Fryd
Beiträge: 8

Mikrovergleich: t.bone 9600, Videomic, MKE 300

Beitrag von Fryd »

Ich beschreibe hier meine Erfahrungen, die ich bei der Auswahl meines Mikrofons gemacht habe. Zur Einordnung meiner Bewertungen ist es wichtig zu wissen, dass ich ambitionierter Amateur Wert auf ein gutes Bild und einen akzeptablen Ton lege. Ich bin Anfänger und habe insgesamt ca. 2 h Videoaufnahmen gemacht. Weil ich es bequem haben möchte, soll Mikrofon in erster Linie auf dem Camcorder sitzen. Als Camcorder verwende ich eine Panasonic NV GS 280.

t.bone em9600
Länge insgesamt über 40 cm (einschl. Stecker). Sieht auf 14 cm langem Camcorder völlig überdimensioniert aus. Starkes Laufwerkgeräusch über die Halterung. Rohr und Halterung sind zwei separate Teile. Klingt sonst nicht schlecht. Laufwerksgeräusch kann wahrscheinlich über eine entsprechende Halterung reduziert werden. - Das zusätzlich gekaufte Anschlusskabel (XLR auf Miniklinke, Länge 1,5m) ist für den direkten Anschluss eigentlich zu lang und für alles andere zu kurz. Die Miniklinke war unsauber gearbeitet, so dass sich der Stecker beim Rausziehen aus der Buchse ständig verhakte. - Keine weiteren Tests durchgeführt.

1. Besonderheiten zu Ausstattung / Bauart

Sennheiser MKE 300
wiegt mit Batterie 64 g, passt optisch gut zum Camcorder. Batteriekontrolle durch kurzes Aufblitzen einer LED beim Einschalten. Abgewinkelter Klinkenstecker. An der Unterseite des Zubehörschuh-Adapters gibt es ein Messinggewinde, mit dem das Mikro auch irgendwo festgeschraubt werden kann.

Der Windschutz (Schaumstoff) ist fest mit dem Mikro verbunden: Dazu ist etwas Klettband rund um das Rohr geklebt. Der Schaumstoff heftet sich an das Klettband.

Wenn der Zubehörschuh sehr weit vorne am Camcorder sitzt, kann es sein, dass die Mikrospitze ins Bild ragt. Bei der GS280 ist das aber nicht der Fall. Wie sich das bei Vorsatzlinsen verhält (Weitwinkel), kann ich nicht sagen.

Rode Videomic

bei Anlieferung 1 Gummihalterung gerissen (4 Ersatzgummis liegen bei). Wiegt mit Batterie (9V-Block) 220 g. Batteriekontrolle durch ständig leuchtende LED, abgewinkelter Klinkenstecker. Im Batteriefach gibt es einen Schieber, der sich auf 0, 10, 20 dB einstellen lässt. Die Voreinstellung ist 0 dB. Das Teil wird in der Anleitung nicht beschrieben.

Der Zubehörschuh befindet sich bei der GS280 hinten, direkt über dem Sucher. Bauartbedingt reicht das Videomic nach hinten so weit über den Sucher hinaus, dass dieser sich auch ausgezogen nicht benutzen lässt. Der Adapter lässt sich an einer weiteren Position an das Gestell anschrauben. Dadurch reicht das Mikro aber noch weiter nach hinten heraus. Wahrscheinlich ist es möglich, das Mikro anders herum in das Gestell einzubauen. Dann wäre der Sucher nutzbar, allerdings wird der Zubehörschuh des Camcorders dann durch die Hebelwirkung und wegen des hohen Gewichtes des Mikros stark belastet.

2. Tonaufnahme

MKE 300: Tonaufnahme nur auf linkem Kanal (Mono-Klinkenstecker).

a) erstes Mikro: Nimmt Störgeräusch über die Halterung auf. Bei der GS-280 ist dies ein klarer Ton von etwa 150 Hz. Er ist deutlich wahrnehmbar, nicht nur bei Ruhe. Der Ton ließe sich sehr gut per Software herausfiltern. Nach Telefonat mit Sennheiser habe ich zum Vergleich ein zweites MKE 300 bestellt. - Sennheiser wird zum Herbst 2007 das MKE 400 mit besserer Aufhängung auf den Markt bringen. Der Klang soll insgesamt besser sein als beim MKE 300 und der Preis auf dem Niveau des MKE 300.

b) zweites Mikro: Der störende 150-Hz-Ton ist kaum wahrnehmbar, vergleichbar mit dem Rode Videomic. Sonst keine Unterschiede zum ersten MKE 300 festgestellt. Erstes Mikro als defekt zurückgeschickt.

