, die zwischen Geiler von Kaysersberg und Wladimir Uljanow, genannt Lenin und vor allem in den Jahrunderttausenden menschlicher Geschichte davor ohne Elektroakustik auskam. [...]