slashCAM
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Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von slashCAM »

Hier geht es zur Newsmeldung mit Link und Bildern auf den slashCAM Magazin-Seiten:
Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats



Axel
Beiträge: 17071

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von Axel »

#19: Coincidences to get characters into trouble are great; coincidences to get them out of it are cheating.
So spricht eine Atheistin. Eine der vergnüglichsten Filme, in denen #19 missachtet wird, ist o Brother, Where Art Thou?, und hier speziell The Lonesome Valley ;-)



Jominator
Beiträge: 220

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von Jominator »

Ein wirklich sehr schönes Beispiel :-)



mannamanna
Beiträge: 408

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von mannamanna »

Es lebe der Deus ex machina bzw. die göttliche Intervention!

manna



Blackeagle123
Beiträge: 4039

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von Blackeagle123 »

Weil es wirklich sehr interessant ist, habe ich mir mal die Arbeit gemacht und den Text (an manchen Stellen vielleicht auch etwas frei!?) für die nicht so gut englisch-sprechenden unter uns übersetzt, Kritik erwünscht.
Pixar Story Künstlerin Emma Coats hat eine Reihe von "Story Basics" in den vergangenen eineinhalb Monaten per Twitter verbreitet - Richtlinien, die sie von ihren älteren Kollegen gelernt hat, wie man ansprechende Geschichten zu kreieren hat:

# 1: Du bewunderst einen Charakter für mehr als nur seinen Erfolg.

# 2: Du musst bedenken, was interessant für dich als Zuschauer ist, nicht das, was Spaß macht, als Schriftsteller zu tun. Schreibe sie dann um.

# 3: Der Versuch ein Thema zu finden ist wichtig, aber Du wirst nicht sehen, was die Geschichte eigentlich bringt, bis du am Ende davon bist. Schreibe sie dann um.

# 4: Einmal gab es ___. Jeden Tag ___. Eines Tages ___. Aus diesem Grund ___. Bis schließlich ___. (Exposition, etwas besonderes passiert - Konflikt, Lösung)

# 5: Vereinfachen. Konzentrieren. Charaktere kombinieren. Über Umwege springen. Du wirst das Gefühl haben, dass du kostbare Sachen verlierst, aber es macht frei.

# 6: Worin ist dein Charakter gut? Mach daraus das genaue Gegenteil. Fordere die Charaktere. Wie gehen sie damit um?

# 7: Finde das Ende heraus, bevor Du die Mitte herausfindest. Im Ernst: Das Ende ist hart, finde es heraus und arbeite dann von vorne.

# 8: Beende deine Geschichte, lass los, auch wenn diese nicht perfekt ist. In einer idealen Welt hast du beides, aber mach weiter. Mach es besser, beim nächsten Mal.

# 9: Wenn du nicht weiterkommst, mach eine Liste, was nicht als nächstes passieren wird. Häufig wird das Material, was dich nicht weiterbringt, eine Lösung zeigen.

# 10: Ziehe die Geschichten auseinander. Die Geschichten, die du magst, sind ein Teil von dir, du solltest darüber nachdenken, bevor du sie verwenden kannst.

# 11: Wenn du eine Idee auf Papier bringst, beginnst du eine Geschichte festzulegen. Wenn du es als perfekte Idee in deinem Kopf bewahrst, wirst du sie nie mit anderen teilen.

# 12: Finde den ersten Weg, der dir in den Sinn kommt. Und den 2., 3., 4., 5. - vermeide das Naheliegende. Überrasche dich.

# 13: Gib deinem Charakter Meinungen. Passive, formbare Meinungen mögen beim Schreiben sympathisch erscheinen, aber es ist Gift für das Publikum.

# 14: Warum musst du DIESE Geschichte erzählen? Welcher Glaube brennt in dir, der deine Geschichte „nährt“? Das ist das Herz/ der Kern der Sache.

# 15: Wenn du dein Charakter wärst, in dieser Situation, wie würdest du dich fühlen? Ehrlichkeit verleiht Glaubwürdigkeit in unglaublichen Situationen.

# 16: Was sind die Herausforderungen/ Ziele der Charaktere? Gib uns Grund, den Charakter zu verstehen. Was passiert, wenn die Charaktere das Ziel nicht erreichen? Sammle und steigere die Chancen dagegen!

# 17: Keine Arbeit wird jemals verschwendet. Wenn es nicht funktioniert, lass die Geschichte los und zieh weiter - du wirst das eines Tages als nützlich empfinden.

