Hast du dir denn in jüngerer Zeit mal einen Film in 3D angesehen? Es ist ja gar nicht so, dass 3D wirklich das natürliche stereoskopische Sehen abbildet, das uns nämlich lediglich eine
Information über die Entfernung eines Objektes liefert und nur in Extremfällen (freier Fall aus dem 10. Stock) eine sinnliche Sensation hinzufügt. Der Blick über die Dachkante ist auch in 2D schwindelerregend genug, da beide Augen, auf unendlich fokussiert, keine sehr unterschiedliche Perspektive sehen.
Mein Mitstreiter hat einen Astigmatismus (Auswärts-Schielen, Parallaxenfehler) und ist nicht in der Lage, stereoskopisch zu sehen. Er kann dennoch Entfernungen gut einschätzen, gut genug, um Auto zu fahren und Tischtennis (!) zu spielen, da Objektpositionen im dreidimensionalen Raum fast vollständig über die relative Größe dieser Objekte errechnet werden können (, diese Tatsache machte CGI-Animationen so realistisch).
Wenn du mit deinen Augen eine Kirchturmspitze in der Entfernung betrachtest und deinen Zeigefinger ins "Bild" hältst, siehst du
zwei Zeigefinger. Umgekehrt siehst du zwei verschwommene Kirchtürme, wenn du den Finger fixierst. Deine Wahrnehmung ignoriert das, aber für einen Kinofilm wären diese Bilder extrem irritierend. Daher werden beide Objektive ("Augen") der 3D Kamera relativ zueinander verschoben, nicht nur der Winkel, wie bei den echten Augen, auch deren
Abstand), was jede "echte" 3D-Aufnahme extrem schwerfällig und die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte (die sinnliche Erfahrung des Raums durch entfesselte Kamera >Steadicam) rückgängig macht.
Dieser Problematik bewußt, kann man sich 3D-Filme ansehen. Dabei fällt auf, dass der 3D-
Effekt nur noch sehr schwach ist, wenn
a) die Leinwand nicht mehr größer ist als das Gesichtsfeld (hintere Plätze, hier ist IMAX klar im Vorteil)
b) man seitlich auf die Leinwand blickt, dann geht er gegen Null und produziert in wenigen Minuten Kopfschmerzen.
Es ist darum kein Wunder, dass sowohl die Demofilme als auch die Langfeatures die Proportionen verzerren (Beowulf), und dessen wird man wahrscheinlich schnell überdrüssig.
Vielleicht hast du trotzdem Recht, und das Kino erlebt eine Renaissance. Schließlich fehlt dem Kino heute genau das, was es einst attraktiv machte, das billige Jahrmarktsvergnügen, der Kintopp. Kommen noch große Geschichten dazu, könnte die Rechnung aufgehen.
Avatar von Cameron hätte das Potenzial (auf der Suche nach einem Ausweichplaneten findet die Menschheit einen, aber dieser ist leider bewohnt ...).
WideScreen hat geschrieben:Gut, wenn du Filme fürs Kino oder so machst, ist das auch OK.
Hatte so den Eindruck das hier viele sind, die noch nie einen Film gemacht haben. Wußte nicht, das hier david lean oder akira kurosawa oder orson welles hier mitdiskutieren. Klaro. Jetzt verstehe ich das auch besser.
Ja, ich weiß, was du meinst. Aber es kann doch nicht schaden, seinen Horizont nicht nur an dem zu orientieren, was man selbst sofort umsetzen könnte.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...