Tonaufnahme und -gestaltung Forum



24 Mikrophone für Sprachaufnahmen im Hörvergleich



Fragen zur Tonaufzeichnung, Ausrüstung (Mikros etc.), aber auch zu gestalterischen Aspekten.
Antworten
Cinemator
Beiträge: 977

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Cinemator »

Ja, alles ins Bild. Dabei macht aber immer der Ton den Film - Atmo, Sprecher, Musik, Effekte :-)



Pianist
Beiträge: 8991

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

So isses. Das ist aber eigentlich auch keine neue Erkenntnis, dass schlechter Ton die Leute eher abschalten oder wegrennen lässt als ein nicht ganz optimales Bild. Daher ist es schon irgendwie unverständlich, dass der Ton oft ein wenig stiefmütterlich behandelt wird.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



berlin123
Beiträge: 1246

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von berlin123 »

Pianist hat geschrieben: Do 19 Dez, 2024 07:20 Daher ist es schon irgendwie unverständlich, dass der Ton oft ein wenig stiefmütterlich behandelt wird.
Das liegt mmn daran, dass uder Ton während der Produktion leider ein viel weniger kreatives Handwerk ist als Kamera. Während der Kameramann mit dem Regisseur kreative Gedanken bespricht ist der Toningenieur damit beschäftigt dass es nirgendwo raschelt und knackst

In der Postproduktion wird es je nach Aufgabe ein bißchen kreativer. Aber wer ein Interesse an Ton hat geht doch lieber in die Musikbranche.
Zuletzt geändert von berlin123 am Do 19 Dez, 2024 09:06, insgesamt 2-mal geändert.



Pianist
Beiträge: 8991

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

berlin123 hat geschrieben: Do 19 Dez, 2024 08:57 Aber wer ein Interesse an Ton hat geht doch lieber in die Musikbranche.
Das könnte tatsächlich sein!

Allerdings bin ich ja immer noch der Meinung, dass insgesamt sehr viel mehr Sprache als Musik (ob nun Gesang oder Instrumente) über Mikrofone aufgenommen wird. Das kann ich zwar nicht statistisch belegen, meine aber, dass ich damit richtig liege.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



berlin123
Beiträge: 1246

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von berlin123 »

Cinemator hat geschrieben: Mi 18 Dez, 2024 19:26 @Matthias: Mal eine Nebenfrage: Hast du Erfahrungen mit modernen Röhren Micros bei der Instrumentenabnahme direkt vor einem Röhren Combo? Es geht mir um R&B Music, die möglichst betont vintage-mäßig klingen soll. Bringt hier ein Röhren Mikro einen Zugewinn oder ist es eher Voodoo? Bei Gesang soll es ja so sein.

Ich hab eben mal nach Röhrenmikros vor Gitarrenamps gesucht aber nichts gefunden. Die traditionell benutzten Mikros zum Abnehmen des Amps sind alle keine Röhrenmikrofone. Das edelste in der Liste ist das Neumann U87, ansonsten überwiegend dynamische Mics wie das SM 57.

Auch Bändchen wie das Royer 121, angeblich wegen seiner Wärme genommen. Das kam aber erst in den späten 90ern auf den Markt. Die früheren Bändchenmikros klangen dumpfer, weshalb sie nicht so populär waren.

Ich habe früher einen Fender Twin Reverb gespielt, den zum Beispiel auch Curtis Mayfield hatte. Der hat ja schon so einen satten Sound, dass es wahrscheinlich kein extra Mikro braucht, um das noch mehr Vintage klingen zu lassen.

Die Sound Ingenieure des Apple Logic Teams haben für den Amp Designer bekannte Kombinationen nachgebaut. Vor einen Soul und R&B Amp wie den Twin Reverb mit clean Sound haben sie dabei virtuell ein dynamisches Mikro geschnallt, das Sennheiser 421:
Screenshot 2024-12-18 at 22.00.36.jpg
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Zuletzt geändert von berlin123 am Do 19 Dez, 2024 09:47, insgesamt 1-mal geändert.



ruessel
Beiträge: 10216

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von ruessel »

ADC_3576.JPG

Ich werfe noch eine Möglichkeit für guten aber preiswerten Ton in die Runde. Freche Klone. Gibt es für Oktavia oder Neumann oder oder.....
Habe hier einen Neumann KM184 Klon gefunden, der ist so gut gelungen, er hört sich auch wie ein KM184 an, bei 15% des Originalpreises. Kein Wunder, man hat alles 1:1 kopiert, bis auf die Goldfolie (Schallmembran), hier konnte oder wollte man nicht direkt kopieren. Messtechnisch weicht der Klon bei ca. 4 kHz mit einer kleinen Delle um 3 dB ab, hören tue ich es in der Praxis nicht sofort. Es gibt diverse Klons, die auch teilweise mistig klingen, dieser hier hat sogar die kleinen wichtigen Fasen am Schalleingang kopiert. Die Elektronik wurde auch kopiert, man hat aber am Ausgang einen anderen (billigen) Kondensator aufgelötet, kann man(n) wechseln. Für mich ist das Teil so gut, dass ich die Kapsel/Elektronik noch ein wenig Basspimpe (ich mag das KM184 wegen dem blassen Bassverlauf nicht), und einen knapp 6dB Wert weniger Eigenrauschen rausholen konnte (bin da seit einen Jahr dran), sollte nun um 7-8 dBA Eigenrauschen liegen und damit etwas hinter dem Rode NT1A, dem leisesten Eigenrauschen der Mikrofonwelt (oder wurde der wert 6dBA schon von einer anderen Firma geknackt?). Genau messen kann ich es nicht. Habe vom chinesenmann selektierte Kapseln (gleiche Empfindlichkeit) bekommen, wird bei meinen nächsten DIY Kugelflächenmikro eingesetzt, für exzellente Naturtöne in Stereo.
Gruss vom Ruessel
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.



