Ich bin zur Zeit daran ne Kamera Evaluation für meinen Arbeitgeber zu machen.
Als primäre Kandidaten stehen die RED Scarlet, die Sony F3 und natürlich die Canon C300 im Zentrum der Evaluation.
Anfangs war ich gegenüber der C300 ziemlich skeptisch.
Die RED Scarlet hatte es mir von Anfang an angetan, 4K und Raw klingt einfach zu gut. Auch der Scarlet Preis klang wirklich gut. Doch wenn man eine faire und praxisnahe Evaluation macht, dann sollte man natürlich mehrere Faktoren einbeziehen.
Da ich in der Vergangenheit eher mit kleineren Kameras gearbeitet habe, bedeutet ein solcher Neukauf natürlich auch dass das ganze Umfeld angepasst werden muss (Stativ, Schulterrig, Studiorig etc..)
Rechnet man sich die Variante in einer kompletten, altagstauglichen, vielseitig einsetzbaren Lösung durch, so kommt die Scarlet mit EF Mount etwa €800 teurer als ne F3 mit Serienoptik und die C300 kommt ca. €3250 billiger als die Scarlet.
Alle Lösungen sind so kalkuliert dass auch etwas längere Sequenzen (bis 1.5 Std) auf ein einzelnes Medium unterbruchsfrei aufgezeichnet werden kann. D.h. bei der Scarlet ist ein externer SDI Recorder und SSD's in der Evaluationsliste (über Sinn und Unsinn kann man sich natürlich unterhalten ;o) , bei der C300 braucht es diesen nicht, da auf den CF Karten genügen Platz ist.
Auf den ersten Blick könnte man nun meinen dass man für den Scarlet Aufpreis auch wesentlich mehr bekommt. Dies ist leider nur begrenzt und in spezifischen Anwendungen der Fall. Natürlich bietet die Scarlet 5K (ab 4K brauchbar) doch da ich keine, noch keine 4K Endprojekte habe, würde ich meist mit 3K Filmen. Natürlich wäre das praktisch um das Bild allfällig etwas anders zu positionieren, doch leider wird bei Auflösungen unter 5K bei der Scarlet auch automatisch die Sensorfläche gecropt. Dies bedeutet dass es schwierig wird für die Scarlet entsprechend brauchbare Weitwinkel zu finden. Dies weil durch den 3K/2K Crop das Bild massiv vergrössert wird. Ganz geschweige von einer Slomo in 720P.
Für den Cinebereich mag die Scarlet in Ihrer Rohversion super und günstig sein. Doch selbst RED deklariert die Epic und Scarlet aktuell noch als Betaversionen dessen Firmware täglich erweitert und debugged wird. Noch fehlende Audiounterstützung im Premiere Direktimport gänzlich, keine direkt vorhandene XLR Anschlüsse, extrem anfallendes Datenvolumen, kaum brauchbare Laufzeiten der Griffbaterien(ca. 20 min Standby/stk,) Instabilität im Betrieb, Temperaturanfälligkeit machen die Cam einfach nicht/noch nicht „alltagstauglich“. Für den gezielten und bewussten szenischen Einsatz gelten Red Cams aber sicher mit zu den Favoriten. Wer die RED Farbkorrekturmöglichkeiten gesehen hat wird mir sicher zustimmen.
Die C300 hingegen scheint ein neues, leichtes Altagstier zu sein mit welchem man gute Bilder in handlebarer Datengrösse fabrizieren und verarbeiten kann. Die Zuverlässigkeit dürfte bei Canon erfahrungsgemäss grösser als bei Red sein und zur Not gibt’s Support gleich um die Ecke.
Natürlich hat auch die C300 in meiner Sicht noch Defizite. Die als Anbauteil platzierten XLR Anschlüsse überzeugen mich in ihrer Position nicht. Aber zumindest sind sie inkl. Phantomspeisung direkt mit der Kamera mitgeliefert. Die an der Kamera fehlende AF-Unterstützung der EF Version ist für mich nicht nachvollziehbar, da es scheinbar möglich ist die Schärfe via Remote App (z.B. auf dem iPad) elektronisch zu ziehen… Ich hoffe doch sehr, dass hier mit einem Firmware Release noch nachgebessert wird.
8Bit als maximal Ausgabeformat klingt auch nicht gerade nach dem für was man bezahlt. Doch wenn ich mir die aktuellen Demofilme anschaue so sieht das doch trotzdem sehr gut aus. Zudem verwendet die C300 einen 4K Chip um ein FullHD Bild zu berechnen. Dies ermöglicht natürlich mehr Information für das Bild zu berücksichtigen. Schaut man sich z.B die aktuelle C300 Moire Demo an, so sieht man recht beeindrucken was die Kamera da leisten kann. Etwas enttäuschend finde ich auch das 50P nur in 720P möglich ist. In der heutigen Zeit und Preisklasse doch sehr enttäuschend.
Tja, und dann wäre da noch die Sony F3.
