@7River
Ich wollte jetzt nicht Titanic als hohle, doofe Unterhaltung hinstellen, im Sinne U-Kino vs. E-Kino.
Immerhin bietet Titanic, was Das Seil nicht bietet - zumindest nicht für einige hier im Forum, und zwar ein zufriedenstellendes Ende. Scheißegal, ob Jack mit auf die Tür gepasst hätte (er hätte, bzw. er hat, nämlich ausprobiert während der Dreharbeiten). Scheißegal, ob seine und Rose's Rollen schon arg holzschnittartig sind, wie überhaupt alle Figuren dieses Schinkens. Ende gut, alles gut. Formal hat alles seine Richtigkeit. Man kann sagen, die Story ist mit deutscher Gründlichkeit zuende erzählt.
Kino zeigt zwar, wie Godard einmal sagte, den Tod bei der Arbeit, aber was gerne übersehen wird, dass nicht der Vollzug zählt, sondern das "bei", das Wie. Der Weg ist das Ziel. Das Ende eines Films ist vergleichbar mit den Schlusstakten berühmter Sinfonien. Tatatata-Taaaa... TA!!! Oder den Org@smen bei Pornos (Filmquiz: "Der langen Rede kurzer Sinn: Jetzt musser rinn!"). Oder der Anthologie
Die 100 schönsten Grabreden.
Titanic wird gerne gesehen wegen seiner Sensationen. Ganz klar erwartet der männliche Kinogänger eher die Actioneffekte. Aber es gibt auch eine Liebesgeschichte. Cameron war sich nicht sicher, ob das Ganze nicht zu kitschig würde. Er sagte vor den Schnittarbeiten, wenn ich es nicht mehr ertrage, schneide ich mir mit einem Rasiermesser die Kehle durch.
Statt des tatsächlichen Rasiermessers nahm er das
blade tool und trimmte die oben verlinkte Szene weg, von der mich schon erstaunt, dass die Schauspieler sie mit ernsten Gesichtern abliefern konnten.
Jack und Rose erinnern natürlich grob an Romeo & Julia, eine der berühmtesten Tragödien der Welt, die Mutter aller Liebestragödien, von Shakespeare.
dosaris hat geschrieben: ↑So 23 Jan, 2022 10:27Entweder der Plot wird dann transparenter u deutlicher oder man entdeckt überwiegend weitere Fehler oder Logiklöcher.
Aber den Plot darf man sich auch nicht so nüchtern geben:
Wikipedia hat geschrieben:Die Tragödie spielt in der italienischen Stadt Verona und handelt von der Liebe Romeos und Julias, die zwei verfeindeten Familien angehören, den Montagues (Romeo) bzw. den Capulets (Julia). Die Fehde geht so weit, dass sich die Beteiligten regelmäßig zu Beleidigungen und blutigen Fechtkämpfen hinreißen lassen, sobald sie in der Stadt aufeinander treffen. Deshalb halten Romeo und Julia ihre Liebesbeziehung vor ihren Eltern verborgen. Ohne deren Wissen lassen sie sich vom Bruder Lorenzo trauen, der insgeheim hofft, auf diese Weise einen ersten Schritt zur Versöhnung der verfeindeten Familien beitragen zu können. Trotzdem kommt es zwischen Romeo und Tybalt, einem Capulet und Cousin Julias, zum Kampf, in dessen Verlauf Tybalt von Romeo getötet wird. Romeo wird aus Verona verbannt und muss nach Mantua fliehen. Julia, die nach dem Willen ihrer Eltern in aller Eile mit einem gewissen Paris verheiratet werden soll, bittet erneut Bruder Lorenzo um Hilfe. Dieser überredet sie, einen Schlaftrunk zu sich zu nehmen, der sie für mehrere Stunden in einen todesähnlichen Zustand versetzen werde, um so der Hochzeit zu entrinnen. Romeo soll durch einen Brief, der ihn allerdings wegen eines Missgeschicks nicht erreicht, von diesem Plan in Kenntnis gesetzt werden. In der Zwischenzeit sieht ein Freund Romeos die mittlerweile beigesetzte Julia in ihrer Familiengruft liegen, eilt zu Romeo und berichtet ihm vom angeblichen Tod seiner Geliebten. Romeo eilt nach Verona zum Grab seiner Frau, um sie noch ein letztes Mal zu sehen, dann nimmt er Gift und stirbt an ihrer Seite. Im selben Augenblick erwacht Julia aus ihrem todesähnlichen Schlaf, sieht, was geschehen ist, ergreift Romeos Dolch und tötet sich aus Verzweiflung ebenfalls. Als die verfeindeten Eltern von der tragischen Liebesbeziehung erfahren, erkennen sie ihre Mitschuld und versöhnen sich über dem Grab ihrer Kinder.
Die Handlung ist nüchtern betrachtet unglaubhaft und unrealistisch. Sie ist, wie sie ist, weil sie auf geniale Art Emotionen aller Art bis zum Abwinken ausreizt, die Geburt und der schicksalhafte Triumph der Romantik. Der unglaublich starke Mythos von der soziale Gräben überspannenden und quasi übernatürlichen Liebe, die zu Milliarden unglücklicher Ehen geführt hat. Die Handlung ist ein Konstrukt, ein Märchen voller Klang und Wut ("das nichts bedeutet") für die Bretter, die die Welt bedeuten. Sie ist weitgehend austauschbar, übertragbar, änderbar. Ein MacGuffin.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...