Pianist
Beiträge: 8991

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

berlin123 hat geschrieben: Do 19 Dez, 2024 09:44 Ich hab eben mal nach Röhrenmikros vor Gitarrenamps gesucht aber nichts gefunden. Die traditionell benutzten Mikros zum Abnehmen des Amps sind alle keine Röhrenmikrofone. Das edelste in der Liste ist das Neumann U87, ansonsten überwiegend dynamische Mics wie das SM 57.
Wie gesagt: Auf recording.de und gearspace.com gibt es Leute, die sich mit genau sowas beschäftigen. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich da auch mal irgendwo was zum Thema "Röhrenmikrofon vor Gitarrenverstärker" gelesen. Ob es da um ein U 67 oder ein M 49v ging, weiß ich aber nicht mehr. Irgendwas in der Richtung. Aber das geht dann ganz gewiss auch mit einem M 92.1s oder einem Vanguard V 13.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



berlin123
Beiträge: 1246

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von berlin123 »

Pianist hat geschrieben: Do 19 Dez, 2024 09:49
berlin123 hat geschrieben: Do 19 Dez, 2024 09:44 Ich hab eben mal nach Röhrenmikros vor Gitarrenamps gesucht aber nichts gefunden. Die traditionell benutzten Mikros zum Abnehmen des Amps sind alle keine Röhrenmikrofone. Das edelste in der Liste ist das Neumann U87, ansonsten überwiegend dynamische Mics wie das SM 57.
Wie gesagt: Auf recording.de und gearspace.com gibt es Leute, die sich mit genau sowas beschäftigen. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich da auch mal irgendwo was zum Thema "Röhrenmikrofon vor Gitarrenverstärker" gelesen. Ob es da um ein U 67 oder ein M 49v ging, weiß ich aber nicht mehr. Irgendwas in der Richtung. Aber das geht dann ganz gewiss auch mit einem M 92.1s oder einem Vanguard V 13.
Ja Gearspace finde ich auch gut. Wobei da die Meinungen oft weit auseinander gehen, aber das regt zum selber experimentieren an.

Was ich sagen wollte: Experimente kann man natürlich machen, macht ja auch Spass. Aber soweit ich sehe war es nicht so, dass R&B Gruppen in den 70ern traditionell zu einem bestimmten Röhrenmikro für die Amp Abnahme im Studio gegriffen hätten. Also man braucht kein U67 für einen authentischen, cleanen 60er / 70er Gitarrensound. Probieren kann man es natürlich trotzdem.



Pianist
Beiträge: 8991

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

berlin123 hat geschrieben: Do 19 Dez, 2024 10:02 Gearspace finde ich auch gut. Wobei da die Meinungen oft weit auseinander gehen, aber das regt zum selber experimentieren an.
Das ist ja hier nicht anders. Soll man FCP oder Da Vinci nehmen? Soll man Cooke SP 3 oder Zeiss Nano Primes nehmen? :-)

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



berlin123
Beiträge: 1246

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von berlin123 »

Btw weiß jemand welches Mic das ist?
impressions_studio_0.jpg
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.



Cinemator
Beiträge: 977

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Cinemator »

@berlin123: Das SM 57 ist natürlich eine sehr günstige und bewährte Lösung. Bislang habe ich es auch verwendet für Musikabnahme. Aber Zweifel kommen meist schleichend. Die Welt der Mikros scheint viel von Geheimnis und Unübersichtlichkeit geprägt zu sein. Aber irgendwie will man was besonderes und begibt sich dann vorschnell auf die Ebene von Glauben und Hoffen. Hinzu kommt: fast jeder hört anders. Bei mir habe ich festgestellt, dass ich von Zeit zu Zeit unterschiedlich höre. Meine Partnerin meint das auch.

@ruessel: Der Hinweis auf das KM184 als Klon ist interessant. Original wäre es mir zu teuer. Kennst du eine Bezugsquelle? Ich habe noch nichts gefunden.

Letztlich ist es ja sowieso so, dass ein guter Sprecher mit low Budget Recording Technik besser ist als ein schlechter Sprecher mit high End Technik.
Zuletzt geändert von Cinemator am Do 19 Dez, 2024 11:01, insgesamt 1-mal geändert.



Pianist
Beiträge: 8991

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

berlin123 hat geschrieben: Do 19 Dez, 2024 10:41 Btw weiß jemand welches Mic das ist?
Meiner Meinung nach sind das zwei Neumann U 47, und auf dem vorderen sitzt ein gewaltig großer Korbwindschutz, von dem ich gar nicht wusste, dass es ihn in diesen Dimensionen gab. Warum der Sänger da so nahe ran wollte, sollte oder musste, dass das nötig war, weiß ich allerdings nicht.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



TomStg
Beiträge: 3763

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von TomStg »

Pianist hat geschrieben: Do 19 Dez, 2024 07:00Hier auf Slashcam ist der gute Ton ja eher ein Nebenaspekt (was man angesichts des immensen Aufwandes für das Bild ja auch verstehen kann).
Ich finde es sehr gut, dass in diesem Forum endlich auch mal wieder sachlich fundiert über Filmsound geredet wird. Denn ordentlicher Ton hat mindestens so viel Einfluss auf die technische Qualität eines Film wie die Kamera. Es wäre sehr wünschenswert, dass solche fachlich anspruchsvollen Beiträge wie in diesem Thread öfters diskutiert werden.

