patooo hat geschrieben: ↑Sa 29 Jun, 2024 16:29
Hallo,
ich drehe gerade Interviews in einem abgedunkelten Raum. Die einzigen Lichtquellen sind 2 Lampen auf 6100 Kelvin. Stelle ich nun den Weißabgleich auch auf 6100 Kelvin erscheint der Protagonist viel zu rot im Gesicht. Ich muss den Weißgleich auf ca. 5400 Kelvin setzen damit es auf dem Monitor nicht allzu rot ist.
Was läuft da falsch?? Wenn die Lampen 6100 Klevin haben muss doch der Weißabgleich den gleichen Wert haben, oder?? Anders wäre doch total unlogisch!
Ja, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Den Weißpunkt den man mit einem Weißabgleich festlegt besteht nicht nur aus der Farbtemperatur, sondern auch noch aus einer Grün/Magenta-Korrektur. Je nachdem ob mit deinen vorhandenen Lichtquellen der Weißpunkt oberhalb oder unterhalb der Planck'schen Kurve liegt, kann das Bild trotz richtiger Farbtemperatur immer noch einen grün oder magenta Farbstich haben. Das nur mal so zum allgemeinen Verständnis.
Es reicht also nicht den richtigen Kelvinwert an der Kamera einzustellen (das was du bisher gemacht hast), sondern man muss auch das Grün oder Magenta korrigieren, sonst wird's nie wirklich neutral sein. Und genau das macht die Kamera, wenn man eine manuelle Whitebalance vornimmt. Normalerweise liegt man bei guten Leuchten nie so weit von der Planck'schen Kurve weg und kann das grün/magenta auch in der Post korrigieren. Bei dir scheint das aber zum Problem zu werden. Und da du bei deinen Leuchten keine grün/magenta Korrektur vornehmen kannst (ich erinnere mich das dir die amaran f22c zu teuer waren), musst du die Werte eben in der Kamera korrigieren. Eine Möglichkeit das Problem zu lösen wäre also ein manueller Weissabgleich mit Kamera und Graukarte (wurde ja schon vorgeschlagen).
Dazu kommt dann noch, dass du bei allen deinen eingesetzen Geräten mehr oder weniger große Toleranzen hast. Wenn die Anzeige deiner Leuchte also 6100K angibt, heißt das nicht das auch 6100K heraus kommen. Im Tageslichtbereich hat man oft Abweichungen von +- mehreren hundert Kelvin zwischen den tatsächlichen und den angegebenen Werten. Zudem ist auch nicht sicher wie genau die Kelvin-Angaben bei deiner Kamera sind. Deshalb kann man auch nicht blind 6100K an der Leuchte einstellen und 6100K an der Kamera und darauf hoffen das die Farbtemperatur stimmt. Die wird dann meist nur so ungefähr stimmen.
Eine weitere Ungenauigkeit kann beim Monitoring vorliegen. Also das dein Kameradisplay das Bild anders ausehen läßt als es tatsächlich ist (weil nicht kalibriert) und genauso dein Computermonitor. Auf die Farben am Kameradisplay würde ich mich nicht allzusehr verlassen. Das ist gut genug für eine grobe Beurteilung, aber nicht gut genug um Farben wirklich genau zu beurteilen. Was also vor allem halbwegs stimmen sollte sind die Farben und Kontraste auf deinem Computermonitor, denn danach beurteilst und gradest du ja am Ende dein Material. Wenn dir das Thema Monitorkalibrierung zu kompliziert sein sollte, kannst du behelfsweise dein Material auch auf unterschiedlichen Geräten/Monitoren gegen checken und so zumindest sicher gehen, dass es überall halbwegs ordentlich aussieht.
Ich hoffe das hilft dir ein wenig den Sachverhalt zu verstehen und die Ursache auszumachen und zu korrigieren.
VG
Es geht doch nichts über ein solides Halbwissen.