iMac27_edmedia
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TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von iMac27_edmedia »

Bei DWDL sind nach Schauspielern die um Jobs kämpfen und Produzenten die keine Aufträge bekommen, jetzt auch mal die Kameraleute ins Visier genommen.

Zitat von DWDL:


Der dritte Teil der DWDL.de-Reihe wirft den Blick an das untere Ende der Produktionskette. Der Spardruck bei Sendern und Produktionen wirkt sich massiv auf die Freiberufler aus, unter denen die Konkurrenz immer größer wird.

"Freunde staunen, dass ich es mir leisten kann, meine Preise seit 20 Jahren nicht zu erhöhen", sagt Stefan Nowak (Bild). "Fakt ist aber: Ich muss es mir leisten, meine Preise nicht zu erhöhen, denn sonst wird es schwer, neue Aufträge zu bekommen". Stefan Nowak ist seit mehr als zwei Jahrzehnten freiberuflicher Fotojournalist und Kameramann – und steht damit am unteren Ende der Produktionskette. Wie viele seiner Kollegen – auch aus anderen Gewerken wie Licht und Ton – beklagt Nowak den wachsenden Preisdruck und die wachsende Beliebigkeit der Programmhersteller bei der Auswahl ihrer freien Mitarbeiter.

"Es gibt mittlerweile Kameraleute, die reisen für ein Tageshonorar von 200 Euro von Hamburg nach Köln – ohne eine Vergütung der Reisekosten versteht sich", berichtet Nowak von seinen Erfahrungen. Die Tagessätze für die Leistungen von Nowak und seinen Kollegen scheinen nahezu im freien Fall. Zwischen 650 und 750 pendelt derzeit der Tagessatz für ein Team, bestehend aus Kameramann- oder -frau, Assistenz und Equipment. "Im besten Falle heißt das: 200 Euro bekommt der Assistent, 300 Euro der Kameramann – aber für die verbleibenden 150 bis 250 Euro bekomme ich keine Ausrüstung", rechnet Nowak vor.

"Da braucht es schon verdammt gute Kontakte zu verständnisvollen Equipmentverleihern, denn sparen lässt sich sonst nur noch am Honorar", sagt er. Als einzelner Kameramann könne er nicht auf Rabatte in Größenordnungen hoffen, wie sie großen Produzenten eingeräumt werden – und wird ein Rabatt ausgehandelt, muss er in der Regel an den Produzenten weitergegeben werden, um einen annehmbaren Preis anbieten zu können, berichtet Nowak.

Je nach Ausrichtung, Anforderung und vor allem Größenordnung kann es für einzelne Freiberufler, Produzenten und Dienstleister sinnvoll sein, sich eine eigene Ausrüstung zuzulegen. Denn der Marktpreis der Technik liegt nach der Abschreibung zuweilen über dem Selbstkostenpreis. "Allerdings müssen wir auch Rücklagen für Neuanschaffungen bilden", warnt Uli Veith, Geschäftsführer des Doku-Produzenten Taglicht. "Außerdem verbessert sich die Kameratechnik derart rasant, dass wir als Produzent nicht mehr in der Lage sind, immer auf dem neuesten Stand zu sein".

Veith begegnet dem Kostenproblem bei der Teamauswahl mit dem Versuch „Reibungsgewinne“ zu erzeugen. "Die entstehen, wenn wir mit guten Leuten zusammenarbeiten, deren Arbeitsweise wir sehr gut kennen", erklärt der Produzent. Doch auch hier sind klare Grenzen gesetzt. Diesmal allerdings nicht durch die budgetierenden Sender, in deren Sinne dieses Vorgehen eigentlich wäre, sondern durch die geltenden Sozialversicherungsgesetze.

Denn bei der Beschäftigung freiberuflicher Mitarbeiter ist Vorsicht geboten, so man nicht mit den Sozialversicherungen in Konflikt geraten will, die unter Umständen die Selbständigkeit der Kollegen - und damit deren Berechtigung, Rechnungen zu schreiben – anzweifeln. "Damit entgeht mir die Zusammenarbeit mit exzellenten Kolleginnen und Kollegen", sagt Kameramann Stefan Nowak und führt noch einen weiteren Aspekt an: "Das in unserem Beruf klassische 'Training on the job' mit Newcomern ist so schon gar nicht mehr möglich".

Vor allem am unteren Rand bereitet die Ausbildungssituation der Branche zuweilen Kopfzerbrechen. "Im Augenblick entlassen wir zu viele Absolventen mit unklarer Perspektive in den Markt. Exzellente Producer werden immer gesucht, grundsätzlich ist der Markt aber gesättigt", sagt Jörg Graf, Produktionschef bei RTL. Der Grund: Nach einer längeren Wachstumsphase ist der Werbekuchen mittlerweile verteilt und dem Bedarf an Inhalten steht ein breites Angebot gegenüber. Zudem werden eher Kapazitäten abgebaut.

Flächendeckend ist die Bestrebung zu erkennen, ohne den Verlust von Marktanteilen günstiger zu produzieren. Das beginnt beim Verzicht auf Großproduktionen und reicht bis zum Einsparen einzelner Leuchtmittel, am Set, die für den Effekt nicht zwingend notwendig sind. Zwangsläufige Folge ist ein sinkender Personalbedarf. Für manchen bis dahin angestellten Filmschaffenden scheint die Selbstständigkeit als guter Ausweg aus drohender Arbeitslosigkeit. Der Preisverfall der Technik macht den Markteintritt auf den ersten Blick recht günstig. Kamera und Schnittsysteme für den Einstieg sind bereits für einige tausend Euro zu haben.


