kobolds hat geschrieben:
Der Fernseher hat jedoch eine Möglichkeit zur Formatumstellung auf 16:9
Was bedeutet das genau?
Die Auflösung einer PLA-DVD beträgt immer 720x576. Die Unterscheidung ob mit Hilfe dieser Auflösung ein 4:3 oder ein 16:9 Bild dargestellt werden soll wird mit Hilfe der horizontalen Breite der Pxel vorgenommen. Man kann sich das so vorstellen, daß bei 4:3 die 720x576 um den Faktor 1.067 horizontal gestreckt werden, bei 16:9 um den Faktor 1.42. Auf dieser Weise bekommt sowohl ein 4:3-Fernseher wie auch ein 16:9-Gerät die volle Auflösung der DVD zu sehen.
Was passiert nun, wenn ein Film in 16:9 vorliegt, aber auf einem 4:3 Fernseher gezeigt werden soll? Stellt man am DVD-Player das Format des Wiedergabegeräts auf 4:3 ein, rechnet der Player das 16:9-Bild auf 4:3 herunter und fügt damit letztlich oben und unten schwarze Balken hinzu. Wichtigster Nachteil dieses Verfahrens: durch die Verkleinerung auf 4:3 wird die Auflösung des Bilds verkleinert und damit verschlechtert.
Wie kann man das verhindern? Klar... in dem man dem Fernseher die volle Auflösung übermittelt und ihn selbst verkleinern läßt. Warum kann das ein Vorteil sein? Das sichtbare Ergebnis scheint doch das gleiche zu sein? Ist es aber nicht, denn der Fernseher verkleinert das Bild nicht faktisch sondern staucht es vertikal. Die Anzahl der übertragenen Bildzeilen bleibt gleich, was einen Auflösungsverlust vermeidet. Sicher... wenn die physikalische Auflösung der Röhre selbst zu schlecht ist, mag das kaum einen Vorteil darstellen, aber mit einer guten Bildröhre sieht man einen deutlichen Unterschied. Dieser Modus ist auf jeden Fall vorzuziehen.
Soll heißen... der 16:9 Modus des 4:3-Fernsehers hat nichts damit zu tun, die Balken loszuwerden. Die Balken dienen der Anpassung des 4:3-Formats an das meist in 1:1.85 (kleiner Balken) oder 1:2.35 (große Balken) aufgezeichnete Kino-Bild. Ohne Balken sieht man einfach nicht das ganze Bild, was ja wohl nicht das Ziel sein kann. Wenn Dein Auto der Länge nach nicht in die Parklücke paßt, schneidest Du ja auch nicht das Heck ab sondern suchst Dir eine andere Parklücke.
Einzige (halbwegs vernünftige) Möglichkeit des 4:3 Transfers muß bereits bei der Produktion des Films mit eingeplant werden. Es besteht nämlich die Möglichkeit, einfach ein 4:3 Negativ zu belichten, auch wenn der Kameramann die Bildkomposition auf 1:1.85 oder 1:2.35 ausrichtet. Er denkt sich dann halt einen schmaleren Bildrahmen in das 4:3-Bild hinein oder läßt sich entsprechende Rahmenmarkierungen optisch oder elektronisch anzeigen. Für´s Kino wird der Bildteil ober- und unterhalb des Kinozielformats schwarz kaschiert (Matting), für das Fernsehen wieder geöffnet/entfernt (Open Matte). Nur so hat der Kamermann einigermaßen die Chance, den Bildausschnitt auf beide Formate zu trimmen, auch wenn seine volle Aufmerksamkeit wohl stets dem Kino-Ausschnitt gilt (immerhin kann er nur damit einen Oscar gewinnen). Beispiele für solche Produktionen (das Negativformat heißt Super35): Titanic, The Big Lebowski und viele, viele mehr. Diese Methode ist mittlerweile - aufgrund der qualitativ besser gewordenen Negative - zu einer Art Standard geworden.
So... genug jetzt. Wer der Englischen Sprache mächtig ist, kann hier weiterlesen:
The Ultimate Guide to Anamorphic Widecreen DVD for Everyone
Grüße,
Christian