stip hat geschrieben: ↑Fr 20 Jun, 2025 16:48
Aber wieso Nachpegeln wenn man es nicht müsste? Es ist für seinen Zweck ja gerade ein Vorteil das Pegeln erst in der Post vornehmen zu können und nicht vor Ort erledigen zu müssen. Er hat oft massiv unterschiedliche Pegel wenn er schwenkt - was er den ganzen Tag macht.
Ausserdem muss man sich mit 32bit float null um den Ton kümmern ausser Record zu drücken, das befreit ja auch ungemein, gerade als Einmann-Armee.
Ich glaube das ist gerade der 'Denkfehler' dem die meisten Leute unterliegen. Ich bin nicht gegen 32 Bit Float (nutze es ja selber). Wenn man die Option hat kann das praktisch und in einigen Situationen durchaus sinnvoll sein. Aber der Glaube es könne dann nichts mehr clippen, oder man müsse sich nicht mehr um die Aufnahme kümmern, ist eben etwas zu kurz gedacht.
Es gibt gerade zufällig bei cineD eine Umfrage dazu. In der haben aktuell 65% (die große Mehrheit) der Leute abgestimmt, daß sie nur noch Equipment mit 32 bit Float kaufen würden. Und das zeigt auch wie wenig Verständnis die Leute von der Technik haben. Das was man damit tatsächlich verhindern kann ist falsch zu Pegeln. Das man sich nicht mehr um den Ton kümmern müsse, oder nichts mehr clippen könnte, stimmt allerdings nicht.
Die Hersteller freut's natürlich, weil sie ihren (teils billigen Kram) mit diesem neuen Feature wieder verkaufen können. Nur wird das mit der Technik verbundene Versprechen (den Ton nicht mehr clippen zu können) dabei gar nicht eingelöst. Denn ob es zerrt, oder nicht, liegt bei 32 Bit Float ausschließlich am Mikrofon. Und wenn das nicht gut ist, dann nützt einem die 32 Bit Float Technik auch eher wenig.
Die meisten Hersteller günstiger 32 Bit Geräte hüllen sich da gerne in Schweigen und geben Specs oft gar nicht, oder nur Lückenhaft, an. Das ihr Mikrofon gar keinen hohen Schalldruck aushält, oder es nur einen Dynamikumfang von 70dB hat, wird vor lauter Begeisterung um die neue Technik gerne vergessen. Da hat man dann in seiner Datei potentiell 1500 dB Dynamik und kann davon gerade mal 70db nutzen, weil in Wahheit das Mikrofon der 'Flaschenhals' ist. Man würde sein Geld viel sinnvoller in ein gutes Mikrofon, als in einen Recorder mit 32 Bit Float investieren. Und ganz nebenbei, ist es in der Regel vor allem die Aufnahmetechnik die eine Aufnahme besser macht. Also das grundlegende Verständnis um Audio.
Ein Kameramann muss nicht zum Tontechniker werden und bei der heutigen Produktionsweise, muss man auch oft die Kirche im Dorf lassen und Kompromisse machen. Dann geht eben nur das günstige Kameramikro. Man sollte dabei nur nicht eine neue 32 Bit-Technik zum Allheilmittel hochstilisieren, auch wenn es den häufigsten Anfängerfehler (falsch zu pegeln) vermeidet. Aber ähnliche Diskussionen gibt es ja auch um die KI-Tools, mit denen man seinen Ton in der Post verbessern kann.
VG
Es geht doch nichts über ein solides Halbwissen.