slashCAM
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Die Probleme der Filmkunst-Kinos durch die Digitalisierung

Beitrag von slashCAM »

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Die Probleme der Filmkunst-Kinos durch die Digitalisierung



Axel
Beiträge: 17011

Re: Die Probleme der Filmkunst-Kinos durch die Digitalisierung

Beitrag von Axel »

Als Programmkinogänger kann ich die Digitalisierung der kleinen Kinos nur sehr begrüßen, denn nicht nur einmal, sondern praktisch jedesmal habe ich mich über die Technik geärgert.

Ich kenne kein Programmkino, bei dem von den alten Leinwand"größen" her ein besserer Beamer nicht ausreichen würde. Aber das ist sowieso kein Thema, es muss sich ja eine Lösung finden.

Die Indie-Frage steht jetzt als sehr reale Möglichkeit direkt vor der Tür. Die Digitalisierung der Druckindustrie machte Buchveröffentlichungen im Eigenverlag auch für Normal- und Geringverdiener möglich. Sehr selten tragen sich diese kleinen Geschäfte. Das liegt an den Vertriebswegen . Wenn man selbst Internetpräsenz schaffen muss, mit Lesungen durch Buchläden tingeln usw., ist bei kleinen Auflagen kein Gewinn zu erwarten (vielleicht ist das jetzt durch E-Books etwas leichter. Ich hab jedenfalls schon zehn, dabei bin ich eine Leseratte. Aber auch E-Books müssen ja beworben werden). Die Situation ist für echte Indie-Filmer nicht anders. Was man sich von den Großen abgucken kann: Kino ist am besten als Messe für die weitere Verwertung durch z.B. V.o.D. zu sehen.

Es kann Einbildung sein, aber die digitalisierten Kunstkinos kommen mir besser gefüllt vor. Ist nur so ein Eindruck.



nephalym
Beiträge: 75

Re: Die Probleme der Filmkunst-Kinos durch die Digitalisierung

Beitrag von nephalym »

Bordwell beschreibt zwar den US-Markt, aber viele seiner Betrachtungen gelten auch für Deutschland.
Sorry, aber das stimmt nur sehr sehr eingeschränkt.

Die geschilderten Probleme betreffen die deutschen Filmkunstkinos in dieser Art und Weise fast überhaupt nicht. Diese ganze Kiste mit den VPF und co handelt man sich nämlich nur ein, wenn man einen Vertrag mit einem sog. 3rd-Party-Anbieter abschließt (bzw. bestimmte Verträge mit den Verleihern).

Das 3rd-Party-Modell funktioniert so: Der 3rd-Party-Anbieter finanziert dem Kino die Projektionstechnik. Um das selbst finanzieren zu können, hat die 3rd-Party Verträge mit den Verleihern und bekommt von diesen Geld (die VPF) pro gespielter Filmkopie. Die Kinos sind dann vertraglich auch an jene Verleiher gebunden (über die 3rd-Party), die den 3rd-Party-Anbieter finanzieren. Das bedeutet, wenn das Kino einen Film spielen will, der nicht von den betreffenden Verleihern kommt, muss es die VPF selbst an die 3rd-Party bezahlen als Ausgleich dafür, dass die 3rd-Party eben diese VPF dann nicht vom Verleih bekommt.

Wer das ungerecht findet, muss sich den Fall nochmal klar machen: Das Kino lässt sich die Technik vom 3rd-Party-Anbieter bezahlen, der sich das Geld in Form der VPFs von den Verleihern wiederholt. Die großen Verleiher bezahlen also in diesem Fall faktisch die Digitalprojektionstechnik der Kinos.

Übrigens: Das ganze gilt nur für ein paar Jahre. Wenn der Projektor erstmal refinanziert ist, fällt der ganze Kram wieder weg.