# 18: Du musst dich selbst kennen: Den Unterschied, das Beste zu geben und zu jammern. Geschichte probiert aus und präzisiert nicht.

# 19: Zufälle, wie Charaktere in Schwierigkeiten geraten, sind groß; Zufälle, um sie dort herauszubringen, sind "geschummelt".

# 20: Übung: Nimm die Bausteine eines Films, den du nicht magst. Wie würdest du sie neu sortieren, um einen Film zu erhalten, den du MAGST.

# 21: Du identifizierst dich mit deiner Situation / deinem Charakter, du kannst nicht einfach "cool" schreiben. Wie würdest du dich jetzt verhalten?

# 22: Was ist die Essenz von deiner Geschichte? Wenn du das weißt, kannst du sie von dort aus aufbauen.

Viele Grüße,
Constantin
Zuletzt geändert von Blackeagle123 am Mo 05 Mär, 2012 21:42, insgesamt 3-mal geändert.



rollimo
Beiträge: 60

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von rollimo »

Blackeagle123 hat geschrieben:Weil es wirklich sehr interessant ist, habe ich mir mal die Arbeit gemacht und den Text (an manchen Stellen vielleicht auch etwas frei!?) für die nicht so gut englisch-sprechenden unter uns übersetzt, Kritik erwünscht.

Toll, Danke!!



Blackeagle123
Beiträge: 4039

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von Blackeagle123 »

@Axel: Wie das immer so ist, beim Schreiben, Kreativwerden, Filmen,...

Wenn man die Regeln mal kennt und beherrscht, kann man damit spielen oder sie bewusst (zu Gunsten des Films) brechen. Ich denke bei #19 auch spontan an Forrest Gump und dessen "Zufälle" :-)

Viele Grüße!



Axel
Beiträge: 17071

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von Axel »

Ich habe sehr viele Bücher zum Thema Drehbuch und Romanschreiben gelesen. Gut ist, dass in allen das Handwerkliche an der Erfindung betont wird. Aber die Amerikaner und die nach amerikanischem Vorbild auch bei uns geführten Schreibkurse glauben ernsthaft, dass nichts über ein Rezept geht. Für keinen einzigen der Romanklassiker und für keinen einzigen der Filmklassiker galt ein Rezept als Grundlage.

Einen praktischen Tip ("dann schreibe um") gibt es trotzdem: Einfach machen und nicht zuviel drüber nachdenken. Wenn du so gut sein willst, wie du es dir wünschst, kommt unweigerlich eine Blockade. Ein gutes Buch/Drehbuch ist die soundsovielte, umgeschriebene (besser neu geschriebene) Version, und die älteren Versionen landen am besten im Papierkorb. Auch auf Schnitt anwendbar.



NEEL

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von NEEL »

Axel hat geschrieben: Wenn du so gut sein willst, wie du es dir wünschst, kommt unweigerlich eine Blockade.
DAS werde ich mir ausdrucken und aufhängen!!!;-) Danke!



Blancblue
Beiträge: 837

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von Blancblue »

NEEL hat geschrieben:
Axel hat geschrieben: Wenn du so gut sein willst, wie du es dir wünschst, kommt unweigerlich eine Blockade.
DAS werde ich mir ausdrucken und aufhängen!!!;-) Danke!

Scheisse man, wirklich ein bemerkenswerter Satz Axel. Von Dir? Klingt bissl nach Dalai Lama.



Garfield007x
Beiträge: 85

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von Garfield007x »

@Blackeagle123:

ENDLICH, Danke !

Aber, das wäre eigentlich die Aufgabe der "Redaktion" von Slashcam,
anstatt nur irgendwelche Links im weltweiten Netz zu sammeln !!!

Nicht, daß ich des Englischen nicht mächtig wäre, aber es ist halt ein wenig mühsamer, als in Deutsch zu lesen.

Ich ERWARTE von einer so called "Redaktion", falls vorhanden, einfach diesen Service.



thsbln
Beiträge: 1696

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von thsbln »

Garfield007x hat geschrieben:
Nicht, daß ich des Englischen nicht mächtig wäre, aber es ist halt ein wenig mühsamer, als in Deutsch zu lesen.