Für 80% der User hier ist ja schon ein Rode Video Mic das höchste der Gefühle - am besten noch in Verbindung mit einen H1n. Die Streichholzschachteln für die Spielzeugfunkstrecken und ein Kopfhörer zum Mischen scheinen hier auch die geeignetste Sound-Hardware zu sein. Ob dafür einfach Unkenntnis, ein begrenzter Budgetrahmen oder ein vermindertes Hörvermögen eine Rolle spielen, ist sicher verschieden.

Wie ungleich hier in der Regel ordentliche Bild- und Tonqualität bewertet werden, hat aus meiner Sicht mit Logik oder rationalem Verhalten nichts zu tun. Denn entweder benutze ich ein Rode Video Mic oder eine Audio-Streichholzschachtel mit einer besseren Web- oder Actioncam, oder ich nehme ein MKH 416 zusammen mit einer Ursa oder FX6. Aus guten Gründen fährt ein Dacia fährt nicht mit Pirelli-Rennreifen und ein Porsche nicht auf Fahrradreifen.

Im Übrigem ist an diesem merkwürdigen Missverhältnis auch die slashcam-Redaktion stark beteiligt, die zB Marketing-Texte für Audio-Spielzeug ohne jegliche Bewertung oder Kritik einfach übernimmt. Wenn das Redaktionen wie bei videoaktiv oder ähnlich „qualifizierten“ Medien tun, kann man das einfach übergehen. Aber es passt definitiv nicht zum fachlichen Level, den slashcam für sich in Anspruch nimmt. Oder gibt es den garnicht?



Axel
Beiträge: 16894

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Axel »

TomStg hat geschrieben: Do 19 Dez, 2024 12:02Aber es passt definitiv nicht zum fachlichen Level, den slashcam für sich in Anspruch nimmt. Oder gibt es den garnicht?
Es gibt Einsteiger, für die ein Rode und ein Zoom-Recorder schon ein Upgrade zum Kameramikro darstellen. Warum sollte das hier nicht behandelt werden? Die Tendenz, selbst für Amateure, ist, dass tiefergehende Diskussionen auf slashCAM zur Anschaffung von besserem Equipment führen. Besser muss nicht heißen objektiv bestes, da das ja i.d.R. auch das teuerste ist.
TomStg hat geschrieben: Do 19 Dez, 2024 12:02Denn ordentlicher Ton hat mindestens so viel Einfluss auf die technische Qualität eines Film wie die Kamera.
Ich habe ein Video vor ein paar Monaten nicht gebookmarkt, das die besten, preisgekrönten Fotos der Jahre vor 2000 darauf befragte, welche technische Qualität die verwendeten Kameras - verglichen mit heutigen Standards - hatten. Das ist kein technikfeindliches it‘s-not-the-camera-Argument, im Gegenteil. Threads wie dieser schärfen das Bewusstsein dafür, was gut ist, was besser und was gut genug.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



Jörg
Beiträge: 10715

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Jörg »

Axel schreibt
Es gibt Einsteiger, für die ein Rode und ein Zoom-Recorder schon ein Upgrade zum Kameramikro darstellen. Warum sollte das hier nicht behandelt werden?
genau so ist es momentan bei mir.
Ton selbst"machen" war jahrzehntelang nicht nötig.
Als blutiger Anfänger in solch wichtigen Dingen der Filmerei, bin ich froh, hier mit Leuten zu diskutieren, deren Meinung zu Equipment zu hören.
Dass diese Leute dann auch noch bereit sind, Hilfestellung und/oder Beratung zu geben...
Forum as its best.
Die hier als Spielzeugschachteln verteufelten Funkmics, bieten a l l e
ein besseres Ergebnisse als das Schrottmikro meiner cams.

Wenn man als zusätzlichen Tonteil ein DJI/ Sennheiser oder noch viel übler,
ein t-bone set testet, wird man (ich) erstaunt sein, über die wenig relevanten Unterschiede im Ton.
Dass man für Gear mit Preisfaktor 10 vermutlich besser "klingendes"
Material nutzt....
An den DJI Pockets, die Außenfahraunahmen machen, deren Ton total
unbrauchbar ist, sind die zusätzlich dazu im Innenraum aufnehmenden Mics hier eine sehr gern gehörte Alternative.



Pianist
Beiträge: 8991

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Es ist und bleibt eine Exponentialfunktion: will ich von gefühlt 80 auf gefühlt 90 Prozent Qualität kommen, verdoppelt sich der Preis. Von 90 auf 95 Prozent verdoppelt er sich dann noch mal. Trifft auf die Mikrofone sogar ziemlich genau zu. Wobei ich ja nicht mal finde, dass die teuersten auch am besten klingen. Daher ist das doch eigentlich eine schöne Erkenntnis, wenn man sich merken kann, dass man bereits für unter 1.000 EUR was Ordentliches bekommt, und man eben nicht 2.000, 4.000 oder 8.000 EUR ausgeben muss. Außer man möchte unbedingt.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



pillepalle
Beiträge: 10502

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von pillepalle »

Besseres Equipment ist eben eher selten die Lösung. Falsch eingesetzt nutzt auch das dollste Mikro nichts.