Nun zu den Filmkunstkinos in Deutschland:
-In Deutschland bekommen gerade die kleinen Kinos als sog. "Kriterienkinos" eine (gute, wenn auch nicht perfekte) Förderung von der FFA für die Digitalisierung.
-Wenn ein Filmkunstkino dennoch einen Vertrag mit einem 3rd-Party-Anbieter schließt (weil es noch mehr Geld als mit der FFA-Förderung sparen will oder nicht unter die Förderkriterien fällt), dann muss man noch mehr bedenken. Die allermeisten kleinen Verleiher haben sich in Deutschland zusammengeschlossen und zahlen eben jene VPF für das Kino an die 3rd-Party, wenn es eben statt einen großen Film einen kleinen spielt. Dass ein Kino in Deutschland also tatsächlich mal diese VPF zahlen muss, ist äußerst selten.

das Kino verliert durch die DCP-Verschlüsselung und die Bezahlung per VPF (Virtual Print Fee - der Ersatz für die Leihkosten für die Filmspulen) der Filme an Freiheit und Flexibilität.
-Wie beschrieben ist es falsch, dass das Kino die VPF entrichtet. Es kommt in Deutschland jedenfalls äußerst selten vor.Die VPF bezahlt nicht das Kino an den Verleih, sondern der Verleih an das Kino bzw. den erwähnten 3rd-Party-Anbieter!
Die allermeisten kleinen Verleiher zahlen die VPF für die Kinos, wenn es sein muss (s.o.).
Probleme mit der Programmplanung gibt es aber tatsächlich, z.B. in Form von vertraglich festgeschriebenen Turnrates.

-Die VPF ist nicht der Ersatz für die Mietkosten für Filmkopien (die gibt's weiterhin), sondern sozusagen eine "Ausgleichszahlung" des Verleihers für die Kostenersparnis bei Digitalkopien gegenüber 35mm-Kopien. Die VPF ist dadurch entstanden, dass die Verleiher viel Geld sparen, während die Anschaffung von Digitalprojektionstechnik in den Kinos sehr teuer ist. Um diese Anschaffung für die Kinos erheblich zu erleichtern (und attraktiver zu machen), wurde die VPF erfunden, die entprechend an die finanzierende 3rd-Party bzw. das Kino gezahlt wird.

-Die Praxis in Deutschland im Umgang mit der Verschlüsselung sieht so aus, dass die Kinos alle Schlüssel bekommen. Bisher ist eine Einschränkung der Flexibilität durch die Verschlüsselung in Deutschland jedenfalls nicht absehbar.
Dann muss ein 2K/4K-DCI konformer Projektor plus Server pro Kinosaal angeschafft werden
-Wenn das Kino sich einen Zentralserver (die gibt's auch für DCI-konforme Projektionstechnik) kauft, muss man nicht für jeden Saal einen Server anschaffen.



tom
Administrator
Administrator
Beiträge: 1535

Re: Die Probleme der Filmkunst-Kinos durch die Digitalisierung

Beitrag von tom »

Danke nephalym! Ich habe das gleich ergänzt!

Thomas
slashCAM



beiti
Beiträge: 5206

Re: Die Probleme der Filmkunst-Kinos durch die Digitalisierung

Beitrag von beiti »

Der Dreh- und Angelpunkt scheinen die Umrüstkosten zu sein, und da frage ich mich schon, ob die so hoch sein müssen.
In einem der kleineren Säle unseres Kinos wurden schon öfter Filme mit regionalem Bezug gezeigt, teilweise sogar recht erfolgreich. Das sehe ich durchaus als Vorgeschmack auf die Zukunft des Programmkinos.
Die benutzen dazu einen (soweit ich das durchs Projektionsfenster beurteilen kann) normalen Beamer, sicher etwas größer als ein Heimkino-Gerät, aber definitiv kein großer Kinoprojektor. Einmal hat der Vorführer zu früh das Bildfenster freigegeben, und da sah man kurz noch eine Menüeinblendung von einem Blu-ray-Player. ;)

Ich weiß, dass die "echte" Kinoprojektion nicht mit einfachen Beamern funktioniert, weil man dazu 2048 Pixel in der Breite sowie eine Möglichkeit zur anamorphotischen Projektion braucht. (Von 3D-Zeugs bleiben die Programmkinos ja hoffentlich noch verschont.) Aber muss das dann wirklich so enorm viel Geld kosten? Gibt es denn keinen Fortschritt, der die Technik schnell günstiger macht (wie man das ja auch bei Haushalts-Beamern kennt)? Dann könnten die Programmkinobesitzer das Problem noch ein, zwei Jahre aussitzen (oder mit günstigen Übergangslösungen hantieren, z. B. der genannte Beamer mit Blu-ray-Zuspielung für Filme, die nicht mehr als Filmkopien erhältlich sind).