IN Berlin gibt es Firmen da kostet ein komplettes Drehteam aus 2 Mann mit DigiBeta bzw. XDCAM HD 422 500 Euro, mit aller Technik inkl. Fahrzeug. Da sieht man wohin es in der Branche geht.
Doch weiter mit dem Bericht von DWDL:


Ein weiteres Problem sind die zuweilen unklaren Umstände, unter denen ein Mediengestalter, der sich später an der Kamera oder im Schnitt etablieren will, ausgebildet wurde. Während eine Ausbildung bei den öffentlich-rechtlichen Sendern in der Regel eine solide Vermittlung von Wissen vermuten lässt, ist das Bild der Azubis in den privaten Produktionsfirmen eher diffus.

Von der umfassenden Projektverantwortung bis hin zum Kassettenumspulen ist die Spannweite der Qualifizierung recht weit – und an beiden extremen Enden fragwürdig. Vor allem am unteren Rand der Qualifizierung wird dadurch der Wettbewerb der Freien immer größer. Wenn dann noch für einen nicht unerheblichen Anteil des Programms die abgelieferte Qualität eher unerheblich wird, setzt sich die Abwärtsspirale der Honorare in Gang. Gleiches gilt im Übrigen auch für Redakteure und Realisatoren, deren Tagessätze mit um die 400 Euro kalkuliert werden, die letztlich aber mit mehr oder weniger der Hälfte davon nach Hause gehen.

Auch die Einsparmöglichkeiten durch den technischen Fortschritt haben ihre Grenzen. Videojournalisten, die von der Recherche über den Dreh bis zum Schnitt ihren Film nicht nur verantworten, sondern auch selbst herstellen, können mittlerweile zwar beeindruckende Filme abliefern – doch nicht in allen Bereichen lässt sich das Prinzip sinnvoll nutzen. Denn wer überall gleichzeitig sein muss, verpasst schnell etwas oder hat im Zweifelsfall den entscheidenden Moment nur unscharf eingefangen.

Hält man sich an, nur das Positive zu sehen, so läuft der Videojournalist immerhin auch nicht Gefahr, mit dem Arbeitsschutz in Konflikt zu geraten. Denn gegen die Selbstausbeutung gibt es kein Gesetz. Problematisch wird es dann allerdings bei einem Unfall infolge eines zu lang angesetzten Drehtages durch die jeweilige Produktion. Als selbstständig agierende Unternehmer handeln die Freien nicht auf Anweisung, sondern aus freien Stücken grob fahrlässig, wenn sie Ruhezeiten nicht einhalten. Beschäftigt der freiberufliche Kameramann dann zum Beispiel noch einen Assistenten als Arbeitnehmer, so trägt er auch die entsprechende arbeitsrechtliche Verantwortung – unabhängig davon, was der Auftraggeber verlangt.

Die Probleme sind nicht neu. Doch eine Lösung ist vorerst nicht in Sicht. Zwar bemühen sich die Gewerkschaften und Verbände der einzelnen Gewerke in der Film- und Fernsehbranche um Linderung und bessere Arbeitsbedingungen. Mit Connexx-AV vernetzt zum Beispiel die Gewerkschaft ver.di die Filmschaffenden und macht mit der Aktion "Horrorfilm" – einer Hotline für Mitarbeiter bei Produktionen mit unhaltbaren Zuständen – auf sich aufmerksam. Doch die Lösung des Grundproblems ist viel schwieriger, denn die Branche hat sich nach den Boomzeiten vor rund 20 Jahren spürbar verändert. Ein hoher Professionalisierungsgrad, Industrialisierung der Produktionsweise und mittlerweile riesige Bestände an Programmbibliotheken relativieren den stetig wachsenden Bedarf an Inhalten durch 24/7-Programmierung und der Neupaktierung vorhandener Inhalte in der Sparte.

Wie viele andere Geschäftsfelder auch, so wird auch die Produktion von TV-Inhalten immer hybrider. Wo einst nur wenige gut vernetzte Produzenten um die knappen Budgets gerungen haben, pitchen nun viele Unternehmen unterschiedlichster Kompetenzen und Größenordnung um ein Stück vom Kuchen. Die Zeiten, in denen das Geld mit der Schubkarre nach Hause gefahren wurde - eine Floskel, die noch vor zehn Jahren immer wieder einmal fiel - sind definitiv vorbei.

Doch auch wenn sich mancher die Frage, ob dieses Geschäft noch seine Heimat ist, ernsthaft stellen und ehrlich beantworten muss, so darf man auch nicht vergessen: Fernsehen zu machen kann eine sehr schöne Sache sein - wenn auch die Bedeutung des Begriffes Leidenschaft mittlerweile arg strapaziert wird."



Der Bericht ist zwar zwei Monat her, aber aktueller denn je, ich kenne zahlreiche TV-Kollegen die die Preise derart unterbieten, viele müssen auch nicht davon leben. Da gibt es die einen die lernen Mediengestalter, studieren dann was anderes und arbeiten zum halben Tarifsatz, das macht auch den Markt kaputt. Viele Kollegen und Produktionsfirmen fehlen die liquiden Mittel um zu investieren - oder haben einfach keine Rücklagen mehr bilden können, dass früher im Medienbereich das Geld mit der Schubkarre nach Hause geschafft wurde, war ja nahezu noch vor wenigen Jahren so! Jetzt wollen aber mehr am Kuchen teilhaben und drücken um jeden Preis.
Zuletzt geändert von iMac27_edmedia am Mi 20 Okt, 2010 14:39, insgesamt 2-mal geändert.