VG
Es geht doch nichts über ein solides Halbwissen.



berlin123
Beiträge: 1246

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von berlin123 »

Auch interessant was verschiedene Boom Mics unter erschwerten Bedingungen abliefern:



Pianist
Beiträge: 8991

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

pillepalle hat geschrieben: Do 19 Dez, 2024 17:33 Besseres Equipment ist eben eher selten die Lösung. Falsch eingesetzt nutzt auch das dollste Mikro nichts.
So isses. Zumal eben gerade die teureren Kondensatormikrofone nach akustisch gut ausgebauten Räumen verlangen. Daher kann es sein, dass jemand mit einem SM7B dann doch besser klarkommt.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Pianist
Beiträge: 8991

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

berlin123 hat geschrieben: Do 19 Dez, 2024 17:38 Auch interessant was verschiedene Boom Mics unter erschwerten Bedingungen abliefern:
Da war ich jetzt überrascht, dass sich das CMIT nicht besonders hervorgetan hat. Nun war der Verkehrslärm zwar nicht durchgängig gleich, je nach Ampelphase, aber irgendwie würde ich jetzt mal so ganz aus dem Bauch heraus sagen, dass man in so einer Situation mit dem MKH 416 und dem MKH 50 am besten fährt. Das könnte ungefähr aufs Gleiche hinauslaufen: das MKH 416 ist stärker gerichtet, aber das MKH 50 ist kürzer und ich bin mit der Kapsel ein paar Zentimeter näher am Kopf.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



iasi
Beiträge: 28477

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von iasi »

Seitdem es die Kamera gibt, gehen Kameradiskussionen eigentlich nur noch über marginale, für 99.5% aller Zuschauer unsichtbare Bildqualitätsunterschiede ...
Um mal Cantsin aus diesem Thread
viewtopic.php?f=66&t=161845&p=1249437#p1249437
zu zitieren.

Man muss nur "Kamera" durch Mikrofon" und "Bild" durch "Ton" ersetzen ...



Blackbox
Beiträge: 752

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Blackbox »

Das im Vergleich wieder mal gute Abschneiden des 416 in diesem Szenario liegt nicht an der allgemeinen Richtwirkung des Mikros, sondern an dem recht stark nichtlinearen (färbenden) off-axis Sound, während beim CMIT ja sozusagen das Gegenteil intendiert ist, nämlich möglichst geringe Differenz zwischen On- und Off-Axis.
Hat schon sehr objektive Gründe, warum das 416 nach wie vor gern hergenommen wird.
Da lässt sich auch recht gut klarmachen, wie scheinbar(!) negative Eigenschaften (off-axis Färbung) bzw. negativ klingende Features die usability erhöhen können.
'Not a bug, but a feature' stimmt in diesem Fall ausdrücklich.
Stärke des Mikros war schon immer die gute Isolation von Dialog und die optimierte Sprachverständlichkeit on-axis.

Randbemerkung:
Unverständlich, wieso sich jemand die Mühe macht so einen schönen Vergleichtest anzustellen, aber keinen 1khz Sinus (zB per Bluetooth Lausprecher) zum genauen Pegelabgleich benutzt.Der Testton lässt sich ja in der Nachbearbeitung frequenzmäßig steilflankig freistellen wodurch dann der Einfluss unterschiedlicher Lautstärken minimiert wird, bzw. leichter und objektiviert kleingehalten werden kann.

p.s.:
das 416 ist übrigens das einzige MKH mit diesen Eigenschaften, die anderen (auch die 70er 60er und 50er) sind für möglichst geringe off-axis Verfärbung ausgelegt, weshalb die auch, ebenso wie das cmit, bei Multimikrofonierungen zB im Orchester eingesetzt werden können, etc.
Ein 416 wäre da fehl am Platz.



BildTon
Beiträge: 50

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von BildTon »

Pianist hat geschrieben: Di 03 Dez, 2024 22:01 Da die Unterschiede zum Teil sehr groß sind, habe ich mal einen kleinen Vergleichsfilm mit 24 verschiedenen Mikrofonen produziert:


Wie bereits erwähnt bin ich sehr beeindruckt von dem ausführlichen Vergleich. Lässt sich daraus auch erschließen, welches Mikrofon wenig rauscht beziehungsweise auch einen relativ hohen Pegel für weniger gute Aufnahmegeräte oder leise Geräusche erzielt?

Welches Mikrofon würdest du für Autonomous Sensory Meridian Response (abgekürzt ASMR; deutsch „Autonome sensorische Meridianreaktion“) Videos mit leisen Geräuschen vom Reiben der Händen oder Lippengeräusche, ruhige Stimmen und sanftes Flüstern, empfehlen?



Pianist
Beiträge: 8991

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

BildTon hat geschrieben: Fr 20 Dez, 2024 00:58 Wie bereits erwähnt bin ich sehr beeindruckt von dem ausführlichen Vergleich. Lässt sich daraus auch erschließen, welches Mikrofon wenig rauscht beziehungsweise auch einen relativ hohen Pegel für weniger gute Aufnahmegeräte oder leise Geräusche erzielt?

Welches Mikrofon würdest du für Autonomous Sensory Meridian Response (abgekürzt ASMR; deutsch „Autonome sensorische Meridianreaktion“) Videos mit leisen Geräuschen vom Reiben der Händen oder Lippengeräusche, ruhige Stimmen und sanftes Flüstern, empfehlen?
Das mit dem Rauschen lässt sich schon aus den technischen Daten rauslesen, und so ist es dann auch in der Praxis. Es gibt einige wenige Mikrofone mit 7 dB (A) Rauschen bzw. 87 dB Rauschabstand, in erster Linie das TLM 103 und das M 930. Dann gibt es einige im Mittelfeld, die rauschen so mit 10 bis 12 dB (A), oder haben einen Rauschabstand von 82 bis 84 dB, zum Beispiel das U 87 oder das TLM 107. Und dann gibt es eben auch welche, die deutlich oberhalb liegen, zum Beispiel das U 89 oder das TLM 170, weil die K89-Kapsel etwas kleiner und daher im Nachteil ist.