Meiner Meinung nach liegt sie näher bei der C300 als der Scarlet. Doch die C300 scheint einige Vorteile gegenüber der F3 zu haben. Internes Aufnahmeformat, Objektiv Optionen, Speichermedium, Display, Grösse etc. Noch habe ich die 3 Bundleobjektive der F3 nicht persönlich getestet, doch viel gutes hab ich darüber nicht gelesen. Rechnet man da den F3 Preis plus separate PL Linsen ein wird es auch gleich wieder teurer und man übersteigt die Kosten der Scarlet. Schade ist, dass es für die F3 noch keinen wirklich brauchbaren EF Adapter gibt, bei welchen man auch die Blende elektronisch oder mindestens manuell einstellen kann. Eine DSLR zum Einstellen der EF Blende zu verwenden ist auf die Dauer doch etwas mühsam.
Tja, die eierlegende Wollmilchsau gibt’s nicht und wird es auch in Zukunft kaum geben.
Jede Cam hat ihr optimales Einsatzgebiet wo sie punkten kann.
Ich für meinen Teil seh zumindest bei den 3 genannten Cams die C300 als diejenige welche den für mich potentiell grössten brauchbaren Einsatzbereich hat. Und da die C300 nun scheinbar auch günstiger werden soll, wird sie auf jeden Fall auch finanziell interessanter.
Natürlich sollte man sich auch überlegen ob es nicht Sinn macht Material anzumieten anstatt zu kaufen.
Denn so hat man fast immer eine der optimalen Lösungen. Ab einer gewissen Anzahl von Drehtagen macht das aufgrund der zusätzlichen Administration und Kosten dann evtl. auch keinen Sinn mehr.
Tja, für mich und mein Anwendungsgebiet ist die C300 aktuell wohl eine der besseren Lösungen.
Ich freu mich schon darauf diese Cam live zu testen um zu sehen wie sie sich ein meinen Händen verhält.
Zuletzt geändert von coyut am Mo 05 Dez, 2011 13:08, insgesamt 1-mal geändert.
Natürlich könnte man bei der F3 noch S-Log 4:4:4 für $3500 dazu kaufen und dann mit einem externen Rekorder aufzeichnen.
Bevor ich das tun würde, würde ich mir nochmals ernsthafte Gedanken über eine EF Scarlet machen. Denn wenn ich schon mehr Material anschrauben muss um besser arbeiten zu können, dann kann ich auch gleich ne RED kaufen.
Ein anderer Punkt auf welchen ich noch nicht eingegangen bin, ist Grösse und Gewicht.
Da ich sehr oft mit dem Flieger unterwegs bin, könnte die C300 auch hier punkten. Kleiner und leichter gibt es in dieser Klasse kaum ohne ne reine Plastikbox zu sein, oder viele Bedienelement weg zu lassen.
Das Teil ist echt kompakt. Da kriegt man die Cam mit realtiv viel Zubehör in ein Onboard Gepäck :o) Von der Optik her könnte es eher mit einem Fotoaparat verglichen werden, was gerade in Ländern wie Marroko die Einreise vereinfachen kann.
Klingt alles schon sehr gut, doch ich will sie mir natürlich auch mal Live anschauen und damit rumspielen bevor ich mir eine endgültige Meinung mache.
Dies dürfte in der Schweiz aber leider erst gegen Februar der Fall sein :(
Die Ergebnisse würden mich auch interessieren, wenn wir nicht auch schon eher Gelegenheit habe sollten. Aber ich glaube, da hat die Schweiz den Vorzug :-)
Tja, Berlin kam schon zusammen mit London und L.A. zum Handkuss.
Gemäss Canon CH sieht es nicht so aus, dass es noch dieses Jahr ne Möglichkeit gäbe ne C300 in der Schweiz zu sehen.
Evtl. Soll es zur Neueröffnung eines Händlers Anfang 2012 klappen, dies ist aber noch nicht bestätigt.
Ist ja auch verständlich dass der Event in Berlin abgehalten wurde.
Im Vergleich ist die CH-Zielgruppe doch recht bescheiden.
coyut hat geschrieben:.....Die an der Kamera fehlende AF-Unterstützung der EF Version ist für mich nicht nachvollziehbar, da es scheinbar möglich ist die Schärfe via Remote App (z.B. auf dem iPad) elektronisch zu ziehen… Ich hoffe doch sehr, dass hier mit einem Firmware Release noch nachgebessert wird....
Ich denke das war ein konsoquenter Schritt von Canon. Die (Foto) Objektive neigen zum pumpen beim focussieren ( wenn wir jetzt mal von einem Dauer / Nachführ Focus ausgehen)
Also lieber weggelassen , bevor im nachhinein die Beschwerden kommen.
Via Remote (App) könnte man ähnlich wie bei den DSLR Cams so etwas realisieren. Aber auch mehr in die Richtung eines Push Focus.
Natürlich is es so, dass es bei den EF Objektiven teils frapante Unterschiede gibt. Min. Push hätte aber auch an der Cam drin sein sollen. Diesbezüglich zeigt Red mit den unterschiedlichen EF Fokus Optionen bei der Epic und Scarlet gerade was Canon verpasst hat. So finde ich die elektronisch speicher- und abrufbaren Fokuspunkte ziemlich interessant.