Alikali
Beiträge: 292

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von Alikali »

Ja, interessante Artikelserie.
Deine Links scheinen nicht zu funktionieren, warum kann ich nicht sagen.
Hier noch mal im Plain-Text, copy&paste in die Browserzeile, dann gehts :-)

http://www.dwdl.de/story/27568/alptraum ... oduzenten/



navetatis
Beiträge: 18

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von navetatis »

Hallo,

tja so ist das, wenn es ein Überangebot vom produzierenden Gewerbe gibt. So ein Trend gibt’s schon seit Jahren. Und er verschlimmert sich wohl auch weiter.
Wir (3 Mann) wurden mal für ein Wochenende angeheuert (2 x 6 Stunden) um eine Veranstaltung zu filmen und diese hinterher auf ca. 60 Minuten zusammenzufassen.
Der Auftraggeber – eine Kommune – ignorierte unseren Preisvorschlag.
Man machte uns dafür ein großzügiges Angebot von 150 Euro. Das zweite und letzte Angebot war dann 200 Euro. Mehr ginge wirklich nicht, und außerdem gibt’s ja auch welche, die würden es für noch weniger machen…
Wir sahen uns an und sagten dankend ab.
Am Ende übernahmen 2 Rentner diesen Job. Umsonst!
Sie lieferten eine DVD ab, wo einem die Augen tränten und die Ohren bluteten…
Aber alle fanden es toll. Jeder dufte sie sich nach Herzenslust kopieren.
Und alle waren glücklich – fast alle.

Qualität?
Wer will heute noch Qualität?
Schnell und billig muß es sein.

Wo soll das noch hinführen…………….



iMac27_edmedia
Beiträge: 1001

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von iMac27_edmedia »

EB-Team mit iphone!

Bild-Leserreporter die für lau arbeiten - allein die Veröffentlichung
ist genug Gage!

TV ist eine Sache, Filmproduktionen wieder eine andere Sache!



stefanf
Beiträge: 238

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von stefanf »

Ich muss mich da im Moment leider als negativ Beispiel darstellen, aber nur um aufzuzeigen, wie man überhaupt auch zu dieser Situation gekommen ist.

Eigendlich bin ich Informatiker, habe aber eigenes Studio zur Fotografie. Mein Hobby ist vor ein paar Jahren etwas aus den Rudern geraten und zeimlich gewachsen. War da schon Staatsfeind #1 für Fotografen im Ort und drumherum, weil ich mein Studio auch zur Miete überlassen habe, also Mietstudio, und weil Hobby, am Anfang nur auf TfP geshooted habe.
Das Studio hat sich dann so nebenher ganz brauchbar durch Miete, Trainings und Workshops getragen. Ab da war natürlich alls mit Gewerbeschein, weil out of Hobby. Mit dem Studio kamen auch Aufträge, mehr als gedacht. Also alles sehr positiv. Weiter ging es dann damit, dass Kunden nicht nur Bilder sondern auch Videos von Ihren Produkten wollten. Also am Anfang mit der DSLR gearbeitet und dann noch einen Camcorder angeschafft.
Alles in allem eine gute Kombination für meine Zwecke.

Da ich viel unterwegs bin, habe ich auch Fotos von Events(Positive wie Negative) gemacht, hinterher auch Videos. Die lasse ich über einen Kontakt vermarkten, was auch funktioniert.

In den Jahren ist daraus dann ein festes Standbein, welches mich auch slebst tragen würde geworden.

Also langsam aus Hobby angefangen und dann nach und nach ohne Zeitdruck was aufgebaut. Eine extrem komfortable Situation, die kein Fotograf/Fotostudio oder Filemacher ist. Er muß direkt investieren und direkt 100% bringen. Ich hatte/habe meinen hauptsächlichen Job im Nacken.
Weiß von einigen, die wegen mir und meinen "Hobby"-preisen zusperren mußten. Aber mal ehrlich, ist das nicht normales Business?

Viel schlimmer sind die "Bild"-"Reporter" oder wie die bei anderen Medien und Kanälen sonstwie heissen. Die merke ich auch.
Oder auch die Industrie, Fluch und Segen zugleich, die wirklich günstige Geräte mit top Leistung anbieten. Jeder Laie kauft sich dann eine Ausrüstung bei der ich als Semi-Profi Pipi in den Augen bekomme. Bespiele sind, als ich nen alten Herrn bei uns im Ort gesehen habe, der mit einer mega Profilkamera Blümchen fürs heimische Videoarchiv gefimt hatte oder der Typ auf dem Dampfer, der mit einer Hasselblad 3D-II und 50MPix Rückteil geknipst hat als wär es eine Kompakte.
Aber Gefühlt hat jeder 2. eine 5D-II und nen Schrank voll L-Objektive oder eine Canon XF. Als Hobby scheint der Preis fast egal zu sein.
--------------
Best regards, Mit freundlichen Grüßen

Stefan

- 7D mit Glas 8-800
- SD707 mit Krimskrams
- Haufenweise weiteres Zeugs für Foto & Video



iMac27_edmedia
Beiträge: 1001

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von iMac27_edmedia »

In der aktuellen Kameramann (11-2010) einen Bericht gelesen, da stand dass früher im Musikvideobereich erst bis zu 80k, dann 40 - 50k ein Video kostete, sind diese mittlerweile für 10.000 Euro bereits zu haben, gut da werden auch die meisten mit DSLR mittlerweile aufgenommen.

Dumping ist kein normales Business, sondern nur ein Verdrängungswettbewerb, das beginnt beim Geiz der Deutschen beim Aldi und führt langfristig zu dem Verlust von vielen Arbeitsplätzen bei Zulieferern.
Von allen europäischen Ländern scheint der Geiz und alles billiger zu bekommen in Deutschland mehr als in den Nachbärländern ausgeprägt zu sein.

Warum gibt es denn einen Tarifvertrag für Medienschaffende (wieder andere meinen sich selbst ausbeuten zu müssen) und warum streiken andere Branchen! Im Medienbereich gibt es nicht diese exorbitanten Löhnerhöhungen wie in anderen Branchen, da sind die meisten froh nicht weniger zu bekommen.