Noch mal drüber liegen die Röhrenmikrofone. Das sauteure M 49v rauscht mit 20 dB (A) bzw. hat einen Rauschabstand von nur 74 dB. Aber das scheint die Anwender nicht zu stören. Meist werden die ja für Gesangsaufnahmen genutzt, die Sängerinnen und Sänger haben meist ein eher lautes Organ, sind recht nahe dran und vor allem ist der Gesang in Musik eingebettet, so dass das da keine Rolle spielt.

Was den Pegel angeht, kommen die meisten Vorverstärker (ob nun einzeln, in den kleinen Recordern oder Interfaces) damit gut klar. Es gibt ein paar Extremfälle, so hat das U 47 fet einen sehr niedrigen Ausgangspegel, das hat Neumann extra für die USA so gemacht, weil dort die Mischpulte auf Bändchenmikrofone ausgelegt waren und eine sehr hohe Empfindlichkeit hatten. Der andere Extremfall ist das M 149, welches einen extrem hohen Ausgangspegel hat, der sicher auch mal den einen oder anderen Durchschnittsverstärker überfährt. Bei extrem lauten Quellen würde man in der Regel zu einem TLM 170 R greifen, das bei leisen Quellen eher stärker rauscht, aber eben sehr hohe Pegel verzerrungsfrei übertragen kann und außerdem noch eine 10dB-Absenkmöglichkeit hat.

Insgesamt ist das mit dem Rauschen aber heute kein großes Thema mehr, weil man mit Izotope RX problemlos entrauschen kann, ohne das Nutzsignal hörbar anzugreifen.

Für Deine Geräuschaufnahmen würde ich aber trotzdem sagen, dass es gut ist, von Anfang an so sauber wie möglich zu arbeiten, und da würde ich wohl immer beim M 930 landen, zumal das nicht nur extrem wenig rauscht, sondern auch sehr fein auflöst, ohne dabei nervig zu sein, wie es mit dem TLM 103 durchaus passieren kann.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



BildTon
Beiträge: 50

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von BildTon »

Pianist hat geschrieben: Fr 20 Dez, 2024 07:57
Für Deine Geräuschaufnahmen würde ich aber trotzdem sagen, dass es gut ist, von Anfang an so sauber wie möglich zu arbeiten, und da würde ich wohl immer beim M 930 landen, zumal das nicht nur extrem wenig rauscht, sondern auch sehr fein auflöst, ohne dabei nervig zu sein, wie es mit dem TLM 103 durchaus passieren kann.

Matthias
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.

Das M 930 Studiomikrofon der Microtech Gefell GmbH wird vom Hersteller auch als
"das kleinste Großmembranmikrofon"
https://www.microtechgefell.de/mikrofon ... M930#start
bezeichnet.

Das ist gerade für meine Anwendungen außerhalb extrem wichtig. Ich habe noch ein altes Rode NT2-A Studio Solution Set mit 860 g während das von dir empfohlene Studiomikrofon M 930 von Microtech Gefell nur 210 g wiegt.

Ich denke, es sollte deshalb auch gut für teilweise leise Chöre geeignet sein, weil man es aufgrund des geringen Gewicht sicher auf dem Hochstativ befestigen und leichter transportieren kann. Für das Rode muss ich ein schweres Galgenstativ mit Gegengewicht verwenden.

Aber auch für YouTube Stars, die oft ein Mikrofonarm verwenden, sollte es optimal geeignet sein, oder?

Vielleicht sollte die Microtech Gefell GmbH diese Zielgruppe ansprechen und einigen Influencer ihre Mikrofone zum Testen zur Verfügung stellen?



Pianist
Beiträge: 8991

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Die kommen eh kaum mit den Lieferungen hinterher, ist ein kleiner Manufakturbetrieb in einer thüringischen Kleinstadt. Sie verleihen aber tatsächlich Mikrofone zum Testen für zwei Wochen. Mit einem M 930 machst Du jedenfalls nichts verkehrt. Das M 1030 ist übrigens technisch identisch, nur klanglich etwas anders abgestimmt und klingt allein schon durch den größeren Einsprachekorb anders. Das richtet sich vor allem an die Leute in den USA, die meinen, dass ein Mikrofon groß sein muss.

Das M 930 gibt es auch in zwei Stereo-Kombinationen, für ORTF und XY, mit entsprechenden Halterungen. Man kann es entweder mit der ganz simplen Stativhalterung einsetzen, oder mit einer echten Spinne, oder mit einer Gummitülle. Geht alles.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



ruessel
Beiträge: 10216

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von ruessel »

Ehrlich gesagt, ich sehe heute keinen Grund mehr für Sprachaufnahmen/Gesang Großmembranmikros zwingend einzusetzen. Früher war das anders, nur Großmembranen konnten den Schalldruck kräftig wiedergeben und so den Rauschabstand auf ein prof. Studioniveau senken. Heute sieht es mit modernen Bauteilen anders aus. Kein Audiotechniker würde heute bei höchster geforderten Klanggüte (Klassikkonzert) Großmembranen einsetzen, dazu sind die Nachteile (Klangverfärbung, träge Membrane, fehlende Höhen etc) zu groß. Ich höre das ja schon bei den MEMS mit einer 1mm Membran (76 dB Rauschabstand), ein Klavier klingt viel brillanter, die Mikromembrane die nix wiegt kann dem Schall extrem genau folgen. Für das Schönmachen von Stimmen gibt es doch jede Menge Softwaretools (VST), die CinemaLUTs der Audioverarbeitung ;-)
Gruss vom Ruessel



Frank Glencairn
Beiträge: 26509

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Frank Glencairn »

ruessel hat geschrieben: Fr 20 Dez, 2024 09:07 Ich höre das ja schon bei den MEMS mit einer 1mm Membran (76 dB Rauschabstand), ein Klavier klingt viel brillanter, die Mikromembrane die nix wiegt kann dem Schall extrem genau folgen.
In keinem Bereich sind so viel Emotionen und Gefühle im Spiel, wie im Audio Bereich.