Ich ERWARTE von einer so called "Redaktion", falls vorhanden, einfach diesen Service.
Naja, wenn es jetzt in einer weniger geläufigen als der noch-Weltsprache wäre und wir nicht in einem Land leben würden, in dem zumindest im ehemaligen westteil die letzte Generation wohl flächendeckend in der Schule Englischunterricht gehabt hätte, würde ich das vl. noch verstehen wollen, aber so... Willst Du dann auch alle Videothemen-relevanten Handbücher von Slashcam übersetzt bekommen?
損したくないあなたはここで買おう



Garfield007x
Beiträge: 85

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von Garfield007x »

thsbln hat geschrieben:
Garfield007x hat geschrieben:
Nicht, daß ich des Englischen nicht mächtig wäre, aber es ist halt ein wenig mühsamer, als in Deutsch zu lesen.

Ich ERWARTE von einer so called "Redaktion", falls vorhanden, einfach diesen Service.
Naja, wenn es jetzt in einer weniger geläufigen als der noch-Weltsprache wäre und wir nicht in einem Land leben würden, in dem zumindest im ehemaligen westteil die letzte Generation wohl flächendeckend in der Schule Englischunterricht gehabt hätte, würde ich das vl. noch verstehen wollen, aber so... Willst Du dann auch alle Videothemen-relevanten Handbücher von Slashcam übersetzt bekommen?
... tja, dann habe ich in dem Jahr in Miami wohl nicht genug Englisch gelernt ...

Und, JA, ich WILL
alles übersetzt bekommen!



Blackeagle123
Beiträge: 4039

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von Blackeagle123 »

Mir gefällt der Satz auch sehr gut. Ich sehe das mit den Rezepten genauso wie mit den Filmen:
Einmal anschauen, gründlich, was ich davon danach noch im Kopf behalte, das war gut (und nützlich). Es ist interessant, dass man (je mehr Erfahrung man hat, je mehr man schreibt), immer andere Details im Kopf behält. Hollywood-Drehbücher schreibt man nicht, nur weil man alle Regeln beachtet hat.

Setz dich hin, pack das "Märchenbuch" aus, erzähl eine spannende Geschichte. Wenn Dir jemand zuhört, hat die Geschichte Potential :-)

Viele Grüße!


PS: ...mich hat die Redaktion noch nicht nach einer Stelle gefragt... :D



domain
Beiträge: 11062

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von domain »

Blackeagle123 hat geschrieben: Setz dich hin, pack das "Märchenbuch" aus, erzähl eine spannende Geschichte. Wenn Dir jemand zuhört, hat die Geschichte Potential :-)
Ich habe meiner kleinen Tochter seinerzeit stundenlange selbsterfundene Geschichten erzählt. Kinder finden bald was aufregend auch wenn es im Vergleich zu Harry Potter ein ziemlich konfuser irrwitziger surealistischer Unsinn war. Ganz rote Wangen hat sie bekommen und da musste ich den Lauf der Geschichte regelmäßig dramaturgisch einbremsen, damit sie überhaupt einschlafen konnte.
Eine aufregende Geschichte ist ja die eine Sache, aber deren Verfilmung wieder eine ganz andere. Man stelle sich vor, unsereiner sollte mit bescheidenen Mitteln Harry Potter verfilmen. Aber offenbar glauben einige, dass das irgendwie doch möglich sei, speziell ohne Licht gefilmt braucht man ja keine Locations, keine Kostüme, keine Visagistin und speziell nur Laiendarsteller, weil man von ihnen ohnehin nicht viel erkennen kann ;-)



NEEL

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von NEEL »

Punkt Nr. 14 ist das IMHO der wichtigste. Es geht darum, was der Kern der Geschichte ist. Meist ist das nur etwas, über das man sich selbst aufregen kann, also emotional involviert ist. Also: Was will man erzählen? Umberto Eco schrieb einmal, daß er einen Mönch umbringen wollte und dies die Initialidee zu "Name der Rose" war. Doris Dörrie wollte einen Charakter zeichnen, der vielen alltäglichen Widerwärtigkeiten wie der HartzIV Behörde ausgesetzt ist und gegen sie den Kampf aufnimmt. Heraus kam die "Friseuse". Aber sowohl Eco wie auch Dörries sind engagierte, interessante Persönlichkeiten, die allein deswegen kaum in die Verlegenheit kommen werden, langweiliges zu erzählen.