Könnten ja auch genausogut sagen, ok wenn ihr U-Bahnfahrer/Lokführer mehr Geld wollt, könnt Ihr gerne gehen - und stellen dann Leute unter Tarif ein. Genauso werden Leute unter Tarif eingestellt in Mini und Midi-Jobs, nur muss die Allgemeinheit da wieder für deren Stütze aufkommen - und die Unternehmen sparen sich bares Geld zu Lasten aller anderen Bürger!



deti
Beiträge: 3974

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von deti »

Meiner Ansicht nach liegt das Problem darin, dass so ziemlich jeder ungelernte einen Job in der Medienbranche ausüben kann. Mit einem Mindestmaß an Begabung und genügend Routine ist schon das branchentypische Qualitätsniveau erreicht. Das ist dann auch gleichzeitig die größte Angst eines jeden, der schon in der Branche sein Geld verdienen muss. Die Ausrüstung ist heutzutage so unwichtig wie nie zuvor, weil einfache Consumergeräte für das Gros der Aufträge mehr als ausreichen.

Es tut mir um alle gut ausgebildeten Leute mit überdurchschnittlichem Talent und unterdurchschnittlicher Bezahlung im Medienbereich echt Leid. Für alle anderen gibt es eine Menge alternativer Beschäftigungsmöglichkeiten, die vielleicht nicht so trendy sind, dafür aber eine angemessene Bezahlung garantieren.

Deti



iMac27_edmedia
Beiträge: 1001

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von iMac27_edmedia »

Es können auch in vielen anderen Branchen ungelernte Kräfte nach kurzer Einweisung eingesetzt werden. Z.B. die Schnellschulungen bei der Bahn, da werden Schalterbeamte in 14 Tagen zum Triebfahrzeugführer umgeschult, externe in 3 bis 6 Monaten zum Gützerzug-Lokführer, Ungelernte arbeiten im Bordbistro, als Steward und dergleichen.

Aber ob die (bisher) im Medienbereich tätigen überhaupt andere (gutbezahlte) Jobs bekommen sei dahingestellt, trotzalledem werden Techniker dringend in der Industrie gesucht!



handiro
Beiträge: 3259

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von handiro »

Der Trend ist genau der gleiche wie bei Musik. Nur um 20 Jahre zeitversetzt...irgendwann lohnt es sich einfach nicht mehr...bei RTL wurden mir auch die Preise gekürzt, dabei waren die bisher die mit am besten zahlenden ( ausser ARD). Mit so Drecksbuden wie Sat1 weigere ich mich schon lange zu arbeiten. Am schlimmsten sind die Zwischenmeister in Form von Produktionsfirmen, die dazwischen hängen. Da ist für einen 5 min Magazinbeitrag im WDR für den Autoren nur noch 500.- übrig, Kamerateam 480.- Schnitt 400.-. Macht keinen Spass!



penkeler
Beiträge: 267

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von penkeler »

Seit dem Zerfall der Kirch-Gruppe ist die gesamte Fernsehe-Branche am Boden. Konkurrenz im Internet!



0711video
Beiträge: 400

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von 0711video »

es ist alles ganz einfach.

1) jeder kann heute alles.
2) jeder kann heute alles am besten.
3) selbst der dümmste depp kann heute alles am besten.
4) selbst der dümmste depp kann heute alles am besten alleine.

wie das dann aussieht, kann man jeden tag tausendfach überall sehen.
damit ist alles gesagt.



le.sas
Beiträge: 1645

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von le.sas »

es findet sich immer ein student der den job für weniger als die hälfte macht mit seiner 550d.
das problem dabi ist, das so schrott zunehmend vom zuschauer akzeptiert wird.
guckt euch doch die ganzen dokuvelas an, abgesehen davon dass die idee mist ist, ist die technick dreck, und die leutre da statisten zu nennen wäre selbst für statisten eine beleidigung.
zum anderen kotze ich wenn ich höre die sender müssen sparen. das ist absoluter bullshit. die wollen einfach nur noch mehr gewinn machen.
so ist es heutzutage doch bei jeder großen firma. sie sparen überall, feuern leute, aber verdienen auf der anderen seite immer mehr und mehr. schlau sein, system untergraben.
bleibt zu hoffen dass die ganzen volksaufstände eskalieren und einen status quo schaffen, das wäre mal interessant! alles auf anfang sage ich da nur hehe



deti
Beiträge: 3974

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von deti »

le.sas hat geschrieben:bleibt zu hoffen dass die ganzen volksaufstände eskalieren
Welche Aufstände sollen denn eskalieren? Was soll passieren, außer dass dumme Menschen dumme Inhalte konsumieren und sich dabei so lange vermehren, bis sie den intelligenten Teil der Menschheit verdrängt haben?

Deti



handiro
Beiträge: 3259

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von handiro »

bei uns gen Italien heisst das: la mamma dei imbecilli e sempre in cinta :-)

und wenn man diese scripted reality kacke sieht und die quoten, dann scheint es wohl war zu sein.



deti
Beiträge: 3974

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von deti »

handiro hat geschrieben:la mamma dei imbecilli e sempre in cinta :-)
Genau so isses, was nicht darüber hinwegtäuscht, dass Akademiker wohl aus Angst um ihre Privilegien auch etwas zeugungsfaul sind ;-)

Dazu fällt mir nur der Film Idiocracy ein (siehe http://www.imdb.com/title/tt0387808/).