Für jemanden der zigtausende für ein Micro und fancy Vorverstärker mit klangvollem Namen und Markenaufkleber ausgegeben hat. ist die Vorstellung ein winziges Billigbauteil aus China könnte besser klingen, emotional einfach unmöglich zu akzeptieren.

Wo kämen wir denn hin, wenn man sich - durch ausgeben von enormen Summen - nicht mehr besser und überlegen fühlen kann?
Das würde ja bedeuten daß jetzt jeder ... ;-)
Sapere aude - de omnibus dubitandum
Zuletzt geändert von Frank Glencairn am Fr 20 Dez, 2024 09:24, insgesamt 1-mal geändert.



Pianist
Beiträge: 8991

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

ruessel hat geschrieben: Fr 20 Dez, 2024 09:07 Ehrlich gesagt, ich sehe heute keinen Grund mehr für Sprachaufnahmen/Gesang Großmembranmikros zwingend einzusetzen. Früher war das anders, nur Großmembranen konnten den Schalldruck kräftig wiedergeben und so den Rauschabstand auf ein prof. Studioniveau senken. Heute sieht es mit modernen Bauteilen anders aus. Kein Audiotechniker würde heute bei höchster geforderten Klanggüte (Klassikkonzert) Großmembranen einsetzen, dazu sind die Nachteile (Klangverfärbung, träge Membrane, fehlende Höhen etc) zu groß.
Im Klassikbereich werden aber vor allem im Blech noch gerne TLM 170 eingesetzt, im Jazzbereich viele U 87. Ansonsten gebe ich Dir Recht, dass da heute (und schon lange) überwiegend Kleinmembraner im Einsatz sind, vor allem Schoeps. Mir hat auf Youtube auch gerade jemand geschrieben, dass er meine unbearbeitete MK41-Aufnahme am besten findet, aber da kann ich persönlich einfach nicht folgen.

Für Sprachaufnahmen finde ich einige Großmembranmikrofone immer noch am besten, denn da will ich ja keine möglichst unverfälschte Aufnahme haben, sondern die darf ruhig schon von Hause aus schöngefärbt sein. Und das kann man auch nicht beliebig mit einem Plugin nachbilden. Der Grundcharakter eines Mikrofones bleibt immer erhalten, und den kann man doch nutzen. Zumal ich dafür auch keine Zeit aufwenden wollen würde, beziehungsweise dafür in der aktuellen Produktion auch gar keine Zeit vorhanden ist. Ich mache nur fertige Aufnahmen, bei denen das Signal schon durch eine komplette analoge Kette gelaufen ist, bevor es digitalisiert wird.

Der Deutschlandfunk in Köln hatte eine Zeit lang viele Schoepse im Einsatz. Begründung war, dass die eben kleiner sind und sich die Leute im Studio besser sehen. Aber ansonsten zeige mir mal ein Hörfunkstudio, in dem keine Großmembranmikrofone im Einsatz sind (jetzt die Privatsender mit RE 20 oder SM7B mal außen vor). Heute werden ja zum Teil extra Großmembranmikrofone in Mischformaten Fernsehen/Videopodcast eingesetzt, so stehen bei "Thaedusz und die Beobachter" lauter M 930 auf dem Tisch. Bei einem anderen Talkformat des rbb werden BCM 104 eingesetzt.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Pianist
Beiträge: 8991

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Frank Glencairn hat geschrieben: Fr 20 Dez, 2024 09:19 Für jemanden der zigtausende für ein Micro uns Vorverstärker mit klangvollem Namen und Markenaufkleber ausgegeben hat. ist die Vorstellung ein winziges Billigbauteil aus China könnte besser klingen, emotional einfach unmöglich zu akzeptieren.
Das ist ja auch schlichtweg nicht zutreffend. In den USA sind (offenbar mehr als bei uns) gefälschte TLM 103 aus China im Umlauf. Die Leute haben sich dann bei Neumann über den Klang beschwert, und dann kam heraus, dass die dafür gar nichts können...

Zum Thema "unbearbeites MK 41 gegen bearbeitetes M 92.1s" hänge ich hier mal zwei WAV-Dateien an. Ich bin mir sicher, dass neun von zehn Normalbürgern die Aufnahme des Großmembranmikrofons als schöner klingend empfinden. Und dafür braucht man auch nicht die besten Lautsprecher oder Kopfhörer.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.



