Welche Parameter beeinflussen denn die Empfindlichkeit eines Sensors?cantsin hat geschrieben: ↑Di 28 Apr, 2020 10:11 Die ganze Semantik von "ISO" ist falsch, da sie der analogen Fotografie entnommen ist und man Fotografen offenbar nicht zumuten kann, in Parametern digitaler bzw. elektronischer Signalverarbeitung zu denken.
Bei der ISO digitaler Kameras handelt es sich eigentlich um native Sensorempfindlichkeit + Gain (=Signalverstärkung) + z.T. auch um negativen Gain oder Gammaabsenkung bei niedrigen ISOs unterhalb der nativen ISO.
Wenn man das - wie die meisten Videomacher - weiß, weiß man auch, was ein schlechter Signal-/Rauschabstand durch ein schwaches Signal (= wenig Licht) ist, auch bekannt als Prinzip "garbage in - garbage out". Und dass man für eine optimale Aufzeichnungsqualität den Sensor in seiner nativen Empfindlichkeit voll belichten muss.
Fotografen hingegen hat man das Denken beigebracht, dass digitale Kameras wie Filme mit flexibler Empfindlichkeit sind und bei hoher ISO die Körnigkeit steigt. Diesen Mythos probiert das Video zu zerstören, macht aber die Dinge noch komplexer, indem sie die Metapher ISO mit zusätzlichen Metaphern ausschmückt - statt einfach mal zu erklären, was Signal-/Rauschabstand und Signalverstärkung sind...
Sensorgröße, Pixelpitch, Mikrolinsen sowie ihr Abstand zueinander, Verdrahtung mit Kupfer oder mit anderen Materialien, BSI (back-side illumination/Drähte hinter der Sensorfläche) oder Drähte auf der Sensorfläche, Bayer-Filter oder 3-Chip-Design oder Monochrom-Sensor... - alles Parameter im Hardware-Design des Sensors.dienstag_01 hat geschrieben: ↑Di 28 Apr, 2020 10:23 Welche Parameter beeinflussen denn die Empfindlichkeit eines Sensors?
Das ist ja eine sehr umfassende Aufzählung geworden ;)cantsin hat geschrieben: ↑Di 28 Apr, 2020 12:46Sensorgröße, Pixelpitch, Mikrolinsen sowie ihr Abstand zueinander, Verdrahtung mit Kupfer oder mit anderen Materialien, BSI (back-side illumination/Drähte hinter der Sensorfläche) oder Drähte auf der Sensorfläche, Bayer-Filter oder 3-Chip-Design oder Monochrom-Sensor... - alles Parameter im Hardware-Design des Sensors.dienstag_01 hat geschrieben: ↑Di 28 Apr, 2020 10:23 Welche Parameter beeinflussen denn die Empfindlichkeit eines Sensors?
Gainverstärkung verändert die Empfindlichkeit des Sensors nicht, sondern ist - wie gesagt - nur Signalverstärkung.
Die passende Analogie wäre ein Radio mit schwacher Antenne (=geringer Empfindlichkeit) vs. ein Radio mit leistungsfähiger Antenne (=hoher Empfindlichkeit). Auch das Radio mit schwacher Antenne kann ich so laut drehen wie das Radio mit besserer Antenne, kriege dann aber mehr Rauschen. Der ISO-Regler an der Kamera ist das Äquivalent zum Lautstärkeregler. (Umgekehrt verbessert/verändert der Lautstärkeregler eines Radios nicht dessen Funksignal-Empfindlichkeit.)
Die Northrop-Analogie mit dem Tacho finde ich eher unpassend und verwirrend.
Was er da sagt, ist nur begrenzt auf Video übertragbar, da bei Video fast immer mit festen Verschlusszeiten (wie 1/50 bei 24/25p) gedreht wird. D.h., es gibt bei der Belichtung eine Stellschraube weniger als bei Fotografie und die von Northrup propagierte Option, mit der Verschlusszeit 'runterzugehen, um mehr Licht einzufangen, fällt i.d.R. weg.Die Ergebnisse fand ich ansprechend. Der Beitrag von Tony Northrup lässt das Vorgehen mit höheren ISO Werten zu filmen in einem anderen Licht erscheinen. Was haltet Ihr davon?
ISO ist in der Videokamera-/Digitalkamera-Praxis vor allem eins: Quatsch.dienstag_01 hat geschrieben: ↑Di 28 Apr, 2020 13:09 Ich wollte mit der Frage aber etwas anderes anregen: nämlich, dass zur nativen ISO nicht nur die Hardwarekomponenten des Sensors gehören, sondern auch die Software. Native ISO ist die optimal *angepasste* Kennlinie des Sensors. Der Gedanke, da sind alle internen Verarbeitungsschritte bei Null, wäre nicht richtig.
Unser Mißverständnis hat wieder mit Semantik-Problemen zu tun, die Kompatibilitätsaltlasten aus Analogfilm-Zeiten sind. Wenn man einen Sensor nicht clippt, belichtet man ihn eigentlich auch nicht über. "Überbelichtung" ist ETTR und/oder das spezifische Belichten für Log-Profile nur aus der Sicht entweder von analoger Filmbelichtung oder Belichtung mit sRGB/Rec709-Bildprofilen.
Ja, das ist dann allerdings ein Gamma- und kein Gainproblem, und kann in der Nachbearbeitung durch Absenkung des Gammawerts vor der LUT kompensiert werden.Mit dem Panalut sieht das so etwas von überbelichtet aus, auch die Belichtungsanzeige schlägt komplett nach Rechts aus.
Wenn es der Hersteller nicht angibt, ist das ein Ratespiel. Am einfachsten ist es bei Kameras mit Log-Bildprofilen - da gibt es für das Log-Profil i.d.R. nur eine (oder bei dual-gain-Sensoren zwei) native ISOs. Allerdings sind diese Werte wiederum nicht auf das Fotografieren und Filmen in sRGB/Rec709-Profilen übertragbar...
ich finde, dass die entsprechenden angaben in den betreffenden normen klar und nachvollziehbar beschrieben sind, sowohl im bereich der analogen fotografie, wie auch im bezug auf digitale arbeitsmittel.
z.b. mit einer demo version von imatest kann man das relativ einfach an hand mehrerer aufnahmen eines gewöhnlichen graukeils od. mit professionellen von hinten beleuchteten dichtefilter stufenkeilen bestimmen.
...a.k.a. Push-Entwicklung, klar.