einsiedler hat geschrieben:Egal ob bei Video- oder Audioequipment. Der Trend geht seit Jahren immer mehr zu einfachen Wegwerfprodukten, die dafür zu billigen Preisen zu haben sind.
Ja, aber das würde ich etwas differenzieren.
Im Bereich Video ist der technische Fortschritt gerade bei den günstigen Geräten doch schon gewaltig. Ein Camcorder, der heute für 200 Euro verkauft wird, macht ein deutlich besseres Bild als ein Gerät, das vor 15 Jahren 500 oder gar 1000 DM gekostet hat.
Bei den Profigeräten ist es leider ähnlich. Wer vor 15 Jahren für richtig viel Geld eine teure Kamera mit hochwertigem (und schwerem) Objektiv gekauft hat, wird feststellen, dass die Kamera im Laufe der Zeit zwar nicht schlechter geworden ist, aber die neuen digitalen Aufzeichnungsverfahren deutlich praktischer sind und HD auch eine feine Sache ist.
Beim Audioequipment verhält es sich anders. Zwar ist die Digitalelektronik heute besser und billiger, aber ein analoges Mischpult, das vor 15 Jahren sehr gut war, ist heute immer noch gut. Die neuen sind nur marginal besser, wenn überhaupt.
Wer also vor 15 Jahren ein qualitativ hochwertiges Pult gekauft hat, kann das heute noch immer mit Freude nutzen. Das gleiche bei Effektgeräten, Limitern, Kompressoren usw.
Bei Musik habe ich bei der Pop-Musik eher den Eindruck, dass der durchschnittliche technische Standard der Produktionen gesunken ist. Legt mal einen Sampler wie Bravo Hits in den CD Player und hört mal die Anfang- und Endpassage der "Musikstücke" im Kopfhörer an. Genau, ganz oft hört man da Rauschfahnen, als ob das Werk auf altem Ampexband produziert wurde. Wurde es nicht, die Rauschfahne kommt durch die Dynamikreduktion (=Kompression). Moderne Pop-Musik hat oftmals weniger als 20dB Dynamik, wird per Software oder mit Geräten wie "TC Finalizer" alles auf laut getrimmt. Wenn man so produziert, kann auch mit günstigem Equipment aufnehmen, den Unterschied zwischen einem kleinen Xenyx-Einsteigermischer für 200 Euro und nem amtlichen Soundcraft-Stuidiomischer hört man am Ende nach der Dynamikvergewaltigung garantiert nicht mehr.
einsiedler hat geschrieben:Da hat mein 4-Spur Recorder von Akai kurz mal 1.800,-- DM gekostet, war einige Kilo schwer und 19" 4HE groß.
Der war aber noch analog, oder?
Ich gebe Dir Recht, im Audiobereich wird wesentlich weniger entwickelt. Früher (vor 25 Jahren) hatte sich jeder Jugendliche irgendwann mal eine Stereoanlage gekauft und dafür durchschnittliche 2000 DM ausgegeben. Von diesem Geschäft konnten Firmen wie Akai, Denon, Onkyo, Pioneer usw. prima leben. Zusätzlicher hatte man damals noch einen Walkman - ein Risengeschäft für Sony und einige andere Anbieter mobiler Abspielgeräte.
Heute steht im Jugendzimmer entweder ein Ghettoblaster für 100 Euro oder eine ipod-Dockingstation für maximal 200 Euro. Die 200 Euro hat Apple beim Verkauf des überteuerten ipod schon fast als Reingewinn eingefahren. Für die klassischen Hifi-Firmen bleibt da nicht mehr viel, auch weil inzwischen die Handyhersteller mehr als 90% des Bedarfs an mobilen Musikplayern decken. Die restlichen 10% landen bei Apple - der ipod-Touch ist bei Kindern extrem beliebt, weil man damit Musik hören und spielen kann. Ergo ist die Auswahl an klassischen Hifi-Geräten viel kleiner geworden, einige Hersteller sind ganz vom Markt verschwunden.
Ein Konzern wie Sony steckt in der Krise, weil denen fast die gesamte Unterhaltungselektronik weggebrochen ist. Keine Stereoanlagen, keine Walkmen und auch zu wenig TVs. Und die waren mal in vielen Bereichen Marktführer!
Gruß Holger