Sigerl hat geschrieben:Manche Sequenzen wären ohne Zeitraffer schöner gewesen.
Also, zuerst einmal ein Kompliment. Sehr schön gefilmt mit den gleitenden Kamerafahrten, den ziehenden Wolken und wechselnden Lichtstimmungen. Wundervolle Szenerien und Landschaften.
Die entspannte und unaufdringliche Musik passt perfekt (ohne, dass ich versucht hätte, den Text zu verstehen). Und selbst Original(?)-Geräusche sind trotz Zeitraffer +/- überall dabei (bei 1 min 04 sec sogar ausschliesslich) - super.
Ich bin auch mal dort gewesen. Wer kargen, urtümlichen, unberührten Vulkanlandschaften - teils wiesenbedeckt - etwas abgewinnt und den allgegenwärtigen, frischen Wind schätzt, der die tiefhängenden Wolken über die Insel treibt, der ist hier richtig!
Ein Paradies für Fotografen und Filmer. Und für 'Natur pur' und Vulkanismus Fans.
Zum Einwand wegen des Zeitraffers:
Stimmt! Manche Szenen (am Strand mit flachen Wellen, allgemein bei Wasseroberflächen, die nun im Zeitraffer ein etwas nervöses Eigenleben führen) gefielen mir auch besser ohne Zeitraffer. Weil er dort keinen Sinn macht.
Aber wäre es dann nicht eine Diaschau ? Nein. Die Kamera bewegt sich ja auch noch. Oder sie zoomt.
Und wenn die Wolken ziehen und die Lichtstimmungen wechseln oder wenn sich Eisberge langsam verschieben, entfaltet der Zeitraffer seine Wirkung.
Die eingefärbten Szenen zu Beginn sind Geschmackssache.
Ich als Purist hätte sie nicht koloriert. Vielleicht war es ein Verlaufsfilter während der Aufnahme. Oder ein Software-Filter im Nachhinein. Aber die blassen, monochromen Farben passen zu den schwarzen oder grauen, steinigen Landschaften. Teils sieht es auch nach HDR (High Dynamic Range) aus. Und die Farben wirken plötzlich wie aus einem alten Spielfilm in .....Color (Technicolor?), manche so, als seien sie zunächst schwarzweiss gewesen und nun koloriert worden.
Alles in allem: Stimmungsvolle Landschaftsbilder in stetiger Bewegung, Einsamkeit, Ruhe, dazu meditative Musik - mir gefällt es ! Und ich kann es mir problemlos mehrmals ansehen. Dabei helfen die im Zeitraffer schnell dahinziehenden Wolken, die die einzelnen Szenen verbinden und das Wasser, das in kaum einer Einstellung fehlt.
Nachgedanke (nach mehrmaligem Ansehen):
Ein Widerspruch bleibt bestehen.
Man ist auf einer Insel von grosser, landschaftlicher Schönheit. Durchatmen, schauen, staunen, 'die Seele baumeln lassen'.
Wie fängt man diese Stimmung, die Weite, die Ruhe, die Einsamkeit, im bewegten Bild ein?
Zum Beispiel, indem man einen Slider mitnimmt: Sanfte, gleitende Kamerafahrten, Perspektivwechsel, teils zusammen mit Zoom. Entspannt das Auge, hält die Aufmerksamkeit wach, ergibt einen
räumlichen Eindruck der Szenerie (teils noch betont durch einen (unscharfen) Vordergrund).
Und nun kombiniert man das mit Zeitraffer-Aufnahmen - in regelmässigen Abständen jeweils 1 Bild.
Vorteil: Langsame Abläufe werden sichtbar - das Ziehen der Wolken, wechselnde Lichtstimmungen, langsam bewegte Objekte.
Aber es gibt einen Nachteil: Die Bewegungen werden abgehackt, ruckartig, unnatürlich. Die Szenen erhalten eine Art Spielzeugcharakter - 'winzige' Eisberge (wie gross sie wirklich sind, enthüllt das dunkle Schiff, das im Zeitraffer um den Eisklotz herum'saust') die schnell hin und her driften (wie von Ray Harryhausen in Stop Motion Technik animiert), 'zuckende' 'Spielzeug'-Pferde auf der Wiese, durch Bild 'rasende' Enten, Wasserwellen wie im Kinderbecken - die Welt geschrumpft, die Zeit komprimiert.
Das widerspricht eigentlich allen bisherigen Bemühungen: Traumhafte, weite, leere Landschaften, fast 'stillstehende' Zeit, sanfte Kamera-Bewegung - Weiträumigkeit, Beschaulichkeit, Ruhe, Entspannung, Meditation. Zusätzlich betont durch die 'sphärische' Musik.
Es wirken hier also 2 gegensätzliche Eindrücke im selben Film: Die durch die Landschaft und die sanft dahingleitende Kamera gedehnte Zeit und die durch die Aufnahmetechnik verkürzte.
Ich weiss nicht, wie man dem entgegenwirken könnte, ob man es überhaupt tun sollte, aber es bleibt ein Widerspuch.
Am besten wirken eigentlich jene Szenen, wo kein schnell bewegter oder gar zuckender Vordergrund die ganze Aufmerksamkeit beansprucht, sondern wo in statischer Landschaft - durch Fahrt oder Zoom behutsam 'animiert' - nur der Wolkenhimmel sich stetig verändert.