Also, erstmal deine Fragen:
Mich würde interessieren, wie sich die SONY A77 oder 65, in der Grundausstattung mit den Objektiven von Sony 18-55 und 55-200, so als " Alletagecamcorder" schlägt. Damit meine ich nicht das Handling, sondern beim Filmen die Bildqualität und das Low-Light-Verhalten.
Die Kit-Objektive sind allesamt nicht lichtstark, taugen daher für Tagesaufnahmen - Lowlight ist damit nicht machbar. Die Kamera selbst kann mit max. ISO von 1600 arbeiten. Das kann u.U. ok aussehen, rauscht jedoch stark.
Die Kamera produziert dafür aber ganz brauchbares 25p, es ruckelt und hackelt nicht und sieht gut aus. Wenn man dann mit dem Shutter noch auf 1/25 runtergeht, dann lässt sich ordentlich was rausholen.
Der Shutter lässt sich zudem bis ganz unten runterdrehen, ich meine bis 1/3 oder 1/4. Wenn Du also nur stehende Motive hast, dann ist das echt perfekt.
Klar, mit besseren Objektiven, besseres Bild. Aber kommt die Filmqualität mit den mitgelieferten Objektiven, bei richtiger Bedienung, an die eines Camcorders, wie Sony CX550 o. Pana 7.., heran? Oder liegt sie auf dem Niveau der Fotoknipsen: Sony HX9, HX100?
Es gibt ja noch das 16-50mm 2.8 SSM. Das Objektiv ist zwar teuer, jedoch wirklich nice und kein Vergleich zum z.B. günstigeren Tamron 17-50mm 2.8. Von der Lichtausbeute sind beide zwar identisch, beim 16-50 ist der Autofocus der Kamera jedoch sehr schnell und vor allem leise. Als Point & Shoot Camcorder taugt die Kamera daher absolut.
Ich habe zusätzlich noch ein Sigma 20mm 1.8 im Gebrauch. Ist ne Festbrennweite, macht jedoch ein ganz gutes Bild so ab Blende 2.2/2.5.
Von der Bildqualität - tja, schwer zu sagen. Die Kamera leidet leider unter folgenden Problemen:
Schlechtes Pixel-Binning
Der 24 MP Sensor wird zwar nur teilweise ausgelesen (es gibt ja den wundervollen Video-Crop wodurch man Weitwinkligkeit verliert). Leider hat Sony das Binning nicht anständig hingekriegt, wodurch einige feine Linien Flackern können. Betrifft jedoch nur horizontale und diagonale Linien. Je vertikaler es wird, desto weniger tritt das Problem auf. Es ist übrigens vergleich mit Aliasing:
http://www.gemaga.com/wp-content/upload ... mbnail.png
nur dass es teils schlimmer sein kann. Das Problem ist präsent, fällt jedoch nur bei entsprechenden Mustern auf - dann jedoch sehr unangenehm. Wenn diese Muster sich jedoch nicht bewegen (z.B. Dreh vom Stativ), dann sieht man das Problem nicht.
Das Video von der Videoaktiv mit dem vorbeifahrenden Boot ist übrigens schon ein Extrembeispiel. So krasses Aliasing habe ich mit meiner A77 nie gehabt - liegt womöglich daran, dass die Videoaktiv ein Vorserienmodell hatte.
Auf jedem Fall ist das ein großes Minus und sehr schade, weil das 50p dann auch irgendwie fürn Popo ist.
Allgemein etwas weiches Bild
Die Kamera ist nicht so scharf wie meine GH2 oder die EX3. Details sind vorhanden, aber die Schärfe lässt stellenweise zu wünschen übrig.
Das kommt ganz besonders gut zur Geltung, wenn man etwas schlechtere, günstigere Objektive nutzt. Das 16-50 ist in Ordnung und auf dem TV betrachtet (direkt aus der Kamera heraus) sieht es wieder ganz prima und scharf aus. Auf dem Monitor im Schnitt... nicht so sehr.
Dafür jedoch hat die Kamera kaum Moiré-Effekte. Ich habe einige Sachen gedreht in denen die Canons lauter flackernde Muster produziert hätten - bei der A77 nichts davon. Wenn man daher in der Post etwas mehr Schärfe reindreht, sieht das Bild auch wieder ok aus.
Scheiss Farben wenn man auf die Standardsettings vertraut
Die Kamera hat guten automatischen Weißabgleich. Die Farben sind in den Werkseinstellungen jedoch echt krass zu viel des guten. Ich habe in den Settings z.B. folgende Werte:
Kontrast: -2
Sättigung: -2
Schärfe: +3
So sieht das Bild meiner Meinung nach auf vernünftigsten aus. Stellt man die Sättigung auf 0, dann ist alles schon sehr lebendig - wie ein schlechter B-Movie auf VHS. Mit Kontrast auf 0 verliert man wiederum feine Details.