Frank Glencairn
Beiträge: 26509

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Frank Glencairn »

Pianist hat geschrieben: Fr 20 Dez, 2024 09:31

Das ist ja auch schlichtweg nicht zutreffend. In den USA sind (offenbar mehr als bei uns) gefälschte TLM 103 aus China im Umlauf.
Ich hab ja auch nicht von Fälschungen gesprochen, sondern davon:
Ich höre das ja schon bei den MEMS mit einer 1mm Membran (76 dB Rauschabstand), ein Klavier klingt viel brillanter, die Mikromembrane die nix wiegt kann dem Schall extrem genau folgen.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



Pianist
Beiträge: 8991

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Da muss man sich konkrete Aufnahmen anhören und vergleichen. Eine wichtige Rolle spielt auch die Positionierung. Es gibt sehr gute Aufnahmen, wo nahezu unsichtbare Mikrofonierung gefordert war, da hat dann jemand zwei MKE 2 vom Deckel des Flügels herabgelassen, und das klang super. Neulich habe ich eine MS-Aufnahme mit einem USM 69 gehört, da wurden mehrere Mikrofonierungen gleichzeitig aufgenommen und verglichen, und jene hat mir am besten gefallen.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Rod
Beiträge: 26

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Rod »

"Zum Thema "unbearbeites MK 41 gegen bearbeitetes M 92.1s" hänge ich hier mal zwei WAV-Dateien an. Ich bin mir sicher, dass neun von zehn Normalbürgern die Aufnahme des Großmembranmikrofons als schöner klingend empfinden. Und dafür braucht man auch nicht die besten Lautsprecher oder Kopfhörer."
Ja, der Unterschied ist deutlich zu hören, via RME Babyface & Neumann KH 120 A.

Aber, ruesssel schrieb oben: "Für das Schönmachen von Stimmen gibt es doch jede Menge Softwaretools (VST), die CinemaLUTs der Audioverarbeitung ;-)"

Ich vermute auch, dass man die Unterschiede zwischen den beiden Mikrofonen in der Nachbearbeitung relativ leicht ausgleichen kann, oder?

Was mich als Amateur interessiert, wie gut klingen Mikrofone der unteren bis mittleren Preisklasse, so von 200 bis 600 Euro? Mir ist im oben verlinkten Video "High End Mic Comparison IN A BUSY CITY" aufgefallen, dass das Rode NTG2 (um 200 Euro) im Vergleich recht gut klingt.

Bei einer semi-professionellen Produktion, ich war für Texte zuständig, setzten wir es für ein ausgefallenes Sennheiser ein. Beim abhören klang es mehr als akzeptabel.

Ok, es ist immer die Frage, "was ist gut genug?".

Du hast dich in das Audio-Thema eingefuchst. Könntest du bitte bei künftigen Vergleichen - auch wenn es deine audiophile Seele verbiegt - Mikrofone der unteren bis mittleren Leistungsklasse mit einbeziehen?

Beste Grüße, Uli



Pianist
Beiträge: 8991

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von Pianist »

Rod hat geschrieben: Fr 20 Dez, 2024 11:23 Ich vermute auch, dass man die Unterschiede zwischen den beiden Mikrofonen in der Nachbearbeitung relativ leicht ausgleichen kann, oder?
Nur gewisse Aspekte. Also alles, was mit dem Frequenzgang zu tun hat. Der Klang ergibt sich aber noch aus anderen Faktoren, und da wird immer die Grundcharakteristik eines Mikrofones durchscheinen. Daher sollte man die Eigenschaften verschiedener Mikrofone kennen, damit man für das jeweils angestrebte Ergebnis das passende Mikrofon einsetzt.
Rod hat geschrieben: Fr 20 Dez, 2024 11:23 Du hast dich in das Audio-Thema eingefuchst. Könntest du bitte bei künftigen Vergleichen - auch wenn es deine audiophile Seele verbiegt - Mikrofone der unteren bis mittleren Leistungsklasse mit einbeziehen?
Ehrlich gesagt – nein! :-)

Erstens habe ich nicht vor, in den nächsten 100 Jahren noch einen Mikrofonvergleich zu produzieren, und zweitens hält sich mein persönliches Erkenntnisinteresse da auch in äußerst engen Grenzen bzw. ist schlichtweg nicht vorhanden. Ich bin mir sicher, dass es von AKG, Austrian Audio, Rode und Audio Technica (vermutlich auch von weiteren Herstellern) Mikrofone gibt, die weniger als 500 EUR kosten und dennoch akzeptable Ergebnisse liefern. Aber das muss die Zielgruppe dann selbst testen.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



ruessel
Beiträge: 10216

Re: 24 Mikrofone für Sprachaufnahmen im Vergleich

Beitrag von ruessel »

Für jemanden der zigtausende für ein Micro und fancy Vorverstärker mit klangvollem Namen und Markenaufkleber ausgegeben hat. ist die Vorstellung ein winziges Billigbauteil aus China könnte besser klingen, emotional einfach unmöglich zu akzeptieren.
Vor Jahren hatte ich hier mal 2 Audiofiles hochgeladen. Eines pur aus dem teuren CD Player und einmal über einer Röhrenstufe (1:1 Verstärkung) zusätzlich ausgespielt. Die Mehrzahl der Bewertungen auf Slashcam fanden das mit Röhre eindeutig besser - ich auch! Dabei waren das zwei Billigröhren (4 Euro/Stück) über das CD Playersignal geführt wurde, keine weiteren klang veränderten Bauteile in der Schaltung. Also Billig kann irgendwie auch besser sein ;-)

Das Problem war auf dem Ozzi nicht zu sehen, einzelne Signale/Impulse/waveformen sahen mit und ohne Röhre gleich aus. Es gab auch keine künstlichen Oberwellen zu sehen. Einzig bei lauten Impulsen kamen diese in die Sättigung der Röhren und wurden etwas gedämpft. Es war also eher ein leichter und primitiver Dynamikkompressor. Warum sich das für die meisten Menschen besser anhört? Keine Ahnung, aber wenn es so ist haben natürlich Großmembrane tatsächlich ihre Filterberechtigung, nur wie soll man(n) für seine Stimme das richtige Großmembran finden? Daher mein Vorschlag, ein gutes Kleinmembran mit mehr Soundinformationen als Großmembran und ran an die Filterbank.

