Hallo armes Huftier,
ich will Dir schnell ein paar Tips geben, weil ich etliche Erfahrung mit Deinem Mikrofonproblem gesammelt hab, und ich an den bisherigen Antworten sehe, daß viele ein bisschen Recht haben, aber der große Zusammenhang noch fehlt.
1. Du willst 2 Welten zusammenbringen: Profi-Mikrofon (Sennheiser MD 46, dynamisch, symmetrischer XLR-Anschluss) und einen Consumer-Camcorder z.B. Panasonic GS 500 (unsymmetrischer 3,5 mm-Klinkeneingang). Mit einem Kabeladapter, bei dem einfach nur die Drähte passend zusammengelötet werden geht das leider nicht, bzw. so schlecht, daß nur Mist heraus kommt.
(Der Tip mit dem "einen der beiden Pole des symmetrischen XLR-Kabels mit dem 3. Pol (Nr. 1= Masse=Ground) verbinden ist zwar sachlich richtig, sonst kommt überhaupt kein Ton an, funktioniert aber nur bei Mischpulten, die einen anständigen Vorverstärker drin haben)
2. Warum klappt das nicht so einfach? Weil gerade das dynamische Mikrofon, das Du vorgeschlagen hast, sehr "leise" ist, also die mickrige Ausgangsspannung von 2,0 mV/Pa ausgibt (ich habe im Sennheiser-Katalog nachgeschaut), während praktisch alle Consumer-Camcorder (ich kenne unseren Videoclub-Camcorder Panasonic GS 400) einen sehr schlechten Mikrofonvorverstärker drin haben, der eine sehr hohe Eingangsspannung erfordert (30 - 50 mV/Pa). mV/Pa in den Datenblättern der Mikrofone bedeutet, wieviele Millivolt die Mikrofonspule an den Stecker schickt, wenn der Luftdruck (= Lautstärke des Schallquelle) von 1 Pascal auf die Membran trifft. Selbst wenn Du den Camcorder mit manueller Menüeinstellung auf höchste Verstärkung stellst (was allein schon das Rauschen gewaltig erhöht), kommt mit dem MD 46 bei einem Interview nur ein ganz mickriger Nutzpegel auf's Band. Und wenn Du den Pegel dann hinterher im Schnittcomputer nochmal anhebst, bleibt fast nur Rauschen und Brummen übrig. Brummen deshalb, weil Dein Camcorder nur einen unsymmetrischen Eingang hat, und je länger (in Metern) das Kabel den elektrischen und magnetischen Feldern unserer Umwelt ausgesetzt ist, desto schlimmer das Brummen.
Deswegen benutzen Profis grundsätzlich symmetrische Mikrofone und Leitungen, bei denen das Nutzsignal auf 2 verschiedenen Drähten auf die Reise geschickt wird, und zwar in der Phase genau um 180 Grad versetzt, sodaß die eingestreuten Störungen sich im nachfolgenden symmetrischen Vorverstärker genau auslöschen.
Lösung Deines Problems:
1. billigst: ein Elektretmikrofon kaufen. Sennheiser nennt dieses auch "dauerpolarisiertes Mikrofon". Die brauchen eine 1,5-Volt-Batterie, geben aber meist eine ordentliche Nutzspannung ab (im Datenblatt schauen). Das Sennheiser e664 hat z.B. einen Freifeldleerlauf-Übertragungsfaktor von 32 mV/Pa. Es gibt da aber noch viele andere Mikrofone dieses Typs mit einem billigeren Namen.
2. minimal teurer (39,00 Euro), aber superflexibel: der tragbare Mikrofonvorverstärker Hitec audio Pre mobile 2. Es gibt ihn soweit ich weiß nur bei dem großen Musikversender Musik Produktiv
www.musik-produktiv.de/hitec-audio-premobile-2.aspx.
Er ist sehr klein 13x13x5 cm, man kann ihn mit dem breiten Gürtelclip sich an den Hosenbund hängen, braucht eine 9-Volt-Batterie.