Ich glaube, das Problem mit den Stoffen ist eher, daß die meisten Filmemacher zu blaß und abgeklärt daherkommen, sich zu wenig oder zu unehrlich aufregen, zu saturiert sind und allein deswegen vom kleinen Fernsehspiel angefangen bis zum deutschen Kinoprodukt die meisten Filme wohlkonstruierte, aber relativistische Kackplots beinhalten, die niemanden Interessieren... statt daß der Durst des Publikums endlich gestillt und streitbare Positionen eingenommen würden! Passend dazu auch Regel Nr. 13: Give your characters opinions. Passive/malleable might seem likable to you as you write, but it’s poison to the audience.

Vielleicht wäre der Einstieg zum guten Filmemachen ja erstmal Stéphane Hessel zu lesen und verstehen, statt sich auf Drehbuchworkshops zu stürzen...;-)

Selbst Hollywood stellt sich IMHO oft stärker und besser gesellschaftlich relevanten Themen als deutsche Filme. Nicht nur viele Irakkriegsdramen, auch zivilisationskritische Töne finden neben dem Mainstream ihren Platz - und machen Kasse, weil sie relevant sind!



Axel
Beiträge: 17071

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von Axel »

NEEL hat geschrieben:Selbst Hollywood stellt sich IMHO oft stärker und besser gesellschaftlich relevanten Themen als deutsche Filme. Nicht nur viele Irakkriegsdramen, auch zivilisationskritische Töne finden neben dem Mainstream ihren Platz - und machen Kasse, weil sie relevant sind!
Sie nahm die Worte Recht aus meinem Mund.

(Google-Übersetzung von you took the words right out of my mouth, wer gerne lacht, lässt sich vom Google-Übersetzer mal Slashcam auf Englisch anzeigen)



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von Frank B. »

domain hat geschrieben: Ich habe meiner kleinen Tochter seinerzeit stundenlange selbsterfundene Geschichten erzählt.
Das hab ich auch gemacht :). Zunächst als Kind meinem um sechs Jahre jüngeren Bruder und später als Erwachsener auch meinen Kindern. Es ist eine interessante Erfahrung zu erzählen ohne genau zu wissen, wo man am hin kommt.
Auch heute erzähle ich noch oft Geschichten vor Kindern, allerdings sind die vorbereitet. Die Erfahrungen sind ganz unterschiedlich. Es kommt meistens viel stärker auf den "Draht" an, den ich zu meiner Zuhörerschaft finde als auf den Inhalt der Geschichte selbst.
In der der Rückschau auf men Leben gab es auch Personen, denen ich liebend gern zugehört habe, allein weil sie eine schöne Stimme hatten, sympatisch oder liebevoll waren oder einfach nur packend erzählen konnten. Andere Personen habe ich gemieden. Die kamen erst gar nicht dazu, mir eine Geschichte zu erzählen ;).
Ich lade hin und wieder für eine Kindergruppe professionelle Märchenerzähler ein. Für mich immer wieder ein Erlebnis, wie diese die Kinder erreichen noch bevor sie ihre Märchen erzählen. Da wird es still schon nach den ersten Worten. Manche wirken schon allein durch ihre Präsenz.
Um es mal auf diesen Thread hier zurück zu bringen: Vielleicht ist die Geschichte gar nicht immer das Tragende im Film bzw. Kino. Vielleicht sind es manchmal einfach nur die Medien. Die Bilder oder die Schauspieler, die einen Charakter glaubhaft darstellen können und die Stimmung, die erzeugt wird. Das schließt eine gute Geschichte ja keinesfalls aus. Andererseits bringt die gute Geschichte nichts, wenn sie nicht so rübergebracht werden kann, dass die Leute berührt werden.



NEEL

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von NEEL »

Frank B. hat geschrieben: Vielleicht ist die Geschichte gar nicht immer das Tragende im Film bzw. Kino. Vielleicht sind es manchmal einfach nur die Medien. Die Bilder oder die Schauspieler, die einen Charakter glaubhaft darstellen können und die Stimmung, die erzeugt wird.
Das ist der andere - konträre - Punkt, der jeden Dramaturgen stutzig machen sollte. Filme mit Till Schweiger scheinen dies zu belegen, denn sie gehen immer. In Hollywood heisst es, eine Star ist dann ein Star, wenn die Leute vernarrt hinschauen. Dass wir von dieser Sorte zu wenig haben ist ein - wohl leider - anderes Problem des deutschen Kinos;-)



Axel
Beiträge: 17071

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von Axel »

Til Schweiger als garantierter Kassenmagnet? 1 1/2 Ritter widerlegt das.