Ich möchte noch was zu Mikrofonvergleichen schreiben. Da ich in den letzten Jahrzehnt hunderte Mikrofonkapseln vermessen und sortiert habe, lasst euch sagen, wenn es um Feinheiten geht (+-3dB), jede Mikrofonkapsel ist individuell - praktisch ein Unikat. Vergesst die auf Papier gebrachten Frequenzkurven, die meisten sind vom Marketing mit dem Lineal nachgezogen. Selbst die teuren Markenhersteller (ab 2000 Euro Klasse) haben damit zu kämpfen und müssen viele Prozente an Kapseln verschrotten, je genauer es an den Kunden gehen soll, desto mehr Schrott fällt an. Ich meine die teuren Mikrofone sind auf +-2 dB gleichlauf selektiert (das bedeutet, hier mal und da mal eine Delle im Frequenzspektrum die 4 dB zwischen zwei Exemplaren nicht überschreitet), das verteuert den Kaufpreis schon enorm. Je billiger desto wilder werden die einzelne Exemplare sortiert sein. Klar, ähnlich werden die Marken schon klingen, aber gleich? Zum hören gehört aber auch noch mehr als nur ein bestimmter Frequenzbereich. Wie schauen die Ansprechzeiten aus, wie schauen die Frequenzen außerhalb der perfekten Achse aus, was ist mit Phasendrehungen und nicht zuletzt: Ist die Elektronik sauber und engtoleriert symmetrisch aufgebaut? Wenn nicht, je nach Kabellänge klingt es anders ;-)

Um ein weiteres Fass aufzumachen, ein gutes altes Mischpult ist für manche noch wichtiger im Klang als das Mikrofon.

Gruss vom Ruessel



 Aktuelle Beiträge [alle Foren]
 
» Interview Bildwinkel tauschen
von rush - So 23:45
» S: Videokamera
von Blackbox - So 23:06
» Kamera fürs TV / Doku
von Darth Schneider - So 22:44
» Blackmagic URSA Cine 17K 65 bekommt Netflix Zertifizierung
von iasi - So 22:43
» Was schaust Du gerade?
von roki100 - So 20:52
» Werbung - es geht auch gut ;) Sammelthread
von pillepalle - So 12:47
» Insta360 Flow 2: 3-Achsen Smartphone-Gimbal mit automatischem KI-Tracking
von slashCAM - So 9:15
» Vermutlich 8k 60fps bei Sony A7V?
von Jott - So 6:28
» YoloLiv YoloCam S7 - 4K Streaming-Kamera mit MFT-Sensor, Wechselmount und Dual Native ISO
von Darth Schneider - Sa 21:15
» Hollywood in der Krise: Kalifornien erhöht Steueranreize für Dreharbeiten
von iasi - Sa 17:58
» Panasonic S1 mit Ausrüstung zu verkaufen
von hoerspielwerkstatt - Sa 16:00
» DJI ermässigt Preis für RAW Lizenz für Inspire 3 und Ronin 4D von 999 Euro auf 1 Euro
von iasi - Sa 10:55
» F1 - offizieller Teaser Trailer
von 7River - Sa 6:57
» James Bond am Ende?
von soulbrother - Fr 21:28
» RIP - Frank Glencairn :-(
von Darth Schneider - Fr 21:26
» Professionelles Voiceover
von mikroguenni - Fr 18:54
» RTL übernimmt Sky?
von Funless - Fr 18:19
» Biete Blackmagic Micro Cinema Camera Set
von MuffinOne - Fr 13:58
» Erste Footage von Blackmagics neuer URSA Cine 17K 65 Kamera
von ruessel - Fr 10:18
» UGREEN 2-in-1 USB-C to SD / TF 4.0 Card Reader - Gut UND günstig?
von slashCAM - Fr 8:45
» Apple entwickelte spezielle iPhone-Kamera für Aufnahmen aus dem Formel 1 Cockpit
von 7River - Fr 4:04
» Sony Camera Verify Beta - Echtheitsprüfung für Fotos per C2PA-Signatur
von philr - Do 18:54
» Adobe bringt kostenlose Profi-Kamera App mit KI-Funktionen
von Axel - Do 18:54
» Dynamic Range iPhone?
von vaio - Do 18:10
» Blackmagic Pyxis Monitor - neuer 5" HDR Touchscreen mit Kamerasteuerung
von Darth Schneider - Do 16:26
» Lohnt es sich als kleiner Filmemacher Equipment zu vermieten?
von iasi - Do 16:03
» Nikon - Neue Firmware für Z50II, Z5II, Z6III und Zf
von slashCAM - Do 13:48
» Günstiger SSD-Speicher für Macs via USB oder Thunderbolt 3, 4, 5
von BigT - Do 13:18
» Was hast Du zuletzt gekauft?
von Asjaman - Do 12:01
» FUJIFILM X half simuliert Analogfotografie und filmt nur vertikal
von stip - Do 10:38
» Background Rendering - Wird das iPad zur Laptop-Alternative für Kreative?
von slashCAM - Do 10:18
» Kostenlose Tentacle Music Video Sync App vereinfacht die Musikvideoproduktion
von pillepalle - Do 9:47
» Seit Update auf DaVinci Resolve Studio 20: Problem mit Film Look Creator
von pillepalle - Mi 20:36
» SmallRig x Potato Jet Tribex Stativ, Sennheiser IE 100 Pro, LaCie Ruggend SSD 5 4TB und mehr …
von slashCAM - Mi 11:09
» Blackmagic Camera 9.6: Micro Studio Camera 4K G2 jetzt mit PYXIS-Support
von slashCAM - Mi 10:39