Ich bin manchmal erstaunt (oder eher erschrocken), wie wenig Grundwissen bei einigen Leuten vorhanden ist, und welche Fragen sich dann daraus ergeben. Es gibt natürlich keinen digitalen Effekt, um nachträglich die vorhandenen Reflexionen einer Aufnahme zu entfernen. Hinzufügen wäre dagegen kein Problem. Deshalb gibt es in jedem Hörspielkompex einen reflexionsarmen Raum, in welchem alle Raumbegrenzungsflächen so stark absorbieren, dass praktisch der Raum nicht mehr in Erscheinung tritt. Wenn Dir ein solcher Raum nicht zur Verfügung steht, dann bleibt Dir nichts weiter übrig, als Aufnahmen, die nach "im Freien" klingen sollen, auch im Freien aufzunehmen.matthias321 hat geschrieben:Ich habe einen Text in einem Raum aufgenommen und möchte nun, dass dieser klingt, als wäre er im freien aufgenommen worden.
Kann mir jemand Tipps geben, wie ich das z.B. in Premiere erreichen kann?
Das hat mit "Profis" gar nichts zu tun. Aber es ist doch nicht zu viel verlangt, dass man sich mit den Grundlagen der Schallausbreitung beschäftigt, wenn man Tonaufnahmen macht.matthias321 hat geschrieben:Sorry, aber wenn du meinst, dass das hier ein "Nur-Profis-dürfen-Fragen-Antworten-schreiben"-Forum, dann ignorier doch bitte zukünftig die Threads in denen ich mich tummel.
Pianist war vielleicht etwas überheblich, aber er hat im Prinzip recht. Raumhall kriegst du nicht mehr raus aus der Aufnahme. Was du machen kannst ist: die Aufnahme wiederholen in einem Raum, der weniger hallt, dabei das Micro ganz nah beim Sprecher und richtig ausgesteuert. So reduzierst du Raumhall auf ein Minimum.matthias321 hat geschrieben:@Numqaum: Vielen Dank für die einzig nützliche Antwort bisher. Atmo hab´ ich schon drübergelegt, aber das macht an der Stimme natürlich keinen Unterschied.
@Pianist: Sorry, aber wenn du meinst, dass das hier ein "Nur-Profis-dürfen-Fragen-Antworten-schreiben"-Forum, dann ignorier doch bitte zukünftig die Threads in denen ich mich tummel.
Ich hab´ mich vorher mit den Grundlagen der Zeitausdehnung beschäftigt und festgestellt, dass ich deren Ausbreitung nicht isolieren kann.... :)Pianist hat geschrieben: Das hat mit "Profis" gar nichts zu tun. Aber es ist doch nicht zu viel verlangt, dass man sich mit den Grundlagen der Schallausbreitung beschäftigt, wenn man Tonaufnahmen macht.
Sag Bescheid, wenn Du mal in Berlin bist... :-)Numquam hat geschrieben:Ich kenne in meinem persönlichen Umfeld keinen der alles kann.
Ich werde jetzt hier keine Details meiner Arbeitsweise öffentlich ausbreiten, aber Du kannst davon ausgehen, dass meine Filme zu 97 bis 99 Prozent mein Werk sind. Und zwar in inhaltlicher, gestalterischer und technischer Hinsicht. Das Schöne ist aber, dass meine Filme genau so aussehen, als seien sie von einem großen Team produziert worden. Allerdings arbeite ich schon seit 16 Jahren so, dadurch habe ich einen gewissen Vorsprung. Das geht sicher nicht bei allen Projekten, bei meinen funktioniert das aber ganz gut. Dadurch habe ich auch eine sehr hohe zeitliche Flexibilität und kann in sehr kurzer Zeit Änderungen und Ergänzungen liefern, wo andere erst ihre Leute zusammentrommeln müssten.Numquam hat geschrieben:Du willst jetzt nicht wirklich behaupten, dass Du allein Ton, Drehbuch, Regie , SFX, 3D , Vermarktung, Pre/ Post-Produktion und all das wozu sonst ein 10 köpfiges Team vorhanden sein muss , alleine bewältigst und beherrschst.
Teils/teils. Bei mir ist es sogar meistens so, dass ich dadurch schneller bin als andere. Denn ich weiß ja schon genau, was ich machen möchte, und muss es anderen nicht erst erklären. So passt gleich alles wunderbar zusammen. Dadurch kommt auch mein extrem straffes Drehverhältnis zustande. Natürlich geht das nicht bei jeder Art von Film, aber bei meinen Projekten passt das meist ganz gut. Mich würde es wahnsinnig machen, wenn ich anderen erst mal erklären muss, was sie drehen sollen, um dann am Ende festzustellen, dass die Aufnahmen doch nicht so gut sind wie nötig. Zumal ich fast keine Termine habe, wo man jeden hinschicken könnte, sondern das sind immer Sachen, wo man sich mit dem Thema sehr gut auskennen muss. Es gibt eben bei mir nicht die Arbeitsteilung zwischen Autor und Kameramann. Das ist aber für mich eindeutig ein Wettbewerbsvorteil. Ich sollte aber erwähnen, dass bei mir Dinge wie 3D-Animationen fast nie anfallen, sowas würde ich natürlich fremdvergeben. Und natürlich nutze ich viele Muttersprachler für die fremdsprachigen Filmversionen. Der Rest ist aber alles meins... :-)Kino hat geschrieben:Warum denn nicht? Wenn man nicht die komplette Klaviatur spielen will oder muss, dafür aber die ausgewählten Oktaven erfolgreich beherrscht und kein grosser Termindruck besteht, spricht doch nichts dagegen.