Dazu ein absolut beliebiges Mikrofon (dynamisch oder Elektret, sogar für Kondensatormikrofone schaltbar, die 48-Volt Speisespannung brauchen!).
Das Ganze auch noch in Stereo und noch mit einem zuschaltbaren Limiter. Ich hab vor ein paar Jahren noch 59,00 Euro dafür bezahlt, jetzt gibt es den tatsächlich für 39,00 Euro incl. MWSt.
Und ich hab ihn im Vergleich zu meinen sündteuren Studiovorverstärkern getestet: nur minimal mehr Eigenrauschen und einen nur gering schlechteren Klang. Du kannst damit tatsächlich sendereif Konzerte mit 2 Mikrofonen in Stereo aufnehmen.
Mit den Gainreglern kannst Du den Ausgangspegel genau auf die Bedürfnisse Deines Camcorders einpegeln, ganz gleich, welches Mikrofon vorndranhängt.
Der Vorverstärker ist von Eingang bis Ausgang symmetrisch (XLR-Stecker), d.h. Einstreuungen sind bei Kabellängen bis 50 Meter kein Problem.
Du mußt Dir natürlich auch so einen Adapter löten, wie ich, von 2 XLR-Kupplungen auf einen Stereo-Klinkenstecker, der dann in die Kamera kommt.
Ich weiß nicht, ob es so einen Adapter zu kaufen gibt, aber Du kaufst einfach im Fernsehladen (die können's Dir auch löten, wenn Du's nicht selber kannst) ein Adapterkabel 3,5 mm-Stereoklinke auf 2 x Cinchstecker. Die Cinch-Stecker zwickst Du mit dem Seitenschneider ab. Dorthin lötest Du 2 XLR-Kupplungen (weiblich), die bekommst Du am besten in einem Musiker-Geschäft. Die Kupplungen haben ganz kleine Ziffern neben den Steckerlöchern aufgeprägt, 1,2,3. An den Pin 1 lötest Du die Abschirmung = Masse des Kabelstummels, verbindest aber diesen Pin 1 auch noch mit dem oberen Pin 3. Damit wird der Übergang von der Profi-Welt = symmetrisch zur Consumer-Welt = unsymmetrisch geschafft. Den dünnen Mitteldraht des Kabels, der den Ton überträgt, lötest Du jeweils an Pin 2. Fertig.
Das schöne an dem Kabel ist, daß es bequem vom Vorverstärker bis zur Kamera reicht, fast nix kostet, zwar unsymmetrisch ist, also störeinstreuungsanfällig, aber das Kabel ist kurz und die Nutzspannung nach dem Vorverstärker hoch, daher unanfällig.
Erstaunlich, daß dieses kleine Wunderding noch in keiner Videozeitschrift empfohlen wurde. Vielleicht weil es aus der Musikerszene stammt und deswegen keiner kennt.
3. elegante Lösung: Funkmikrofon. Im Videoclub haben wir von Sennheiser eine e100-Anlage. Als Kabel vom Empfänger zur Kamera hin gibt es genau das passende Kabel, die Ausgangsspannung ist regelbar, d.h. auf jeden Camcorder anpaßbar. Nachteil: teuer.
4. auch elegant, etwas billiger (270 -290 Euro): den Ton mit einem der neuen Digitalrecorder mit eingebautem Mikrofonen aufnehmen. Seit kurzem haben wir im Club den Zoom H4-Recorder. Ich bin hochüberrascht, wie gut das eingebaute Stereomikrofon klingt. Man kann aber auch externe Profimikrofone anschließen (auch Kondensatormikrofone). Nachteil: beim Schnitt hat man Mehrarbeit, man muß die Tonspur vom Zoom H4 zum Film synchron schieben.
5. das Beste: nur noch 1 Welt, Profi-Kamera.
Mein Sohn und ich haben in Ebay eine SONY PD 100 und eine PD 150 erworben und sind alle Tonprobleme los. Wir können an die symmetrischen XLR-Eingänge jedes Mikrofon der Welt dranhängen, es ist mit Schiebeschalterchen anpaßbar.
Also dann wünscht Dir ein Slashcam-Neuling viel Spaß weiterhin.