Deti



Kino
Beiträge: 525

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von Kino »

deti hat geschrieben: ... Was soll passieren, außer dass dumme Menschen dumme Inhalte konsumieren und sich dabei so lange vermehren, bis sie den intelligenten Teil der Menschheit verdrängt haben?
Besten Dank - kurz und bündig auf den Punkt gebracht. Dass die Nummer nachhaltig funktioniert, zeigen uns die Printmedien seit Generatoren, ähh Gladiolen, nee Radiatoren oder wie das 8.Klasse Wort heißen tut.
Läbbe geht weider (Dragoslav Stepanovic)



handiro
Beiträge: 3259

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von handiro »

deti hat geschrieben:
handiro hat geschrieben:la mamma dei imbecilli e sempre in cinta :-)
Genau so isses, was nicht darüber hinwegtäuscht, dass Akademiker wohl aus Angst um ihre Privilegien auch etwas zeugungsfaul sind ;-)

Dazu fällt mir nur der Film Idiocracy ein (siehe http://www.imdb.com/title/tt0387808/).

Deti
Aber das ist doch jetzt schon so! nicht in 500 Jahren! Schau doch mal RTL und SAT, das ist doch original das gleiche hier (und in USA ist es noch 10x schlimmer).

Aber um auf das Thema zurück zu kommen: der Werte-Verfall, den die Musikbranche mit Midi und Studiosterben plus napster durchgemacht hat, kommt jetzt verspätet auf die Videobranche zu! Ich kann keine aufgenommene Musik mehr hören, bald werd ich auch nix mehr sehen wollen? Zum Glück haben wir noch Arte, 3Sat und Phoenix und ab und zu die dritten.....und ab und zu so seltne Ausnahmen wie " Diebe im Gesetz" oder "Hippie Masala" etc...



kgerster
Beiträge: 583

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von kgerster »

Ja, die Welt verändert sich.

Auch wenn es manche nicht wahrhaben wollen. Mit 2000-3000 Euro Ausrüstung, einem ordentlichen PC, Talent und Einsatz kann man heute im Bereich Doku und Reportage durchaus sendefähige Ergebnisse erzielen. Der Zuschauer ist (zumindest in diesem Bereich) kaum allzu künstlerische Gestaltung gewohnt. Es geht vielmehr um die Geschichte die da erzählt wird, die Information die vermittelt wird.

Und das muss auch nicht alles nur Schrott sein, nur weil nicht das Beste vom Besten verwendet wurde. Dass die Qualität darunter grundsätzlich leidet kann ich auch nicht feststellen. (Die Qualität von Fernsehen im Allgemeinen hat sich verschlechtert, weil die öffentlich Rechtlichen ihren Bildungsauftrag an ihre Spartensender abgeschoben haben. Jetzt wird mit RTL und Co. auf niedrigem Niveau um Quote gekämpft.)

Seit günstigere Camcorder eine Bildqualität liefern die jene von Profi-Camcordern vor einigen Jahren übertreffen, hat sich eine Demokratisierung (oder auch Proletarisierung) des Mediums Film vollzogen. Mit mehr oder weniger ansehnlichen Ergebnissen. Was auch nicht schlecht sein muss. Es ist ja auch nicht jeder eine großer Künstler der eine Gitarre halten kann. Und hätte van Gogh sich erst mal Pinsel und Leinwand im Wert eines Hauses kaufen müssen, hätte er evtl. nie mit dem Malen begonnen.

Auf Sicht aber natürlich unangenehm für diejenigen, die damit ihr Geld verdienen (bis hin zum Hochzeitsfilmer). Für die am Medium Interessierten ist es spannend.

Wenn ich mir zehn Jahre alte Dokumentationen und Reportagen ansehe, kann ich nicht sagen dass sich die Qualität sooooo verschlechtert hat. Aber der finanzielle und personelle Aufwand war sicher höher.

Das gilt allerdings nur für die Bereiche Doku und Reportage, da hier die technischen Anforderungen geringer sind. Versuche Werke im Spielfilmstil zu drehen sind oft genug sowieso unfreiwillig komisch.



navetatis
Beiträge: 18

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von navetatis »

Die Welt dreht sich immer schneller. Es geht heute nur noch um das Konsumieren. Kaum jemand nimmt sich noch Zeit.
Wen interessiert es wieviel Aufwand, Kreativität, Zeit und Hirnschmalz hinter einer Produktion stecken – außer den Enthusiasten?
Noch in der Sekunde wo sich jemand einen Bericht, Spot oder was auch immer – um in dieser Branche zu bleiben – ansieht, hat er auch schon vergessen worum es eigentlich ging.
(Es sei denn es wird dem „Konsumenten“ gesagt wo er noch mehr sparen kann – so was bleibt wohl hängen.)
Wir werden aus allen Ecken mit Billigramsch beworfen. Qualität mutiert zur Sparte. Das Problem betrifft leider nicht nur unsere Branche. Es zieht sich durch alle Bereiche – wurde schon erwähnt.
Vielleicht bräuchten wir auch so was wie ein Gütesiegel, welches dem Auftraggeber zeigt an wen er sein Geld zahlt.



AD Tom
Beiträge: 265

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von AD Tom »

Interessanter Thread! So entgegengesetzt einige Meinungen hier auch sein moegen - Ihr habt (leider) alle Recht!

Gruesse
Thomas.



lilbarby
Beiträge: 393

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von lilbarby »

eine glanzvolle Ära der fetten Gewinne geht zu Ende, schluchz...

das ist so ungerecht, ich glaub ich muss jetz auch hier rumheulen buuhuuu tropf
...................................Bild



AD Tom
Beiträge: 265

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von AD Tom »

Interessanter Thread! So entgegengesetzt einige Meinungen hier auch sein moegen - Ihr habt (leider) alle Recht!

Gruesse
Thomas.



seeyou
Beiträge: 8

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von seeyou »

AD Tom hat geschrieben:Interessanter Thread! So entgegengesetzt einige Meinungen hier auch sein moegen - Ihr habt (leider) alle Recht!