Also ganz allgemein handelt es sich bei meinen Filmen um Informationsfilme, die sich an verschiedene Zielgruppen von Fachleuten bis Laien richten, die über bestimmte Themen informiert werden sollen. Das sind einerseits Themen in verschiedenen technischen Bereichen, andererseits Themen in verschiedenen politischen Bereichen, ich bin ja schließlich Politologe. Die Auftraggeber wissen meist nur, dass sie für eine bestimmte Veranstaltung oder zum Beispiel für ihren Internetauftritt einen Film brauchen, der die Leute kurz und knapp über ein bestimmtes Thema informieren soll. Dann gibt es vielleicht noch drei bis vier Stichworte, und um den ganzen Rest muss ich mich selbst kümmern.Numquam hat geschrieben:Das finde ich schon erstaunlich. Ich stelle mir das ziemlich schwierig vor. Allerdings kommt es auf die Komplexität des Werkes an.
Es gibt einen einzigen Effekt den ich kenne, mit dem ich schon Hall oder Reflektionen teilweise entfernen konnte: ein EXPANDER, also das Gegenteil vom COMPRESSOR. Ich glaube das Ding war von Waves.Pianist hat geschrieben:Ich bin manchmal erstaunt (oder eher erschrocken), wie wenig Grundwissen bei einigen Leuten vorhanden ist, und welche Fragen sich dann daraus ergeben. Es gibt natürlich keinen digitalen Effekt, um nachträglich die vorhandenen Reflexionen einer Aufnahme zu entfernen. Hinzufügen wäre dagegen kein Problem. Deshalb gibt es in jedem Hörspielkompex einen reflexionsarmen Raum, in welchem alle Raumbegrenzungsflächen so stark absorbieren, dass praktisch der Raum nicht mehr in Erscheinung tritt. Wenn Dir ein solcher Raum nicht zur Verfügung steht, dann bleibt Dir nichts weiter übrig, als Aufnahmen, die nach "im Freien" klingen sollen, auch im Freien aufzunehmen.matthias321 hat geschrieben:Ich habe einen Text in einem Raum aufgenommen und möchte nun, dass dieser klingt, als wäre er im freien aufgenommen worden.
Kann mir jemand Tipps geben, wie ich das z.B. in Premiere erreichen kann?
Es reicht natürlich nicht, einfach nur eine Naturatmo drunter zu legen.
Matthias
Damit erreichst Du aber lediglich, dass der Pegel in Sprechpausen abgesenkt wird. Der Extremfall wäre ein Gate, bei dem in Sprechpausen die Modulation ganz abgeschnitten wird. Davon wird es aber definitiv nicht besser, weil ja auch während des Sprechens Hallanteile zu hören sind, die dann am Ende des Wortes oder des Satzes abgesenkt oder ganz abgeschnitten werden. Damit kann man verunglückte Aufnahmen ein wenig reparieren, aber dem hier gewünschten Ergebnis kommt man damit praktisch nicht näher.handiro hat geschrieben:Es gibt einen einzigen Effekt den ich kenne, mit dem ich schon Hall oder Reflektionen teilweise entfernen konnte: ein EXPANDER, also das Gegenteil vom COMPRESSOR.
Also dein angesprochenes Grundwissen ist m.E. im Grunde schon eher ein Spezialwissen.Pianist hat geschrieben: Ich bin manchmal erstaunt (oder eher erschrocken), wie wenig Grundwissen bei einigen Leuten vorhanden ist, und welche Fragen sich dann daraus ergeben.
Kriegslok gegen Reichsbahn-V100? :-)domain hat geschrieben:Ich könnte dich jetzt auch fragen, welcher Unterschied bestand eigentlich zwischen einer Lok der Baureihe 52 und der Baureihe 201 bei der DBB?
matthias321 hat geschrieben: Davon mal abgesehen, hab´ ich mich damit beschäftigt und die Aufnahmen klingen eigentlich recht gut (ruhiger Raum mit Schallisolierung um das Mikro / die Schallrichtung herum). Viel Hall ist bei den Aufnahmen garnicht dabei.
Aber es klingt einfach zu perfekt für eine Außenaufnahme...
Das verstehe ich jetzt nicht - wenn kaum Hall drin ist, warum ist dann ein Enthaller hilfreich?matthias321 hat geschrieben: Der Tipp mit dem Deverb ist ganz hilfreich - vielen Dank!
Nein, ich meinte, dass ich den Tipp allgemein recht hilfreich finde.Meggs hat geschrieben:Das verstehe ich jetzt nicht - wenn kaum Hall drin ist, warum ist dann ein Enthaller hilfreich?matthias321 hat geschrieben: Der Tipp mit dem Deverb ist ganz hilfreich - vielen Dank!
Wenn die Aufnahme wirklich zu trocken ist, müsstest du mit einer Atmo von draußen auch recht nah hinkommen. Im Freien hallt es normalerweise nicht beim Reden, also muss auch nichts raus, sondern was rein.