Meinerseits Nein, da ich die Fähigkeit zum "Storytelling" nicht aus wissenschaftlichen Fundamenten schöpfen würde..Chillkröte hat geschrieben:Besteht von eurer Seite an so einem Kurs Interesse
Nur, damit ich dich richtig verstehe: mit den Punkten eins bis vier meinst du "analyze, understand, contextualize, create", richtig?JanHe hat geschrieben:Punkt 1 und 4 der Lernziele halte ich des Weiteren für kritisch. Das sind so Dinge, die man entweder kann oder nicht. Um Strukturen zu analysieren mag der Kurs bestimmt interessant sein, aber lernen kann man das auch, indem man "bewusst" Filme guckt.
Das hat primär mit dem Format zu tun. Das Ziel ist, dass Studierende am Ende Credit Points für das Absolvieren der Kurse bekommen können sollen. "Akademisches Niveau" ist also schlicht auf die Verwertbarkeit im Uni-Umfeld bezogen. Überhaupt würde ich dir zustimmen, dass eine komplett verkopfte Herangehensweise an solch ein Thema schnell der Tod sein kann. Von einem ehemaligen Filmwissenschafts-Prof von mir an der Uni habe ich mal das schöne Zitat während einer Filmanalyse mitgeschrieben: "Die De-Akusmatisierung fällt mit der Re-Akusmatisierung des metrischen Systems zusammen und führt so zurück zum Enigmatischen, ist also wieder ein Verweis aufs Systematische.""Was heißt bitteschön "auf akademischen Niveau"?
Interessanter Ansatz. Aber wie würde das Ergebnis aussehen? Ich kann es mir nicht so recht vorstellen. Ich glaube, der Ansatz müßte aus der grundlegenden psychologischen Funktion des Storytellings heraus entstehen. Ich gehe mal davon aus, daß die Funktion einer Lagerfeuergeschichte zu Urzeiten nichts anderes als szenisch strukturierte Wissensvermittlung war. Modernere dramaturgische Ansätze wie die der Heldenreise gehen hiervon aus. Es geht beim Zuhören eher um eine stellvertretende "Lernreise", durch welche vom Protagonisten neue Fähigkeiten zur Problemlösung errungen werden und welche der Zuhörer bewußt oder unbewußt auf den Kontext seines Alltages bezieht. Das setzt Vorwissen des Erzählers und die Vergangenheitsform voraus. Ein Game ist Wissensaneignung durch Nachspielen und damit etwas völlig anderes als eine Story, die ihrerseits jedoch durchaus nachgespielt werden kann. Ich glaube daß alle funktionierenden dramaturgischen Formen - also Moderne und Postmoderne mit ihrem referenziellen Bedeutungszusammenhang - bereits durchdekliniert wurden und letztlich nur noch der Inhalt einer Story für Neuerung sorgt.Axel hat geschrieben:Interessant, dass das Wort "Kino" kein einziges Mal auftaucht. Wohl, weil wir es dort mit The Ancient World Of Storytelling zu tun haben. Spiele und Serien haben in der Tat mehr Potenzial, komplexe Welten zu erzählen. Denn eine Geschichte ist ihrer Definition nach bereits vorbei, wenn der Erzähler beginnt, "es war einmal".
Dem Fragmentarischen unserer heutigen Lebenserfahrung wird sie nur noch selten gerecht.
In der Technik des Erzählens müsste konsequenterweise die Struktur des klassischen Dramas (der ja Filme alle noch mehr oder weniger bewusst folgen) einer neuen, offenen, vielleicht sogar interaktiven Struktur weichen. Man kompiliert Fragmente und entwickelt sie, bzw. lässt zu, dass sie sich assoziativ weiterentwickeln. Mindmaps, Brainstorms, Moodboards, den intuitiven Planungstools (die im klassischen Drama zu einem hermetischen Block editiert werden, bevor veröffentlicht wird) traut man zu, "das Leben bei der Arbeit" zu zeigen, anstatt etwas Erzählenswertes für immer zu konservieren, indem man die Idee gerinnen lässt und chronologisch aus dem Imperfekt heraus entwickelt.
Na klar! Aber nur dann, wenn das Süppchen auch genießbar ist:Chillkröte hat geschrieben: Besteht von eurer Seite an so einem Kurs Interesse?