Red hat hier den Weg so gewählt, dass sie alle offiziell getestete Objektive in einer Liste publizieren.
Natürlich sollte man nicht vergessen, dass die meisten EF Objektive für einen anderes Einsatzgebiet gebaut wurden und auch entsprechen weniger gekostet haben.
Doch auch hier scheint es Besserung zu geben, da vermehrt von EF Cine Objektiven zu hören ist.
Die EF Cine Primes sind aber reine MF Optiken - also nix mit AF.
.......................
Es gibt aber Patente die zeigen das Canon anscheinend den Blenden Ring wieder beleben will - was ja durchaus intressant sei. ( Bezogen auf den Absatzmarkt für Filmer)
Was da RED gebastelt hat ist wirklich schon beachtlich , da kann man durchaus zurecht fragen warum Canon die Option nicht angeboten hat mit der C300.
Bei reduser.net gibt es diesbezüglich einen Thread.
Da EF erst seit der aktuellen Alpha 1.7.10a Firmware, welche vor ein paar Tage released wurde, unterstützt wird, gibt es noch nicht so viele die damit rumspielen. Zudem ist es so, dass in der genannten Alpha das Playback auf dem Epic Monitor noch nicht aktiviert ist.
D.h. mit den aktuellen Alpha Firmwares muss man sich für Alpha Firmware mit Playback oder Alpha Firmware mit Autofokus entscheiden.
Die meisten nutzen ihre RED Cam für produktive Einsätze und lassen daher erst mal die Finger von Alphas.
Aus diesem Grund wird es noch eine Weile dauern, bis die Leute diese Funktionen verwenden, wenn denn mal eine neue Release Firmware bereit steht.
Der Fokus wird bei RED übrigens kontrastbasierend aufgebaut.
Die folgenden Fokusoptionen stehen in der Alpha zur Verfügung:
Manual
Confirm
Single
Continuous
Touch Track
Rack
Anbei eine schon etwas ältere Demo von Rack Focus. Die Geschwindigkeit des Fokuswechsels kann nicht, oder evtl. noch nicht eingestellt werden.
Gutes Beispiel im Video, das zeigt, dass man diesen Fokus so nicht gebrauchen kann. Zappelig und wenig soft. Liegt eben daran, dass der Motor in Intervallen schalltet. Totaler Mist.
Mal ehrlich: Canon wird schon wissen, warum sie das nicht in die C300 packen.
Die FS100 hab ich ebenfalls angeschaut.
Aufgrund der Bauart und vor allem der wesentlich niedrigeren Bauqualität ist diese aus meinem Raster gefallen. Da ich oft unterwegs bin, ist so ein Kunstofftiger mit Wackelsucher nicht das Wahre für meine Bedürfnisse.
Hätte ich die Sony FS100 hier mit einbezogen, dann hätte ich auch die Panasonic AF101 mit reinnehmen müssen. Irgendwo musste ich halt den Strich ziehen. Und ne FS100 mit einer Scarlet zu vergleichen wäre dann aus verschiedenen Gründen wieder Aepfel mit Birnen verglichen. Selbst wenn Sie den F3 Sensor hat.
Auch könnte man erwähnen, dass es zu einem späteren Zeitpunkt bei der Scarlet möglich sein soll das Dragon Update zu verbauen. Die erlaubt die Qualität und evtl. Aufnahmeformate massiv zu verbessern. Das zu diesem Update aber noch keine konkrete Informationen erhältlich sind und von RED schon angedeutet wurde dass so ziemlich das gesammte Innenleben bei der Scarlet dann ausgetauscht werden muss, dürften die Endkosten dann vermutlich in die Nähe einer Epic rutschen (Scarlet + Dragon Update + Versandkosten). Die Epic soll noch genügen Reserven haben, so dass der Sonsor alleine getauscht werden kann.
Somit wird dieses Update bei der Epic wohl mehr Sinn machen.
"Da ich oft unterwegs bin, ist so ein Kunstofftiger mit Wackelsucher nicht das Wahre für meine Bedürfnisse."
Dachte ich zuerst auch. Beim Auspacken war der erste Reflex: was für ein Schrott, die wird zurückgehen. Inzwischen aber: gerade als Reisecam eine feine Sache. Der "Kunststofftiger" hat einen absolut stabilen Metallbody mit Kunststoffhaut wie jede andere Sony-Kamera auch. Das Anklick-Guckrohr als Sucherersatz ist natürlich nur ein Notbehelf, erfüllt aber bei Bedarf seinen Zweck. Besser als gar kein Sucher (Scarlet/EPIC ohne Bomb) allemal. Für die paar Tausender eine Kamera, die richtig Spaß macht, wenn man sich mal dran gewöhnt hat. Nur die fehlenden ND-Filter schmerzen immer wieder. Canon zeigt bei der C300, dass es kein raumgreifendes Rad sein muss, die klappen einzelne Filter seitlich ein, das geht auch in einem kleinen Gehäuse. Bei der FS150 dann, Sony, bitte.
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