Darth Schneider hat geschrieben: ↑Mo 10 Jan, 2022 04:44
Das ist gar nicht das selbe wie mit den Printmedien.
Damals ging es um die Ablösung einer veraltenden Technologie durch eine neue.
Was ja dann auch passierte. Die riesigen Print Zeitschriften Medien sind so gut wie ausgestorben. [...]
Beim Streaming geht es aber nicht veraltete und zeitgemässe Technik, sondern um die (Neu) Verteilung der Rechte des ganzen Cotents..
Gerade das Beispiel Journalismus zeigt, dass sich (a) und (b) nicht ausschließen, sondern einander bedingen. Auch im Journalismus geht es um [Verlags]rechte an Content, bzw. um Verwertungsverträge mit Produzenten, die beim Paradigmenwechsel von Print zu Online neu verteilt wurden.
Auch damals dachten die Zeitungen - so, wie heute die Kino- und z.T. Fernsehproduzenten -, dass sie als teuer produzierte Qualitätsmedien durch Online nicht ernsthaft bedroht werden, und dass Online nicht mehr als ein weiteres Standbein bzw. ein weiterer Kanal für Journalismus wird. Das gleiche übrigens auch im Einzelhandel: Im Jahr 2000 hatte auch niemand (bis auf Jeff Bezos...) die Idee, dass Online-Handel jemals das Kerngeschäft in den Einkaufsstraßen ernsthaft bedrohen würde.
Und dann ist es sehr typisch für Übergangszeiten, dass neue Plattformen bzw. Medien mit Milliarden Risiko-(Börsen-) kapital ausgestattet werden und dadurch das Gesamtangebot erst einmal stürmisch wächst; und dass diese neuen Plattformen über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg rote Zahlen schreiben (siehe z.B. Amazon und lange Zeit auch Netflix...), weil ihre Strategie langfristig ausgelegt ist und sie damit rechnen, den Markt in der nahen Zukunft zu dominieren.
In dem Moment, in dem diese Wachstumsstrategie funktioniert und die neuen Plattformen hohe Marktanteile erobert haben und profitabel werden, kann das nur zu Kosten der alten Anbieter gehen, weil der Kuchen/der Gesamtmarkt nicht im selben Maße wächst wie das Angebot. Wie wir bei Zeitungen und Zeitschriften oder im Einzelhandel (man nehme in D nur: Karstadt/Kaufhof, Saturn/Mediamarkt, Buchhandel...) sehen, kommt die Krise sehr schnell und spürbar, sobald die neuen Plattformen signifikante Marktanteile haben.
Bei Filmen/Serien sind wir jetzt genau in der Phase, wo es einen Boom durch ein doppeltes Angebot der alten und neuen Auftraggeber gibt, und irgendwann wird die Marktbereinigung kommen. Die könnte sich z.B. darin äußern, dass klassisches Privat-Free-TV (RTL, Pro7, Sat.1 etc.] bald keine Zukunft mehr hat, oder nur noch als Billigst-Angebot wie Teleshopping-Sender, dass der ÖR auch auf Grund politischer Willensbildung radikal geschrumpft wird, und dass ein nochmaliges Kinosterben einsetzt, bei dem irgendwann nur noch ein paar Groß-Leinwände für Superhelden-Blockbuster-Filme plus vielleicht ein Programmkino pro Universitätsstadt übrigbleiben.
- Bei Film wiederholt sich die Geschichte nur deshalb 20 Jahre später als bei Journalismus und Einzelhandel, weil das Internet und Endgeräte erst jetzt (und in Deutschland noch nicht mal flächendeckend) schnell genug sind, um Bewegtbild in Fernsehqualität zu streamen.