Ist schon so seit Abel und Kain.domain hat geschrieben: ...Was anderes greift den heutigen Menschen ja gar nicht mehr an.
Sowas lese ich gerne!jk86 hat geschrieben:
Bringt den Storytellern von morgen lieber bei, dass ihre Werke ein Kommunikationsmedium sind und deshalb gesellschaftlichen Einfluss haben, der sich auf den Umgang des Autors mit der Geschichte und ihren Charakteren niederschlagen sollte.
Das scheint mir viel wichtiger, den Leuten mal zu verklickern, weil zu viele immer noch so tun, als (ent-)stünde Kunst für sich, im luftleeren Raum, ohne kulturellen Kontext und Interpretation.
Kurz dazwischen gerufen: Lagerfeuer waren bestimmt keine geeigneten Orte, um praktisches Erfahrungswissen weiterzugeben ("Bärenfallen stellst du so und so auf"), sondern eher, um Ängste, Hoffnungen, Sehnsüchte, kühne Pläne *auszutauschen*. An anderer Stelle wurde es dem Medizinmann zu bunt, und er rief zu einem Naturgötterdienst. Die Veranstaltung hatte eine bestimmte Liturgie, in der alle offenen Fragen mit ein bisschen zerkautem Fliegenpilz und ominösem Geschwafel vernebelt wurden. Anschließend hieß es: Leider ist die *Show* zuende, aber schon sehr bald reichen wir uns hier die Hände.Drushba hat geschrieben:Aber wie würde das Ergebnis aussehen? Ich kann es mir nicht so recht vorstellen. Ich glaube, der Ansatz müßte aus der grundlegenden psychologischen Funktion des Storytellings heraus entstehen. Ich gehe mal davon aus, daß die Funktion einer Lagerfeuergeschichte zu Urzeiten nichts anderes als szenisch strukturierte Wissensvermittlung war.
We don't need another hero? Wir brauchen ganz viele. Die traditionellen Mythen stellen keine neuen Fragen, deswegen kann es auch keine neuen Antworten geben. Weiter:Drushba hat geschrieben:Modernere dramaturgische Ansätze wie die der Heldenreise gehen hiervon aus. Es geht beim Zuhören eher um eine stellvertretende "Lernreise", durch welche vom Protagonisten neue Fähigkeiten zur Problemlösung errungen werden und welche der Zuhörer bewußt oder unbewußt auf den Kontext seines Alltages bezieht.
Nur ist gut. Wäre gut. Gibt es nicht Fragen, auf die kein ehrlicher Mensch eine einfache Antwort geben kann? Kulturelle Konflikte? Soziale Konflikte? Psychische Konflikte? Generationenkonflikt? Wer hält es aus, die Fragen spannend (das heißt für mich: ohne Maggi-Fix-Antworten und quacksalberhafte moralische Gewissheiten) und ergebnisoffen zu stellen? Ein Film ist zu kurz, zu kompakt, um den Strom des Bewusstseins (danke, DWUA) in Fluss zu bringen, der die Bretterbuden der Alltagsgewissheiten fortspülen kann. Was ist, um im Bilde zu bleiben, der Mainstream anderes als der träge Strom des kollektiven Unterbewussten? Könnte man ihn riechen, würde man würgen.Drushba hat geschrieben:Das setzt Vorwissen des Erzählers und die Vergangenheitsform voraus. Ein Game ist Wissensaneignung durch Nachspielen und damit etwas völlig anderes als eine Story, die ihrerseits jedoch durchaus nachgespielt werden kann. Ich glaube daß alle funktionierenden dramaturgischen Formen - also Moderne und Postmoderne mit ihrem referenziellen Bedeutungszusammenhang - bereits durchdekliniert wurden und letztlich nur noch der Inhalt einer Story für Neuerung sorgt.
Eben nicht nur.Drushba hat geschrieben:... und letztlich nur noch der Inhalt einer Story für Neuerung sorgt.
Warum "net"? Bist auch bloß einer von "uns".sgywalka hat geschrieben:ne. bitte net.
einer der besten animationsfilme, um nicht zu sagen ein klassiker.DWUA hat geschrieben:www.youtube.com/watch?v=kG8WOijxK_g

