Gestern Abend rief eine Freundin an und sagte, pass mal auf, du bist doch auch P.T.A.-Fan, hast du Lust, mit mir in Licorice Pizza (sprich: lickorrisch) zu gehen, die OmU? Ich sagte, okay, wie spät? Einundzwanzig Uhr, puh, das ist mittlerweile für mich hart, ich stehe vor den Hühnern auf und kämpfe um die Zeit schon mit dem Sandmännchen, aber klar.
Dieser kleine anekdotische Kuchenkrümel oben ist noch stark beeinflusst von Licorice Pizza, der eines weniger hat: erzählerische Ökonomie, und eines dafür im Überfluss: Fabulierlust.
Es kam, wie in diesem Fall erwartet. Das Kino war bis auf den letzten Platz voll, allerdings zählte ich nur dreißig Plätze. Ich trank zwei Cola und war okay.
Der Titel lässt sich (laut Wikipedia) übersetzen mit "Lakritzpizza", womit eine Vinylschallplatte gemeint ist. Wenn der Name Programm ist, dachte ich, dann wird es bestimmt ziemlich retro, nostalgisch und romantisch. Auf Film gedreht, muss das denn noch?
Stimmt irgendwie alles. Und dann wieder doch nicht. Wir gingen hinterher zu Fuß nach Hause, ich ging noch einen Umweg mit, und wir waren geteilter Meinung über den Film. Sie war ein bisschen enttäuscht, eventuell sogar mehr als ein bisschen, und sie wollte es nicht so deutlich zeigen, weil sie mich kennt und mir meine Hochstimmung nicht verderben wollte. Was fehlte ihr? Sie sagte, der Film war zu lang (=langweilig? Nein nein, das hab ich nicht gesagt). Es ist viel passiert, aber was soll mir das sagen? Hätte zumindest kürzer sein müssen. Welche Szene hättest du denn rausgeschnitten? Wir überlegten und kamen darauf, dass bis auf das Intro (die Startrille der Platte) und das Outro nichts wirklich wichtig gewesen war. Im Grunde "bloß" Situationen, in denen die Figuren neue Seiten von sich zeigen konnten. Aber um jede Szene, für sich genommen, wäre es schade gewesen. Würdest du sagen, der Film hat als Ganzes für dich nicht funktioniert? Nein, das ist zu hart gesagt.
Ich war nicht durchgehend, aber oft tief in dem Film versunken, aber nicht so tief, dass mir manche technische Dinge nicht aufgefallen wären. Bevor diese ganzen Filmlook-Resolve-Werkzeuge hier gehypt wurden, hatte ich nicht gewusst, was Halation ist. Es gibt in Licorice Pizza viele kleine Plansequenzen, die aber seltener mit Steadicam ausgeführt sind, aber dafür vom Stativ mit extrem langen Brennweiten. Es wird mit dem gespielt, was Josh von Make.Art.Now die "tiefe Parallaxe" nennt. Im Abspann steht unter Cinematography unter Michael Baumann gleich groß Paul Thomas Anderson. Darüber würde ich gern mehr wissen.
Also zusammengefasst eine sehr gute Kritik. Dieser Film könnte Ihnen vielleicht nicht gefallen, wenn Sie im Kino gerne affirmativ belehrt werden oder Checkboxen im Handbuch für den Drehbuchautor ausfüllen oder iasi heißen.