Ich habe ein wenig die Sorge, dass jetzt Kinos im Schnellgang für sehr viel Geld umgerüstet werden und der Wert dieser Ausrüstung in wenigen Jahren zusammenschrumpft; dann fehlt aber erst recht Geld für wieder nötige Nachrüstungen oder Neuausstattungen. Bekanntlich sind ja die heute eingesetzten Kinoprojektoren noch längst nicht in jeder Hinsicht technisch befriedigend (die Kontraste sind noch nicht optimal, und auf größeren Leinwänden wünscht man sich in den vorderen Reihen mehr Auflösung). Ein digitaler Projektor ist also keine Anschaffung für die nächsten Jahrzehnte mehr, sondern wird schon bald wieder technisch hochgerüstet werden müssen.

Ich käme mir als Kinobesitzer blöd vor, wenn ich jetzt 50.000 Euro für einen Projektor zahlen muss und und in fünf Jahren, noch bevor die jetzige Anschaffung abbezahlt ist, ein viel besserer Projektor nur noch 15.000 kostet.



Axel
Beiträge: 17011

Re: Die Probleme der Filmkunst-Kinos durch die Digitalisierung

Beitrag von Axel »

Anamorphoten sind passé.
Und 50 000 € muss man nicht aus eigener Tasche berappen.
Das mit 3D sehe ich auch so (obwohl hier in einem Programmkino noch immer Pina läuft).

Mit dem Problem des technischen Fortschritts, dass man ständig nachrüsten muss, hast du sicher recht. Dass 4k aber (wie ehemals 70mm) eine Nische bleibt und 2k der verlässliche Standard, hat sich bereits herauskristallisiert.

Die Engpässe bei der Kopienverteilung (dass etwa ein Provinzkino einen Film mit "wenigen Kopien" erst Wochen nach Bundesstart bekam) sind weitestgehend Schnee von gestern. Und dass der Abstand in der Darstellungsqualität zu modernen Kinos nicht mehr ganz so groß ist, könnte sich auf Dauer positiv auswirken.



beiti
Beiträge: 5206

Re: Die Probleme der Filmkunst-Kinos durch die Digitalisierung

Beitrag von beiti »

Axel hat geschrieben:Anamorphoten sind passé.
Wie sollte man mit 2048 x 1080 Pixeln ohne Anamorphot auf Scope-Breite kommen? In den Prospekten von Kinoton ist von einem Anamorhothalter die Rede; keine Ahnung, wie andere Hersteller das umsetzen.



pilskopf
Beiträge: 4397

Re: Die Probleme der Filmkunst-Kinos durch die Digitalisierung

Beitrag von pilskopf »

Wir spielen Pina 3D auch noch und haben damit bislang 22k Zuschauer damit gemacht. Ist nicht so dass man nicht mit Kunst in 3D auch gute Zahlen schreiben kann. Und der letzte dieser Art wird Pina nicht sein.



Axel
Beiträge: 17011

Re: Die Probleme der Filmkunst-Kinos durch die Digitalisierung

Beitrag von Axel »

Axel hat geschrieben:Anamorphoten sind passé.
beiti hat geschrieben:Wie sollte man mit 2048 x 1080 Pixeln ohne Anamorphot auf Scope-Breite kommen?
Alle DCPs haben die Filme in quadratischen Pixeln. Es gibt 1080 x 1998 (1:1,85), es gibt 2048 x 857 (Scope), der Rest des Chips bleibt wohl ungenutzt.
beiti hat geschrieben:In den Prospekten von Kinoton ist von einem Anamorhothalter die Rede; keine Ahnung, wie andere Hersteller das umsetzen.
Ich auch nicht.



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