Gruesse
Thomas.
Moin,
schließe mich da (un)gerne an. Eine Entwicklung wie wir sie aus dem grafischen Bereich auch seit einigen Jahren verfolgen. Als Inhaber / Ausbilder und Mitglied im örtlichen Prüfungsausschuss, wundere ich mich seit langem über die vermittelten Ausbildungsinhalte einiger Betriebe im Bereich der Mediengestalter aller Fachrichtungen. Eine schriftliche Eingabe, vom kompletten Prüfungsausschuss unterzeichnet, zwingen und dringend die betriebliche Qualifikation vor Erteilung der Ausbildungsgenehmigung zu prüfen, wurde stumpf bisher nicht beantwortet. Was da zum Teil in der Abschlussprüfung abgegeben wird, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Und dieser Umstand ist nicht überwiegend den Azubis anzulasten, sondern viel mehr den Ausbildungsbetrieben und Berufsschulen. Diese haben weder den Sachverstand noch die Mittel die Inhalte des Ausbildungsrahmenplanes zu vermitteln.

Meiner Meinung nach, ist dieser Umstand u.a. für die hier diskutierte Entwicklung mit verantwortlich. Abgesehen von der Geiz ist geil Mentalität, mit der wohl alle Medienschaffenden zu kämpfen haben.

Gruß
Jürgen



stefanf
Beiträge: 238

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von stefanf »

Und warum geht das so einfach?
Weil alle Kameramänner und Frau, Lichtmänner und Frauen und Tonmänner und Frauen Freischaffende sind. Alles nur Projektpezogen bezahlt.

Da macht keine Gewerkschaft sinn
--------------
Best regards, Mit freundlichen Grüßen

Stefan

- 7D mit Glas 8-800
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NEEL

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von NEEL »

stefanf hat geschrieben:Und warum geht das so einfach?
Weil alle Kameramänner und Frau, Lichtmänner und Frauen und Tonmänner und Frauen Freischaffende sind. Alles nur Projektpezogen bezahlt.

Da macht keine Gewerkschaft sinn
Dann nennt man das eben Verband statt Gewerkschaft. Und das macht durchaus Sinn. Problem ist eher, daß man keinen echten Druck aufbauen kann, weil es zuviele Steikbrecher geben würde. Dennoch kommen auch Verbände zu guten Ergebnissen, siehe Produzentenverband.



MarcBallhaus
Beiträge: 1145

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von MarcBallhaus »

Grundsätzlich leide ich auch unter dem Preisverfall und verweise freundlich auf die Konkurrenz wenn ein Interessent mir sagt, dass jemand anders billiger ist, aber man sollte hier der Wahrheit ins Auge sehen: Jammern lohnt nicht, besser machen allerdings schon.

Will heissen, wenn man etwas besser kann als andere, muss man sich auf keine Preisdiskussion einlassen. Wenn man aber genau so schlecht ist wie die Mehrheit und damit leicht ersetzbar, muss man damit leben. Und es gehört nunmal nicht viel dazu, die Qualität von RTL & Co Dokusoap Kamerabedienern zu erreichen.
NEEL hat geschrieben: Dann nennt man das eben Verband statt Gewerkschaft. Und das macht durchaus Sinn. Problem ist eher, daß man keinen echten Druck aufbauen kann, weil es zuviele Steikbrecher geben würde. Dennoch kommen auch Verbände zu guten Ergebnissen, siehe Produzentenverband.
Was denkst du denn, warum Hollywood mittlerweile in Kanada und Neuseeland dreht? Genau, weil es da diese bescheuerten Gewerkschaften nicht! gibt. Gewerkschaften sind kontraproduktiv, weil sie die Schlechten auch schützt.
seeyou hat geschrieben: Moin,
schließe mich da (un)gerne an. Eine Entwicklung wie wir sie aus dem grafischen Bereich auch seit einigen Jahren verfolgen. Als Inhaber / Ausbilder und Mitglied im örtlichen Prüfungsausschuss, wundere ich mich seit langem über die vermittelten Ausbildungsinhalte einiger Betriebe im Bereich der Mediengestalter aller Fachrichtungen. Eine schriftliche Eingabe, vom kompletten Prüfungsausschuss unterzeichnet, zwingen und dringend die betriebliche Qualifikation vor Erteilung der Ausbildungsgenehmigung zu prüfen, wurde stumpf bisher nicht beantwortet. Was da zum Teil in der Abschlussprüfung abgegeben wird, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Und dieser Umstand ist nicht überwiegend den Azubis anzulasten, sondern viel mehr den Ausbildungsbetrieben und Berufsschulen. Diese haben weder den Sachverstand noch die Mittel die Inhalte des Ausbildungsrahmenplanes zu vermitteln.
n
Du hast Recht. Schuld ist aber nach meiner Meinung die IHK. Der Beruf des "Mediengestalters Bild und Ton" sagt rein garnichts über das aus, was der Absolvent kann. Ein Maurer kann mauern, ein Bäcker backen, was kann ein Mediengestalter?

Man könnte locker 10 Berufe daraus machen.

MB
Ich will lieber mit Weisen irren, als mit Unwissenden recht zu behalten. (Cicero)



handiro
Beiträge: 3259

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von handiro »

Dazu kommt noch die neuste Sparversion der ö.r. : der Einmann Beitrag:
Kamera-Ton-Schnitt- alles ein Mann/Frau!

Sehe ich immer öfter.....z.B. vom ARD Studio Singapore u.a.



derpianoman
Beiträge: 655

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von derpianoman »

MarcBallhaus hat geschrieben:... Will heissen, wenn man etwas besser kann als andere, muss man sich auf keine Preisdiskussion einlassen...
Hi Marc, endlich sind wir mal 1ner Meinung! :-)


Ich suche gerade verzweifelt einen "Klon" von mir...