Videomic: Die Tonaufnahme erfolgt auf beiden Kanälen. Keine sofort zu identifizierenden Störgeräusche. Der 150-Hz-Ton ist zwar vorhanden, aber kaum hörbar. Die Entkopplung durch die Gummiaufhängung ist sehr gut. Die anderen (nicht über die Halterung) aufgenommenen Störgeräusche erscheinen mir (insbesondere bei Ruhe) stärker als beim MKE300, obwohl das Mikrofon weiter vom Camcorder entfernt ist. Deutliche Basswiedergabe, vielleicht in den Höhen etwas schwach. Die Richtwirkung scheint nicht so stark ausgeprägt wie beim MKE 300.

3. Windsimulation

Versuchsaufbau: Lautsprecher mit Musik (Zimmerlautstärke) in 2m Abstand zum Camcorder, Ventilator mit 40cm Durchmesser, stärkste Stufe, 1m Abstand vom Camcorder, 45 Grad rechts vom Lautsprecher. Camcorder von 45 Grad links des Lautsprechers bis über 90 Grad rechts des Lautsprechers geschwenkt.

MKE 300: Kaum Störungen durch Windgeräusche im Mikro, starke Richtwirkung wird bestätigt.

Videomic: Eingebauter Hochpassfilter eingeschaltet. Starke Windgeräusche, Musik stark beeinträchtigt, Ton nicht verwertbar. Auch durch Bearbeitung (Hochpassfilter) kein guter Ton herzustellen. Störungen sind deutlich stärker als im eingebauten Mikrofon. Bestätigung der deutlich schwächeren Richtwirkung.

Fazit:

+ Das t.bone em9600 scheidet wegen der optischen Überdimensionierung aus. Falls es jemand verwenden möchte, dann mit kurzem hochwertigen Adapterkabel und Spinne.

+ Das Rode Videomic hat einen recht guten (vielleicht etwas basslastigen) Klang. Die gute Entkopplung über die Gummiaufhängung ist klasse. Das Mikro ist relativ schwer. Das Ergebnis bei der Windsimulation ist allerdings vernichtend. Rode bietet aber entsprechenden Plüschbezug an, den ich aber nicht getestet habe.

+ Sennheiser MKE 300 ist sehr leicht, angenehm zu handhaben, optisch gut an kleine Camcorder angepasst. Die Richtwirkung ist sehr gut (wenn man ein Gespräch aufnimmt, sollten alle beteiligten Personen im Bild sein). Die Einschränkung (nur linker Kanal) lässt sich bei der Nachbearbeitung ausgleichen. Der Ton klingt natürlich. Wem aber Bässe wichtig sind, sollte ein anderes Mikro nehmen.

Obwohl es meine Absicht war, wenig Geld auszugeben, bin ich (mal wieder) beim teuersten Teil gelandet und habe das Sennheiser MKE 300 behalten. - Und viel teuerer als das Videomic + Plüschbezug ist es dann ja doch nicht.

Vielen Dank an die Fa. Thomann, die es mir durch ihren hervorragenden Service ermöglicht hat, "mein Mikrofon" zu finden.



Ela-Luca
Beiträge: 55

Re: Mikrovergleich: t.bone 9600, Videomic, MKE 300

Beitrag von Ela-Luca »

Mensch, super, dass du das alles getestet hast.
Hast du die von Thomann dafür zur Verfügung gestellt bekommen?

Dank, danke, danke - ich werde nun das MKE300 nehmen für meine NV GS500.

Viele Grüße!



Fryd
Beiträge: 8

Re: Mikrovergleich: t.bone 9600, Videomic, MKE 300

Beitrag von Fryd »

Nicht direkt. Thomann gewährt (wie andere Anbieter auch) die Möglichkeit einer kostenlosen Rücksendung. Ich habe einfach telefonisch bestellt und gleich gesagt, dass ich nur eines der drei Mikros behalten werde. Das war kein Problem. - Alle bestellten Mikro wurden natürlich sofort per Kreditkarte bezahlt. Aber ich hatte die Rücküberweisung eher auf meinem Konto als dass die KK abgebucht wurde...