AVCHD scheint bei 50p überfordert zu sein
Bei 25p mit 24 Mbit/s sieht das Bild ganz in Ordnung aus. Bei 50p mit 28 Mbit/s gehen Details verloren, das Bild wirkt matschiger. Ist kein Problem wenn wenig Bewegung statt findet oder unscharfer Hintergrund - bei vielen Details fällt es jedoch unangenehm auf (weil sie fehlen).
Wo würdest du, oder die anderen Nutzer, die Sony A77 oder 65, bei der Camcorderfunktion in ihren Preissegment einordnen? Falls man das überhaupt so pauschal sagen kann.
Kann man so pauschal nicht sagen, weil sie in erster Linie sehr gut fotografiert. Die 24MP sieht man auch wirklich. Von daher finde ich den Preis vielleicht etwas hoch gegriffen aber dennoch ok (die positiven Sachen kommmen weiter unten).
Interessant wäre auch ein Vergleich zur Pana GH2, die zwar "billiger" ist, was aber nicht heissen soll, dass sie schlechter ist als die A77/65. Sie wird zwar hochgelobt, aber in den Foren lese ich eigentlich mehr Dinge aus dem Minusbereich. Ich spreche aber immer nur von der Videofunktion.
Da ich die GH2 habe, fällt mir der Vergleich einfach.
Sie hat messtechnisch die bessere Bildqualität und liefert deutlich mehr Schärfe. Allerdings nur, wenn man Bilder direkt nebeneinander hält und vergleichen kann.
Die GH2 hat auch Halbmanuelle Modis, was bei der A77 nur bedingt möglich ist (Autofocus ist immer automatisch aktiv, wenn man nur Blende oder nur Shutter automatisch laufen lassen will). Was bei der A77 jedoch besser ist:
- der elektronische Viewfinder (ist wirklich ein Traum)
- die Haptik (GH2 ist eher für Frauen-/Kinderhände geschaffen - furchtbar)
- der Bildstabilisator (sehr effektiv)
- das Peaking (sehr hilfreich, wenn es auch manchmal daneben liegt)
- die Tiefenschärfe (die A77 macht das "unschärfere" Bild - ja, direkt verglichen)
Leider hat ja bisher hier im Forum noch niemand über seine eigenen Erfahrungen mit der Sony A77/65 gepostet. Oder ist sie so schlecht und überteuert, dass sie niemand kauft.
Ich glaube einfach, dass man sich hier im Forum einfach nicht an sowas traut. Sony, der Underdog mit der ersten Video-DSLR im Lineup die was taugen soll und dann noch mit so einem ekelhaften elektronischen Viewfinder und halbdurchlässigem Spiegel - das kann doch nur schlecht sein.
Gut finde ich:
- Super Bildstabilisator - auch wenn nur elektronisch ist er extrem effizient
- dadurch kaum Jello-Effekt beim Freihandschießen so wie bei den Canons
- komplette manuelle Bedienung möglich ohne Tricks
- Ton wird während der Aufnahme über HDMI ausgegeben - hat man einen Monitor mit Kopfhöreranschluss: Tonkontrolle!
- super schneller und präziser Autofocus
- brauchbares 25p
- extrem seltene Moiré-Artefakte
- guter AWB
- PEAKING
Nicht so gut:
- ISO nur bis 1600 im Videomodus
- schlechtes Pixel-Binning sorgt in seltenen Fällen für böse Überraschung
- überforderter AVCHD-Codec bei 1080p50
- nur automatisch Tonausteuerung ohne Pegelanzeige
- kein sauberer HDMI-Ausgang (jedoch Ausgabe in 1080p/1080i darum Schärfeziehen mit ext. Monitor möglich)
- etwas weiches Bild
- 1.8x Crop im Video-Modus (macht aus dem 16-50 ein 29-90mm, bei Foto 24-75mm)
Abschließend kann ich nur sagen: für mich persönlich reicht die Cam. Ich brauchte Ersatz für meine A700 (kein Liveview, kein schwenkbarer Bildschirm) und das macht die Kamera mehr als zufriedenstellend. Die Videofunktion ist leider enttäuschend, jedoch könnte dies auch eine absichtliche Verschlechterung seitens Sony sein um ihren teureren Kameras (FS100, F3K) keine Konkurrenz aus eigenem Hause zu machen.
Ach so:
Das schlechte Pixel-Binning habe ich wieder rausrechnen können mit Avisynth und einem selbstgeschriebenen Batchconverter (ist wirklich nur eine Batchdatei).
Das ist zwar bitter wenn man erstmal alle Clips umcodieren muss bevor man schneiden kann (ca. 2fps auf Core i7 860), aber ich transcodiere sie direkt in Pseudo-AVCIntra mittels x264, weil das 50p sich nicht so angenehm schneiden lässt. Danach sieht die Bildqualit wieder ganz anders aus... siehe Anhang ;)
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