Wobei ich hinzufügen muß, daß ich sehr froh über alle Kollegen bin,
die - an einem Abend die Miete für den ganze Monat zu verdienen -
als Low Budget & unter Ihrer persönlichen Würde ansehen... :-)))
Split Screen Fan :-)



NEEL

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von NEEL »

MarcBallhaus hat geschrieben: Was denkst du denn, warum Hollywood mittlerweile in Kanada und Neuseeland dreht? Genau, weil es da diese bescheuerten Gewerkschaften nicht! gibt.
Ich denke, daß diese "bescheuerten Gewerkschaften" in den USA dafür Sorge tragen, daß die Filmschaffenden von ihrer Arbeit auch leben können. Die Tarife sind nicht überzogen, niemand muß zwei oder mehr Jobs am Set gleichzeitig machen und die Leute werden effizient vor Dumping geschützt. Wenn Du als Produzent eine Position mit einem Nicht-Gewerkschaftsmitglied oder Ausländer besetzt (z.B. DOP) musst Du einen Amerikaner zusätzlich auf diese Postion zum Tariflohn einstellen. Dafür werden dann meist ältere Veteranen genommen und schlussendlich bleibt auch die Qualität gewahrt, weil nicht jeder Endzwanziger mangels Perspektive aus der Branche aussteigt. Schau mal bei den Setphotos von Philip Blooms Hollywooddreh... dort laufen mehr Oldtimer als Youngsters durchs Bild. Und die haben meist ganz schön was auf dem Kasten und sind mit ihrer Erfahrung in der Lage den Drehplan zu retten! Hat auch was mit Lohnstabilität zu tun, die es in einem schützenden Gewerkschaftssystem gibt. Nicht umsonst haben die Studios schon lange ihren Frieden mit den Gewerkschaften geschlossen, den Qualität wär in einem Dumpingsystem nicht drin.
MarcBallhaus hat geschrieben:Gewerkschaften sind kontraproduktiv, weil sie die Schlechten auch schützt.
Wow - wohl der letzte FDP-Wähler, der die Propaganda auch wirklich gefressen hat. Wer so assozial denkt, hat es meiner Meinung nach allerdings auch nicht anders verdient, als selbst unterboten zu werden. Schon mal überlegt, wie unser Arbeits- und Sozialsystem ohne Gewerkschaften aussähe?

Die einzige Lösung liegt IMHO tatsächlich darin, daß sich die Medienschaffenden in einem gemeinsamen Verband organisieren. Wenn jeder für sich alleine kämpft, werden wohl die meisten untergehen. Ok, bei einem MarcBallhaus hätt ich nichts dagegen, auch nicht bei einem stefanf, der offenbar noch stolz auf die miese Tour ist, etablierte Fotografen von der sicheren Hobby-Warte aus weggedumpt zu haben, aber für die vielen guten und moralisch integeren Leute täts mir schon leid.



Jott
Beiträge: 22072

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von Jott »

Gewerkschaft ist doch Tagträumerei. Was soll das werden - ein Mindestlohn für organisierte freie Kameraleute und frische Mediengestalter, unabhängig vom Können?

Als Selbständiger und Freiberufler muss man sich seinen Wert schon selber erarbeiten. Gilt für alle Branchen. Wie Ballhaus sagt: sei einfach besser und natürlich auch teurer als die anderen, und alles wird gut. Klappt nicht beim Billigdreh für's Fernsehen - aber wieso wollen alle unbedingt gerade da mitspielen?

Was dringend unterbunden gehört, sind diese 16-Stunden-Drehs. Die Gesetze sind zwar da, aber keiner wendet sie an (allenfalls, wenn was passiert).



Pianist
Beiträge: 8950

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von Pianist »

Jott hat geschrieben:Als Selbständiger und Freiberufler muss man sich seinen Wert schon selber erarbeiten. Gilt für alle Branchen. Wie Ballhaus sagt: sei einfach besser und natürlich auch teurer als die anderen, und alles wird gut. Klappt nicht beim Billigdreh für's Fernsehen - aber wieso wollen alle unbedingt gerade da mitspielen?
Genau so sehe ich das auch. Deshalb bin ich froh, seit mehr als zehn Jahren nur noch Auftraggeber außerhalb der Medienbranche zu haben, für die ich fachliche Filme produziere. Da ist man nämlich noch was wert. Und durch das Internet sind die Verbreitungswege heute fast noch attraktiver als beim Fernsehen, weil die Leute sich ganz zielgerichtet und zu jeder beliebigen Zeit über genau die Themen informieren können, die sie interessieren.

An sich ist es eine Schande, dass gerade die Öffentlich-Rechtlichen sich zu so schlechten Auftraggebern entwickelt haben. Bei Privatsendern würde ich ja nichts anderes erwarten, aber ich kam schon sehr ins Grübeln, als ich kürzlich erfuhr, wie bestimmte Anstalten mit den freien Produktionsfirmen umgehen, gerade auch, was das Vertrauen in geschlossene Vereinbarungen angeht. Da sind wohl, wenn ich richtig informiert bin, einige Firmen unter anderem auch an Fehlinvestitionen Pleite gegangen.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Jott
Beiträge: 22072

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von Jott »

TV-Teams (zwei Leute, Auto, komplettes Equipment) arbeiten häufig für unter 500 EUR am Tag. Was soll das? Ein Müllmann zum Beispiel (politisch korrekter: Müllwerker) kommt gerne auf rund 4.000 EUR Monatsgehalt. Das ist viel mehr, als man als TV-Dumpingkasper verdienen kann. Nur mal so als Vergleich.



Jott
Beiträge: 22072

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von Jott »

(doppelt)
Zuletzt geändert von Jott am Fr 22 Okt, 2010 11:57, insgesamt 1-mal geändert.



NEEL

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von NEEL »

Jott hat geschrieben:Gewerkschaft ist doch Tagträumerei. Was soll das werden - ein Mindestlohn für organisierte freie Kameraleute und frische Mediengestalter, unabhängig vom Können?
Genau so funktionierts in den USA im Studiobereich. Vielleicht haben die Jungs dort einfach mehr Erfahrung mit mit dem Leben in der freien Marktwirtschaft - denn ohne Gewerkschaft wären sie fertig. Gute Leute gibts übrigens hüben wie drüben nicht für Tarif sondern weit darüber.

