domain hat geschrieben:Das Wort "Arbeit" müßte ja mal überhaupt definiert werden.
Das wurde sehr oft und sehr ausgiebig
getan, von Etymologen wie von Historikern. Wer hat das Arbeiten erfunden? Den Knilch hätte man gerne mal unter vier Augen gesprochen.
Trotz aller negativen Bedeutungen gehe ich aber wohl recht in der Annahme, dass heute der Zugang zu Broterwerb ("sich ein Leben zu verdienen", sagt man auf Englisch, eine moralische Formulierung) als erstrebenswert gesehen wird. Besser, man verdient mehr, und am besten, man tut überdies das, was man will. Zu schuften, in Knechtschaft seines Arbeitsvertrags, nur, um zuhause die Mäuler etwas besser stopfen zu können, gilt auch heute nicht als cool. Eine nicht geliebte Tätigkeit wird auch regelmäßig nur ungern gut entlohnt, also meist schlecht bezahlt. Der verdient, was er bekommt, der Besonderes leistet.
Warum neigt die Bewegtbranche eigentlich dazu, so viele schlecht oder nicht bezahlte Masochisten anzuziehen? Wer ein bisschen reingerochen hat (Praktikant ) muss doch schnell merken, dass der "Aufwand" und die "Verschwendung", die man "Film" zuschreibt, für die kleinen Zulieferer ein Mythos ist und immer war. Und auch beim Fernsehen, das noch immer Mana ausstrahlt, winkt für die Kleinen weder angemessene Bezahlung noch Würdigung persönlicher Kreativität.
Es zieht die Leute an, weil audiovisuelle Kommunikation heute mehr oder weniger deckungsgleich mit unserer Kultur ist. Daran Anteil zu haben, darauf Einfluss zu nehmen, wird als bedeutsamer angesehen als etwa Mediziner zu sein, der eigentlich ein gut ausgebildeter Handwerker zum Reparieren unserer Körper ist.
domain hat geschrieben:Geschätzte 80% haben m.E. weder handwerkliches Können, noch kreatives Talent und dennoch fühlen sie sich zu Höherem berufen.
Das ist es. Bewegtbildprogrammierung ist Höheres, weil es potenziell den Stand all unseres Wissens und Wollens umfasst. Es ist darum die schwierigste aller Tätigkeiten, und sich berufen zu fühlen (Beruf kommt wohl eindeutig von Berufung) sagt nichts darüber aus, wie stark man tatsächlich ist ("Wenn einer, der mit Mühe kaum ...").
domain hat geschrieben:Eine recht positive Ausnahme war für mich allerdings der Slashcam-Panasonic-Wettbewerb.
Da konnte man schon einige wirkliche Talente entdecken.
Die Aufgabenstellung war so, dass man ohne unverhältnismäßigen Aufwand alle komplexen Fähigkeiten, die nötig sind, um ein Video rund zu machen, bündeln konnte. Bevor du eine Arche baust, probier erstmal, ob dein Modell schwimmt. Das Talent in dieser Sparte besteht darin, gut zu faken, wenig als viel mehr erscheinen zu lassen. Bescheidenheit bei der Größe des Projekts, gepaart mit richtiger Selbsteinschätzung, der Rest ist m.E. reines Handwerk (an dem es hapert, und du hast recht, gute Handwerker sind schwer zu finden, Träumer gibt's im Überfluss).
Und wie bei allem, wo nur wenige das Erstrebte erreichen, wächst dessen Nimbus. Die schiere Masse der Versager drückt den Preis für niedere Dienste, das Angebot ist weitaus höher als die Nachfrage.