Ich bin dagegen, Erfolg mit Qualität gleichzusetzen, sonst müsste man z.B. Putin für einen echt guten Staatsmann halten. Oder den Hamburger Royal TS für die definitive Krönung der internationalen Küche.

Das ist das Faule an Erfolgsrezepten. Millionen Fliegen ...

Eine Sache hat Christoph (b.k.a. Blackeagle123) falsch übersetzt:
# 12: Finde den ersten Weg, der dir in den Sinn kommt. Und den 2., 3., 4., 5. - finde einen selbstverständlichen Weg. Überrasche dich.
#12: Discount (=abziehen, nicht mitrechnen) the 1st thing that comes to mind. And the 2nd, 3rd, 4th, 5th – get the obvious out of the way. Surprise yourself.
Besser hieße es: Vermeide das Naheliegende. Gemeint ist es von Emma wohl so, dass das Selbstverständliche als Storyelement schlicht langweilig ist. Mir kommt dabei der hier schon besprochene Enter The Void in den Sinn, der aufgrund seiner in jeder Hinsicht unkonventionellen Art keine Aussicht auf kommerziellen Erfolg hatte. Ich glaube fest daran, dass die Wirklichkeit für uns nicht begreifbar ist und jede konventionelle Art, etwas herzurichten, eine Lüge.

Aber was der Artikel meint, ist Sensation. Das Sensationellste ist natürlich das Unerhörte, Revolutionäre. Das ist kein Rezept, aber eine Zutat, die vielen Filmen fehlt.



domain
Beiträge: 11062

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von domain »

Frank B. hat geschrieben: Das hab ich auch gemacht :). Zunächst als Kind meinem um sechs Jahre jüngeren Bruder und später als Erwachsener auch meinen Kindern. Es ist eine interessante Erfahrung zu erzählen ohne genau zu wissen, wo man am hin kommt.
:-)
Es gibt da offenbar so Familientraditionen. Angefangen hat es bei meinem Vater, der uns Kindern auf zu langen Wanderungen Geschichten erzählte. Der Rest des Weges flutschte dann nur so ohne Mühe dahin. Dann haben mein Bruder und ich abends im Bett gemeinsam eine unendliche Geschichte entwickelt und all unsere Träume dort "realisiert". Dann habe ich es mit meinen Kindern ebenso gehalten und danach hat speziell meine Tochter schon sehr früh begonnen, Geschichten zu erfinden und zu illustrieren, was sie bis heute macht.
Das Interessanteste ist beim Erzählen, dass man selber oft nicht weiß, wohin die Geschichte führen wird und auch, dass man viel von Dramaturgie zu lernen beginnt. Wird die Story zu langweilig und beginnt das Kind zu gähnen, dann erzählt man zwar weiter, denkt aber im Hinterkopf schon über eine unerwartete dramatische Wendung nach, die einen neuen Drive erzeugen kann.
Ist eine lustige Selbsterfahrung, das Geschichtenerzählen.
Wesentlich sind m.E. das Abnormale in der Geschichte und zweitens die unerwarteten Wendungen, mit denen man nicht gerechnet hat und von denen man selbst überrascht ist.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von Frank B. »

Axel hat geschrieben: Ich bin dagegen, Erfolg mit Qualität gleichzusetzen
Ich auch, aber möglicherweise gibt es mehrere Qualitätsebenen um die Geschichte herum. Offensichtlich bedeutet ja allein eine gute Geschichte noch lange nicht gute Qualität. Oder anders gesagt reden wir einerseits von der Qualität einer Geschichte und andererseits von der Qualität eines Films, dem eine Geschichte innewohnt.
Emma Coats hat wohl nur den Blick auf die Geschichte geworfen und wir sollten das auseinanderhalten von einem guten Film, zu dem noch mehr Elemente dazu gehören.
In den letzten Jahren ist mir kaum ein Film untergekommen, dessen "Geschichte" mich voll begeistert hat. Kommt mir so vor als sei alles schon mal da gewesen oder so konstruiert, dass es nichts mit mir zu tun hat. Ich möchte mich gerne in Filmen wiederfinden. Das muss jetzt nicht der Maßstab für alle sein, aber mir geht es eben so.