Wenn nicht die ganze Zeit liberalisiert wäre, dann gäb es übrigens noch die Handwerkskammer, die zum Schutze der Branche regulierend eingreifen könnte, wer seine Dienst anbieten darf und wer nicht. Das würde etwas Aufwand erfordern, eine Zulassung zu erhalten - u.a. den Nachweis der fachlichen Kompetenz - aber das Dumping unmöglich machen. Das System der "Carte Professionelle" musste in Frankreich gerade abgeschafft werden, obwohl es sich über Jahrzehnte bewährt hat .
Pianist hat geschrieben:Genau so sehe ich das auch. Deshalb bin ich froh, seit mehr als zehn Jahren nur noch Auftraggeber außerhalb der Medienbranche zu haben, für die ich fachliche Filme produziere. Da ist man nämlich noch was wert.
Dann hast Du Dich offenbar aufgegeben und eine Nische für Dich entdeckt, die vermutlich keine 10 Jahre Bestand haben wird. Filmwissen ist kein Herrschaftwissen mehr, wie bereits oben bemerkt wurde kann dies jeder, der sich mit der Materie auseinandersetzt und leidlich viel Talent besitzt. Ein Beispiel: Mir ist neulich ein Auftrag über 15K geplatzt, weil der Unternehmer seinen Lehrlingen "eine Chance geben wollte", den Messefilm nach meinem eingereichten Konzept zu drehen. Hab den Film im Internet gesehen, ist noch nicht mal schlecht geworden.

Ich denke auch nicht, daß es in Deutschland zu einem solidarischen Verband kommen wird - allerdings eher aufgrund selbstverschuldeter Unmündigkeit, wie aus den Beiträgen deutlich zu ersehen ist. Dann gilt eben weitermachen wie bisher und nicht meckern, sondern sich "flexibel auf die Anfordernisse des Arbeitsmarktes einzurichten".



MarcBallhaus
Beiträge: 1145

Re: TV die Alptraum-Fabrik TV - die Honorar-Misere für TV-Schaffende

Beitrag von MarcBallhaus »

NEEL hat geschrieben:(...)
Ich denke, daß diese "bescheuerten Gewerkschaften" in den USA dafür Sorge tragen, daß die Filmschaffenden von ihrer Arbeit auch leben können. Die Tarife sind nicht überzogen, niemand muß zwei oder mehr Jobs am Set gleichzeitig machen und die Leute werden effizient vor Dumping geschützt. Wenn Du als Produzent eine Position mit einem Nicht-Gewerkschaftsmitglied oder Ausländer besetzt (z.B. DOP) musst Du einen Amerikaner zusätzlich auf diese Postion zum Tariflohn einstellen. Dafür werden dann meist ältere Veteranen genommen und schlussendlich bleibt auch die Qualität gewahrt, weil nicht jeder Endzwanziger mangels Perspektive aus der Branche aussteigt. Schau mal bei den Setphotos von Philip Blooms Hollywooddreh... dort laufen mehr Oldtimer als Youngsters durchs Bild. Und die haben meist ganz schön was auf dem Kasten und sind mit ihrer Erfahrung in der Lage den Drehplan zu retten! Hat auch was mit Lohnstabilität zu tun, die es in einem schützenden Gewerkschaftssystem gibt. Nicht umsonst haben die Studios schon lange ihren Frieden mit den Gewerkschaften geschlossen, den Qualität wär in einem Dumpingsystem nicht drin.
Wie oft hast du in USA gedreht? Keinmal oder noch nie? Ich fürchte du hast keinerlei Praxiserfahrung von Shootings in USA. Ich drehe jedes Jahr dort, auch mit alten Veteranen (sofern sie gut und bezahlbar sind!) nur eben - ohne - die Union. Die Union tun sich nur solche an, die dazu gezwungen werden. Hollywood selbst dreht, wie gesagt, kaum selbt noch in USA, und zwar genau wegen diesem ganzen Unsinn. Informiere dich mal über die Arbeitslosenquoten in L.A. und über Tatsachen. Unterhalte dich auch, sofern du dazu in der Lage bist, mal mit dem ein oder anderen Blockbuster Producer in L.A.

BTW: Bloom ist der Trottel von Zacuto, ein Stilllebenfotograf ohne Filmreferenzen, ich kann ihn nicht mal ernst nehmen, geschweige denn hier irgendeinen Zusammenhang erkennen.
NEEL hat geschrieben:(...)Wenn jeder für sich alleine kämpft, werden wohl die meisten untergehen. Ok, bei einem MarcBallhaus hätt ich nichts dagegen, auch nicht bei einem stefanf, der offenbar noch stolz auf die miese Tour ist, etablierte Fotografen von der sicheren Hobby-Warte aus weggedumpt zu haben, aber für die vielen guten und moralisch integeren Leute täts mir schon leid.
Interessant, ich würde niemandem den Untergang wünschen, auch dir nicht, denn das zeugt nicht gerade von starker Persönlichkeit und passt irgendwie ganz gut zu dem Bild, des von Neid durchfressenen Charakters, das du hier gerade abgibst.

Nach Verbänden und Gewerkschaften schreien nunmal immer die, die zu langsam sind, zu schlecht, zu unmotiviert, zu faul. Ich zahle gerne 1000 EUR Tagessatz an einen Kameramann der was kann, aber nicht 300 EUR an einen der nur das kann, was 100 andere genau so gut können, denn das wäre wirtschaftlich betrachtet ganz einfach fahrlässig.

MB
Ich will lieber mit Weisen irren, als mit Unwissenden recht zu behalten. (Cicero)



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