Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Mo 04 Dez, 2023 10:18
Ist ja nicht so daß Bugs Bunny und Co. nicht immer wieder mal Werbung für irgendwelche Produkte gemacht hätten.
In sofern sehen wir aktuell eigentlich nur den Fortschritt darin, daß nicht ne Menge Zeichner jedes Bild von Hand malen, sondern der Rechner das übernimmt.
Ich ziele auf was anderes ab: Auch wenn wir es oft eigentlich scheinbar verlernt haben soziale Wesen zu sein, macht es in der Praxis wohl einen Unterschied, ob der lustige Cartoon-Hase Zielgruppen in der Werbung sagt, sie sollen *grins* Mehr Cola trinken *grins*, oder der "einfühlsamere als reale Menschen Botfluencer", der mit deinen Vorlieben gefüttert quasi völlig variabel individuell (und dabei lernfähige) maßgeschneiderte Werbung von täuschend menschenähnlichen Charakteren unterstützt in die Timeline spült? Der virtuelle Freund, Identifikationsfigur, Hoffnungsprojektsionfläche, von dem nur der Urheber und manche Menschen mit den Differenzierungsfähigkeiten wissen, dass es sich nicht um einen echten Menschen handelt?
Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Mo 04 Dez, 2023 10:18
Wie viel KI in diesen angeblichen KI-Avataren tatsächlich steckt, ist dann noch ne ganz andere Frage.
Ich glaube wenn die wirklich autonom handeln würden, wäre das eher kontraproduktiv als Marketinginstrument.
Im Prinzip sind das (wenigstens aktuell) auch nur bessere Handpuppen.
Nicht kontrollierte künstliche Intelligenz ist die langfristige Gefahr (aber nicht mehr oder weniger als das nicht gewaltengeteilte Fehlen von menschlicher Intelligenz), das mittelfristige Problem ist eher, dass eigentlich Automatisierung der Verarbeitung der heute schon vorhandenen Daten schon reicht. Auch weil in den Zielgruppen so wenig Medienkompetenz vorhanden ist.
Du bist anfällig für Süßgetränke, obwohl Du eigentlich ohnehin unter der Volkskrankheit Übergewicht leidest (lassen wir die Diskussion mal außen vor und schauen in die USA und deren Lebenswerwartungsprobleme, kann man nach Wunsch mit jeder anderen Werbebotschaft auch durchdeklinieren)? Ok, wir können jetzt eine Bugs Bunny Kampagne fahren falls den überhaupt noch jemand kennt.
Oder aber wir lassen die gesammelten personenbezogenen Marketing-Daten stattdessen schon in der Produktion individuell unterschiedlich in verschiedene Charaktermodelle einfließen, spielen (targetingmäßig recht einfach) noch segmentierteren Zielgruppen (ich sag jetzt noch nicht zielpersonen) über die Zeit aufbauend virtuelle Charaktere in die Timeline, die über den Konsum von Süßgetränken alle Probleme lösen und auf einmal Freunde finden, erfolgreich werden, was weiß ich. Die müssen noch nicht mal drüber reden, sondern nur scheinbare Erfahrungen teilen. Das geht dann irgendwann sogar fast organisch, ohne dass eigentlich eine Werbe-Einspielung als solche ersichtlich ist.
Ist im Unterschied nicht viel mehr als Influencer Marketing, nur dass da die schwelle noch ist, dass das Menschen sind die den Content bezahlt bekommen wollen und auch produzieren müssen.
Das Hauptproblem, dass unterbewusst viele Menschen nicht verinnerlicht haben (auch wenn sie eigentlich vielleicht das Wissen darüber hätten), wie soziale Netzwerke wirklich funktionieren. Nach McLuhan (Medium = Message) sollte klar sein, dass das reine Werbezielgruppen-ZurVerfügung-stellende-Platformen sind. Genau wie ein Werbespot, nur ohne das Werbe-Unterbrechungs-Mascherl. Ohne die Werbe-Einnahmen für Meta und Google gäbe es die scheinbaren Produkte (Soziales Netzwerk & Suchmaschine) nach anfänglicher Startup-Phase nicht mehr und auch keine "sozial-kulturelle Teilhabe", Unterhaltung, als was auch immer sich soziale Netzwerke tarnen.
Indem Content automatisiert generierbar ist, dabei noch präzise individualisiert auf Zielpersonen zugeschnitten werden kann, dabei menschlich(!)-organisch aussieht und die gleiche Kampagne im Prinzip statt einer Ausspielung in 5 Mio. verschiedene gehen kann wird Werbung ihr artifizielles Gesicht komplett verlieren. Das ist alles denkbar und teilweise schon umsetzbar. Bis das komplett geht, vergehen evtl. nur mehr wenige Jahre.