Habe inzwischen auch bei relativ viel Wind mit dem MKE 300 gefilmt und hatte keine Störgeräusche. Bin immer noch begeistert. - Es soll übrigens auch eine Bauart des MKE 300 geben, die das Monosignal auf beide Kanäle überträgt.

Vom MKE 400 gibt es inzwischen Fotos und einige Daten. Aber das Teil scheint noch nicht erhältlich zu sein.



Ela-Luca
Beiträge: 55

Re: Mikrovergleich: t.bone 9600, Videomic, MKE 300

Beitrag von Ela-Luca »

Bis jetzt bin ich auch sehr zufrieden, habe aber noch nicht sehr viel getestet.

Ich musste auch feststellen, dass das Mikrofon glückerlicherweise gar nicht so ganz arg extrem empfindlich ist wie alle sagen.
Also, bei lautem Applaus wird es schon kritisch, aber ansonsten scheint es mir genau richtig.



Johannes
Beiträge: 1817

Re: Mikrovergleich: t.bone 9600, Videomic, MKE 300

Beitrag von Johannes »

Ela-Luca hat geschrieben:Bis jetzt bin ich auch sehr zufrieden, habe aber noch nicht sehr viel getestet.

Ich musste auch feststellen, dass das Mikrofon glückerlicherweise gar nicht so ganz arg extrem empfindlich ist wie alle sagen.
Also, bei lautem Applaus wird es schon kritisch, aber ansonsten scheint es mir genau richtig.
Und in dem Moment ist das T.bone em9600 an der reihe.
Also ich war auf vielen Konzerten mit dem Mic direkt neben den Boxen
das interne Mic hat angefangen zu "flatern" mit dem T.bone ging alles
ganz normal.
VG
Johannes
____________________
Fernsehredakteure haben eine einmalige Begabung: Sie können Spreu von Weizen trennen. Und die Spreu senden sie dann. (Dieter Hallervorden)



Der_Jo

Re: Mikrovergleich: t.bone 9600, Videomic, MKE 300

Beitrag von Der_Jo »

Fryd hat geschrieben:Es soll übrigens auch eine Bauart des MKE 300 geben, die das Monosignal auf beide Kanäle überträgt.
Es gibt übrigens für 2-3 Euro im guten Elektro-Fachgeschäft sog. "Mono-Adapter". Damit läßt sich das Problem beheben, dass bei Mono-Mikros der Ton nur auf einem Kanal liegt. Ist klein, gerade mal so groß wie ein Stecker. Funktioniert natürlich auch bei allen anderen Mono-Mikros mit 3,5mm Klinke.



Fryd
Beiträge: 8

Re: Mikrovergleich: t.bone 9600, Videomic, MKE 300

Beitrag von Fryd »

Seit März 2008 ist auch das Sennheiser MKE 400 für etwa 180 EUR lieferbar. Es ist von den Abmessungen her deutlich kleiner als das MKE 300. Allerdings habe ich es nicht ausprobiert.

Info bei Sennheiser: http://www.sennheiser.com/sennheiser/ic ... oot/502047

Ein Testbericht ist in VideoAktiv 3/2008 erschienen. Siehe dazu auch: http://www.videoaktiv.de/content/view/1496/2/

Grüße
Fryd.



WoWu
Beiträge: 14819

Re: Mikrovergleich: t.bone 9600, Videomic, MKE 300

Beitrag von WoWu »

Danke für den Test.
Kurze Nachfrage: Wie bist Du mit der Empfindlichkeit (Anpassung zum Camcorder) zurecht gekommen.
Das MKE hat ja einen Regler (+/-) ... wo stand der und wie war die Aussteuerung anschließend ?

Gute Grüße, Wolfgang

Google doch mal: ISBN 978-3-00-023484-2



Fryd
Beiträge: 8

Re: Mikrovergleich: t.bone 9600, Videomic, MKE 300

Beitrag von Fryd »

Hallo Wolfgang,

das MKE 300 hat einen solchen Regler nicht. Den gibt es nur beim MKE 400, und das habe ich nicht getestet.

So wenig wie ich filme bin ich mit dem MKE 300 gut bedient. Was den Ton manchmal stark beeinflusst ist, dass ich den Pegel am Camcorder nicht manuell aussteuern oder begrenzen kann. Das führt dann dazu, dass der Camcorder bei fehlenden Vordergrundgeräuschen voll aufdreht und das Hintergrundgeräusch (z.B. Straße) sehr laut wird. Aber da kann das Mikro nichts dafür.

Probleme mit einer Übersteuerng hatte ich bisher nicht.



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