Frank B.
Beiträge: 9318

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von Frank B. »

domain hat geschrieben: Wesentlich sind m.E. das Abnormale in der Geschichte und zweitens die unerwarteten Wendungen, mit denen man nicht gerechnet hat und von denen man selbst überrascht ist.
Ja, auf alle Fälle. Manchmal aber wohnt Geschichten etwas Magisches oder auch Meditatives inne. Grade bei kleineren Kinder erlebt man es sehr oft, dass sie ein und die selbe Geschichte immer wieder hören wollen.
Ich bin nicht sicher, ob es uns Erwachsenen nicht auch noch so geht. Wir tragen Bilder und Vorstellungen in uns, die wir gern in irgendeiner Form bedient hätten. Entweder bestätigend oder herausfordernd, weniger allerdings ablehnend.

Eine schöne Szene dazu aus dem Animationsfilm Ratatouille, in der die Ratte Remy dem Restauranttester ein gewöhnliches Bauernessen, eben dieses Ratatouille serviert, dass allerdings in diesem eine Eruptuion an Gefühlen auslöst, da er durch diesen Geschmack in seine Kindheit versetzt wird. Seine Mutter hatte genau so gekocht.

Ich sehe da schon Parallelen zur Film- und Erzählkunst. Manchmal reicht schon eine einfache Geschichte, die durch die richtige Besetzung (es müssen nicht immer Stars sein) ungewöhnlich intensiv wirkt. Für einen anderen bedeutet sie nichts (es müssen auch keine Kassenschlager sein).



domain
Beiträge: 11062

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von domain »

Ja da könnte man noch lange philosophieren, was eine Geschichte interessant macht. Ich denke, es gibt da zumindest zwei Gruppen von Menschen, die „Wiederholungstäter“ und die Langeweile-Vermeider. Kinder sind anscheinend längere Zeit Wiederholungsmenschen, immer und immer wieder wollen sie aus der behüteten Sicherheit heraus nacherleben, wie das Böse besiegt und das Gute belohnt wird. Ein Märchen kann gar nicht grausam genug für den Bösewicht enden, am besten soll er geteert und gefedert und danach noch gevierteilt werden, während das Aschenputtel zuletzt Prinzessin wird.
Irgendwie muss in allen Geschichten was Moralisches, muss eine Aussage über das zugrunde liegende Wertesystem durchscheinen.
Ich persönlich kann so gut wie keine Spielfilme mehr ansehen und wenn dann nur einmal, alles wird mit zunehmenden Alter (zumindest bei mir) immer langweiliger, eigentlich schade.
Fast alles ist erzählt, es gibt kaum noch Aufregendes.
Was die von uns gerade noch realisierbaren Spielfilme anlangt, so kann es sich wohl nur um kammerspielartige Minidramen oder -kommödien handeln. Aber auch das kann sehr reizvoll sein.
Allerdings weniger gefallen mir in der Regel junge Videofilmer, die sich supercool gegenseitig filmen, im Glauben, dass sie schon aufgrund ihreres Äußeren wirken. Selten eine gute Idee dabei, fast keine in der Regel viel talentiertere Frauen und fast immer Gewalt und Blut.
Kann man m.E. alles vergessen und speziell auch die Hinweise auf die Kamera und deren tolle Lowlightfähigkeit inkl. DOF und dann noch die meist ziemlich unbeholfenen und unpassenden CGI-FX Effekte. Entweder man beherrscht sie oder man zeigt sie lange nicht her.
Aber ok, man darf mit Anfängern nicht immer so streng ins Gericht gehen, das sehe ich auch ein, irgendwann beginnt man mal und dann geht es eben weiter....



Blackeagle123
Beiträge: 4039

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von Blackeagle123 »

Danke, habe es geändert: "Vermeide das Naheliegende" trifft es allemal besser.



NEEL

Re: Story-Telling Tricks von Pixar-Mitarbeiterin Emma Coats

Beitrag von NEEL »

domain hat geschrieben: Ich persönlich kann so gut wie keine Spielfilme mehr ansehen und wenn dann nur einmal, alles wird mit zunehmenden Alter (zumindest bei mir) immer langweiliger, eigentlich schade.
Fast alles ist erzählt, es gibt kaum noch Aufregendes.
Das ist und war schon immer das Problem des (alternden) Bürgertums. Man frisst in der geheizten Stube gemütlich Kartoffelsalat und kümmert sich um seinen eigenen Krams, schlägt die nutzlose Langeweil mit Technik tot... das Leben ist vorbei und damit auch die Leidenschaft. Das es anders geht, zeigt der oben erwähnte Stéphane Hessel, aber dieser zählt sich auch bewußt nicht zur bürgerlichen Klasse;-)



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